Frage Nr. 39261 von 15.12.2024
Danke für deinen Beitrag zum Thema Eltern sein! Ich habe momentan Mühe mit meinem Sohn. Mein Sohn hat seine Lehrerin bestohlen mit einem Freund. Ich habe ihm verboten, mit diesem Jungen befreundet zu sein, da er ein schlechter Umgang ist für mein Sohn. In letzter Zeit klaut er, geht in der Pause vom Schulgelände. Ich habe ihn auch gefragt, ob er in der Pause in einem Supermarkt etwas geklaut hat. Die Lehrerin hat ihm mit den anderen Jungen eine Strafe gegen. Ich habe ihn zuhause ebenfalls bestraft. Ich habe grosse Angst, dass mein Junge sich negativ entwickelt. Er ist in der zweiten Klasse. Ich habe ihm als Strafe auch sein Geschenk gestrichen. Er war sehr enttüscht. Ich weiss nicht mehr, was ich tun kann, damit er nicht abrutscht. Wo kann ich mir Hilfe holen und was kann ich in der momentanen Situation noch tun?
Unsere Antwort
Es ist verständlich, dass du dir Sorgen machst. Ist dein Sohn in der 2. Sek oder 2. Primar? Hast du mit deinem Sohn gesprochen, weshalb er stiehlt? Seit wann ist es so?
So wie du beschreibst hat die Lehrperson und du Strafen angekündigt. Das ist sicher hilfreich, kann aber auch das Gegenteil bewirken und er geht noch mehr in den Widerstand. Darum genau hinschauen. Wenn du die Gründe verstehst, dann kannst du ihm besser helfen, als ihn nur zu bestrafen. Vielleicht wurde er unter Druck gesetzt, will dazugehören, rebelliert gegen die Schule usw. Auch das Verbieten von Freundschaften ist verständlich aber in der Realität kontraproduktiv. Denn wenn dein Sohn mit ihm in der Schule ist, dann ist das eine leere Drohung und du verlierst. Darum besser nachfragen, weshalb er mit ihm befreundet ist, was dieser Freund ihm bietet, wieso er ihn spannend findet usw. Klare Grenzen setzen und genau hinschauen.
Hilfe bekommst du bei der Schulsozialarbeit. Diesen Kontakt bekommst du bei der Lehrperson und zusammen mit der Lehrperson und der Schulleitung könnt ihr absprechen, was es braucht. Diese Fachpersonen können auch abschätzen mit deiner Hilfe, ob dein Sohn einen Termin beim Schulpsychologischen Dienst braucht oder was die nächsten Schritte sind. Falls du noch mehr Infos brauchst, schreibe ungeniert und gib diese Fragenummer an.
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Frage Nr. 39258 von 14.12.2024
Ich habe momentan Streit mit meinen Eltern. Ich bin weiblich und 19 Jahre alt geworden und wollte mit einer Freundin in die Ferien fahren. Meine Eltern erlaubten es mir. Ein Tag bevor ich gehen wollte, machte mein Vater einen riesen Aufstand und sagte, ich darf nicht fahren und allgemein weshalb ich überhaupt fahre etc. Er sagte, ich müsste ihr absagen. Es geht dabei nicht darum, dass sie es bezahlen sollten oder so. Ich habe diese Ferien selber bezahlt. Ich fühlte mich in einem Konflikt, da ich eigentlich gehen wollte, aber mein Vater es mir nicht erlauben wollte. Er brachte nur Argumente von wegen Stau etc. Am Ende erlaubte es mir doch. Ich habe dennoch einen Konflikt in mir und das Gefühl, ich konnte mich schlecht durchsetzten. Ich hatte gleichzeitig Schuldgefühle. Es fühlt sich auch recht belastend an. Ich hatte nicht das Gefühl, das mein Vater auf meine Bedürfnisse eingeganen ist, weshalb ich auch wütend bin. Ich merke es auch, wie es nichts bringt über meine Bedürfnisse zu sprechen, da er es nicht verstehen will oder andere Argumente vorbringen. Ich fühle mich auch sehr verletzlich und habe grosse Angst. Gleichzeitig komme ich mir irgendwie schwach und abhängig vor. Es wurde mir immer wieder empfohlen eine Aussprache zu machen, was ich auch gemacht habe, jedoch habe ich gemerkt, wie es nichts bringt und ich kein Verständnis erhalten, sondern nur Vorwürfe. Es hiess nicht "ich verstehe deinen Standpunkt oder meine emotionale Reaktion tut mir leid", allgemein habe ich noch nie eine Entschuldigung erhalten, nur Ausreden. Ich fühle mich hilflos und weiss nicht mehr, was ich in einer solchen Situation noch tun kann. Ich habe das Gefühl, meine Eltern wollen mich irgendwie nicht wirklich als eigenständiges Individium sehen, sondern wollen eine unbewusste Abhängigkeit, mir kommt es zumindest so vor als wollen sie auch kein Konflikt oder können diesen nicht austragen. Ich habe von aussen nie eine Rückmeldung erhalten, weshalb ich dich frage, ob ich übertreibe oder ob meine Reaktionen und Gefühle gerechtfertigt sind?
Unsere Antwort
Dein Vater verdirbt dir die Stimmung. Er hat dir deine Ferien gar nicht zu erlauben. Du bist volljährig. Du bezahlst deine Ferien selbst. Es geht ihn nichts an. Offensichtlich weiss er aber, wie er dir schwere Schuldgefühle macht. Und so deutet sein Verhalten darauf hin, dass er deine Selbständigkeit verhindern will. Damit verdirbt er dir auch deine Lebensfreude. Jetzt geht es wohl darum, dass du deine eigene Entwicklung förderst, eigenständig wirst und eigene Entscheidungen auch gegen den Willen deiner Eltern triffst. Leider kann man bei Eltern nicht mit Sicherheit darauf vertrauen, dass sie lernfähig sind. Du hast schon probiert, mit deinem Vater zu verhandeln. Dabei hättest du dir gewünscht, er würde ab und zu einsichtig sein, wie "ich verstehe deinen Standpunkt oder meine emotionale Reaktion tut mir leid“. Du hattest keinen Erfolg. Darum gib die Hoffnung auf, dass deine Eltern dich als eigenständiges Wesen sehen. Es reicht, wenn du das kannst. Du brauchst ja die Kraft und den Mut, deine Lebensweise vor dir selbst zu vertreten. Sonst wirst du dauernd von Schuldgefühlen geplagt und fährst möglicherweise nicht mehr in die Ferien. Und das nicht, weil du keine Lust zum Reisen hast, sondern weil du das Schuldgefühl nicht erträgst. Du hast das selbst schon gut erkannt: 1. Schuldgefühle schränken ein, und 2. muss man gar nichts falsch gemacht haben. Die Schuldgefühle kommen trotzdem, wenn man von Anderen, z.B. Eltern abhängig bleibt.
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Frage Nr. 39256 von 13.12.2024
Hallo Lili
Ich bin soeben 22 Jahre alt geworden.
Ich bin gerade etwas verwirrt und weiss nicht so recht, was ich machen kann, weshalb ich mich an dich wende. Ich merke, dass momentan Gefühle kommen, welche ich teilweise nicht einordnen kann. Teilweise merke ich auch, wie ich keine Ahnung habe, was ich mit ihnen machen kann und wie ich mit ihnen umgehen kann. Ich habe gemerkt, dass ich konflikscheu bin und lieber nichts sage und den Ärger nicht zum Ausdruck bringe. Ich habe mich dann gefragt, weshalb ich dies mache. Ich merke wie Angst ich habe, vor einem Konflikt. Ich spüre dies auch körperlich sofort.
