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Fragen & Antworten:
Schluss mit Gewalt

Frage Nr. 39044 von 07.11.2024

Hallo ihr, ich weiß dass mein Problem wahrscheinlich etwas seltsam klingt, ich weiß allerdings auch nicht wo das herkommt und ob ich bei euch richtig bin. Ich bin weiblich, 23, und lesbisch. Kann es sein, dass meine Freundin mich von ihr abhängig gemacht hat? Sie tut alles für mich, egal was, sie bezahlt alles, kümmert sich um alles, schreibt mir viel. Also vor allem aber materielle Dinge, wie Urlaub, Elektronik, sowas. Sie schleppt mich auch überall hin, wenn ich Zeit habe und ich lasse mich mitschleppen. Mittweile hat sich bei mir etwas komisches entwickelt… und zwar suche ich sehr oft die körperliche und auch sexuelle Nähe und lasse mich von ihr als, ja, so eine Art Sexobjekt behandeln, weshalb ich denke, dass ich dahingehend eine Sucht entwickelt habe und für mich die einzige Möglichkeit annähernd Intimität zu fühlen, sodass ich mich auch sexuell von ihr abhängig gemacht habe. Wenn wir uns 1 Woche nicht sehen ist das erste was wir machen sexuell intim werden für Stunden und dabei geht es vorrangig darum, dass ich ihr gefalle und alles mitmache, was ihr eben gefällt. Als hätte ich keine eigenen Interessen mehr und mich komplett darin verliere.

Wenn mich etwas an ihrem Verhalten stört, schaffe ich es nicht dies ihr mitzuteilen und generell bin ich, wenn wir draußen unterwegs sind, immer untergestellt. Ich schaffe es also nicht eine gemeinsame Ebene herzustellen. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass sie mir eben alles immer bezahlt, sich um alles kümmert und ich bekomme sehr viel liebe von ihr, weshalb mir irgendwie schwer fällt mich überhaupt auch für meine Interessen stark zu machen, weil es einige Dinge gibt, die sie macht, die mich verletzen.

Das große Problem ist, dass ich erfahren habe, dass sie eine heimliche Affäre mit einer anderen Frau hat. Ich habe es in ihrem Laptop gesehen, in dem Moment ist alles in mir zusammengebrochen. Herzrasen. Panikattacken. Schlimme Vorstellung im Kopf was sie mir alles gemacht hat. Ich wusste nicht wohin mit mir. Als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie angefangen zu weinen und mir gleichzeitig gedroht wenn ich mich trenne, dass sie mich stalken wird und mir ein schlechtes Gewissen gemacht dass es nicht fair sei zu verlassen.

So ging es dann weiter, als wäre nichts passiert. Sie hat öfter als sonst die körperliche sexuelle Nähe gesucht und ich lass mich immer wieder darauf ein. Wir unternehmen auch viel, z.B. gehen ins Kino. Sie kümmert sich extrem viel um mich. Sie kann aber einfach nicht treu bleiben und ich komme von ihr nicht los. Ich habe es versucht und endet jedes Mal in Panikattacken, Herzrasen, Atemnot, Essstörung. Ich will es schaffen, ich will von ihr loskommen, ich weiß nur nicht wie. Wenn ich in ihrer Nähe bin, kann ich essen, habe keine Panikattacken, fühle mich sogar sicher in ihrer Nähe, ich denke nicht, dass das normal ist, weil sie mir halt permanent fremd geht mit sämtlichen Frauen. Also liegt es sicher daran dass ich mich abhängig gemacht habe. Als ich weinend in ihrer Wohnung saß und ihr gesagt habe, dass ich so nicht mehr leben will, dass sie mich immer wieder aufs Neue verletzt und sie mich gehen lassen soll, hat sie einen ziemlich respektlosen Satz gebracht den ich hier nicht wiedergeben kann, sich quasi dafür entschuldigt dass sie auch nichts dafür könne immer wieder mit mir intim zu werden (was meistens von ihr ausgeht nicht von mir! Ich lasse mich nur immer wieder darauf ein) und dass sie mit anderen Frauen nicht zusammen sein will.

Ich muss da irgendwie raus, wir sind auch absolut nicht auf Augenhöhe. Jedes Mal endet es damit, dass ich bei ihr bleibe, sie macht wieder alles und kümmert sich und sehne mich dann auch nach ihrer Nähe, weshalb ich es nicht schaffe auch mal nein zu sagen obwohl ich langsam anfange mich zu ekeln.

Unsere Antwort

Das klingt nicht seltsam. Dein Anliegen ist richtig bei uns als erste Anlaufstelle. Danke für dein Vertrauen.

Ich glaube, du hast eins schon erkannt: Du brauchst eine klarere Abgrenzung – auch wenn es dir schwer fällt.

So wie du es beschreibst, wird klar: deine Partnerin übernimmt keine Verantwortung für ihr Verhalten. Und sie behandelt dich nicht gut. Obwohl sie weiss, welche Auswirkungen ihr Verhalten auf dich hat, nimmt sie das in Kauf. Es ist wichtig, dass du das klar siehst. Du hast selbst schon gemerkt: Auch eine Beziehung, in der dir keine körperliche Gewalt angetan wird, kann dir schaden. Deshalb ist es so wichtig, dass du Verantwortung für dich übernimmst. Du gestaltest eure Beziehung mit. Wenn du aufhörst bei der Abhängigkeit mitzumachen, hat sie keine Chance. Deshalb empfehle ich dir die Formulierung: "Sie versucht mich abhängig zu machen".

Häufig winden sich Menschen, die schlecht mit anderen umgehen, aus jeglicher Verantwortung. Sie schaffen es, dich glauben zu lassen, dass du schuld daran wärst. Um dich das glauben zu lassen, müssen sie fähig sein, sich in dich hineinzuversetzen.

Du schaffst die Abgrenzung und Ablösung am ehesten, wenn du bereit bist, das Verhalten dieses Menschen mit offenen Augen anzusehen. Auch all das wofür du lieber blind warst. Wenn du deine Partnerin klarsiehst, wirst du wahrscheinlich keine Lust mehr haben, mit so jemandem zusammen zu sein. Schreib doch mal auf, worunter du leidest, und dann erinnere dich daran, dass sie weiss, dass du darunter leidest. Vielleicht wird das in dir Wut und Traurigkeit wecken, aber es hilft dir, Abschied zu nehmen und dich abzulösen.

Du erlebst bei euch beiden Abhängigkeitsgefühle, die ihr mit eurem sich wiederholenden Verhalten jedes Mal bestärkt. Mindestens eine Person von euch sollte es schaffen, aus diesem zum Muster gewordenen Verhalten auszusteigen. Dein Körper zeigt dir mit dem Ekel mittlerweile klare Zeichen, dass es Zeit wird, dich abzugrenzen.

Für die meisten Menschen ist es schwierig, ein Musterverhalten zu ändern. Manchmal wird die Gewohnheit zum Drang oder sogar Zwang, lässt dich entgegen deiner Vernunft handeln. Diese Entwicklung nimmst du nun als schädlich für dich wahr. Es macht Sinn zu schauen, wie du dich aus der Abhängigkeit lösen kannst. Dafür kann ein Blick in deine Vergangenheit helfen.

