Frage Nr. 39264 von 15.12.2024
Ist es emotionale Gewalt, wenn man seinen Kindern droht, sie grün und blau zu schlagen? Oder sie vor der ganzen Schule zu beschämen? Oder wenn man sie „Nichtsnutze“ nennt, ihnen klar macht, sie hätten nicht auf die Welt kommen sollen?
Ist es körperliche Gewalt ein Kind zu treten, zu ohrfeigen, mit dem Schuh auf es einzudreschen? Auch wenn es keine Spuren hinterlässt?
Ist es etwas davon, wenn ein Kind Angst um das Leben eines anderen hat (welches gerade verfolgt und dann körperlich bestraft wird)?
Und wenn der Vater die Tochter beim Duschen fingert, oder im Bett penetriert?
Ist es normal, dass sie davon vielleicht nur Stücke der Erinnerung hat und zB nicht weiss, wie alt sie genau war oder was davor/ danach passiert?
Die Fragen klingen seltsam und sind etwas graphisch. Was kann man denn tun, wenn der Start ins Leben mies war, man aber darüber hinwegkommen und endlich leben möchte? Nicht mehr möchte, dass es das Heute so sehr einfärbt und bestimmt?
Danke.
Unsere Antwort
Was du tun kannst – was du dringend tun solltest, ist, eine Traumatherapie machen. Wenn du das alles erlebt hast, hast du sexuelle, emotionale und körperliche Gewalt der schlimmsten Art erlebt. Traumatherapien sind genau dazu da, dass Menschen, die einen miesen Start ins Leben hatten, darüber hinwegkommen und nicht nur überleben, sondern leben können. Ich empfehle dir, dass du dich bei einer Beratungsstelle für Gewaltopfer meldest.
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Frage Nr. 39262 von 15.12.2024
Ich habe gemerkt, dass ich mich total schäme für meine Familie. Meine beiden Eltern haben praktisch keinen Kontakt mehr zu ihren Verwandten. Ich sehe auch häufig, dass sie ausgenutzt worden sind oder mit vielen Menschen im Streit sind. Für meine Verhältnisse haben sie wenige Freunde.
Ich versuche sie irgendwie immer zu verteidigen, merke jedoch das etwas komisch ist. Sie sind irgendwie auch nie locker. Ich hatte zum Beispiel als Kind den Wunsch, einfach mal mit Freunden und ihren Kindern in die Ferien zu fahren. Ich habe gemerkt, dass mir dies fehlte als Kind und dies hat mich traurig gemacht.
Meine Mutter wurde von ihrer Familie immer irgendwie abgelehnt. Sie zog sehr früh aus. Bei meinem Vater kann ich es nicht genau sagen. Ich schäme mich dafür total, da ich das Gefühl habe, dass sie hauptsächlich sich haben.
Sie haben mir auch als Kind teilweise verboten mit anderen Kindern in die Ferien zu fahren. Es macht mich heute enorm traurig, vor allem, wenn ich bei anderen Familien sehe, wie es dort abläuft und was die Kinder dort alles haben.
Wie kann ich mit diesem Schamgefühl umgehen und wie kann ich lernen mich abzugrenzen?
Unsere Antwort
Bist du die gleiche Person, die uns diese Woche schon mehrere Fragen gestellt hat? Ich frage wegen dem Wort "traurig", das in diesen Fragen immer wieder vorkommt. Ausserdem ist der Stil ähnlich. Falls ja, und falls du uns jemals wieder schreibst: Gib uns doch mal an, welche Fragen du uns schon gestellt hast. So können wir uns ein besseres Bild über dich machen und dir besser helfen.
Fragst du dich, wie du dich besser von deinen Eltern abgrenzen kannst? Da hilft es dir, wenn du sie dir genauer anschaust. Und zwar als erwachsene Menschen, die ihre Handlungen selbst gewählt haben und dazu nicht gezwungen wurden. Deine Eltern waren und sind für ihr Leben selbst verantwortlich. Frag dich, warum du sie gegen wen verteidigen möchtest. So denkt ein Kind, das seine Eltern beschützen möchte, weil es auf Gedeih und Verderb von ihnen abhängig ist. Ich vermute, du bist jetzt selbst erwachsen. Emotional fühlt es sich aber möglicherweise noch eher so an wie damals, als du Kind warst: loyal gegenüber den Eltern. Denn ein Kind kann sich Abgrenzung nicht leisten.
Tatsache ist: Die Haltung und die Handlungen dieser Eltern haben in dir als Kind Trauer ausgelöst und lösen in dir auch noch als erwachsene Person Trauer aus. Schau genau hin, was deine Eltern dem Kind angetan haben. Setze alles daran, Mitgefühl für das Kind zu entwickeln, das du warst. Wie hat sich das für das Kind angefühlt, traurig zu sein? Wer hat es getröstet? In der Regel hilft es bei der Abgrenzung und Emanzipation, wenn wir Partei für uns als Kinder ergreifen und unser eigenes Wohlergehen für uns wichtiger wird als das der Eltern.
Erwachsenwerden heisst, dass du lernst, dich um dich selbst zu kümmern. Nimm das Kind in den imaginären Arm und tröste es. Die Eltern, die das Kind gebraucht hätte, hatte es nicht. Aber du als erwachsene Person kannst lernen, dich um dich und deine verletzten emotionale Zustände zu kümmern. Ich empfehle dir dazu auch diesen Text über den Umgang mit Emotionen.
Erwachsen sein heisst, dass du realisierst, dass du nicht Tochter oder Sohn bist, sondern Mensch. Und als Mensch ist man allein. "Allein" ist ein spannendes Wort. Es hat ja auch etwas von "alles in einem". Scham kommt dann, wenn wir uns in unserem Selbst angegriffen fühlen. Das Gefühl der Verbundenheit mit den Eltern erzeugt das Gefühl, sich mitschämen zu müssen, wenn sie etwas tun oder erleben, das du als beschämend erlebst. Aber in Realität bist du nicht Teil eines Konglomerats aus deinen Eltern und dir, sondern du bist All-Ein.
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Frage Nr. 39259 von 15.12.2024
Hallo Lilli-Team
Die Weihnachtszeit ist für mich eher schwierig. Der Fokus liegt auf der Ursprungsfamilie. Auch meine Familie kommt zusammen — bis auf mich. Ich habe sexualisierte Gewalt durch meinen Vater erlebt, jedoch weiss das sonst niemand. Ich ertrage es nicht mehr, „heile Familie“ zu spielen. Meine Mutter hat ein Alkoholproblem und wirkt depressiv. Ich gehe nicht mehr nach Hause, aber erscheine als das schwierige Problemkind.