Ich habe früher häufig Probleme mit der Wut gehabt. Als Kind und Jugendliche habe ich häufig meine Wut meinem Umfeld gezeigt. Ich wurde dann häufig aufs Zimmer geschickt oder mir wurde gesagt, es werde erst wieder mit mir gesprochen, wenn ich mich wieder beruhigt habe oder normal spreche. Ich glaube, mir fehlte ein gegenüber, welches mich reguliert hat. Ich habe mich danach unglaublich geschämt und schuldig gefühlt. Meine Mutter meinte häufig zu mir als Jugendliche, ich solle doch bitte nicht mehr so toben. Meine Eltern, so habe ich das Gefühl, konnten die Gefühlszustände vermutlich selber nicht halten. Meiner Mutter war schnell alles zu viel.Ich denke, so habe ich nie gelernt einen Konflikt auszutragen. Ich wurde nicht immer getröstet . Auch als es mir schlecht ging und ich viel geweint habe, meinte meine Mutter ich übertreibe. Teilweise, so habe ich den Eindruck, haben sie es nicht mal versucht zu verstehen und wollten das es einfach irgendwie funktioniert. Ich erhielt dann noch Vorwürfe oder Beschuldigungen. Ich habe noch heute Angst etwas zu machen oder mich gegen sie zu wehren. Ich komme mir so schwach vor, da ich es einfach nicht schaffe. Ich komme mir vor allem als Versagerin vor.Ich merke auch, wie ich dieses Muster habe und kann irgendwie trotzdem nichts machen, da mich die Angst irgendwie lähmt. Ich habe vermutlich Angst vor einem Liebesentzug. Ich denke bei andern Menschen würde es eher gehen. Ich denke es hat damit zu tun, dass ich, aus meiner Sicht, sehr stark bestraft wurde als Kind. Ich wurde beispielweise bestraft, als ich gestohlen habe. Ich habe mich dann sehr schuldig gefühlt und das Gefühl entwickelt, dass ich schlecht bin. Als meine Mutter für eine Freundin von mir ihr Lieblingsessen machte, wurde ich total eifersüchtig. Heute weiss ich, dass ich eifersüchtig war, da sie sich um sie gekümmert hat und nicht um mich. Ich fühlte mich übergangen und im Stich gelassen. Ich fühlte mich häufig so als Kind und total einsam und allein. Eine Erinnerung, welche dann immer auftaucht ist, dass ich alleine im Wartezimmer war für mehrer Stunden. Ich frage mich auch teilweise, wer ich wirklich bin und habe keine Ahnung. In mir ist da ein grosses Loch und eine Leere. Mir fallen dan bereits einfache Fragen schwer, geschweige denn allgemeine eigenständig und kritisch Denken. Es fühlt sich auch sicherer an nicht eigenständig zu denken/handeln. Teilweise habe ich auch eine Trauer und ein Schmerz und kann nicht einmal sagen weshalb. Neuerding spüre ich auch eine undefinierbare Wut. Ich bin auch sehr streng zu mir, häufig wütend auf mich selber oder richte die Wut innerlich gegen mich und mein Selbstwert ist niedrig. Ich habe eine toxische Beziehung hinter mir und Mobbing. Es gibt Tage, an denen es mir gut geht und andere, an denen ich am liebsten alles vergessen würde oder mein Leben tauschen würde. Ich würde dies alles so gerne ändern aber merke, wie ich immer wieder scheitere. Ich habe Angst, dass ich eine Persönlichkeitsstörung habe und diese Muster für immer mit mir herumtrage und mich nie daraus bewegen kann. Ich merke, wie ich darunter leide und es verändern möchte aber ich weiss nicht wie. Ich fühle mich irgendwie auch sehr alleine mit dieser Last und mit dem allen und habe das Gefühl niemand versteht das. Weisst du wo ich mir Hilfe suchen kann? Wie kann ich mir selber helfen? Wie kann ich lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen?
Danke für deine Hilfe!
P.S: Ich lese es so durch und denke mir gleichzeitig, weshalb schaffe ich es erst jetzt darüber zu schreiben und alles in Worte zu fassen. Ich komme mir dumm vor, da ich lange keinen richtigen Zugang hatte und keine Muster erkennen konnte, welche andere vielleicht längst erkannt haben. Womit hängt das zusammen?
Unsere Antwort
Du beschreibst sehr eindrücklich, wie du mit deinen Gefühlen allein gelassen wurdest. Jetzt kommen sie und gehen, ohne mit dir in Beziehung zu sein. Und du gehst genauso unsicher und mit falscher Strenge mit den eigenen Gefühlen um, wie deine Eltern dir das beigebracht haben. Du übernimmst eigentlich viel zu viel Verantwortung für die falschen Methoden Anderer. Diesen Zusammenhang hast du bereits erkannt. Allerdings bestimmt die Angst zu viel, wenn du dich z.B. fragst ‚Habe ich wohl eine Persönlichkeitsstörung?‘.
Am Schluss deines Textes hast du dann gut erkannt, wie genau du deine Situation beschreiben kannst. Du siehst ganz differenziert, wie deine Gefühlswelt entstanden ist. Jetzt geht es darum, dass du dir Recht gibst. Alle deine Gefühle haben einen Sinn. Sie brauchen aber auch eine Antwort. Ein Kind, das unglücklich, wütend oder einfach quengelig ist, darf nicht eingesperrt oder weggeschickt werden. Es braucht eine Antwort, die ihm hilft, die eigenen Gefühle zu verstehen. Es braucht auch Hilfe bei der Regulation der eigenen Gefühle. Deine Eltern kannten wohl nur die Gefängnisstrafe (im Zimmer und allein) als Regulationsinstrument. Du hast sicher erlebt, dass sie mit ihren eigenen Gefühlen ähnlich umgehen. Sie sind in deinem jetzigen Lebensabschnitt keine guten Lehrer mehr. Du brauchst neue Anregungen und Anleitungen. Ich möchte dich sehr darin bestärken, dass du das, was du fühlst, ernst nimmst. Jedes Gefühl ist richtig. Aber jedes Gefühl braucht eine Antwort, die hilft, dass das Gefühl erträglich wird und die Verständnis ermöglicht. Du kannst das schon fühlen. Du kannst das auch gut beschreiben. Du hast noch nicht so viele Regulierungsinstrumente zu Hand. Da würde ich ansetzen. Entweder suchst du dir einen Psychotherapieplatz, wo du die Störungen, die deine Eltern in deiner Persönlichkeit hinterlassen haben, bearbeitest. Hilfreich könnten auch Selbsthilfebücher/Internetseiten etc. sein. Schau dich mal im Netz oder in Buchhandlungen um. Du wirst sehr viel Auswahl haben. Viele Menschen merken, dass sie ihre Gefühle selbst ‚erziehen‘ müssen. Du kannst auch Freund*innen, Kolleg*innen und Lehrer*innen suchen, mit denen du dich weiterbildest. Verachte dich nicht für die Lücken, die du findest. Füll die Lücken aus. Überlass ablehnende Gefühle bestrafendes Verhalten deinen Eltern. Lass dich von ihnen nicht mehr schwer verletzen.