Viele Menschen haben in ihrer Herkunftsfamilie mitgekriegt, wie Menschen unfair und respektlos miteinander umgehen. Manche von ihnen übernehmen diese Verhaltensweisen dann ganz automatisch. Andere leiden besonders unter ganz bestimmten Verhaltensweisen, weil das bei ihnen alte, schmerzliche Gefühlserinnerungen wachruft.

Es hilft, wenn du dich damit auseinandersetzt, was früher gelaufen ist. Du kannst dann üben, was du besser machen kannst, um alte Muster zu durchbrechen. So kannst du dich von deiner Vergangenheit lösen. Gerade junge Menschen sind da oft noch ganz am Anfang einer langen Lern- und Übungsphase. Das Leben ist nicht umsonst so lang wie es ist.

Wenn es dir nicht gelingt, dich von deiner Freundin abzugrenzen oder dich ganz von ihr zu lösen, empfehle ich dir eine psychotherapeutische Unterstützung. Dort kannst du herausfinden wie du mögliche Themen (z.B. Bindungsmuster, Verlustängste) bearbeiten kannst, um mit weiteren stimmigen Schritten deinen Lösungsweg entwickeln.

Deine Partnerin hat dir mit Stalking gedroht, wenn du dich trennst. Nimm das ernst. Solche Drohungen zeigen, dass die Person, die sich so verhält, die Verantwortung aufgibt und bereit ist Schäden anzurichten. Davor solltest du dich schützen. Hol dir Hilfe. Schau dazu bitte in unsere Linksammlung. Es ist auch eine gute Idee, wenn du Freund*innen informierst und einen sicheren Ort hast, wo du hingehen kannst, wenn du dich zur Trennung entscheidest.

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Frage Nr. 39019 von 04.11.2024

Wie hängt eine Depression/ Angststörung mit belastenden Lebenserfahrungen oder sogar einem Trauma zusammen?

Unsere Antwort

Da gibt es unterschiedliche Zusammenhänge. Viele Fachpersonen beschäftigen sich schon seit vielen Jahren damit, diese Zusammenhänge zu verstehen.

Lies doch mal unsere Texte Probleme mit mir und anderen nach Gewalterfahrungen, Wie werden traumatische Erlebnisse verarbeitet? und Psychische Störungen nach Gewalterfahrungen. So bekommst du einen ersten Einblick.

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Frage Nr. 38966 von 25.10.2024

W,28
Ich lebe zusammen mit meinem Partner und habe eine 1 jährige Tochter.
Ich habe von meinen Partner früher Gewalt erlebt. vor allem psychisch. Irgendwie hat er geschafft nicht mehr gewalttätig zu sein (zumindest bis jetzt). Einser seits glaube ich das er angst hat das ich einige über sein verhalten erzähle. und anderseits habe ich ihn klar gemacht, das ich sogar bereit bin in einem Frauenhaus mit der Tochter zu gehen.
Manchmal habe ich das gefühl, das er mich versucht zu Manipulieren. Weil ich seit langem die verbindung zu vielen nicht mehr habe. weil ich kein bock auf meckereien habe. Es fällt ihn immer, jeden Tag etwas auf was ihm stört.
Ich bin letzer Zeit auch sehr distanziert. Und mir geht durch den kopf, alles liegenzulassen und abzuhauen. obwohl wir gar nicht streiten. mir hört auch niemand zu. alle wollen mir sagen was ich machen soll, wie ich mich zu benehmen habe.
und der ganzer Gesellschafft bullsh* macht mich rasend.
jedesmal heisst es, tradition blabla, du musst das machen.
Leider ist mein Partner der gleiche Meinung. Ich komme mir ganz allein und unwichtig vor. als wäre mein zweck nur zu gebären mein partner befriedigen und still und zu allen ja sagen da.

Ich wollte zu einer Psychologin und bisschen klarheit bekommen, ob etwas mit mir oder meine mitmenschen nicht stimmt. Aber jedes mal heisst es von mein partner, wir klären das gemeinsam. rede mit mir. Aber er hört mir gar nicht zu.
Ich habe mit opferberautung geredet. die haben viele tipps gegeben. was mich bis hierhin gebracht hat. und eher die meinung richtung trennung sind. was ich mir sehr gut nahvollziehen kann.
Wäre mein Partner nicht so gut mit unsere tochter währe es wohl zur trennung gekommen. aber die entscheidung zu fällen, obwohl er auch liebe zeigt und besser geworden ist (stand jetzt). bin ich mir sehr unsicher. ich fühle mich selbst als eine versagerin die nicht um sich selbst kümmern kann. wie kann ich mit leuten in verbindung kommen die ähnliches erlebt haben? ich weiss nicht ob ich mehr fakten und erfahrungsberichte brauche

Unsere Antwort

Du hast unterschiedliche Gefühle, die einander widersprechen. Wenn du an Trennung denkst, fällt dir ein wie lieb dein Mann zu deinem Kind ist. Wenn du an Bleiben denkst, fühlst du dich gelähmt und eingeengt. So ist es schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Dein Wunsch, eine Psychotherapie zu machen, scheint mir sehr sinnvoll. Es ist auch eine gute Idee, mit Anderen, die Ähnliches erlebt haben, in Kontakt zu kommen. In der Schweiz gibt es die «Selbsthilfe Schweiz». Sie bieten in vielen Orten Gruppen an. Vielleicht findest du eine Gruppe in deiner Nähe. Dort bekommst du wahrscheinlich auch Adressen von spezialisierten Psychotherapeutinnen. Wenn du andere Frauen kennst, denen es ähnlich geht wie dir, stärkt das sicher dein Selbstbewusstsein und dein Selbstwertgefühl. Diese Gefühle fördern deinen Mut, dich für dich selbst einzusetzen.

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Frage Nr. 38956 von 23.10.2024

Ich bin verwirrt
Ich habe bei einem Freund übernachtet als ich Fürsorge bedurfte
Ich wollte am Sofa schlafen aber konnte nicht einschlafen
Ich habe mich zu ihm ins Bett gelegt und er hat sich angekuschelt
Es war angenehm
Irgendwann war ich im Halbschlaf
Es hat wieder gekuschelt aber war anders hat meine schutzdecke schnell in einer heftigen Bewegung hochgezogen
Und ich habe gedacht bitte nicht
Und es hat mich schnell in einer heftigen Bewegung die Hand gesucht und unter den Pullover gierig gegriffen und ich bin im Halbschlaf hochgeschreckt und es hat die Hand an meine Taille gelegt als könnte man das einfach machen als würde ich das träumen aber ich weiß dass es passiert ist
Ich habe in der Nacht konfrontiert sehr freundlich gesagt dass ich nicht berührt werden mag und innerlich aber spirituellen Tod gestorben und aber gemerkt dass es dem gar nicht gut geht und Fuß auf Fuß gelegt um zu beruhigen
Mir geht es auch gar nicht gut mit der Angelegenheit bin sehr verwirrt immer wieder und möchte nicht die Freundschaft verlieren aber habe keine Entschuldigung bekommen und finde es nicht richtig dass ich das Thema ansprechen muss weil ich finde dadurch Verantwortung zu übernehmen und das trifft mich noch mehr es ist doch auch bekannt dass aufrichtige Entschuldigungen beim verarbeiten helfen
Jetzt hebt nicht mehr ab wenn ich anrufe
Ich weiß nicht weiter