Dazu kommt, dass Aussenstehende häufig fragen, was man an Weihnachten macht und es sehr seltsam ankommt (wie ich merken musste), wenn man nicht mit der Familie feiert.
Leider habe ich auch keine Wahlfamilie/ enge Freund:innen, mit denen ich die Tage verbringen kann. Ich fühle mich einsam und auch etwas stigmatisiert damit.
Habt ihr vielleicht Ideen, wie ich besser damit umgehen kann und die Tage gut überstehe?
Ich bin weiblich, 26, lebe nicht mehr bei den Eltern und habe sehr minimalen Kontakt.
Geschenke kriege ich trotzdem oft, auch wenn ich mehrfach darum gebeten habe, keine zu bekommen.
Unsere Antwort
Es ist gut, dass du dich von deiner Familie abgrenzt. Es ist gut, dass du mit ihnen keine Weihnachten verbringst. Du bist bei weitem nicht die einzige 26-jährige, die nicht zu ihrer Herkunftsfamilie geht an Weihnachten. Ich wünsche dir, dass du selbstbewusst dazu stehst, dass du Weihnachten nicht mit deiner Familie feierst. Wenn es für Menschen seltsam kommt, können Sie etwas Neues dazu lernen: aha, nicht alle Menschen feiern Weihnachten mit der Familie.
Und du bist auch nicht die einzige Person, die sich an Weihnachten einsam fühlt. Schade, dass du dich als stigmatisiert erlebst. Du bist in guter Gesellschaft. Und darum gibt es viele Anlässe und Angebote rund um die Feiertage herum – von Singlepartys bis zu Yogaferien. Ich empfehle dir, dass du mal schaust, was es da gibt. Du bekommst nicht gerne Weihnachtsgeschenke, aber du könntest dir selbst so einen Anlass oder eine Reise schenken.
In diesem Sinne wünsche ich dir spannende Weihnachten und einen guten Rutsch!
Diese Antwort gilt auch für Frage 39260.
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Frage Nr. 39248 von 12.12.2024
Hallo Lilli Team,
ich bins mochmal von der 39115.
Vielen Dank für Eure Antwort, ich habe viel nachgedacht, einiges auch besprochen mit "ihm" - ohne von Euch was zu sagen. Unsere Abmachung ist nun, nur Kontakt via Chat, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Es ist wohl für ihn genauso schön, mein Chatlehrer zu sein, wie für mich, seine Chatschülerin zu sein. Ich fühle mich nicht ausgenutzt, auch nicht als Opfer. Dank Eurer Hinweise wird auch nicht mehr daraus werden, Danke. Ich entdecke dank ihm vieles schönes und geniesse es intensiv (auch mit mir alleine - fast täglich). An viele Techniken habe ich nicht im Traum gedacht.
Könnt ihr mir trotzdem nochmal antworten?
- Ich habe vieles entdeckt. Wie zeige ich einem in real was ich mag? (Es hat da einen sehr süssen m (15) wo sich was ergeben könnte, der kennt aber sicher noch nicht viel)
- Wie vermeide ich, mit zu idealisierten Vorstellungen mich auf jemanden real einzulassen? Wie kann ich ihn "checken" ausser meinem Bauchgefühl?
Vielen Dank
Unsere Antwort
Wenn man mehr Erfahrung hat als die gleichaltrigen Kolleg*innen, fühlt sich das sicher gut an. Wenn aus deiner Mehr-Erfahrung aber abwertende Gefühlen werden, verlierst du die Lust. Und dann hast du keine Lust, dich mit dem 15-Jährigen gemeinsam auf Entdeckungsreise zu begeben. Damit zieht sich dann auch dein eigener Genuss an deiner sexuellen Erregung zurück. Du denkst dann, ‚kenne ich alles schon‘, ‚habe ich schon besser erlebt‘ etc. und so verdirbt dir deine idealisierte Vorstellung oder Erinnerung viele erregende Gefühle und stört auch deine Beziehung zu dem jungen Mann.
Für eine sexuelle Beziehung ist darum das Bauchgefühl, dass dir anzeigt, ob jemand für dich attraktiv ist, zentral. Dazu gehört auch, dass du weisst, was dich erregt und wie du Sex geniessen kannst. Genussvoll bleibt der Sex, wenn du ihn mit jemandem zusammen geniessen kannst. Gemeinsame Erlebnisse fördern auch das Zusammengehörigkeits- und das Liebesgefühl. Darum raten wir dir, dich auf die gemeinsamen Erlebnisse mit dem 15-Jährigen einzulassen und nicht deine ‚Mehr-Erfahrung‘ in den Mittelpunkt zu stellen.
Ich möchte dich nochmals zu grosser Vorsicht aufrufen. Dein Chatpartner geht zwar auf deine Bedenken ein, beendet aber den Chat nicht. Es ist ihm gelungen, dich auf sexueller Ebene so zu begeistern, dass du weiter chattest. Sein Verhalten ist möglicherweise strafbar. Er geht das Risiko ein. Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, dass du in allen Bereichen deines Lebens so sehr an Erfahrung von älteren Menschen interessiert bist und geniesst, wenn deine ‚alten‘ Lehrer dich für ihre Erfahrungen interessieren wollen.
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Frage Nr. 39220 von 08.12.2024
Hallo,
ich habe eine Frage an euch und hoffe auf euren Rat. Meine Lebensgefährtin hat es gut gemeint und mich dazu ermutigt, nach all den vielen Therapien einen Antrag auf einen Grad der Behinderung (GdB) zu stellen. Während meiner letzten Therapie hatte ich auch Kontakt zu einem Mädchen, das etwas Ähnliches erlebt hat wie ich. Sie wurde missbraucht und ritzt sich häufig. Sie hat einen Antrag gestellt und einen Grad von 50 erhalten. Ich war anfangs unsicher, ob ich einen Antrag stellen soll, habe es aber schließlich doch getan. Jetzt bin ich sehr enttäuscht, dass mir nur ein Grad von 40 zugesprochen wurde. Das hat mich tief getroffen.
Ich bin 61 Jahre alt und habe eine schwere Kindheit hinter mir: Jahre des Missbrauchs und der Gewalt, ohne jegliche Hilfe. Niemand hat mir geglaubt, weil meine Mutter immer behauptet hat, ich sei nur hingefallen oder würde mir Dinge einbilden. Die Einschätzung des GdB hat viele alte Wunden wieder aufgerissen. Ich fühle mich wieder so hilflos wie damals als Kind. Flashbacks holen mich immer wieder ein, und manchmal sind sie so real, dass nicht einmal das Ammoniak, das ich immer bei mir trage, hilft.