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Frage Nr. 39255 von 13.12.2024
Ich habe immer etwas das Gefühl gehabt, ich könnte die Dinge schlechter als die anderen. Ich merke teilweise, wenn ich mich mit anderen vergleiche, dass ich das Gefühl habe es schlechter zu können oder mich weniger gut ausdrücken zu können. Ich traue mir auch weniger zu etwas eigenständig zu machen, da ich immer wieder gehört habe von aussen, dass ich dies weniger gut kann als andere.
In mir hat dies das Gefühl ausgelöst, dass ich weniger intelligent bin als die anderen. Dieses eigenstädnige und kritische Denken konnte ich mir irgendwie nie erwerben. Wenn ich im Mittelpunkt stehe, kann ich mich schlecht konzentrieren und Dinge telweise nur eingeschränkt wiedergeben. Ich denke, dies hängt mit der Angst zusammen. Ich habe bei der Selbstbeobachtung gemerkt, als ich mich gefragt habe, "was wäre, wenn ich einfach mal eigenständig denken würde?" das ich nur eine Leere gespürt habe.
Ich habe gemerkt, dass ich es schlecht kann, vermutlich, da ich nicht einmal weiss, wer ich bin. Ausserdem, löst es in mir Angst aus, da ich mich sicherer fühle, dem Strom zu folgen oder einen Fehler zu machen. Ich denke, dass ich gelernt habe, dass wenn ich einen Fehler machen, die Menschen emotional reagieren und deute dies als Gefahr.
Könnte es sein, dass ich mein Selbst verloren habe? Es klingt zwar etwas banal, aber ich merke das das alles sich sehr belastend anfühlt und mich traurig macht.
Unsere Antwort
Diese Frage klingt vom Stil her ähnlich wie Fragenummer 39'252. Hast du sie auch gestellt? Lies doch mal die Antwort.
Du machst dir viele Gedanken. Aber ich kann dazu nur Gegenfragen stellen. Wenn du bei mir in einer Therapiesitzung wärest, könnte ich dich fragen, was du meinst mit Selbst. Ich kann mir wenig darunter vorstellen, wenn du es nicht genauer erklärst. Ich weiss auch nicht, wie alt du bist, und in welcher Lebenssituation du bist, und was deine Geschichte ist. Man müsste mit dir zusammen über mehrere Sitzungen anschauen, wie es dazu kommt, dass du dich so leer fühlst und nicht weisst wer du bist, warum dein Selbstwertgefühl so niedrig ist, wer genau emotional reagiert hat, wenn du einen Fehler gemacht hast, was du mit emotional meinst – und ganz vieles mehr.
Manche Menschen antworten uns sehr detailliert auf unsere Gegenfragen und beziehen sich dabei auf ihre letzten Fragen. So kann trotz Anonymität ein persönlicher Dialog entstehen. Da wir in letzter Zeit sehr viele ähnliche Fragen bekommen haben, frage ich mich, ob du uns schon andere Fragen gestellt hast. Stimmt das? Falls ja: Bitte gib Nummern von alten Fragen an. Das hilft uns, ein klareres Bild zu bekommen. Sonst tappen wir im Dunkeln. Möglicherweise haben wir dich schon auf unsere Texte über Gewalt in der Herkunftsfamilie verwiesen. Sie können dir vielleicht etwas mehr Anhaltspunkte geben, warum du das erlebst, was du erlebst. Ich möchte dich noch einmal auf diesen Text verweisen.
Wie auch in der anderen Antwort möchte ich dir hier sehr nahe legen, dass du eine Psychotherapie machst. Was spricht dagegen?
Frage Nr. 39252 von 12.12.2024
Ich habe als ich vier Jahre alt war meine Grossmutter verloren. Ich merke, dass ich unglaublich traurig werde, wenn ich an sie denke. Ich habe die Hälfte der Woche bei ihr verbracht. Ein Jahr später bin ich in den Kindergarten gegangen und habe Entwicklungsrückschritte gemacht.
Ich kann heute teilweise gewisse Musik nicht hören, da ich dann melancholisch und traurig werde. Ich merke, wie ich irgendetwas vermisse und teilweise das Gefühl habe einen Belastungsschleier zu tragen. Auch als Kind hatte ich dieses Gefühl und habe deshalb häufig geweint.
Ich kann es aber nicht benennen, was mich genau belastet. Es ist irgendwie einfach ein Gefühl ohne Kontext, welches mich immer wieder befängt.
Könnte dies alles zusammenhängen? Weshalb ist da so ein Gefühl ohne Kontext? Kann es sich um nicht verarbeitete Trauer handeln?
Danke für eure Hilfe/Antworten!
Unsere Antwort
Die Zusammenhänge sind alle möglich, und zugleich können auch andere Dinge mit einspielen, an die du jetzt nicht denkst. Wir können dir diese Frage daher nicht beantworten. Es braucht dazu eine sorgfältige Evaluation deiner Geschichte und deiner Gegenwart. So etwas kann eine Fachpersonen mit dir machen im Rahmen einer Psychotherapie.
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Frage Nr. 39244 von 11.12.2024
Ich habe mich letztens gefragt, ob es okey ist wie sich meine Eltern verhalten. Ich bin zwar bereits erwachsen aber meine Eltern sagen ich dürfe keinen Kontakt mit meiner Tante und der Familie haben, da sie im Streit sind. Ausserdem meint meine Mutter, dass es ihr besser geht, wenn ich bei ihr bin. Sie spricht mit mir auch über Sachen, welche sie beschäftigen oder Probleme. Ich frage mich, ob dies normal ist. Teilweise habe ich das Gefühl ich sehe Dinge nicht oder kann es nicht benennen, welche Menschen von aussen sehen. Ich komme mir dann dumm vor. Ausserdem habe ich teilweise Mühe Mannipulation etc zu erkennen. Bin ich zu wenig intelligent dafür?
Unsere Antwort
Deine Eltern können dich natürlich bitten, den Kontakt zu deiner Tante einzuschränken. Ein Verbot ist aber falsch. Als erwachsene Tochter kannst du darüber selbst entscheiden. Deine Mutter hat bemerkt, dass es ihr besser geht, wenn du bei ihr bist. Sie kann dich bitten, ihr Gesellschaft zu leisten. Sie darf aber nicht über dich und deine Zeit bestimmen. Für deine Lebensführung und Zeiteinteilung bist du zuständig. Sie redet mit dir über Sachen, die sie selbst beschäftigen. Mir scheint, dass deine Mutter dich als Lebensbegleiterin und Beraterin ausnutzt. Für deine Eltern scheint es richtig und normal zu sein, dass sie über dein Leben bestimmen, als wärst du ein Kind. Du fühlst dich dabei nicht wohl. Aber wahrscheinlich gibst du nach und gehorchst. So wird es auch für dich normal, andere bestimmen und dich manipulieren zu lassen. Dann kannst gar nicht lernen, Manipulation zu erkennen. Das liegt nicht an deiner Intelligenz. Du hast bisher noch nicht gut gelernt, deinen eigenen Gefühlen zuzuhören und dieser inneren Stimme zu folgen.
