Sexualität: Facts und Tipps / Wie macht Sex zu zweit mehr Spass?:
Wenn du redest, vermeidest du Frust beim und nach dem Sex. Über Sex Reden ist Übungssache. Wir haben ein paar Tipps für dich, die das Reden leichter machen.
Reden hilft, Missverständnisse zu vermeiden
Vielleicht findest du, dass dein*e Partner*in beim Sex merken sollte, was in dir abläuft, was dir gefällt und was du brauchst. Aber Menschen können nicht hellsehen oder Gedanken lesen. Sie können nur vermuten. Sehr oft vermuten sie falsch. Darum kommt es beim Sex oft zu Missverständnissen, wo unter Umständen Beide Dinge machen, die sie gar nicht wollen, weil sie denken, dass ihr*e Partner*in das will.
Wer redet, übernimmt Kontrolle
Wenn du schweigst, überlässt du zudem der anderen Person beim Sex die Kontrolle. Möglicherweise macht sie dann etwas, was du nicht willst. Und du bist frustriert, weil du nicht auf deine Kosten kommst, oder du fühlst dich ausgenützt oder gar missbraucht. Wenn du redest, übernimmst auch du Kontrolle.
Thema Verhütung und Schutz vor Krankheiten
Wir finden, dass es absolut nötig ist, vor sexuellen Handlungen mit einer anderen Person über Verhütung und Schutz von sexuell übertragbaren Infektionen zu reden. Klärt miteinander ab, wie ihr euch schützen könnt und welche Verhütungsmittel ihr anwenden wollt. Dir fällt das schwer? Dann lies bitte diesen Text.
Hilfreiche Überlegungen vor dem Reden
Du kannst besser reden, wenn du weisst, was du sagen willst. Hier sind einige hilfreiche Überlegungen, die du dir machen könntest, und die du deinem*deiner Partner*in mitteilen könntest.
- Willst du mit der Person nur sexuelle Erfahrungen machen, oder willst du eine Liebesbeziehung?
- Welche sexuellen Handlungen und Stellungen hast du gern?
- Wo am Körper wirst du gern berührt?
- … und auf welche Weise wirst du dort gern berührt? (Das kannst du der anderen Person auch mal vormachen, zum Beispiel an ihrem Arm)
- Was ist für dich wichtig, dass du sexuell in Stimmung kommst?
- Was kann deine Stimmung beim Sex so richtig ablöschen?
- Welche sexuellen Handlungen willst du auf keinen Fall tun?
- Zu welchen sexuellen Handlungen bist du noch nicht bereit?
- Was würdest du unter bestimmten Bedingungen mal ausprobieren?
Sei ehrlich, wenn du redest
Wenn du unsicher oder ängstlich bist, ist es eine gute Idee, wenn du das deinem*deiner Partner*in mitteilst. Es bringt gar nichts, wenn du ihm*ihr vormachst, dass du total erfahren bist, denn dann macht er*sie munter drauflos und du verspannst dich nur. Es ist doch viel besser, wenn er*sie weiss, dass er*sie vorsichtig sein sollte! Es bringt auch nichts, wenn du sagst, dass du etwas super gefunden hast, das du in Wahrheit nicht super gefunden hast (der*die Andere wird sich nur ermutigt fühlen, mehr davon zu tun). Und wenn du gemischte Gefühle hast und nicht so genau weisst, was du beim Sex willst, teilst du das am besten auch mit.
Nach dem Sex freundlich Feedback geben
Es macht auch Sinn, nach dem Sex darüber zu reden. Vielleicht nicht gerade nach dem Höhepunkt, wenn der*die Andere noch am seelig Dösen ist, aber wenn ihr wieder ins Plaudern kommt. Ihr könnt einander mitteilen, was euch gefallen hat und was ihr das nächste Mal ausprobieren wollt. So wisst ihr auch besser, woran ihr miteinander seid.
Der richtige Zeitpunkt für Kritik
Wenn dir etwas beim Sex nicht gefallen hat oder wenn du über den Sex frustriert bist, teilst du das deinem*deiner Partner*in von Vorteil nicht gerade dann mit, wenn er*sie gerade einen Höhepunkt hatte und das gute Gefühl noch nachschwingt. Er*sie wird dir das ziemlich sicher übel nehmen. Es ist besser, du besprichst das in einem anderen, ruhigen Moment zu zweit mit ihm*ihr.
Keine Vorwürfe, sondern Vorschläge
Wenn du unglücklich oder frustriert über etwas bist, raten wir dir von Vorwürfen ab («Das hast du falsch gemacht!», «Du könntest ja wirklich mal versuchen…», «Nie tust du…», «Immer tust du…»). Wenn du Vorwürfe machst, wird dein*e Partner*in sich angegriffen fühlen und möglicherweise zurückschlagen. Das bringt euch gar nichts. Wir empfehlen dir, dass du mit positivem Feedback beginnst und Vorschläge anfügst («Das und das hat mir gefallen. Was ich auch noch gern hätte, wäre…», «Ich finde … total schön. Wollen wir das beim nächsten Mal etwas mehr machen?»). Und wenn dir etwas nicht gefällt, gib nicht dem*der Partner*in die Schuld, sondern sprich von deinem Erleben («Ich weiss noch nicht so recht, wie ich … finde. Wollen wir eher mal … probieren?», «Irgendwie bin ich kein Fan von …, möglicherweise würde es mir helfen, wenn du…»).
Reden über Sex ist Übungssache
Das Reden über Sex oder beim Sex fällt dir vielleicht nicht so leicht, wenn du es noch nie getan hast. Je mehr du übst, desto mehr gewöhnst du dich daran, und es wird für dich irgendwann einmal normal. Als Redehilfe eignen sich Bücher – die ihr auch miteinander lesen könnt (zum Beispiel «Wild Thing» von Paul Joannides). Mit der Zeit wirst du wahrscheinlich merken, dass Reden beim Sex oder über Sex auch ziemlich erotisch und erregend sein kann.