Zuerst einmal, vielen Dank, dass Ihr euch so viel Mühe gibt. Gerade zur Zeit der Pandemie ist es schwer Beratungsstellen zu finden und dies ist eine tolle Alternative.
Ich bin weiblich und 20 Jahre alt. Ich bin bezüglich des Themas Sex sehr unerfahren und hatte noch keinen Geschlechtsverkehr.
Wenn mein Freund ich uns näher kommen, passen wir immer sehr darauf auf, dass kein frisches Ejakulat in die Nähe meiner Scheide kommt und seine Hände (bevor er mich an der Vulva anfässt oder auch tiefer mit dem Finger in die Scheide dringt ), immer trocken sind und er sich davor nicht an seinen Genitalbereich anfasst.
Bis jetzt hatte ich noch nie bedenken, weil wir beide immer sehr vorsichtig sind. Als ich erfahren habe, dass eine gemeinsame Freundin von uns ungeplant schwanger geworden ist, habe ich angefangen mich immer mehr in bestimmte Situationen hineinzusteigern.
Als ich beispielsweise bei ihm wahr und wir wieder Petting hatten.
Er hat die Tür aufgemacht und mich umarmt anschließend haben wir uns geküsst und er hat mich am Arm und am Bein gestreichelt. Ich hatte währenddessen immer meine Kleidung an. Er ebenfalls. Anschließend hat er gefragt, ob er mit dem Finger in die Scheide eindringen darf und ich habe es erlaubt und habe davor gefragt, ob seine Hände sauber sind (er hatte die ganze Zeit, also ab dem Zeitpunkt als wir uns gesehen haben die Hand nicht an seinem Geschlecht, hatte keinen Erguss und hat die Türklingel angefasst, meinen Arm und meine Beine gestreichelt und das Bett angefasst)
Als ich geschaut habe, hatte er nichts an den Fingern.
Als er fertig war, habe ich meine Hose wieder hochgezogen und ihn befriedigt, woraufhin er gekommen ist. Wir haben anschließend nichts mehr angefasst haben und uns die Hände gründlich gewaschen.
Dann habe ich aufeinmal einige Tage danach gemerkt, dass ich mir irgendwelche Szenarien ausmale „was ist wenn“ und im Internet die kuriosesten Geschichte lese, obwohl ich weiß, dass wir sehr gut aufgepasst haben.
Ich habe angefangen mir Symptome einzubilden (ziehen in Unterleib…)
Eine Woche nachdem ich bei meinem Freund war habe ich einen Termin bei meinem Frauenarzt gemacht und gesagt, dass ich ziehen im Unterblieb habe.
Ob es sich vielleicht um eine Zyste handeln kann.
Diese hat einen vaginalen Ultraschall gemacht und gefragt, ob ich bald meine Menstruation bekomme, weil die Schleimhaut gut aufgebaut sei. Ich sagte ja und daraufhin sagte sie, dass es ein ganz normaler Mittelschmerz sein kann.
Danach habe ich genau pünktlich meine Periode bekommen (Stärke war gleich), die 5 Tage lang ging.
Und dann fingen wieder die Zweifel an. Anfangs war ich beruhigt, ich dachte mir „bei der Menstruation wird die Gebärmutter Schleimhaut abgebaut, weil es zu keiner Befruchtung kam“ und dann las ich wieder, dass viele Frauen trotz regelmäßiger Blutung schwanger seien.
Ich versuchte mich zu beruhigen und rational zu denken. Meine zweite Periode kam ebenfalls pünktlich und die Blutung war gleich stark (jedoch mit weniger schmerzen).
Ich hatte also nach dem Petting zwei mal meine Periode pünktlich und ganze fünf Tage (wie gewohnt).
Weil ich immer noch nicht beruhigt war habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht und dieser war negativ.