In meiner Therapie wurde die Diagnose F62.0 gestellt, aber ich weiß nicht wirklich, was ich damit anfangen soll. Alles fühlt sich so schwer an, und manchmal überkommen mich wieder Gedanken an Suizid, gerade nach solchen Beurteilungen. Nach außen versuche ich, normal zu wirken, damit niemand merkt, wie schlecht es mir geht. Ich verletze mich nicht selbst, aus Angst, dass es jemand sehen könnte. Ich nehme viele Medikamente, um zumindest ein paar Tage besser zu überstehen.
Aber ich frage mich oft: Hört das irgendwann auf, oder wird es immer wiederkommen? Eigentlich wollte ich nie so alt werden. Ich habe jahrelang versucht, mich mit Arbeit und extremen Aktivitäten wie Fallschirmspringen oder meiner Arbeit bei der Formel 1 abzulenken, wo ich Zugang zu vielem extremen sachen hatte. Doch jetzt funktioniert nichts mehr. Ich habe zudem einen starken Tinnitus, der besonders nachts ein großes Problem ist. Ich weiß nicht mehr weiter. Was kann ich noch tun?
Unsere Antwort
Es ist sehr mutig den Antrag auf GdB (Grad der Behinderung) zu stellen. Denn hier gibt man viel preis und man setzt sich der Situation aus, dass darüber entschieden wird, wie stark man als eingeschränkt gilt.
Ein großes Missverständnis ist, dass beim Festlegen des GdB abgebildet wird, wie es jemandem wirklich geht und was diese Person erlebt hat. Ich habe es schon öfter erlebt, dass Menschen über die Einsortierung verunsichert oder gekränkt waren und sich nicht gesehen gefühlt haben.
Die Feststellung des GdB ist wie ein behördlicher Akt und sehr emotionslos.
Der GdB sagt nichts darüber aus, wie schwierig dein Leben war und ist, sondern versucht einzuschätzen, wieviel Nachteil du deswegen heute im alltäglichen Leben hast. Einfacher zu verstehen ist das bei körperlichen Erkrankungen: Jemand mit einer Behinderung an der Hand braucht weniger Ausgleich, als jemand mit Behinderungen an beiden Händen. So einfach wie es hier ist, so schwierig ist es, wenn es um seelische Themen geht. Ich wünsche dir, dass du versuchst, das nicht persönlich zu nehmen. Nimm den Ausgleich, den dir der GdB bietet, an. Dass du viel durchgemacht hast, ist unbeschritten. Was du erlebt hast, ist sehr einschneidend und belastend. Deine Diagnose bestätigt das.
Wenn du wegen dem GdB doch noch etwas machen möchtest, kannst du Widerspruch einlegen oder eine Gleichstellung beantragen.
Ich finde, jetzt ist es wichtig, dass du dich um dich und auch um deine Gefühle der Enttäuschung und Hilflosigkeit kümmerst. Auch weil jetzt Altes wieder hochgekommen ist und der Tinnitus so stark ist, empfehle ich dir dringend, dass du wieder eine Therapie machst. Du hast im Leben bis jetzt enorm viel geleistet. Aber ich finde, jetzt solltes du dir fachliche Unterstützung holen, um mit deinem Zustand und deiner Situation klar zu kommen.
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Frage Nr. 39211 von 06.12.2024
Ich habe vermutlich eine Binge eating disorder. Ich merke, wie ich seit meiner Kindheit oft Essen als vermutlicher Selbstregulationsversuch nutze. Ich habe mich in meiner Kindheit alleine gefühlt und häufig auch hilflos. Teilweise was ich auch total gestresst und hatte starke Emotionen. Ich merke, wie es mir schwer fällt mit starken Emotionen umzugehen. Ich habe aber eine totale Scham und getraue mich nicht meiner Therapeutin davon zu erzählen, da ich einerseits den Glaubenssatz habe alles alleine machen zu müssen und andererseits Angst habe verurteilt zu werden. Wie kann ich diese Scham überwinden?
Danke für die Hilfe!
Unsere Antwort
Viele Menschen mit Bulimie und Binge Eating haben eine Scham bezüglich ihrem "Kontrollverlust". Dabei ist der Essanfall eine Strategie gegen unangenehme Emotionen. Wenn wir als Kind nicht getröstet werden, und wenn uns niemand beibringt, uns selbst zu trösten, ist es typisch, dass derartige Strategien entwickelt werden, die dann später im Leben störend sind. Es ist ganz wichtig, dass du das mit der Therapeutin besprichst. Überleg dir, was sie denken würde, wenn sie dich verurteilen würde. Macht es aus deiner Sicht Sinn, dass das eine Therapeutin tu? Möglicherwesie würden dich deine Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen verurteilen, denn sie möchten dich als "stark" sehen. Aber einer Therapeutin solltest du dich als Mensch zeigen können.
Wenn das partout nicht geht, dan kannst du dich bei einer Fachstelle für Essstörungen melden. Die Fachpersonen dort kennen sich mit Binge Eating sehr gut aus und haben täglich damit zu tun. Links dazu findest du auf dieser Seite.
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Frage Nr. 39205 von 05.12.2024
Ich habe in einer Doku gesehen, dass Kinder, welche in der Familie ein Opfer waren nachher häufiger Mobbing Opfer waren, da sie vulnerabler waren. Was heisst Vulnerabilität? Womit hängt das Zusammen? Wie können Opfer nicht mehr opfer werden?
Ich finde es ein total interessantes Thema! Ich bedanke mich für deine Antwort!
Unsere Antwort
Vulnerabilität heisst Verletzlichkeit oder Empfindlichkeit. Wer in der eigenen Familie andauernd angegriffen worden ist, wird empfindlich, misstrauisch und/oder hat schnell Angst. Opfer von Gewalt sind dann ‚vulnerabler‘, d.h. verletzlicher als nicht traumatisierte Menschen. Wenn Andere die verletzte Reaktion der traumatisierten Person falsch versteht, kann das zu Missverständnissen führen. Und dann gibt es oft jemanden oder eine Gruppe, die sich ausgrenzend oder aggressiv verhält.
Verhindert werden kann Mobbing am besten, wenn alle wissen, was Mobbing ist. Zentral dafür ist Mitgefühl. Wer sich in andere hineinversetzen kann, kann befremdliches Verhalten eher akzeptieren. Wer dann noch nachfragen kann, könnte das Verhalten der anderen Person besser verstehen. Und wenn wir alle uns gegen Mobbing -Verhalten entscheiden, gibt es keine Mobbing-Opfer mehr.