Unsere Antwort

Das Wichtigste zuerst: Wenn du das Verhalten deines Freundes ansprichst, übernimmst du nicht die Verantwortung für seine Taten, sondern für dich selbst. Wenn ich dich richtig verstehe, hast du einen sexuellen Übergriff erlebt, der dich noch heftig beschäftigt. Mir scheint, du musst das Erlebte erzählen, damit du es einordnen kannst. Darum raten wir dir, Dich an eine Opferhilfeberatung zu wenden. Dort hört man dir zu und versteht dich. Du kannst überlegen, wie für dich eine aufrichtige Entschuldigung aussieht. Und zusammen mit einer Beraterin überlegen, wie du diese einforderst.

Wichtig ist auch, dass du nicht versuchst, die Situation allein zu klären. Der Freund, bei dem du übernachtet hast, verweigert Kontakt. Er wird sich also nicht hilfreich verhalten. Das ist leider häufig so. Wenn du allein kämpfst, besteht die Gefahr, dass du dich immer wieder verletzt fühlst. Dein Ziel ist aber, die Übergriffserfahrungen zu verarbeiten.

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Frage Nr. 38932 von 06.10.2024

Das ist vielleicht etwas theoretisch. Weil ich Erinnerungen an sexualisierte Gewalt habe, aber immer wieder an meinem Kopf/ der Richtigkeit/ meiner Wahrnehmung zweifle und verunsichert bin und dazu auch das Konzept von „false memories“ beiträgt, habe ich mich eingehender damit befasst.
Ich wollte gerne fragen, was eure Haltung zu diesem Thema ist/ bzw. was vielleicht hier so der aktuelle Stand ist.
Ist es normal, seine Erinnerungen grundsätzlich (nicht Details) anzuzweifeln, sich zu fragen, ob man all das irgendwie erfunden hat ohne es zu merken?
Von der Seite von [...] verstehe ich: Erinnerungen können richtig, verzerrt bis falsch sein und sie können kontinuierlich sein, diskontinuierlich sein oder ganz fehlen. „Delayed recall“ ist möglich (und nicht selten), ohne dass der Inhalt weniger korrekt sein muss. (Dazu gibt es gute Studien die 17 Jahre nach dokumentiertem Vorfall mit den Betroffenen durchgeführt wurden. [...])
Was mir aufstösst: Ein vordergründig akademisch geführter Diskurs (bzgl „memory wars“) ist eigentlich viel persönlicher: [...]
Häufig haben die gleichen Menschen, die solche Erinnerungen als unglaubwürdig hinstellen, die Haltung, dass CSA wenn es passiert nicht so schlimm sei.
[Ich kann als Beispiel nennen, aber vielleicht aus der Frage rauslöschen: [...]]

Unsere Antwort

Wenn du Erinnerungen an sexualisierte Gewalt hast, gibt es keinen Grund deine Erinnerungen anzuzweifeln. Allerdings, da hast du recht, findet man bei vielen Opfern von sexualisierter Gewalt Zweifel. Die Zweifel sind verständlich, weil die Erfahrungen verstörend waren. Da denkt man leicht: «Das kann doch nicht wahr sein.» 

False Memory meint aber, dass sich Menschen gar nicht an Gewalttaten erinnern und die Erinnerungen an erlebte Gewalttaten in Psychotherapien induziert werden. Wir haben das bisher kaum erlebt und halten so mächtige Deutungen für unprofessionell.

Du beschreibst das richtig. Erinnerung ist sehr beweglich. Es gibt den «delayed recall» tatsächlich. Verspätete Erinnerungen sind nicht selten. Du hast Erinnerungen in deinem Kopf, die dich beschäftigen. Für dich wäre es sinnvoll, diesen Erinnerungen die Zweifel zu nehmen. Ziel wäre deine Selbstsicherheit, deine Eigenständigkeit und dein Selbstvertrauen. Für eine solche differenzierende Arbeit wäre eine psychotherapeutische Begleitung durchaus sinnvoll. 

Wie haben deine Frage gekürzt. 

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Frage Nr. 38931 von 06.10.2024

Hallo
Ist es möglich, dass man tätlichen Personen nicht ansieht, dass sie hinter verschlossenen Türen sexualisierte Gewalt ausüben?
Also dass sie nach aussen freundlich, zuvorkommend und wie „gute“ Menschen wirken? Und allenfalls auch zwischen Taten liebevoll sind?
Können Täter:innen sich positiv verändern und ist es trotzdem okay als Betroffene:r nicht auf Annäherungsversuche einzugehen bzw. keine nahe Beziehung mehr zu dem Elternteil zu wollen?

Unsere Antwort

Ja, es ist sogar in der Regel so, dass man Menschen nicht ansieht, dass sie hinter verschlossenen Türen gewalttätig sind. Und es kommt häufig vor, dass sie zwischen Gewalttaten freundlich sind.

Das kann für deren Opfer sehr verwirrend sein, weil das freundliche Verhalten nicht zu der Gewalt passt, die sie erleben.

Ja, es ist okay, wenn du Distanz wahren möchtest. Selbst wenn sich Täter*innen positiv verändern, darfst du so viel Abstand haben, wie sich für dich stimmig anfühlt. Die Person sollte das respektieren.

Es kann gut sein, dass jemand davon spricht sich verändert zu haben. Wichtig ist aber das Verhalten der Person und nicht, was sie sagt.

Es klingt als hättest du Gewalt erlebt. Hast du eine gute Begleitung zum Verarbeiten? Wir empfehlen, dass du da nicht allein durch musst. Mit einer Fachperson als Begleitung geht vieles leichter. Bitte schau dazu in unsere Adressliste.

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Frage Nr. 38828 von 20.09.2024

Hallo Lilli
Ich habe eine Frage, wie ich so etwas einordnen kann:
Als Medizinstudentin hatte ich in der Unterassistenz bei der Eintrittsuntersuchung eines älteren Mannes die Sensibilität grob geprüft, wie es Standard ist (ich fahre über beide Arme, dann über beide Beine und frage ob er es spürt und auf beiden Seiten gleich).
Dieser Mann sagte bei den Beinen er sei sich unsicher. Also wiederholte ich die Untersuchung. Er sei sich immer noch unsicher. Nach etwa dem dritten Mal fing er an zu lachen und sagte, er geniesse es gerade einfach.
Ich dachte mir nicht viel dabei, ausser dass mir das sehr unangenehm war als junge Frau, die in der Vergangenheit Schwieriges erlebt hat. Im Nachhinein frage ich mich, ob das anzüglich war?
Es erinnert mich an die Schule, wo ein Junge auch immer Körperkontakt suchte und ich meinte, das gehöre zu einer Freundschaft und zum „nett sein“ dazu, das zuzulassen, auch wenn es mir unangenehm war ständig berührt zu werden und ich kein romantisches/ sexuelles Interesse hatte.
Das ist alles nicht „schlimm“. Aber es ist jemand, der mir in dem Moment näher kommt als mir lieb wäre und wo ich mich nicht wohl/ sicher fühle.
Ich frage mich auch, wie man mit so etwas umgehen kann in der Situation, ohne ein grosses Aufhebens zu machen.
Danke. :)

Unsere Antwort

Das Verhalten des Mannes war unangemessen. Du hast das selbst gemerkt: es war dir sehr unangenehm. Er hat die Situation sexualisiert. Man kann hier von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz sprechen Persönlich kannst du dir überlegen, wie du diese Erfahrung langfristig für dich selbst einordnest. Nimmst du es persönlich als private Erfahrung, schüchterst du dich ev. selbst ein. Das kann dazu führen, dass dir körperliche Untersuchungen schwer fallen oder du unsicher wirst.