Wenn ich diesen Text abtippe merke ich selber, dass meine Sorge unberechtigt ist und wunder mich selber über die Hypochondrie, die ich bezüglich dieses Themas habe. Ich fange an zu überlegen „was ist wenn der Test nicht zuverlässig war ?“
Und dann denke ich mir „meine Güte, du hattest kein Sex, zweimal die Periode und einen negativen Test“
Diese Gedanken begleiten mich den ganzen Tag und schränken mich enorm ein, obwohl ich eigentlich ein sehr rationaler und ruhiger Mensch bin.
Haben Sie vielleicht Tipps für mich ?
Unsere Antwort
Danke für deine Anerkennung :)
Ich würde dir erstmal raten aus deinem Kopf den Satz zu streichen: "Ich bin bezüglich des Themas Sex sehr unerfahren." Das stimmt so nicht. Du hast schon Erfahrungen mit deinem Freund gesammelt, und du hast auch schon sehr viel Wissen darüber, wie ich deinem Text entnehmen kann. Und bestimmt hast du auch schon sexuelle Erfahrungen mit dir selber gemmacht.
Und ja, wie du selber schon schreibst, hast du alles richtig gemacht. So kannst du unmöglich schwanger werden. Was bei deiner Freundin genau passiert ist, dass sie schwanger geworden ist, wissen wir nicht. Aber offenbar hat sie sich nicht an das gehalten, was du machst.
Eine Möglichkeit, deine Ängste zu reduzieren, wäre, zu einer Gynäkologin zu gehen und dich von ihr darüber beraten zu lassen, welches die geeignteste Verhütungsmethode für dich ist. Ich denke, ein Teil deiner Angst rührt eben auch daher, weil es ja vermutlich irgendwann mehr wird als Petting, und den Bedenken, ob die Verhütung dann auch sicher klappt.
Ich nehme an, dass du gerade mit deinem Freund starke Gefühle von Liebe, Nähe, Lust und Erregung spürst. Wenn die Intensität der Gefühle sehr hoch ist, passiert es manchmal, dass dann die Angst auch grösser wird. Worauf die Angst sich dann setzt, ist offen. Bei dir war es jetzt das Thema mögliche Schwangerschaft. Aber das Thema ist da völlig belanglos und oft, wie auch bei dir, irrational. Was passiert ist Folgendes: die Angst versucht, deine Aufmerksamkeit zu steuern. Du folgst dem, was deine Angst dir vorsetzt, und klebst deine Aufmerksamkeit auf das Thema. Es ist mega langweilig, weil der Inhalt eigentlich nichts hergibt. Trotzdem bleibst du mit der Aufmerksamkeit in dem Strudel. Die Angst ist zufrieden, denn sie konnte dich von den anderen intensiven Gefühlen ablenken.
Was kannst du nun machen? Du setzt deine Aufmerksamkeit bewusst auf ein anderes Thema. Also stell es dir so vor, wie einen Rüssel, der sich am Thema ungewollte Schwangerschaft festgesaugt hat. Du ziehst den Rüssel mit aller Kraft da weg und setzt ihn auf etwas anderes. Zum Beispiel, was du heute noch machen möchtest (Sport, was herstellen usw.) oder was du mit deinem Freund unternehmen möchtest. Du kannst ihn auch auf die Liebe zu deinem Freund setzen, aber das ist am Anfang schwieriger, als ihn auf etwas greifbar Materielles zu setzen.
Zu Beginn ist es nicht einfach den Rüssel abzubekommen, und wenn du es schaffst, kann es sein, dass der Rüssel nach 1 Minute wieder zurückgeht an die alte Saugstelle. Das macht nichts. Dann nimmst du ihn wieder da ab. Mit dem imaginären Rüssel ist es genauso wie beim tatsächlichen Muskeltraining. Am Anfang geht alles noch nicht so gut und noch nicht so lange. Das ist normal. Es braucht eine Zeit, bis du die Aufmerksamkeit wirklich gut selber steuern kannst. Dafür wirst du dann später aber auch nicht mehr irgendwohin mitgerissen, wo du gar nicht sein willst, nur weil der Sog stärker ist als du.
Versuche es eine Zeit und gib nicht auf. Wenn du das jetzt an dem Thema lernst, wird dir das später auch bei vielem anderen helfen. Schaue es an wie ein Training.
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