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Frage Nr. 39202 von 05.12.2024
Ich beziehe mich auf die Antwort der Frage Nr. 39173 vom 29.11.2024. (Danke für die Antwort) Hier noch eine Antwort auf dei Frage: Ich habe manchmal das Gefühl einen Zustand zu haben oder ein Gefühl, welches ich weder benennen kann noch zuordnen kann. Hier ein Beispiel, ich habe manchmal das Gefühl einen inneren Konflikt zu haben. Es fühlt sich an wie eine Zerrissenheit oder innere Unruhe. Ich versuche dann mit Worten dies zu erklären, aber scheitere. Es fühlt sich unglaublich anstrengend an. Häufig entsteht dies bei Stress und ich habe dann mehrere unterschiedliche Wünsche. Es fühlt sich dann einfach als Chaos an und Überforderung. Ich kann es aber dennoch nicht greifen und habe das Gefühl der Zugang ist irgendwie immer noch blockiert. Etwas anderes was mir aufgefallen ist, ist, dass ich Gefühl habe manchmal in Zuständen zu laden oder teilweise einen guten und teilweise keinen Zugang zu mir zu haben. Ich merke wie ich teilweise die Zustände zuordnen kann und teilweise nicht. Teilweise gerate ich ohne Bewusstsein in Zustände und teilweise nicht. Es fühlt sich teilweise nahe und teilweise fern an. Teilweise habe ich auch eine guten Zugang und kann es benennen und irgendwie am nächsten Tag ist es wieder weiter weg. Ich hoffe, ich konnte es besser oder genauer erläutern!
Eine weiter Frage, ich merke, wie ich Mühe habe mir die Dinge einzugestehen und nicht schönzureden. Dies klappt mal mehr mal weniger. Weshalb ist das so?
Unsere Antwort
Das klingt nach Dissoziation. Ich möchte dir nochmal unseren Text über Dissoziation empfehlen. Du beschreibst einen Zustand des inneren Zwiespalts. Da ist es klar, dass du manchmal Dinge eingestehst, und machmal schönredest. Das tust du je nach Zustand, in dem du gerade bist. Ich empfehle dir dazu SEHR eine Psychotherapie!
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Frage Nr. 39196 von 04.12.2024
Guten Morgen
Vielen Dank für die Antwort auf 39177!
Ich bin momentan auf der Suche nach einer Therapeutin. Kann es sein, dass ich die Frage Text eingefügt wurde? Ich kann mich nicht Erinnern die Frage mit der Opferrolle gestellt zu haben? Oder gab es eine ähnliche Frage und ihr habt die Texte zusammen genommen.
Ich wollte euch noch fragen, weshalb dann meine Lehrer mein Verhalten als manipulativ ansagen? Ich schäme mich dafür, jedoch denke ich, dass es sich um ein Versuch nach Aufmerksamkeit handelt. Ich denke wie auch das ich geklaut habe. Wie deutest du dieses Verhalten?
Unsere Antwort
Nein, es wird nichts eingefügt. Wir haben die Frage nicht editiert.
Super, dass du eine Therapeutin suchst. Deine Frage solltest das mit der Therapeutin besprechen: Wir "deuten" nicht. Selbst in meiner eigenen psychotherapeutischen Praxis "deute" ich nicht. Denn jedes Verhalten und jedes Motiv dahinter ist völlig individuell. Die Therapeutin und du, ihr könnt im Gespräch mit einander gemeinsam herausfinden, was die ganz persönlichen Gründe und Zwecke deines Verhaltens waren und sind.
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Frage Nr. 39190 von 03.12.2024
Ich habe ein etwas spezielle Frage. Ich fühlte mich heute nach der Therapie total erschöpft. Wir haben heute über belastende Erlebnisse gesprochen. Meine Therapeutin meinte, dass es ein gutes Zeichen ist, dass ich darüber sprechen kann und einen besseren Zugang dazu habe. Ich fühle mich nun total erschöpft und ausgelaugt. Ich würde am liebsten nur noch schlafen. Ist das normal, dass man sich auch nur über Belastendes zu sprechen danach müde fühlt?
Unsere Antwort
Ja, es ist ganz normal, wenn du dich nach einer Therapiesitzung erschöpft fühlst, besonders wenn ihr über belastende Ereignisse gesprochen habt. Es kostet Energie, über belastende Erlebnisse und Emotionen zu sprechen und sie zu verarbeiten. Diese Erschöpfung ist auch ein Zeichen dafür, dass du dich öffnest, und dass Heilung stattfindet. Du kannst da ganz verständnisvoll mit dir selbst sein und dir die Ruhe gönnen, die du brauchst, um dich zu erholen und zu heilen.
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Frage Nr. 39188 von 03.12.2024
Ich habe eine behinderte Schwester, welcher jahrelang in Therapie gegangen ist. Als ich noch ein kleines Kind war, wurde ich häufig allein im Wartezimmer der Therapiewohnung gelassen, da meine Eltern mit meiner Schwesrer im Therapiezimmer waren. Ich war einerseits traurig und andererseits war ich gelangweilt, da es wenige Spielsachen gab. Ich fühlte mich benachteiligt und tobte als Kind häufig. Die Therapeutin meiner meiner Schwester meinte, ich manipuliere meine Eltern und es sei nicht okey, dass ich meinen Willen durchsetzten möchte. Sie meinte auch einmal, dass ich verhaltensauffällig sei. Aus heutiger Sicht finde ich es sehr traurig, dass niemand das Kind gefragt hat, wie es ihm geht. Wie kann ich mich unterstützen, mich von den belastenden Dingen, welche über mich gesagt wurden zu lösen?
Unsere Antwort
Es ist gut, dass du der Trauer Raum gibst. Es ist klar, dass ein Kind nicht die Rolle haben sollte, die Eltern zu schonen. Hast du mal mit deinen Eltern über die Situation geredet? Wenn ja, was haben sie dazu gesagt? Wenn nein, warum nicht?
Ich weiss nicht, wie alt du bist. Lebst du noch bei deinen Eltern oder bist du selbständig? Es kann sehr sinnvoll sein, Unterstützung durch eine Fachperson zu holen. Hast du dir überlegt, eine Therapie zu machen? Oder in eine Jugendberatung zu gehen.
Gern kannst du uns wieder schreiben und meine Fragen beantworten. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 39177 von 01.12.2024
Kann es sein, dass ich ein Trauma habe?
Ich habe eine Mutter, welche an Depressionen leidet aufgrund ihrer schlimmen Kindheit. Sie geht in Therapie, hat jedoch die Erfahrungen nie aufgearbeitet. Als Kind bin ich häufig nur mit meinem Vater in die Ferien gefahren. Meine Mutter hat auch häufig geschlafen.
Sie sagte mir, dass ich als Kind sehr anstrengend war. Ich hätte sie häufig erpresst. Es kann gut sein, jedoch habe ich keine Erinnerungen mehr. Sie sagte auch häufig, ihr sei alles zu viel.