Zu deinem Beruf als Ärztin gehört die körperliche Untersuchung. Diese braucht deine professionelle Haltung. Wir sind der Meinung, dass sexualisiertes oder anderweitig übergriffiges Verhalten nicht nur von Patient*innen bereits im Studium thematisiert werden müsste. Sicher sollte es die Arbeitgeberschaft tun. Sie hat ihre Angestellten vor Übergriffen zu schützen. Eine Ärztin, die sexuelle Belästigung erwarten und ertragen muss, weil es keine Regeln dazu gibt, ist nicht wirklich arbeitsfähig. Du müsstest wissen, ob du in solchen Situationen die Untersuchung abbrechen sollst und wie du den Patienten zurechtweisen kannst. Möglicherweise gibt es an deinem Arbeitsplatz bereits solche Regeln und Richtlinien. Schliesslich ist bekannt, dass Ärzt*innen immer wieder sexuelle Belästigung erleben. Dazu gibt es etliche Untersuchungen. In der Schweiz gibt es remed, ein Unterstützungsnetzwerk für Ärztinnen und Ärzte. Dahin kannst du dich wenden, wenn du im professionellen Setting in eine Krise gerätst.

Lass dich nicht einschüchtern. Sexuelle Belästigung wirst du nicht verhindern können. Du musst sie aber auch nicht ertragen. Einerseits kannst du an deiner Professionalität arbeiten und selbst lernen, eindeutig und klar aufzutreten und deine Arbeitsschritte anzukündigen und begründen. Andererseits ist es die Pflicht deiner Arbeitgeber, dir ein Arbeitsfeld zu bieten, indem du arbeitsfähig bist. Wahrscheinlich wirst du Kolleg*innen treffen, die 'alles nicht so schlimm' finden oder behaupten, ihnen passiere so etwas nicht. Diese Kolleg*innen sind nicht hilfreich. Sie tragen dazu bei, dass die Arbeitsatmosphäre für Einige belastend wird und dass übergriffiges Verhalten verschwiegen wird. Das ermutigt allerdings nur die Übergreifer*innen. 

 

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Frage Nr. 38826 von 20.09.2024

Liebes Lilli-Team,
Ich bin weiblich, 29 und schreibe eine Masterarbeit zum Thema Beziehungen zur Aussenwelt im Strafvollzug.
Im Strafvollzug sind Kontakte zu den Angehörigen stark eingeschränkt, so auch zu bestehenden Sexualpartner*innen. Neue Kontakte für Liebes-/Sexualbeziehungen zu knüpfen ist, abgesehen von den anderen Insass*innen, kaum möglich. Ich suche nun nach rechtlichen Grundlagen, welche ein Recht auf Sexualität begründen, und auch, was die Voraussetzungen für deren Einschränkungen sind. Könnt ihr mir hier weiterhelfen? Habt ihr vielleicht spezifische Literatur oder Erfahrungen bezüglich Sexualität in Haft? (Es geht dabei um die Freiheit, Sexualität überhaupt ausleben zu können, und nicht um sexuelle Gewalt o.ä.)

Unsere Antwort

In der Schweiz gab es im Sommer 2024 dazu ein Urteil des Bundesgerichts. Ich verlinke dich mit einem Artikel auf humanrights. Vielleicht hilft dir das weiter.

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Frage Nr. 38820 von 19.09.2024

Ich befinde mich zur Zeit in einer EMDR Therapie. Wir sind momentan meine belastenden Erinnerungen am Aufarbeiten. Mir fällt auf, dass ich vermehrt träume. In den Träumen tauchen vermehrt bekannte Personen oder immer wieder Flugzeuge auf. Teilweise kann ich mich an der Traum erinnern, teilweise auch nicht. Teilweise erinnere ich mich auch später am Tag an den Traum. Ich frage mich dann auch, ob ich es wirklich geträumt habe oder mir dies nur einbilde. Teilweise tauchen auch mehr Erinnerungen auf, sowohl belastende, als auch neutrale Erinnerungen. Manchmal erscheinen auch einfach Bilder von Orten von früher vermehrt auf. Womit kann das zusammenhängen? Kann es darauf hindeuten, dass es dort noch Belastendes zu verarbeiten gibt?

Unsere Antwort

Wir raten dir, deine Beobachtungen und Erlebnisse mit deiner Psychotherapeutin zu besprechen. Sie wird dir erklären, womit das zusammenhängt. Ob du etwas Belastendes zu verarbeiten hast, weisst du selbst am besten. Über EMDR haben wir in den Fragen 38441, 38460 und 38506 informiert.

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Frage Nr. 38783 von 13.09.2024

Zu Nr. 38693
Ich habe nun einen weiteren Termin abgemacht, um ein besseres Gefühl zu bekommen. Ich fühlte mich aber beim letzten auch sehr wie ein Kind in der Art, wie ich angesprochen wurde, und das hat mir nicht so gepasst.
Aber es ist scheinbar sehr schwierig, überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen; Ich habe mehrere angefragt und es kommen nur Absagen.
Gerade habe ich grosse Mühe mit dem Gefühl, ein schrecklicher Mensch zu sein. Dass ich nur Schaden anrichte und anderen wehtue, dadurch dass ich erinnere/ nicht vergesse/ nicht darüber hinwegsehe.
Ich weiss, dass das nicht rational ist, aber es fühlt sich so stark danach an. Das verstärkt auch das Gefühl dass ich gar keine Existenzberechtigung habe, nie hätte geboren werden sollen und eigentlich einfach eine grosse Belastung bin: Für dir Familie (emotional und finanziell) aber auch für die Gesellschaft (das Gesundheitssystem).
In mir tut es einfach alles so weh.

Unsere Antwort

Ja, es ist schwierig einen Therapieplatz zu finden. Trotzdem sollte er passen. Mir scheint, du bist eine mutige Frau. Und deine Therapeutin ist hoffentlich eine gut ausgebildete Fachperson. Du fühlst dich jetzt verkindlicht. Könntest du nicht (freundlich) sagen: «Die Art wie Sie mit mir sprechen, weckt in mir das Gefühl, ein Kind zu sein. Ich kann dann nicht gut als erwachsenen Frau antworten.» Du nimmst ja mit der Therapie eine Dienstleistung in Anspruch. Bei jeder Dienstleistung steuert man selbst am besten ein wenig mit. Damit das Setting dann für beide passt.

