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Ich bin beim Stillen sexuell erregt - was tun?

Vielleicht sorgst du dich, weil du beim Stillen sexuelle Erregung oder Lustgefühle erlebst. Dabei sind das ganz normale körperliche Vorgänge.

Es ist normal

Vielleicht hast du ein Kind und stillst es. Und du erlebst sexuelle Erregung und Lustgefühle dabei. Vielleicht verstört dich das. Wichtig ist: Es ist normal.

Studien zum Thema Stillen und sexuelle Erregung

Es gibt diverse Studien, die die Zusammenhänge zwischen Stillen und sexueller Erregung beschreiben. In einer Studie etwa wurden 153 niederländische Mütter zu den Empfindungen während des Stillens befragt. Von ihnen berichteten 71% angenehme Kontraktionen im Bereich der Gebärmutter, und 34% von sexueller Erregung. 8% gaben an, allein durch das Stillen einen Orgasmus erlebt zu haben. (Gianotten WL. Zwangerschap en orgasme (Pregnancy & Orgasm). Tijdschr Verloskundigen. 1988;13:326–9.) Oder: In einer umfangreichen Metaanalyse von Forschungsartikeln beschrieb ein Drittel bis die Hälfte der stillenden Mütter das Stillen als erotisch ("ein intensives körperliches Lusterleben") (von Sydow K.: Sexuality during pregnancy and after childbirth: a metacontent analysis of 59 studies. J Psychosom Res. 1999;47:27–49.).

Sexuelle Erregung ist ein körperlicher Vorgang

Das heisst: Die sexuelle Erregung und auch das orgasmusähmliche Erleben beim Stillen ist normal. Das hat nichts mit Pädophilie zu tun. Sexuelle Erregung ist ein rein körperliches Geschehen, das unwillkürlich ausgelöst wird. Das heisst, wir werden sexuell erregt, ohne dass wir das bewusst entscheiden. Brustwarzen haben viele Nervenendigungen und sind daher sehr empfindsam. Ihre Stimulation kann sexuelle Erregung auslösen und begünstigen. Das Saugen an der Brustwarze kann also sexuelle Erregung auslösen. Lies bitte auch diesen Text über sexuelle Erregung.

Angenehme Gefühle beim Stillen

Die Natur hat es so eingerichtet, dass Stillen für Mütter mit angenehmen Gefühlen einhergeht. Das macht Sinn, denn bei unseren Vorfahren hing das Überleben des Kindes davon ab. Beim Stillen werden die Hormone Oxytocin und Prolaktin ausgeschüttet. Oxytocin, das so genannte "Liebeshormon", sorgt dafür, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind gestärkt wird, und zusammen mit dem Prolaktin wird dafür gesorgt, dass neue Milch gebildet wird. Oxytocin kann Glücksgefühle auslösen. Und so ist es gut möglich, dass eine Frau die sexuelle Erregung während des Stillens mit schönen Gefühlen verbindet. In sexueller Erregung wird übrigens auch Oxytocin ausgelöst. Du siehst, wie verwandt das alles ist.

Gebärmutterkontraktionen

Hinzu kommen die Gebärmutterkontraktionen während des Stillens, die eigentlich ein Aspekt der Gebärmutterrückbildung sind. Diese Kontraktionen können, wie die obengenannte Studie zeigt, als angenehm erlebt werden, und sie können auch sexuelle Erregung auslösen.

Wie kann ich besser damit umgehen?

Wie du in unserem Text über sexuelle Erregung nachlesen kannst, muss sexuelle Erregung nicht mit angenehmen oder lustvollen Gefühlen einhergehen, denn es ist ein rein körperlicher Ablauf. Vielleicht erlebst du keine angenehmen Gefühle, sondern Scham, Ekel und Schuldgefühlen. Das sind unangenehme Zustände, die mit körperlicher Anspannung einhergehen. Diese körperliche Anspannung hat aber zusätzlich das Potential, sexuell erregend zu sein – wie du ja auch in unserem Text über sexuelle Erregung nachlesen kannst.

Daher empfehlen wir dir eine gelassene Haltung. Sieh die sexuelle Erregung als ein Zeichen dafür, dass du eine normal funktionerender sexueller Mensch bist. Sag dir: "Ich bin normal" und richte die Aufmerksamkeit auf den guten emotionalen Kontakt mit deinem Kind. Dein Kind wird nicht geschädigt dadurch, dass du eine ganz normale körperliche Reaktion beim Stillen erlebst.