Ich habe teilweise ihre Handlungen und Aussagen nicht verstanden. Ich verspüre heute mit 16 Jahren eine unglaubliche Wut. Ich habe das Gefühl, wenn es ihr schlecht geht ist das okey. Wenn es mir schlecht geht oder als ich Ängste hatte oder eine Depression hiess es nur ich übertreibe.
Ich habe seit meiner Kindheit diesen Schmerz in der Brust. Ich habe häufig geweint. Ich weiss nicht mehr was ich tun kann... Kann es sein das ich ein Trauma habe?
Mir ist heute ebenfalls aufgefallen, wenn ich die Opferrolle meide, dass der Umgang mit mir selber viel viel positiver ist. Was ich zunächst komisch fand, danach als sehr angenehm. Vor allem, weil ich oft zu mir selbst sehr streng bin, doch durch die Meidung der Rolle, habe ich viel mehr Selbstmitgefühl und viel mehr Hoffnung für die Zukunft bekommen. Ist das normal?
Ich wollte mir auch ein bisschen von der Seele schreiben. Danke, dass es euch gibt :-)
Freue mich schon auf eure Antwort und bis dahin!
Unsere Antwort
Ja, du hast in deiner Kindheit traumatische Erlebnisse gehabt. Zum einen ist es schlimm für ein Kind, wenn die Mutter so viel abwesend war. Da ist schon mal "zu wenig Mutter" da. Und das ist bedrohlich. Zum anderen hatte (und hat) sie ein Verhalten und eine Haltung dir gegenüber, die für dich schlimm war und ist:
- Du warst ihr zuviel. Ein Kind sollte einfach sein dürfen.
- Wenn es einem Kind schlecht geht, sollte es getröstet werden und nicht hören, dass es übertreibt.
- Sie hat dir Motive zugeschrieben, die man einem Kind nicht zuschreiben sollte: Du habest sie erpresst. Was meint sie damit? Es kann schon sein, dass Kinder Grenzen austesten und anstrengend sind. Aber es ist die Aufgabe der Eltern, Grenzen zu setzen und die Kinder zu erziehen. Es ist nicht die Aufgabe der Kinder, ihre Eltern zu schonen. Es klingt so, als habe deine Mutter dich als Täter*in gesehen, der*die gegen sie war. Da hat sie sicherlich etwas in dich projeziert, was mit dir nichts zu tun hat, sondern mit ihrer eigenen Vergangenheit.
Ich bitte dich, dazu diesen Text darüber zu lesen, wie Eltern ihren Kindern nicht gut tun. Du wirst deine Mutter da in einigem wiedererkennen. Möglicherweise auch deinen Vater, der sich besser gegenüber deiner Mutter für dich hätte einsetzen können.
Tatsache ist: Als Kind hast du unglaublich gelitten. Ich verstehe da deine Wut auf deine Mutter. Ich finde die Wut eine gesunde Energie, die dir helfen kann, dich von deiner Mutter zu emanzipieren und dich für dich selbst und dein Wohlergehen einzusetzen. Ich verstehe auch den Schmerz und das Weinen. Das Leiden ist echt.
Wie gehst du damit um? Du schreibst etwas Interessantes zum Thema Opferrolle. Opfer zu sein heisst hilflos zu sein. Opfer zu sein heisst keine Verantwortung übernehmen. Da ist die Haltung viel besser: "Okay, ich bin in der Situation in der ich bin, ich muss das beste draus machen und schauen, was ich unternehmen kann, dass es mir besser geht – nur ich allein kann das". Diese Selbstverantwortung ist genau die Haltung, die dir hilft, dich zu emanzipieren und für dein Wohlergehen einzusetzen. So gesehen passt es, wenn du schreibst, dass du so mehr Selbstmitgefühl und Hoffnung in die Zukunft bekommen hast.
Allerdings sollte auch das Weinende, Trauernde, Ängstliche in dir Platz haben. Du wirst jetzt langsam erwachsen. Es geht darum, dass du lernst, dich als erwachsene Person um deine eigenen "schwachen" Anteile zu kümmern. Das heisst unter anderem, dass du das weinende kleine Kind in dir in den Arm nimmst und ihm gut zuredest und es tröstest und ihm sagst: "Es ist vorbei, ich kümmer mich jetzt um dich".
Das ist leichter gesagt als getan. Ich finde, du bist ein*e richtige*r Überlebenskünstler*in. Möchtest du dir nicht Unterstützung durch eine Fachperson holen, die dir bei der Heilung und Emanzipation hilft? Du könntest dich zum Beispiel bei einer Jugendberatungsstelle melden und mit den Leuten dort besprechen, was es für Möglichkeiten der Beratung gibt.
Du kannst uns auch gern wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
Diese Antwort gilt auch für Frage 39179 und 39206.
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Frage Nr. 39173 von 29.11.2024
Ich bin mir nicht sicher ob ich mich verständlich ausdrucken kann. Ich habe irgendwie in mir eine Stimme die mir sagt, dass ich meine Eltern nicht schlimm finde. Andererseits habe ich eine Stimme und Gefühle, welche etwas anderes sagen.
Ich merke, dass vermutlich vieles nicht gut gelaufen ist. Gleichzeitig denke ich, dass es viel schlimmer sein könnte oder andere ähnliches erleben.
Ich kann es nicht mal genau benennen, ich merke nur, dass ich mich wohler fühle, wenn ich alleine bin. Wie kann ich lernen die Dinge zu benennen? Ich komme mir dumm vor.
Unsere Antwort
Unser Gehirn probiert, schlimme Dinge schönzuzeichnen. Und als Kinder probieren wir unsere Eltern schönzuzeichnen. Das sichert unser Überleben. Denn wir können ja nicht einfach davonrennen, wir sind von unseren Eltern auf Gedeih und Verderb abhängig. Gleichzeitig erleben wir aber Schlimmes. Das Erleben von Schlimmen und das Schönzeichnen passieren im gleichen Kopf. Da entwickeln sich unterschiedliche Gefühlszustände oder Stimmen. Man nennt das auch Dissoziation. Wir haben dazu einen Text geschrieben, lies den doch bitte mal.
Ich weiss nicht genau, was du meinst mit "Dinge benennen". Meinst du, dass du Gefühlszustände hast, aber keine Worte dafür? Das hängt mit dem traumatischen Gedächtnis zusammen. Das ist oft nicht mit Worten verbunden, sondern eben mit Gefühlszuständen und Bildern und Sinneseindrücken. Warum das ist, lernst du in diesem Text über Flashbacks.
In den Texten liest du auch, was du tun kannst, um dir zu helfen. In der Regel ist bei so etwas aber fachliche traumatherapeutische Begleitung sehr sinnvoll.