Bei dir steht gerade das Gefühl 'ein schrecklicher Mensch zu sein' im Vordergrund. Und du hast schon erkannt, dass du das nicht bist! Nur haben deine Gefühle diese Informationen noch nicht verstanden. Das ist normal. Gefühle entstehen ohne Denken. Mit dem Denken kannst du den Sinn deiner Gefühle erkennen. Der Weg, den Gefühlen Selbstverständnis beizubringen, ist meistens länger. 

Kannst du deiner Therapeutin nicht vorschlagen, dass sie sich mit dir zusammen um den Transfer der Einsicht in die Gefühle kümmert? Dann hättet Ihr was ganz Konkretes zu tun. Wenn deine Gefühle fühlen können, dass das 'schreckliche-Mensch-Gefühl' in früheren Beziehungen entstanden ist, werden sie ruhiger werden. Du dir dann selbst mit mehr Wertschätzung begegnen können. Wahrscheinlich kannst du die Therapeutin dann gut gebrauchen, wenn du verstehen und fühlen willst, wie man wertschätzt und zugewandt bleibt. Wenn man Wertschätzung lange vermisst hat, braucht es oft eine Zeit von Trauer und Schmerz, bis man selbst wertschätzend zu sich selbst sein kann. Auch da könnte die Therapeutin hilfreich sein.

Nimm also deine Therapeutin nicht einfach so wie sie ist, sondern überleg dir immer wieder, was du brauchst und was du ändern willst. Manches wird die Therapeutin können. Manchmal wird sie dich auch falsch verstehen. Manchmal hat sie vielleicht eine andere Meinung als du. Versuch ohne Streit, aber mit starkem Einsatz für dich selbst, deine Therapie zu formen. Wenn du merkst, dass die Therapeutin deine Mitarbeit nicht akzeptieren kann, solltest du dich auf den anstrengenden Weg eines Therapeutinnenwechsels. Pass gut auf, dass du einen Wechsel in dir nicht als dein persönliches Scheitern ablegst. Das ist falsch - sagt deine Vernunft. In dem Fall hätte eine Beziehung nicht gepasst. Das gibt es oft.

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Frage Nr. 38782 von 13.09.2024

welches sind die konsequenzen wenn man das schutzalter missachtet?

Unsere Antwort

Das Schutzalter ist in verschiedenen Ländern unterschiedlich geregelt. In diesem Text kannst du nachlesen, welche Gesetze in der Schweiz gelten. Für Deutschland und Österreich gelten andere Gesetze. Darüber kannst du hier bei Wikipedia nachlesen. Die deutsche Rechtslage bekommst du auf zanzu.de einfach erklärt.

Das Schutzalter soll Kinder und Jugendliche vor sexuellen Erfahrungen schützen, die sie emotional überfordern oder nicht gut für ihre sexuelle Entwicklung sind. Wird das Schutzalter missachtet, kann das auch schwerwiegende psychische Folgen für die minderjährige Person haben.

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Frage Nr. 38776 von 11.09.2024

Woran weiß man ob man wirklich belästigt wurde, oder ob man es sich nur einbildet? Ich habe eine Erinnerung wo mein Vater betrunken war und mich im bekleideten Intimbereich berührt hat. Das ganze ist viele Jahre her. Ich war da elf oder 12 Jahre. Als ich ihn am nächsten Tag darauf ansprach konnte er sich nicht mehr erinnern. Ich hatte auch mal eine Situation wo ein Mitschüler mir mitten im Pausenhof die Hose runter ziehen wollte, was ihm nicht gelungen war. Er hat dann am nächsten Morgen gesagt "Ich würde irgendwann mit einem Mann ficken." Da war ich etwa zehn, oder elf. Ich wollte es meiner Lehrerin sagen, aber sie hat mir nicht zugehört. Der Junge ist später von der Schule geflogen weil er auch andere Kinder angefasst hat Mit 15 Jahren hat mir dann ein jüngerer Junge im Schwimmbad an den Po gefasst und ich habe gehört das sein Kumpel gefragt hat warum er mir nicht an die Brust gefasst hat. Ich war an dem Tag mit meinem Vater im Schwimmbad und ich wollte nicht mit ihm drüber sprechen, weil ich dachte er glaubt mir wieder nicht. Außerdem waren die beiden zu jung für eine Anzeige. Heute Abend habe ich meinen Vater mit offener Hose dastehen sehen wie er den Sonnenuntergang beobachtet hat. Es war ihm ziemlich unangenehm das ich ihn gesehen habe. Ich weiß auch nicht ob er in den Garten gewinkelt hat oder was anderes. Ich habe nicht so genau hingeschaut und bin wieder woanders hin gegangen. Stimmen meine Erinnerungen und wie soll ich damit umgehen? ( weiblich 29)

Unsere Antwort

Wir können nicht beurteilen, ob deine Erinnerungen stimmen. Wir können dir aber bestätigen, dass die Situationen, die du beschreibst, sexuelle Belästigungen sind. Das Verhalten der Belästiger waren direkt und absichtlich gegen dich gerichtet. Du wurdest körperlich gegen deinen Willen berührt und mit Worten beleidigt. Ob dein Vater dich gestern Abend belästigen wollte, kannst nur du selbst wissen. Wichtig ist: Bei Belästigungen zählt das eigene Gefühl und die eigene Wahrnehmung mehr als die Meinung der anderen. Du wolltest einer Lehrerin von Belästigungen erzählen, sie hat nicht zugehört. Später bekamst du allerdings eine Bestätigung für deine Wahrnehmung. Der Junge wurde wegen sexueller Belästigungen von der Schule verwiesen. Du hast einen Vater erlebt, der sich nicht erinnern konnte. Das ermutigt nicht, mit ihm über sexuelle Belästigung zu reden. Leider gibt es immer noch viele Menschen, die sich nicht erinnern, nicht zuhören oder nicht glauben, wenn sie von sexuellen Belästigungen hören. Eben darum ist es wichtig, dass du deinem Gefühl vertraust.
Du fragst, was du machen kannst. Wenn sich jemand Anderer zum belästigen entschieden hat, wirst du das kaum verhindern können. Du bist ja keine Hellseherin. Du hast für strafbares Verhalten Anderer keine Verantwortung. Du wirst aber wissen, wann und wie du belästigt wurdest. Und du wirst lernen können, darauf zu reagieren. Ziel ist dabei deine mentale Gesundheit und dein Wohlbefinden. In unserem Text «Was tun bei sexueller Belästigung?» beschreiben wir, welche Arten von Belästigungen strafbar sind und was du konkret tun kannst. Zudem würden wir dir raten, dich um dein Selbstwertgefühl und deine Eigenständigkeit zu kümmern, damit du deine Haltung bewahren kannst, auch wenn Andere anderer Meinung sind. Kleine Hinweise dazu geben dir vielleicht diese beiden Infotexte: «Eigenständigkeit in Beziehungen» und «Wie löse ich mich von meiner Kindheit».