Es ist normal, dass man sich an das eigene Elternhaus anpasst. Jetzt ist wichtig, dass du nicht denkst: ‚ich bin zu dumm‘, sondern dich ernsthaft ans Lernen machst. Du solltest dich noch in der Förderung deiner Eigenständigkeit unterstützen. Du lernst von deinen Eltern nicht alles, was du zum Leben brauchst. Beobachte, wie du dich in Beziehungen fühlst. Beobachte, wann du keine Lust hast, die Anforderungen Anderer zu erfüllen. Beobachte, was dich hindert, dich abzugrenzen. Ist es Angst, nicht mehr gemocht zu werden? Befürchtest du Abweisung oder gar Gewalt? Wenn du unsicher bist, wie du das lernen kannst, wäre eine Beratung oder Psychotherapie sinnvoll.
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Frage Nr. 39234 von 10.12.2024
Ich habe auf euerer Seite gesehen das eine ähnliche Frage bereits gestellt wurde. Mein Grossvater hatte eine Psychose. Ich habe totale Angst selber eine Psychose zu erfahren. Ich habe totale Angst, dass ich die Störung vererbt habe. Ich habe telweise, wenn sich etwas an meiner Wahrnehmung verändert totale Angst bis Panik, dass jetzt dann eine Psychose ausbricht. Ich habe Angst, dass ich nach der Geburt eine Psychose habe. Ich denke immer wieder irgend jemand in meiner Familie muss es auch noch treffen. Ich fühle mich auch total ohnmächtig und habe das Gefühl nichts dagegen tun zu können. Ich habe das Gefühl, dass ich dann mein gewünschtes Leben nicht leben kann und mit dieser Krankheit leben muss und meine Ziele nicht erreichen kann. Was kann ich da tun? Was kann ich machen, damit ich keine Psychose entwickle? Was kann ich gegen die Angst davor tun?
Unsere Antwort
Kann es sein, dass du uns in letzter Zeit sehr oft geschrieben hast? Wir bekommen auffällig viele Fragen, die sich thematisch sehr ähneln.
Dich lässt scheinbar der Gedanke, dass du “verrückt” bist oder werden könntest, einfach nicht mehr los. Womöglich vermeidest du es, bei einer Fachperson Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil du Angst davor hast, dass du dann die Bestätigung bekommst "verrückt" zu sein. Wie ist das bei dir?
Deine grosse Angst vor einer Psychose spricht erstmal dagegen, dass du tatsächlich eine Psychose hast. Wie du jedoch selbst merkst, belastet dich die Angst vor der Psychose sehr stark. Dazu kannst du Hilfe in Anspruch nehmen und dazu raten wir dir sehr. Schau dazu bitte mal in diesen Artikel von ocdland.com Ich könnte mir vorstellen, dass du dich darin wiedererkennst.
Egal, wie nun die konkrete Diagnose heisst. Das können wir auf die Ferne nicht beurteilen. Das, was du erlebst, ist behandelbar.
Du kannst zurückfinden zu einem Alltag, der nicht bestimmt wird von Ängsten und Sorgen rund um eine mögliche Psychose. Du kannst Wege finden, wie du das Leben kannst, das du leben möchtest und deine Ziele erreichst.
Um zu dieser Leichtigkeit und Selbstbestimmung zurückzufinden, empfehlen wir dir sehr, dass du dich an eine Fachperson wendest. Wie bereits empfohlen: Du könntest dich zunächst bei der Angst- und Panikhilfe melden. Dort kann man dir eine Therapeutin*einen Therapeuten vermitteln.
Diese Antwort gilt auch für 39257.
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Frage Nr. 39232 von 10.12.2024
Ich merke häufig, dass ich nach einer Therapiesitzung total erschöpft bin. Auch nach einer Prüfung fühle ich mich erschöpft und müde. Weshalb sind Emotionen so angstrengend?
Unsere Antwort
Es ist ganz normal, wenn du dich nach einer Therapiesitzung oder einer Prüfung erschöpft fühlst. Um deine Gefühle besser zu verstehen, ist es interessant dir anzuschauen, was im autonomen Nervensystem passiert. Im nächsten Abschnitt werde ich dir das am Beispiel der Prüfung erklären. Das Gleiche gilt aber auch für die Therapiesitzung oder andere Situationen, in denen du unter Stress stehst.
Während einer Prüfung bist du im totalen Stress und dein Sympathikus ist sehr aktiv. Er sorgt dafür, dass dein Herz schneller schlägt, deine Atmung schneller wird und dass dein Körper Energie bekommt, um auf die Herausforderung zu reagieren. Wenn die Prüfung vorbei ist, kann es sein, dass stattdessen dein Vagusnerv aktiv wird. Dann fühlst du dich schlapp und müde. Und es kann sein, dass du nach der Prüfung erst einmal in ein Loch fällst.
Um besser zu verstehen, was in solchen Situationen im autonomen Nervensystem passiert, lies bitte diesen Text. Denn wenn du dein autonomes Nervensystem kennst und verstehst, kannst du lernen, es zu beeinflussen. Wir empfehlen dir auch das Buch "Leben mit der Polyvagaltheorie: In Sicherheit verankert" von Deb Dana. Das ist voll praktischer Tipps, wie du dein autonomes Nervensystem besser kennen lernen und regulieren kannst, und wie du zu mehr Aktivierung vom ventralen Vagus kommst.
Die Erschöpfung nach einer Therapiesitzung ist ausserdem auch deswegen sehr verständlich, weil es Energie kostet über belastende Erlebnisse und Emotionen zu sprechen und sie zu verarbeiten. Diese Erschöpfung ist auch ein Zeichen dafür, dass du dich öffnest, und dass Heilung stattfindet. Du kannst da ganz verständnisvoll mit dir selbst sein und dir die Ruhe gönnen, die du brauchst, um dich zu erholen und zu heilen.
Diese Antwort gilt auch für Frage 39241.
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Frage Nr. 39214 von 06.12.2024
Liebes Lilli Team
Ich schreibe weil ich sehr traurig bin. Ich habe in April mein grossvater verloren. Er leidete seit jahren an Parkison und deshalb war er eigentlich nicht sehr anwesend (psychisch gemeint). Ich habe nur Kindheitserinnerungen mit ihm, als er noch nicht krank war. Als er gestorben ist, habe ich es nicht wirklich realisiert. Im nachinein fühle ich mich aber immer wie trauriger, vor allem in der letzten zeit.
Ich sehe alle Weihnachtsdekorationen und ein melancholisches Gefühl taucht in mir auf. Ich war heute an einem Weihnachtsmarkt mit kollegen und plötzlich fange ich fast an zu weinen, weil ich mich daran erinnere, dass es die erste weihnachtszeit ist, die ich ohne ihn verbringe. Oft fröie ich mich über Sachen und dann plötzlich nicht mehr und denke an ihn, auch zusammenhangslos. Oft passiert es auch, dass ich am abend im Bett, kurz vor dem schlaf, einfach anfange zu weinen und erst im nachhinein realisiere, dass meine gedanken an ihm gehen.
Ich habe generell ein schlechtes Gefühl und seitdem er tod ist, schaffe ich es nicht vollständig mich über etwas zu fröien ohne an ihm zu denken und dann wieder traurig zu werden. Ist es normal? Ist es nur eine Phase? Wie und wann wird es besser?
Unsere Antwort
Auch wenn die schönen Erfahrungen mit deinem Grossvater eine ganze Zeit her sind, haben sie eine Bedeutung für dich. Es ist in Ordnung, das anzuerkennen.