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Frage Nr. 39148 von 25.11.2024
Ich habe, dass Problem, dass ich zu nett bin und mich für alles und jeden verantwortlich fühle. Ich kann dadurch auch schlecht absagen. Ich sage oft Menschen zu und merke dann, dass ich mir zu viel zumute. Ich übernehme auch oft die Aufgaben der anderen Personen. Ich nerve mich dann, aber ich habe Angst etwas zu sagen.
Es fühlt sich für mich bedrohlich an, wenn ich mich wehren würde. Ich kann mich noch erinnern, dass meine Mutter gesagt hat, wenn ich etwas nicht machen wollte als Kind, dass ich es für sie tun soll. Kann es deshalb sein, dass ich mich schlecht fühle oder etwas mache statt zu sagen, dass ich es nicht machen möchte? Kann es sein, dass meine Mutter so Schuldgefühle erzeugt hat?
Ich kann mich auch erinnern, dass meine Mutter gesagt hat, dass es meinem Vater schlecht geht und wir ihm gut schauen müssen. Teilweise hat auch meine Mutter gesagt, ihm geht es schlecht, weil er sich Sorgen um mich macht. Diese Sätze höre ich bis heute (also als erwachsene Person). Ich habe zwar erkannt, dass mir dieses Muster nicht sehr dienlich ist, da es mich viel Kraft kostet. Wie kann ich aber diese Muster verändern? Wie kann ich die Angst vor einer Konfrontation, bei der ich oft erstarre, und die Angst, mich zu wehren, abbauen?
Danke für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Du merkst sicher, dass da was dran ist, dass du das irgendwie mit deinen Eltern verbindest. Ich weiss nicht, wie alt du jetzt bist, aber ich glaube, du wirst da von sehr kindlichen Gefühlszuständen übermannt.
Damals war es bedrohlich, wenn du dich wehren würdest. Denn du musstest dich einordnen in dein "Familien-System".
Warum war das bedrohlich? Warum musstest du dich einordnen? Ich denke, deine Mutter hat dir klar gemacht, dass nichts selbstverständlich war. Du konntest nicht einfach so sein wie du wolltest. Deine Mutter hat dir gesagt, dein Vater machte sich Sorgen um dich. Und deshalb ging es ihm schlecht. Wenn eine Mutter so redet, beginnt das Kind, selbst eine Elternrolle zu übernehmen: Es benimmt sich auf eine Weise, damit es den Eltern besser geht.
Denn wenn es ihnen schlecht geht, droht dem Kind, dass es die Eltern letzendlich verliert. Es ist ein völlig unsicheres Umfeld. Ein Kind braucht die Eltern zum Überleben. Es macht alles, um sie sich zu erhalten. Und wenn das heisst, dass es die eigenen Bedürfnisse abwehrt und Dinge für die anderen macht.
Wenn du unseren Text über Flashbacks liest, dann verstehst du, warum dich diese – eigentlich verjährten – Gefühlszustände so übermannen. Eine stressige Situation, oder eine Beziehung, kann diese alten Zustände "triggern", und schwupps meint dein Gehirn, es sei damals. So stressige Gefühlszustände haben eben kein Zeitverständnis und werden nicht sauber im Gedächtnis abgelegt.
Wir können in unserem Gehirn "aufräumen" und ihm beibringen, dass es sich dabei um eine alte Erinnerung handelt. Das kannst du im Text über Flashbacks nachlesen. Schau mal, ob dich das weiterbringt. Sonst schreib uns einfach wieder. Gib dann bitte diese Fragenummer an.
Ich bitte dich auch, diesen Text zu lesen über Situationen, die in der Kindheit zu Stress führen. Darin steht, was Eltern alles falsch machen können. Es geht nicht darum, deine Eltern anzuklagen. Aber wenn du dich für dich und dein Glück einsetzen möchtest, musst du Verständnis dafür entwickeln, was du als Kind durchgemacht hast.
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Frage Nr. 39144 von 25.11.2024
Die Gewalt liegt Jahre zurück ich bin mit meinem Mann noch zusammen wir haben ein Kind. Aber vergessen ist es nie. Es gibt auch oft Situationen wo ich unglücklich bin weil er sich nicht gut verhält mir nicht zuhört mich abwimmelt meine Wünsche ignoriert. Dennoch bin ich hier und lebe in einer Blase wo ich mir vorstelle das wir immer noch die heile glückliche Familie haben .. weil es auch gute Momente gibt. Ich weiß nicht was ich tun soll
Unsere Antwort
Wenn ich dich richtig verstehe, beschäftigst du dich noch mit Trennungswünschen. Einerseits wünscht du dir eine heile Familie, merkst aber gleichzeitig, dass dein Mann sich nicht so partnerschaftlich und zugewandt verhält, wie es dir gut täte. Wir können dir natürlich nicht konkret raten, was du tun sollst. Wir können dir aber Vorschläge machen:
1. Du kennst deinen Mann. Er ist kein guter Zuhörer. Er nimmt auch deine Wünsche nicht gut wahr. Er scheint sich nicht sehr in andere Menschen hinein fühlen zu können, ist aber trotzdem zu guten Momenten fähig. Könntest du dir vorstellen, ihn so zu nehmen wie er ist und dich von deinen Änderungswünschen zu verabschieden? Dann würden wir dir raten, dich für den Erhalt deiner Familie einzusetzen. Wenn du dich damit allein überfordert fühlst, wäre vielleicht eine Psychotherapie oder Beratung sinnvoll. Das Ziel wäre, dass du lernst, das fehlende Einfühlungsvermögen deines Mannes zu beantworten und nicht still zu erleiden.
2. Oder ist sein Verhalten dir gegenüber so kränkend und feindlich, dass es gar nicht um deine Änderungswünsche geht, sondern um seine psychische Gewalt? Dann solltest du dich für eine Trennung einsetzen. Auch in diesem Fall würden wir dir eine Psychotherapie oder Beratung empfehlen. Diese hätte das Ziel dir beim Aufbau eines eigenständigen Lebens zu helfen und dich zu stärken.
Es ist sehr verständlich, dass du unsicher bist. Allein ist weder der Verbleib in der Partnerschaft noch die Trennung leicht. Du brauchst Unterstützung! Eine Person, die dir zuhört, deine Gedanken und vor allem deine Befürchtungen kommentiert. Du suchst dir dazu am besten eine Fachperson. Mit ihr kannst du deine Gefühle klären. Dann kannst du entscheiden, welchen Weg du dir zutraust.
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Frage Nr. 39141 von 24.11.2024
Ich kann nicht genau sagen, weshalb ich mich nicht wohl fühle bei meinen Eltern, jedoch habe ich immer ein mulmiges Gefühl und keine Lust nachhause zu gehen. Ich komme mir blöd vor, dass ich es nicht beschreiben kann. Wie kann ich erkennen, wesahlb ich diese Gefühle habe und sie beschreiben kann?