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Frage Nr. 38771 von 09.09.2024

Danke für die Antwort zu meiner Frage Nr. 38754. Es entlastet mich sehr.

Ich merke, dass ich langsam an den Dingen zerbreche, da ich keine „Therapie/einen „Ort“ habe und nirgends angeschlossen bin, jedoch wage ich es nicht mehr mich jemanden anzuvertrauen (ausser hier), denn mein Hintergrund ist komplex und ich belaste Therapeuten zu sehr, dass ich es alleine trage… Ich weiss schlicht nicht mehr weiter und habe schon sehr viel ausprobiert. Selbst einer Trauma-Station war ich „zu viel/zu komplex“…. Das ist sehr hart weiter zu machen, an sich zu glauben, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und alles weiter zu „ertragen“… Allein.

Liebe Grüsse

Unsere Antwort

Wir sind sehr froh, dass dich unsere Antwort entlastet hat. Und wir sind gern bereit, dir noch einige Antworten zu geben. Gleichzeitig wünschen wir uns von dir, dass du nicht aufgibst. Grundsätzlich denken wir nämlich, dass eine persönliche Begleitung genauer auf dich eingehen kann, als wir das können. Darum fänden wir einen Therapieplatz gut.

Du scheinst schon einige Erfahrung gemacht zu haben. Vielleicht haben dich deine Erfahrungen entmutigt. Also braucht es andere Lösungen. Überleg du doch mal, was du brauchst um zu vertrauen. Vielleicht ist dir direkter Kontakt zu nah. Dann könntest du dich durch eine Opferhilfeberatungsstelle telefonisch und sogar anonym beraten lassen. Oder du telefonierst mit der Dargebotene Hand (Tel. 143). Auch Psychotherapie könntest du online oder am Telefon machen. Du möchtest ja lernen, dich für dich selbst erträglich zu machen. Vielleicht geht das mit Kunsttherapie oder Körpertherapie besser.

Heute möchten wir dich vor allem zur weiteren Suche ermuntern. Du schreibst immer wieder über Komplexität. Dass dein Leben und deine Lebenserfahrung ein ganzer Kosmos ist, der viele Facetten hat, ist sicher. Es scheint den bisherigen Therapeut*innen zusammen mit dir noch nicht gelungen zu sein, diesen Kosmos interessant zu machen und seine Vielseitigkeit und Vielfältigkeit zu studieren. Dass du für deine ganze Person einen Platz findest, wünschen wir dir sehr.

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Frage Nr. 38770 von 09.09.2024

Ich habe mich soeben gefragt, ob ich mir belastende Erfarungen teilweise einbilde. Ich habe in meinem Leben einige belastende Erfahrungen gemacht und habe manchmal das Gefühl ich bilde mir dies nur ein oder es ist mir nicht passiert (es fühlt sich nicht so an, als wäre es mir passiert). Macht das Gehirn dies zum Schutz?

Unsere Antwort

Es ist gut möglich, dass du dich auf diese Weise vom Erlebten distanzierst. Du schaffst also einen Abstand zwischen dir und deinen belastenden Erfahrungen.

Mit der Hilfe von Fachpersonen kannst du deine belastenden Erfahrungen integrieren und sauber in deiner Erinnerung ablegen. Hast du dafür bereits Begleitung?

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Frage Nr. 38754 von 06.09.2024

Liebes Lilli-Team
Aufgrund eines Umzuges benötigte ich Möbel aus dem Tessin, wo auch mein Onkel wohnt. Mein Vater kam auch mit. Unser Verhältnis ist komplex (…), jedoch war ich sehr dankbar über die unerwartete Hilfe. Während des Umzugs kam es zu Übergriffen seitens meines Onkels. Ich bin zudem von meiner Vergangenheit komplex traumatisiert. Ich lächelte noch, Hauptsache man mag mich. Mein Vater bekam es mit, aber nur die harmlosen Dinge und riet mir kein Kleid zu tragen, wenn wir das nächste Mal ins Tessin gehen. Ich habe schwere Bulimie im anorektischen Bereich die sich stark verschlimmerte, aber das Ganze kam erst Tage danach wieder „Hoch“, als man die „harmlosen“ Dinge erfragte, da auch der Umzug alles abverlangte. Ich kann mich selbst nicht mehr ertragen. Ich lächelte, tat alles, wie kann man nur? Und ich denke, ich kann mich auch weiterhin nicht abgrenzen und bin in einer Abhängigkeit… Ein „Ausstieg“ ist unmöglich, das vorne weg… Ich weiss wirklich nicht weiter…
Jeder kleine Tipp würde mir helfen.
Ganz lieben Dank.

Unsere Antwort

Du schreibst von einer komplexen Beziehung zu deinem Vater. Zu dem Onkel scheint sie ebenso schwierig zu sein. Unser Wunsch für dich wäre, dass du solche Situationen gar nicht mehr erlebst. Und wenn doch, dass Leute da wären, die klar sehen und benennen, was du erlebst. Dein Kleid ist nicht das Probelm. Dein Onkel begeht Straftaten. Ich gehe davon aus, dass du in psychotherapeutischer Behandlung bist. Falls nicht, lege ich dir die Opferhilfestellen ans Herz. Dort findest du persönliche Beratung. Es werden dir aber auch Psychotherapeut*innen vermittelt. Auch juristische Schritte und  finanzielle Wiedergutmachung könnten geprüft werden. Auf jeden Fall solltest du dich psychotherapeutisch begleiten lassen, damit du lernst dich zu ertragen.

Du hast dir wohl ein Standard-Lächeln angewöhnt, um die Lebenserfahrung erträglich zu machen. Inzwischen erleben dich wahrscheinlich viele Leute als Sonnenschein. Du hast dich so für andere erträglich gemacht, für dich selbst steigert sich die Unerträglichkeit eher. Du verbannst die Spannungen, die entstehen, in deine Innenwelt. Dazu kommt, dass man dich mit deinem Lächeln nicht mehr so gut lesen kann. Dadurch fühlst du dich manchmal/oft/immer nicht gut genug verstanden.

Ich finde, es wird Zeit, dass du unterscheiden lernst, wer die Untaten begeht und wer unter ihnen leidet. Auch wenn du noch in Abhängigkeiten steckst und dir einen Ausstieg nicht vorstellen kannst. Lass dich zumindest von einer Beraterin oder Therapeutin begleiten. Du hast viel ertragen. Überleg mal, ob du deine Kraft etwas sturer als jetzt für dich selbst nutzen kannst. Vielleicht findest du einige Tipps im Kapitel «Verarbeitung von Trauma und Gewalt». 

 

 

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Frage Nr. 38753 von 06.09.2024

Warum haben Männer Gewaltphantasien gegen Frauen im Internet? Sollte es erlaubt sein als Meinung? Was sind die Gründe warum Männer Gewaltphantasien haben.