Es ist normal, dass du um deinen Grossvater trauerst. Es ist, wie du sagst, die erste Weihnachtszeit ohne ihn. Da gehört es dazu, dass traurige Gefühle aufkommen.
Gibt es Menschen, mit denen du deine Trauer teilen kannst? Wer könnte dich trösten? Wer vermisst ihn auch? Mit wem könntest du gemeinsam die kostbaren Erinnerungen an ihn nochmal aufleben lassen? Trauern wird in der Regel leichter, wenn du damit nicht allein dastehst. Auch Gespräche mit anderen Menschen, die ihre Grosseltern verloren haben, können dir jetzt gut tun. Auch dabei merkst du, dass du nicht allein damit bist.
Zum Leben gehören die traurigen Momente ebenso wie die fröhlichen. Du tust dir gut, wenn du auch dem traurigen Raum gibst. Es geht irgendwann vorbei, auch wenn es sich jetzt nicht so anfühlt.
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Frage Nr. 39212 von 06.12.2024
Stimmt es das Frauen wie Milch altern und Männer wie Wein? Oder ist das nur ein Vorurteil?
Unsere Antwort
Nein, die Vorstellung, dass Frauen mit zunehmendem Alter an Attraktivität verlieren, während Männer mit dem Alter interessanter werden, ist ein Vorurteil. Dieses Bild wurde durch kulturelle Schönheitsideale geprägt und hat keine wissenschaftliche Grundlage.
In unserer Gesellschaft wird Frauen oft gesagt, dass Jugend gleichbedeutend mit Schönheit sei, während Männer eher nach ihrem Erfolg oder ihrer Ausstrahlung beurteilt werden. Deshalb wirken ältere Männer oft «attraktiver», während Frauen strenger bewertet werden. Medien verstärken dieses Klischee, indem sie ältere Männer positiv darstellen, während ältere Frauen selten als attraktiv gezeigt werden. So werden beispielsweise graue Haare und Falten bei Männern in den Medien oft als Zeichen von Reife und Charisma gewertet, während Frauen für dieselben Merkmale weniger positiv bewertet werden.
In Wirklichkeit altert jeder Mensch anders, und Attraktivität hat nicht nur mit dem Alter zu tun, sondern auch mit vielen anderen Faktoren wie Selbstbewusstsein und Ausstrahlung.
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Frage Nr. 39198 von 04.12.2024
Was ist eine Zwangsstörung und ist sie heilbar? Sind Depressionen und Angststörungen heilbar?
Unsere Antwort
Eine Zwangsstörung ist eine Art Notprogramm, um Sicherheit durch Kontrolle zu erlangen.
Zwangsstörungen sind ein Versuch, schlimme Gefühle zu vermeiden und mehr Kontrolle zu gewinnen. Vielleicht hast du einen „Putzfimmel“, einen Waschzwang oder einen Ordnungstick. Vielleicht musst du auch zwanghaft ganz bestimmte Gedanken denken. Am Anfang versprachen dir diese Handlungen Sicherheit. Durch die ständige Wiederholung werden sie zum Zwang. Das kann dann zum Teil viele Stunden am Tag in Beschlag nehmen und dir und deinem Leben sehr in der Quere stehen.
Mit psychotherapeutischer Unterstützung ist es möglich, einen guten Umgang mit diesem Notprogramm zu erlernen, sodass es den Alltag nicht belastet. Auch bei Depressionen und Angststörungen ist das möglich. Bezüglich Heilung kann man sagen: Einige Menschen erholen sich komplett von einer psychischen Störung, andere nicht. Interessant ist, wie sich die einen und wie sich die anderen verhalten im Umgang mit ihren Symptomen. Eine gute Psychotherapie hilft, die Logik hinter den Symptomen zu verstehen und anderes Fühlen und Verhalten zu ermöglichen. Eine gute Psychotherapie steigert die Chancen auf Heilung sehr.
Um von einem zur Gewohnheit gewordenen Notprogramm loszukommen, ist es zunächst wichtig, dass du verstehst und anerkennst, warum dein Erleben und dein Verhalten so ist, wie es ist. Es ist wichtig, dass du Mitgefühl für dich und dein Leiden entwickelst und dir Achtung dafür schenkst, dass du es geschafft hast, zu überleben. Gleichzeitig solltest du Verständnis dafür entwickeln, dass es alles andere als leicht ist, dein Erleben und Verhalten zu verändern.
Wir erhalten in den letzten Wochen auffällig viele Anfragen, die dieser Frage sehr ähneln. Kann es sein, dass du uns schon oft geschrieben hast? In dem Fall ermutige ich dich sehr, den nächsten Schritt zu gehen und eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen.
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Frage Nr. 39187 von 03.12.2024
Vielen herzlichen Dank für die Antwort auf die Frage Nr. 39161 von 27.11.2024! Ich suche mir immer wieder unbewusst Situationen, die mich stressen. Ich lande immer wieder in Stresssitustion und Konfliktsituation, deshalb die Frage, ob ich süchtig nach Stress bin. Als ich "süchtig nach Stress" gegoogelt habe haben die Symptome, wie beispielsweise die Grenzen nicht spüren, auf mich zugetroffen.
Unsere Antwort
Wenn du immer wieder stressige Situationen suchst, dann kann es sein, dass das einfach der Zustand ist, den du kennst – und dass du ihn suchst, weil wir das Vertraute suchen. Du hast in deiner letzten Frage geschrieben, deine Eltern seien "schlecht reguliert". Ich weiss nicht, was du genau damit meinst. Aber es ist vorstellbar, dass bei euch ständig Aufregung geherrscht hat.
Ausserdem sind Eltern Vorbilder, die uns beibringen sollten, mit Stress und Konflikten umzugehen. Angenommen, deine Eltern haben das nicht gemacht. Dann musst du das noch lernen. Man landet ja nicht einfach in einer Stresssituation oder einer Konfliktsituation. Sondern man leistet einen Beitrag dazu, dass es so weit kommt. Du kannst lernen, mit Stress und Konflikten sinnvoller umzugehen. Dazu fände ich eine Psychotheapie sinnvoll. Geht das für dich?
Es kann auch sein, dass du den "Kick" suchst, den Stress auslösen kannst. Es gibt komplizierte Zusammenhänge zwischen chronischem Stress und der Produktion von bestimmten Hormonen und Neurotransmittern. Ob da bei dir etwas aus dem Gleichgewicht ist, solltest du mit einer Fachperson besprechen. Ich empfehle dir dazu auch psychotherapeutische Unterstützung. Nicht zuletzt sollte man auch abklären, ob ADHS bei dir eine Rolle spielt.