Unsere Antwort
Du findest auf unserer Seite etliche Info-Texte, die dir vielleicht Hinweise geben könnten. Du beginnst am besten mit «Wie hab ich mich an mein Elternhaus angepasst?». In dem Text findest du Links, die dich auf andere Texte führen. Vielleicht antwortet dein mulmiges Gefühl an einer oder mehreren Stellen besonders deutlich. Dann kannst du diesen Hinweisen folgen. Es macht Sinn, Gefühle ernstzunehmen und genauer zu studieren. Überleg dir mal, wie sich dein mulmiges Gefühl zeigt. Wird dir körperlich übel? Fühlst du dich schwer und unbeweglich, wenn du dich auf den Heimweg machst? Wird dein Kopf leer? Atmest du anders? Dann kannst du beobachten, wann das mulmige Gefühl auftritt - wie in einem Theater. Kannst du das Gefühl mit deinen Gedanken beeinflussen? An zu Haus denken = mulm? An die Schule denken = Freude? Bewegt sich dein Gefühl im Kontakt mit deiner Familie? Wenn ihr miteinander redet = mehr mulm? Wenn du in deinem Zimmer bist = weniger mulm? Gut wäre, wenn du dich für dein mulmiges Gefühl interessieren könntest. Dann kannst du es beobachten und verstehen. Wenn du deine schwierigen Gefühle verstehst, fühlst du dich nicht mehr so hilfslos und ausgeliefert. Vielleicht redet es irgendwann sogar. Dann wäre dir klar, was der mulmige Grund für dein Gefühl ist.
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Frage Nr. 39121 von 21.11.2024
Hoi Lili
Ich habe folgendes Problem:
Ich habe in letzter Zeit das Gefühl, dass meine Vergangenheit hoch kommt und ich stelle irgendwie alles in Frage. Ich mache mir sehr viele Gedanken. Es zeigt sich, dass ich vieles weg gepackt habe. Ich habe Angst, die Kontrolle über mein Leben zu verlieren und daran zu zerbrechen. Ich trage grosse Schamgefühle mit mir herum um getraue mich nicht manche Sachen anderen Menschen zu erzählen, da ich Angst habe von ihnen verurteilt zu werden. Ich fühlte mich oft alleine. Ich fühle mich auch sehr schnell gestresst und weiss nicht wie ich mich regulieren kann. Teilweise erlebe ich auch Gefühle, welche ich nicht zuordnen kann, nur weiss das sie sich belastend anfühlen. Ich komme mir dann dumm vor, da ich sie nicht einordnen kann.
Wie kann ich in diesem Strudel wieder etwas Ordnung reinbringen?
Danke & LG!
Unsere Antwort
Du beschreibst einen wirklich schwierigen Zustand. Wenn die Vergangenheit hochkommt, ist es wichtig, dass du einen Umgang damit lernst. Dafür empfehle ich dir dringend eine fachliche Begleitung. Denn: Woher solltest du die Mittel haben, das allein zu bewältigen? Gerade weil es dir schwerfällt, dich Menschen anzuvertrauen, solltest du eine Person haben, die unbeteiligt ist an deiner Situation und eine Schweigepflicht hat. Psychotherapeut*innen und Berater*innen haben das. Ich empfehle dir, dass du dich bei einer Beratungsstelle der Opferhilfe meldest und dich dort beraten lässt, was deine Optionen sind. Hier erfährst du mehr über diese Stellen.
Die Fachperson kann dir auch helfen, deine Gefühlszustände besser zu verstehen und im Griff zu haben. Hier hast du auch Möglichkeiten der Selbsthilfe. Dieser Text hilft dir, deine Gefühlslagen besser zu verstehen, und dieser Text hilft dir beim Umgang mit den Gefühlen. Und schliesslich empfehle ich dir auch sehr unsere Texte und Tipps zum autonomen Nervensystem. Wenn du sie gelesen hast, verstehst du wahrscheinlich viel besser, warum du manchmal in welchem Zustand bist, und wie du dich in andere Zustände versetzen kannst. Bitte beginne dazu mit diesem Text und lies auch die Texte, auf die er dich verlinkt. Am Schluss des letzten Textes machen wir eine Buchempfehlung – "Leben mit der Polyvagaltheorie: In Sicherheit verankert" von Deb Dana. Das könntest du dir kaufen. Ich finde es sehr gut zur Selbsthilfe.
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Frage Nr. 39115 von 20.11.2024
Hallo Lilli Team,
vielen Dank für Eure Seite. Bisher konnte ich jede Antwort finden. Aber auf diese jetzt nicht. Ich bin w14 und chatte gerne. Seit einiger Zeit treffe ich dort immer wieder einen netten m und wir gehen in einen privaten Raum. Ich weiss, dass er vom Alter her mein Vater sein könnte, aber wir schreiben sehr schön.
Er nimmt mich ernst, beantwortet meine Fragen und interessiert sich für meinen Alltag, aber auch für meinen Körper. Obwohl ich mich schon davor befriedigt habe bin ich sehr unsicher und unerfahren. Über solche Themen schreiben wir und es erregt mich stark. Ich weiss dass es falsch ist, aber es fühlt sich so gut an - nicht nur wenn ich mich dabei unten berühre.
Er sagt, er will nur mit mir schreiben (mehr nicht) und er bedrängt mich nicht, eher bremst er mich und fragt oft, ob ich das schreiben oder ausprobieren möchte was er meint, dass es mir gefallen könnte. Und dass ich nichts machen muss. Es fühlt sich gut an und ich glaube auch ihn erregt es bis zum Höhepunkt - wie mich.
Was mich beschäftigt?
- ist das gut was wir tun, ist es schlecht oder ist es verboten (so lange es so leibt wie jetzt)?
- was soll ich tun, wenn er Bilder möchte in einer Art, dass ich nicht zu erkennen bin (er hat nur meinen Vornamen)? Er würde mich sicher nicht zwingen, sondern in der Art "Möchtest Du ..."
- Da es so schön ist: Wie vermeide ich es, bei einem realen m enttäuscht zu sein - im Vergleich zu Kollegen ist er eben sehr einfühlsam und erwachsen?
Das Ganze macht mir Lust, so Dinge mit einem in meinem Alter auszuprobieren. Wie vermeide ich, enttäuscht zu werden? Der den ich real mag ist genauso unerfahren wie ich noch vor ein paar Wochen war.
Danke für die Antwort.