Unsere Antwort

Gewaltfantasien sind keine Meinung und sollten nicht toleriert werden. Man kann sich sogar strafbar machen, wenn man bestimmte Gewaltfantasien ins Internet stellt. Und das ist auch gut so, denn Gewaltfantasien gegen Frauen können gefährlich sein. Denn sie entmenschlichen Frauen, verherrlichen Gewalt und können sogar zu realen gewalttätigen Handlungen führen. 

Es gibt verschiedene Gründe, warum manche Männer solche Fantasien entwickeln und im Internet äussern. Zum einen haben viele Menschen immer noch die Vorstellung, dass Männer stark und dominant sind und über Frauen stehen. Das gibt manchen Männern das Gefühl, Macht über Frauen zu haben und sie kontrollieren zu wollen, manchmal sogar mit Gewalt. Es kommt auch vor, dass Männer sich machtlos fühlen. Gewaltfantasien geben ihnen dann wieder ein Gefühl von Macht und Kontrolle. Es kann auch sein, dass Männer aus anderen Gründen frustriert sind und Frauen zum Sündenbock machen. 

Gerade im Internet fühlen sich viele Männer sicher, Dinge zu schreiben, die sie ausserhalb des Internets nie sagen würden. Im Internet können sie ihre Gedanken anonym äussern und fürchten dabei keine Konsequenzen. Wenn sie dann auf andere Männer treffen, die ähnliche Gedanken haben und ähnliche Dinge schreiben, fühlen sie sich vielleicht sogar in ihrem Verhalten bestätigt und radikalisieren sich.

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Frage Nr. 38736 von 04.09.2024

Ich habe vor gut einem Monat ein Erlebnis gehabt, dass ich kurz vor dem Einschlafen einen inneren Anteil hatte, welcher zu mir sprach. Ich bekam riesen Angst, da ich diesen Anteil nicht kannte. Ich hatte anschliessend grosse Angst vor einer Psychose. Ich habe mir seit diesem Tag viele Videos und Beiträge zum Thema Psychosen und Früherkennung angeschaut. Die Tage nach diesem Erlebnis waren schrecklich, da ich häufiger Panikattacken hatte, nicht ganz da war und panische Angst hatte die Kontrolle zu verlieren und mit meinem bisherigen Leben nicht mehr weiterfahren zu können. Ich habe Angst, etwas zu tun, an das ich mich nicht mehr erinnern kann oder dass Menschen mein Verhalten bemerken und sich von mir abwenden. Ich kontrolliere auch regelmässig meine Wahrnehumg und erkundige mich bei meiner Umgebung. Wie kann ich mit dieser Angst vor einem Kontrollverlust umgehen umgehen?

Unsere Antwort

Wenn du von einem inneren Anteil sprichst, gehe ich davon aus, dass du bereits psychotherapeutische Erfahrungen gemacht hast. Es gibt mehrere psychotherapeutische Methoden, die mit ‚Teilen‘ arbeiten, z.B. die Egostate-Therapie. Bei dieser Teile-Arbeit geht es darum, die verschiedenen Haltungen und Meinungen, sowie widerstreitende Gefühle kennen zu lernen und bewusst zu machen. Das Ziel ist immer, die eigene Vielseitigkeit zu akzeptieren, damit die eigene Innenwelt nicht grosse Angst oder sogar Panik auslöst.

Ziel ist es nicht, jeden möglichen Aspekt zu kennen. Du entwickelst dich über dein ganzes Leben. Darum wirst du immer neue Seiten von dir kennen lernen. Falls du schon in einer Psychotherapie bist, besprich deine Erfahrung bitte mit deiner Psychotherapeutin. Falls nicht, steigere deine Angst bitte nicht mit vertiefter Internetrecherche! Auch die kontrollierende Dauerbeobachtung ist nicht hilfreich. Du kannst das einfacher haben. Melde dich bei einer ambulanten psychiatrischen Institution und lass dich durch eine professionelle Diagnose beruhigen. Wir raten dir unbedingt zu professioneller Begleitung, damit du nicht in einen Teufelskreis gerätst, in dem sich deine Angst immer mehr steigert und du immer verzweifelter um Kontrolle kämpfst. Hilf mit, dich zu akzeptieren und auf deine Verlässlichkeit zu vertrauen.

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Frage Nr. 38693 von 29.08.2024

Hallo, danke für eure Antwort auf Frage Nr.38598.

Ich möchte mich um mein eigenes Leben kümmern. Ich war auch bereits bei einem Vorgespräch für eine Traumatherapie. Doch die Therapeutin hat im Vorgespräch bereits gefragt, ob ich ihr sagen könne, was genau passiert sei. Das hat mich überfordert und etwas abgeschreckt.

Ich möchte mich emanzipieren, vielleicht hinschauen und an mir arbeiten. Ich finde die Diskrepanz sehr schwierig Zwischen dem, was in mir los ist und Geschenken/ lieben Nachrichten, die ich vermehrt bekomme, seit ich mich etwas distanziert habe. Einerseits gibt mir das Gefühl, ich sollte dankbar sein und ich bin schlecht, weil ich diese Erinnerungen habe. Dass alles nicht wahr sein kann.
Andererseits weiss ich nicht, ob das schon fast manipulativ ist, so viel geschenkt zu kriegen, denn selbst abgesehen von den Erinnerungen an sexuelle Handlungen, die ich manchmal anzweifle, gab es viel schreien, körperliche „Strafen“, Bedrohung und Erniedrigung.
Ich habe auch Angst, dass er herausfindet, dass ich darüber nachdenke oder sogar Dinge schreibe. Ich habe (irrationale) Angst vor ihm, obwohl ich weiss, dass ich erwachsen bin und auf mich aufpassen kann. Ich versuche mich auch daran (mein Alter, dass ich weggezogen bin etc.) zu erinnern, wenn die Bilder/ Erinnerungen schlimm sind.

Kommt es oft vor, dass man an eigenen Erinnerungen/ am eigenen Verstand zweifelt, wenn man so Dinge erlebt hat?

Und ist es normal, dass gleich beim Vorgespräch nach Details der Ereignisse gefragt wird?

Danke vielmals für eure wertvolle Arbeit!

Unsere Antwort

Super, dass du dich um dein eigenes Leben kümmern und emanzipieren willst. Hut ab, was du alles schon machst. Super, dass du eine Traumatherapie machen willst! Ich unterstütze das alles voll und ganz.

Bei einer Traumatherapie ist es wichtig, dass du ein gutes Gefühl über die Therapeutin has. So wie ich das verstehe, hat sie dich gefragt, ob du ihr sagen könntest, was genau passiert ist. Sie hat aber nicht verlangt, dass du es erzählst, oder? Wie ist sie damit umgegangen, dass du überfordert warst? Es kann immer mal wieder vorkommen, dass jemand eine Frage stellt, die dich überfordert. Und, ja, es kann vorkommen, dass man im Vorgespräch gefragt wird, ob man Details erzählen kann. Wichtig ist dann, dass du mitteilst, dass dich das überfordert. Das sollte die Fachperson respektieren und feinfühlig damit umgehen. Ich würde der Fachperson eine Chance geben und sie einige Sitzungen lang austesten.