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Frage Nr. 39181 von 02.12.2024
Ich erlebe mich immer wieder wie ich in die gleichen Situationen und an die gleichen Menschen gerate. Ich hatte heute morgen das Gefühl das etwas in mir angetriggert wurde. Meine Chefin fragte mich, ob ich ettwas hochladen kann. Ich hatte plötzlich das Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein. Innerlich dachte ich, ich werde ausgenutzt und wieso kann sie nicht die anderen fragen. Gleichzeitig fühlte ich mich übergangen und hatte das Gefühl, dass sie mich ausnutzt und meine Grenzen überschreitet. Innerlich drehte ich durch, während ich ihr sagte, dass ich momentan keine Zeit habe und sie es besser selber machen sollte. Ich hatte danach auch einen Angstanfall oder eine Panikattacke. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir einen Auftrag gibt, welcher nicht in meinen Aufgabenbereicht gehörte. Es ging darum, dass sie gerne Leute rekrutieren möchte. Ich hatte das Gefühl, dass dies nicht mein Aufgabenbereich ist, weshlab ich mich abgegerenzt habe. Ich habe aber gemerkt, wie schlecht mir dies gelungen ist und wie innerlich die Sicherungen durchgingen. Ich mekte auch, wie ich Mühe hatte, die passenden Wort zu finden. Ich habe immer wieder das Gefühl Sachen zu machen, welche ich nicht machen muss und diese freiwillig oder zu machen und erst nachher zu merken, dass es nicht meine Aufgabe ist. Das Recrutieren von Personal ist denke ich nicht meine Aufgabe, da ich unterrichte und dafür nicht extra bezahlt werde. Ich rege mich dann über mich selber auf und merke wie ich mich teilweise in diese Rolle manövriere oder teilweise manövriert werde und wie ich dann erstarre. Ich fühle mich dann hilflos und gefangen.Womit hängt dieses Muster zusammen? Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. Ich fühle mich hilflos, da ich das Gefühl habe mir selber dabei zu zusehen. Wie kann ich mich von diesem Muster lösen?
Danke vielmal für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Die Fragen, die du hast, sind vielschichtig. Wenn du sie gründlich klären möchtest, wäre eine Psychotherapie sinnvoll. Dort kannst du ganz persönlich deinen emotionalen Lernweg studieren und dich selbst gut verstehen lernen.
Du erlebst, dass dich immer die gleichen Gefühle quälen. Auch bestimmte Situationen und bestimmte Menschen fühlen sich für dich gleich an. Du könntest dich fragen, was diese Menschen und Situationen miteinander verbindet. Haben sie vielleicht Ähnlichkeit mit Erziehungspersonen aus deiner Kindheit und Jugend? Diese prägen nämlich unser Erleben. Wenn Erziehende die Gefühle von Kinder und Jugendliche übergehen, sie ungerecht behandeln und keine Widerworte zulassen etc., lernen diese zu gehorchen. Meistens haben die Kids genau gemerkt, was falsch lief. Sie können sich aber nur innerlich ärgern und wütend werden. Die gefühlte Ohnmacht kann zu Panikattacken führen. Die Kids lernen nicht, sich zu beruhigen und im Kontakt mit den Anderen, meist Höhergestellten, zu bleiben. Sie üben nicht, mit Argumenten für die eigene Position einzutreten. Im Gegenteil. Weil die Wortlosigkeit so quält, steigen Aufregung und Angst immer mehr. Dann kann der Wunsch entstehen, nie wieder in eine solche Situation zu kommen. Du denkst vielleicht: ‚Ich möchte das Gleiche (!) nicht nochmal erleben.’
Und schon passiert das Gleiche wieder, in einer anderen Situation und/oder mit einem anderen Menschen. Jetzt ist deine Angst bestätigt worden, aber du hast noch nicht gelernt, dich zu beruhigen und auf all das zurück zu greifen, was du schon weisst. Wahrscheinlich stimmt es, dass die gestellte Aufgabe nicht in deinen Bereich gehört. Möglicherweise delegiert deine Chefin etwas zu gern. Du bist aber nicht in Lebensgefahr. Hilf deinen Gefühlen, das zu merken.
Nimm auf jeden Fall deine Wahrnehmung und deine Einschätzung ernst. Du wirst immer wieder Menschen treffen, die von dir etwas wünschen, was du nicht erfüllen möchtest. Das ist dein gutes Recht. Dein Ziel könnte Selbstwertschätzung und Selbstverständnis sein, indem du lernst, dich selbst zu beruhigen und übst, deine Person, deine Haltung und deine Grenzen zu vertreten.
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Frage Nr. 39178 von 01.12.2024
Hey,
ich habe mir die Videos:
(...)
angeschaut und habe selber gemerkt, dass ich extrem stark in der Opferrolle bin und das mich das extrem stark in meinem Wachstum (als Menschen / im Leben) hindert.
Ich habe versucht heute die Opferrolle zu meiden und mir ist oft aufgefallen, dass ich mich gerne in der Rolle wiederfinde. Dies habe ich gemerkt, als ich oft ausreden für das Handeln für meine Ziele gefunden habe, statt zu handeln. Die anderen sind Schuld.... wenn ich nur das Leben der Person x hätte, dann wäre das nicht so etc.
Ich habe gemerkt, dass ich in der Opferrolle bin und habe heute mein Denken geändert. In den beiden Videos, wurde auch gesagt, dass das Leben eben schwer ist und die Bedingungen eben hart sind. Doch statt Aufzugeben, sollte man daran Arbeiten. Das Leben wird nie leicht sein. Das anzunehmen hat mich heute extrem weit gebracht. Ich war seit langem nicht mehr so Produktiv wie heute.
Was ich ebenfalls im Bezug aufs Dating gemerkt habe ist, dass ich wirklich fast immer sage, dass ich keine Chance bei Frauen habe... Wegen meiner Herkunft, oder meiner Penisgröße. Daran lässt sich nichts ändern und sich darüber aufregen bringt mich nicht weiter.
Ich sollte die Gegebenheit akzeptieren und daran arbeiten meine Chancen bei Frauen zu erhöhen und mich trauen Frauen anzusprechen etc.
Ich wollte euch Fragen, ob ihr ein paar Artikel über die Opferrolle empfehlen könnt, eventuell auch ein Buch oder habt ihr auch ein paar Gedanken dazu?
Mich hat das heute so sehr beeindruckt, dass ich ganze Zeit in der Opferrolle war und ich deshalb kaum fortschritte im Leben gemacht habt und heute wo ich die Rolle gemieden habe so produktiv war. Das hat mich heute so positiv beeinflusst, dass ich gerne mehr über die Opferrolle erfahren möchte.
Danke schonmal im voraus!
Unsere Antwort
Es freut mich, dass du etwas gefunden hast, was dir Kraft und Energie gibt. Und es ist wichtig, dass du dir die Zeit nimmst, dich selbst besser zu verstehen. Dabei möchte ich dich ermutigen, das Konzept der „Opferrolle“ noch einmal differenziert zu betrachten. Es ist beeindruckend, wie sehr dir die Videos geholfen haben, aber es lohnt sich, einige der Aussagen kritisch zu hinterfragen.
Die Idee, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, ist wichtig und kraftvoll. Doch gleichzeitig ist es wichtig, anzuerkennen, dass „Opfer“ zu sein in bestimmten Situationen real und valide ist. Zum Beispiel: Diskriminierung aufgrund deiner Herkunft oder deiner sozialen Situation kann tiefgreifende Auswirkungen auf deine Chancen und dein Selbstbild haben. Das bedeutet nicht, dass man alles passiv hinnehmen muss, sondern dass es wichtig ist, diese Realitäten zu benennen, zu verstehen und dann Wege zu finden, wie man damit umgehen kann – ohne sich selbst dafür zu verurteilen.
„Opfer“ zu sein bedeutet, dass dir etwas widerfahren ist, das du nicht kontrollieren konntest – sei es Diskriminierung, Gewalt, systemische Ungerechtigkeiten oder eine Naturkatastrophe. Das anzuerkennen, ist der erste Schritt, um gesund damit umzugehen. Die sogenannte „Opferrolle“ wird oft negativ dargestellt, als wäre sie eine Ausrede oder ein Zeichen von Schwäche. Aber das ist zu simpel: Du darfst anerkennen, dass manche Dinge schwierig oder unfair sind, ohne dabei den Glauben an deine Handlungsfähigkeit zu verlieren.