Unsere Antwort
In der Schweiz bist du als 14-Jährige noch im Schutzalter. Der Mann, der dich im Chat gefunden hat und jetzt über sexuelle Themen mit dir schreibt, macht sich damit strafbar. Wenn er Fotos mit sexuellem Inhalt verlangt, ist das auch eine Straftat. Schick ihm auf gar keinen Fall Bilder. In der Schweiz ist die Gesetzeslage so, dass auch du dich der Verbreitung von Kinderpornografie schuldig machst, wenn du Bilder von dir selbst verschickst. In Deutschland ist die Rechtslage ähnlich, wie du bei BKA nachlesen kannst.
Dass du den Kontakt zu dem Mann sehr schön findest, ist verständlich. Er bedrängt dich nicht. Er weiss mehr als du. Da du ihn nicht direkt und persönlich triffst, kannst du in deiner Fantasie aus ihm eine ideale und fehlerlose Person machen.
Um die Realität nicht zu verlieren, solltest du deinen Verstand gebrauchen. Der Mann sucht im Netz nach jugendlichen Frauen. Er macht sich attraktiv und angenehm. Das nennt man Grooming. Dann chattet er mit ihnen sexuell. Inzwischen ahnst du schon, dass er Fotos erbitten wird. Inzwischen hast du ihm einiges über dich erzählt, dass er gegen dich verwenden kann. Dann besteht die Gefahr, dass du den Chat um jeden Preis geheim halten willst und darum Fotos schickst oder sonst seinen Forderungen nachkommst. Wir raten dir den Kontakt abzubrechen. Auf gar keinen Fall solltest du Fotos abgeben. Geh bitte auch nicht auf andere Wünsche dieses Mannes ein. Wichtig ist auch: Egal, was du alles geschrieben hast. Vertraue dich jemandem an, wenn du dich nicht mehr wohl fühlst. In unseren Texten: «Unterstützung bei Gewalt» und «Beratungsstellen der Opferhilfe» findest du Tipps und Adressen. Bitte lies die Texte unter den Links.
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Frage Nr. 39088 von 15.11.2024
Guten Tag,
was kann man tun wenn ein Arzt in der forensischen Psychiatrie Homosexuelle bzw. Schwule Männer heilen möchte? Wie kann man dagegen vorgehen? Welche Risiken bestehen wenn man dagegen vorgehen wollen würde?
Unsere Antwort
Du stellst eine sehr interessante Frage. In einem Bericht des Human Right Council der UNO werden sogenannte Konversionstherapien als Menschrechtsverletzungen gewertet. Den UNO-Staaten wird empfohlen, solche Therapien gesetzlich zu verbieten und vor allem Kinder und Jugendliche davor zu schützen. Ebenso sollen alle Gesetze, die solche Therapien ermöglichen, ausser Kraft gesetzt werden. Die Europäische Union hat diese Empfehlung an ihre Mitglieder weiter gegeben. Viele Staaten sind der Empfehlung gefolgt.
Wenn du in Deutschland lebst, kannst du dich auf ein Gesetz berufen. Das Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen schützt alle Personen unter 18 Jahren. Erwachsene sind dann geschützt, wenn sie über das Verbot nicht informiert wurden und darum nicht informiert in die Therapie einwilligen konnten. Du kannst hier die Therapie verweigern und dich auf das Gesetz berufen.
In der Schweiz und in Österreich ist das anders. Hier sind die sogenannten Konversionstherapien noch nicht gesetzlich verboten. In einer Veröffentlichung des Schweizer Parlaments vom 5.3.2024 kannst du nachlesen, dass auch kein Gesetz geplant ist. Einer Veröffentlichung des österreichischen Parlaments vom 6.6.2024 kannst du entnehmen, dass das Gesetz noch nicht fertig ist. In beiden Ländern kannst du die Therapie verweigern. Allerdings bist du nicht durch ein Gesetz geschützt. Falls du zu einer sog. Konversionstherapie gezwungen wirst, solltest du dich an Beschwerdestellen in deiner Nähe wenden. Zuständig wären Ärztegesellschaften, die alle Ombudsstellen haben. Ebenso könnten dich Organisationen zum Patientenschutz (Schweiz) oder (Österreich) unterstützen. Auch LGBTQ+-Organisationen werden dich unterstützen.
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Frage Nr. 39074 von 13.11.2024
Ich bin zufällig auf Lili gestossen und habe gesehen, dass es spannende Beiträge gibt. Ich habe mich gefragt, ob psychische Gewalterfahrungen, wie beispielsweise Mobbing, genau die gleichen Folgen haben kann wie physische Gewalt, beispielsweise eine Vergewaltigung? Es wird oft gesagt, dass Vorfälle, wie Mobbing oft verharmlost werden. Ich habe mich gefragt, ob man dennoch ein Trauma von solchen Erfahrungen haben kann ohne eine PTBS zu entwickeln? Sind die Symptome dann einfach weniger stark?
Unsere Antwort
Es liegt nicht unbedingt an der Schwere der Gewalttat, wenn jemand eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt. Darum ist es auch so wichtig, dass wir als Aussenstehende nicht über Betroffene von Gewalt urteilen. Es ist leicht zu denken «Mobbing kann doch nicht so schlimm sein. Da blutet ja nichts». Es kann aber z.B. sein, dass eine sehr vertraute Person überraschend sehr fiese und abwertende Bemerkungen macht. Die Überraschung und Bösartigkeit kann so schädigend sein, dass die ausgegrenzte Person den Boden unter den Füssen verliert, so dass sie sich nicht mehr stabilisieren kann. Immer wenn sie an die Situation denkt, gerät sie in Übererregung, kann die intrusiven Gedanken nicht stoppen und wird so traumakrank.
Ob jemand eine PTBS entwickelt, hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits spielt die Gewalttat eine wichtige Rolle, aber auch die Täterschaft. Wie intensiv und anhaltend das Ereignis war und ob die Belastungen wiederholt und/oder über einen langen Zeitraum auftraten, ist von Bedeutung. Bei der Täterschaftt sind die Folgen oft umso schwerwiegender, je nahestehender die Tatperson war, aber auch, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis bestand, in dem die Tatperson dominant war. Das allein reicht aber für eine PTBS nicht aus: Eine Rolle spielt außerdem, wie Betroffene Stress bewältigen, welche psychischen Ressourcen ihnen zur Verfügung stehen, also wie resilient sie sind und ob sie Vorerfahrungen haben. Ein vertrauenswürdiges und unterstützendes soziales Umfeld, das Opfer nicht verurteilt, hilft bei der Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen. Betroffene nehmen ihre Befindlichkeit wahr. Darum sind sie die Einzigen, die darüber eine gültige Auskunft geben können.
Ein wichtiger Verstärker der PTBS ist die kränkende Erfahrung, dass Tatpersonen über den Willen des Opfers bestimmt haben. Zur Heilung trägt darum sehr bei, wenn die Autonomie und Selbstbestimmung des Opfer ganz besonders beachtet wird. So werden weitere Verletzungen vermieden.
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