Was du sonst schreibst, passt sehr in das Erleben von Menschen, die durch die Eltern gequält und manipuliert wurden – und immer noch werden. Im eigenen Kopf wird höchste emotionale Verwirrung und Zerrissenheit erzeugt, und man traut sich selbst, seinem Erleben und seinen Erinnerungen nicht mehr. Du schreibst geradezu, als ob er Macht über deinen Kopf hätte – und dieses Gefühl ist auch typisch. Es ist wirklich umso wichtiger, dass du eine Traumatherapie machst, in der du die Stärke und Klarheit erreichen kannst, dich von deiner Kindheit und deinem Elternhaus zu emanzipieren.

Schreib uns einfach, wenn du wieder irgendwo anstehst. Gib dann bitte wieder die Fragenummer an.

 

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Frage Nr. 38683 von 26.08.2024

Ich bin in letzter Zeit etwas verunsichert. Es tauchen bei mir vermehrt belastende Erinnerungen und belastende Gefühle auf. Teilweise tauchen auch nur Gefühle auf, welche ich nicht zuordnen kann. Wie kann ich diese Gefühle verstehen oder zuordnen lernen?
Ich habe das Gefühl, dass es bestimmte Gefühle und Erinnerungen gibt, welche nicht zugänglich sind. Wie kann ich dazu Zugang erhalten?
Ich fange demnächst eine Traumatherapie an. Kann ich die Ereignisse, bei welchen Gefühle und Erinnerungen vorhanden sind dennoch bearbeiten, auch wenn es allenfalls Dinge gibt, zu welchen ich noch keinen Zugang habe?

Unsere Antwort

Belastende Lebenserfahrungen und Traumatisierungen prägen sich auf verschiedenen Ebenen in das Gedächtnis ein. Einige Erfahrungen wirst du bewusst erinnern können. Sie sind in der Abteilung episodisches Gedächtnis abgelegt und dort bleibt für lange Zeit. Du wirst dich an Ort, Zeit und Verlauf der Episode ebenso erinnern wie an das, was gesagt wurde, wie dein Körper sich gefühlt hat und was du gesehen hast. Die gesamte Szene ergibt einen Sinn und gehört zu deiner Lebensgeschichte.

Du erlebst jetzt, dass es auch noch reine Gefühlserinnerungen gibt. Du ahnst Belastungen, hast dazu aber nicht die episodischen Erinnerungen, die aus den Gefühlen eine Lebensgeschichte machen. Es kann gut sein, dass die Gefühle, für die es keine Geschichte gibt, zu deinen bereits bekannten traumatisierenden Erfahrungen gehören. Möglicherweise sind sie bei Ereignissen entstanden, die du inzwischen vergessen hast. Oder du bereitest dich innerlich auf die Traumatherapie vor. Dein Gedächtnis kennt ja den ersten Termin für diese Therapie bereits. Jetzt ist es vielleicht auf der Suche. Wir raten dir, zunächst deine bestehenden Erinnerungen zu bearbeiten. Ziel deiner Therapie ist ja, dein Leiden zu beenden und deine Gefühle zu beruhigen.

Wenn du anstrebst, für die belastenden Gefühlen ohne Erinnerung biografische Szenen zu suchen, gerätst du ins zweifeln. Gedanken wie «Wahrscheinlich war alles noch viel schlimmer» oder «Wenn ich nicht genau weiss, was passiert ist, wird meine Therapie nicht erfolgreich sein können» machen dein Selbstbewusstsein und dein Selbstwertgefühl unsicher. Selbstunsicherheit kennst du wahrscheinlich heute schon. In deiner Therapie kannst du lernen, dich selbst zu verstehen und zu akzeptieren, dass dein Gedächtnis einige Sachen erinnert und (das meiste) vergisst. Vielleicht interessiert dich auch unser Infotext «Wie werden traumatische Erlebnisse verarbeitet

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Frage Nr. 38668 von 23.08.2024

Wie kann ich Flash Backs verarbeiten und warum treten sie jetzt plötzlich häufiger auf? Ich bin 61 und wurde als Kind von meinen Eltern Misshandelt und gefoltert. Was soll der Befund F62.0 genau bedeuten? Warum jetzt die ganzen Jahre ging es einigermaßen. Ich habe es zwar nie lange an einer Arbeit ausgehalten, das länste Arbeitsverhältnis waren 3 Jahre, ich hab fast immer allein gearbeitet. Meine Beziehungen haben auch nie lange gehalten. Aber ich hab einigermaßen gelebt habe halt sehr viel gearbeitet manchmal 16- 18 std. Habe 4 Häuser gebaut, ich musste immer nur etwas zu arbeiten haben dann ging es mir gut. Dann hab ich viel extreme Sachen gemach wie Fallschirmspringen oder Bungee Jumping. Aber jetzt geht das alles nicht mehr ich hab auch ständig Suizidgedanken kann nachts kaum schlafen. Ich halt das bald nicht mehr aus. Was kann ich noch tun. Bei Therapien war ich schon, warum hört das nicht auf??????????????????????????????????????????????ß Danke

Unsere Antwort

Ich verstehe deine Verzweiflung. Gleichzeitig sage ich: Hut ab, du hast wirklich viel gemeistert im Leben bis jetzt!

F62.0 kann man als Diagnose geben, wenn eine Person eine sogenannte komplexe Traumafolgestörung (k-PTBS) hat. Das ist eine häufige Diagnose nach anhaltenden Missbrauchserfahrungen in der Kindheit. Darunter können ganz unterschiedliche emotionale, zwischenmenschliche und auch körperliche Probleme fallen. Du merkst selbst, dass das Leben nicht einfach war. Du musstest Strategien entwickeln, um gut durchs Leben zu kommen. Arbeiten hat dir geholfen.

Und jetzt melden sich die Erinnerungen als Flashbacks. Die können sich irgendwann im Verlauf des Lebens melden – vielleicht, weil irgend eine Strategie nicht mehr so gut klappt, vielleicht, weil wir sensibler werden, vielleicht, weil die Zeit einfach reif dazu ist. Es kann auch sein, dass du stabilere Phasen hast, wo du gut zurecht kommst, und dann wenig stabile, in denen du Unterstützung brauchst.

Daher empfehle ich dir unbedingt eine Therapie. Ja, du hast schon Therapien gemacht, aber es braucht einfach jetzt wieder eine. Du sagst wahrscheinlich auch nicht: "Wieso denn schon wieder? Ich war schon oft beim Arzt", wenn du heute zum Arzt gehen musst. Ich sehe die Traumaverarbeiten ein bisschen wie eine Zwiebel: Bei jeder neuen Therapie kommt eine tiefere Schicht dran. Du kommst immer weiter.

Ich empfehle dir, dich bei einer Beratungsstelle für Gewaltopfer zu melden und von deinem Erleben und deiner Verzweiflung zu erzählen. Dort kann man dir helfen, eine gute Theapie zu finden. Wenn du in Deutschland lebst, kannst du über diesen Link Beratungsstellen finden, in Österreich über diesen Link. Auf opferhilfe-schweiz.ch findest du Links zu Beratungsstellen in der Schweiz.

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