In den Videos wird betont, dass das Leben hart ist und man daran arbeiten muss, anstatt aufzugeben. Das kann man so sehen und es sicherlich oft hilfreich zu verstehen, dass Schwierigkeiten einfach auch Teil des Menschseins sind. Aber das bedeutet nicht, dass du dich dafür schuldig fühlst, wenn manche Dinge nicht klappen oder du manchmal negative Gedanken hast. Denn es ist auch wahr, dass du nicht alles kontrollieren kannst. Sich Unterstützung holen und Selbstmitgefühl haben, sind an dieser Stelle viel hilfreicher und produktiver als sich zu beschuldigen. Ich wünsche dir, dass du deine neue Energie nutzt, um herauszufinden, was dir wichtig ist und was du tun kannst, um dir ein erfülltes Leben zu gestalten – in deinem eigenen Tempo und auf deine eigene Art. Vielleicht hilft dir ja auch dieser Text dabei Wie finde ich heraus, wer ich bin und was ich will?
Du sprichst den Bereich Dating an und wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du diesbezüglich aktiver werden. Das freut mich, denn du kannst da tatsächlich sehr viel machen! Wir haben einige Texte dazu geschrieben. Schau doch gern mal in unser Kapitel Tipps fürs Dating und Verführen. Dort findest du zum Beispiel Texte wie Wie mach ich mich interessant, attraktiv, sexy und liebenswert?
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Frage Nr. 39137 von 24.11.2024
Ich weiss momentan nicht was ich tun soll. Ich habe jede Lernphase in der Uni Probleme. Ich fühle mich danach erschöpft oder habe eine Depression. Ich leide an Prüfungsängsten und habe Belastendes erlebt. Ich habe das Gefühl, aufgrund dieser Belastungen eine schlechtere Fähigkeit mit Stress und Belastungen zu haben. Ich versuche wirklich, Selbstregulationsübungen zu machen, mich zu orientieren also im hier und jetzt, dennoch habe ich Mühe. Ich fühle mich dadurch hilflos und weiss nicht mehr, was ich machen kann...
Unsere Antwort
Grundsätzlich ist es super, dass du Selbstregulationsübungen machst. Du tust also etwas, um dir zu helfen. Du schreibst, dass du Mühe hast und dich dadurch hilflos fühlst. Gelingt es dir überhaupt nicht, dir zu helfen, oder gelingt es manchmal etwas? Oft ist es so, dass wir das Unangenehme ganz weg haben wollen, und dann sehen wir nicht, dass es ein Erfolg ist, dass es uns schon ein klein wenig besser geht.
Das heisst also: Es hilft, wenn du nicht so viel von dir selbst erwartest. Du hast Belastendes erlebt, du hast Prüfungsängste. Dass du nach einer Prüfungsphase in ein Loch kippst, ist verständlich: Nach Stress folgt gern mal die Erschöpfung (körperlich wie emotional). Oft machen wir uns dann Stress, weil wir Angst haben, dass der unangenehme Zustand nicht mehr weggeht. Aber nach jedem Loch geht es bergauf. Was kannst du dann zur Selbstpflege machen, so dass es dir in dem Loch ein klein wenig besser geht? Was kannst du dir Gutes tun?
Ich würde dir gern unsere Texte zum autonomen Nervensystem empfehlen. Dann verstehst du besser, warum du nach einer Stressphase in ein Loch kippst, und warum in einer Stressphase Belastungen gern wieder hochkommen. Du lernst auch, was du tun kannst, um dein Nervensystem besser im Griff zu haben. Bitte beginne dazu mit diesem Text und lies auch die Texte, auf die er dich verlinkt. Am Schluss des letzten Textes machen wir eine Buchempfehlung – "Leben mit der Polyvagaltheorie: In Sicherheit verankert" von Deb Dana. Das könntest du dir kaufen. Ich finde es sehr gut zur Selbsthilfe.
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Frage Nr. 39131 von 24.11.2024
Hallo.
Ich (w, 39) habe neulich geträumt, meiner kleinen Nichte einen Kuss (so wie ein Schmatzer) zwischen den Beinen zu geben. Ist daran etwas in irgendeiner Weise besorgniserregend? Es hat mich schon kurz verstört, sowas zu träumen, und es tut fast weh, das zu schreiben, weil ich sie so lieb habe. Sie ist circa 8 Monate alt. Selbst habe ich kein Kind.
Danke schon einmal.
+++
PS:
Bitte die Antwort zur Frage 39131 nach einem Monat löschen.
Unsere Antwort
Mach dir keinen Stress wegen einem Traum: In Träumen passieren die unglaublichsten Dinge – und Neurolog*innen, Psycholog*innen und Traumforscher*innen streiten sich bis heute darum, warum. Das einzige, was wir wissen, ist: In Träumen ist alles möglich, und Träume sind nicht die Wirklichkeit.
Entscheidend ist, dass du liebevolle und respektvolle Gefühle deiner Nichte gegenüber hast. Du könntest den Traum zum Beispiel als ein Zeichen der liebevollen emotionalen Zuwendung zu deiner Nichte und ihrer Weiblichkeit auslegen.
Diese Antwort gilt auch für Frage 39132.
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Frage Nr. 39120 von 21.11.2024
Ich habe ein Problem. Ich merke in letzter Zeit, wie ich unter meiner Geschichte und Erfahrungen leide. Ich höre aber gleichzeitig immer wie viel Schlimmes auf der Welt geschiet und denke mir dann nur, dass ichs vergleichsweise gut habe. Es ist schwer zu erklären, aber ich fühle mich dann mit meinen Erlebnissen schuldig. Ich weiss, dass es nicht hilfreich ist das Leiden und die Erlebnisse abzuwägen, aber dennoch mache ich es. Wie siehst du das?
Unsere Antwort
Du hast es selbst schon gesagt: Es ist wenig hilfreich, Leid und Schmerz zu vergleichen. Du kannst natürlich dankbar sein für die guten Dinge in deinem Leben. Dankbarkeit tut unserer Psyche gut. Aber dabei ist wichtig: Diese guten Dinge machen die schlechten Dinge nicht weniger real oder schmerzhaft. Ich würde dir wünschen, dass du dein eigenes Erleben und deinen Schmerz ernst nehmen kannst. Du bist es wert, Mitgefühl und Unterstützung dafür zu bekommen – von anderen und von dir selbst.
Wenn du merkst, dass Gedanken wie „Ich darf nicht leiden, anderen geht's viel schlechter“ kommen, dann ist das okay. Du musst sie nicht wegdrücken. Aber du musst ihnen auch nicht glauben. Du kannst dir dann sagen: „Ich merke, dass ich gerade wieder den Gedanken habe, dass... ". So bekommst du ein wenig Abstand zu den Gedanken. Manchmal kann es auch helfen, den Gedanken vor sich hinzusingen oder in einer lustigen Stimme zu sagen. All das hilft dabei, zu merken, dass es eben „nur“ ein Gedanke ist. Du musst ihm nicht die Macht geben, dein Verhalten zu bestimmen. Stattdessen überleg, was du dir in solchen Situationen Gutes tun kannst. Wie kannst du dir mit Mitgefühl und Selbstliebe begegnen? Was würdest du zum Beispiel zu einer guten Freundin sagen, die das erlebt, was du gerade erlebst? Vielleicht schaust du auch mal in unsere Texte im Kapitel Verarbeitung von Trauma und Gewalt
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Frage Nr. 39104 von 18.11.2024
Ich bin gerade aud die Antwort zu einer Frage gestossen, jedoch ist mir die Antwort etwas unpräzis. Ich habe eine Angststörung und eine Depression aufgrund von belastenden Lebenserfahrungen. Wie ist der Zusammenhang? Kann ich diese beiden Störungen mit der Bearbeitung der belastenden Erlebnisse überwinden?
Danke für eure Antwort!
Unsere Antwort
Angststörungen und Depressionen können auf vielfache Weise entstehen. Die Auslöser sind dabei nicht immer klar und oft gibt es auch mehr als einen Faktor, der eine Rolle dabei spielt. Aber belastende Ereignisse spielen natürlich oft mit rein. Wie das bei dir genau zusammenhängt, kann ich dir leider nicht sagen, denn ich kenne dich und deine Geschichte ja gar nicht. Vielleicht helfen dir aber diese Texte: Psychische Störungen nach Gewalterfahrungen und Wie hängen meine Probleme mit meiner Kindheit zusammen?
Die Bearbeitung der Erlebnisse wäre wahrscheinlich wichtig. Allerdings kommt es auch darauf an, was du mit Bearbeitung genau meinst. Denn in der Regel reicht es nicht, sich nur mit der Vergangenheit zu beschäftigen, sondern man muss auch neue Strategien und Verhaltensweisen für die Gegenwart erlernen. Wie gesagt, ich weiß zu wenig über dich, um das genauer einschätzen zu können. Ich empfehle dir daher sehr, dich an eine psychologische Fachperson zu wenden.
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Frage Nr. 39070 von 12.11.2024
Guten Tag. Ich (W) habe eine Frage zur Verwendung von Pronomen. Letztens war ich auf einer Veranstaltung und jede Person sollte sich den eigenen Namen auf ein Schildchen aufschreiben und das passende Pronomen dahinter. Es waren auch nichtbinäre Personen dabei und jemand schrieb „they - them“ auf. Leider verstehe ich nicht, was „they them“ übersetzt auf Deutsch genau bedeutet und wie ich das Pronomen korrekt einsetzen kann. Die Person trug einen männlichen Namen. Vom optischen Eindruck her war ich dazu verleitet, die Person mit einem weiblichen Pronomen anzusprechen.
Ich möchte jede Person so ansprechen wie von ihr gewünscht! Nur manchmal ist das schwierig. Vor allem wenn man eine Person nicht kennt, sagt man in guter Absicht am Ende noch was unpassendes oder verletzendes.
Wenn ich über z.B diese Person in der dritten Person auf Deutsch spreche, wie soll ich dann eine Frage stellen? „Möchten Sie etwas trinken?“ Aber „Sie“ wäre dann ja Plural oder die höfliche weibliche Form. Oder steht „they“ dafür, dass sich jemand mehr als einer Identität zugehörig fühlt und damit ist das Plural korrekt?
Wenn ich sage: „Möchte they etwas trinken?“ dann klingt das auch seltsam, weil ich zwei Sprachen vermische und andere Menschen ohne Englischkenntnisse das nicht verstehen.
Ich habe versucht, immer den Namen der Person zu verwenden, statt ein Pronomen, aber das funktioniert nicht immer.
Manchmal lese ich auch he-him oder she-her.
Warum reicht „he“ oder „she“ dabei nicht als Angabe? Mich irritieren die Zusätze him, her, them noch mehr…
Ich habe auch noch eine Frage zu intergeschlechtlichen Menschen. So wie ich es verstehe, kommen diese mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt. Und es gibt verschiedenste Variationen? Nirgendwo gibt es da eine Grafik dazu. Wie kann ich mir all diese Variationen vorstellen ?
Und kann es sein, dass sowas unentdeckt bleibt, z.B wenn ein Mensch mit Penis auf die Welt kommt, aber noch eine Gebärmutter hat ? Die sieht man ja nicht aufs erste.
Warum leugnen so viele, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt, wenn es doch faktisch unzählige Variationen gibt ?
Ich möchte gerne allen Menschen mit Respekt und Achtung begegnen und würde mich über eine Antwort freuen. Danke
Unsere Antwort
Es ist wirklich toll, dass es dir so wichtig ist, die Geschlechtsidentität aller Menschen zu respektieren! Damit machst du schon das Allerwichtigste. Wenn Personen merken, dass du dir Mühe gibst und sie verstehen möchtest, werden sie auch bei kleinen „Fehlern" gut und gelassen reagieren. Und wenn du etwas nicht weißt, frag sie! Die meisten erklären das gern, wenn sie wissen, dass du aufrichtiges Interesse daran hast. Wenn dir das falsche Pronomen mal rausrutscht, entschuldige dich einfach kurz und sprich weiter. Meistens ist das gar nicht schlimm.
Nichtbinäre Personen verwenden oft they/them, weil das im Englischen gut funktioniert, um geschlechtsneutral über jemanden zu sprechen. Es ist zwar eigentlich Plural, aber grammatikalisch funktioniert das trotzdem. Leider ist das im Deutschen nicht so. Es gibt deshalb dafür keine Übersetzung und deswegen schreiben die Menschen auch they/them auf ihr Namensschild. Es ist oft einfach ein Weg zu signalisieren, dass man nichtbinär ist. Langfristig finden wir hoffentlich auch im Deutschen ein neues, nichtbinäres Pronomen, aber momentan hat sich da noch keines durchgesetzt. Daher ist dein Weg mit dem Namen statt des Pronomens super. Viele nichtbinäre Menschen empfinden das auch als die beste Lösung. Wie gesagt: Frag am besten immer die
Person selbst.
Das mit dem "she/her", "he/him" oder "they/them" ist einfach eine Gewohnheit. Es gibt dafür nicht so richtig einen Grund, außer vielleicht, dass es dadurch Menschen noch leichter gemacht
werden soll, das richtige Pronomen zu verwenden. Und außerdem klingen "she" und "he" im Englischen sehr ähnlich, deshalb dient es dort auch manchmal dazu, Missverständnisse zu vermeiden. Aber es gibt auch Leute, die nur "sie", "er" oder "they" als ihr Pronomen nennen und das ist genauso richtig.
Zum Thema Intergeschlechtlichkeit haben wir zwei Texte geschrieben. Schau dir die doch mal an. Du hast schon richtig gesagt, dass es sehr viele Variationen gibt. Nicht alle davon sind von außen sichtbar. Und ja, es kann auch sein, dass so etwas unentdeckt bleibt. Wenn dich das interessiert, schau dir doch mal die Website des Bundesverband Intergeschlechtliche Menschen oder die Website von InterAction an.
Deine letzte Frage ist eine sehr große und komplexe. Leider kann ich sie dir auch nicht wirklich beantworten. Manchen Menschen macht es Angst, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt. Sie fühlen sich dadurch verunsichert, vielleicht auch in ihrer eigenen Identität. Es wird dazu auch noch viel geforscht. Vielleicht ist ja dieser Text interessant für dich.
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Frage Nr. 39068 von 12.11.2024
Danke für die Antwort auf die Frage Nr. 39023 von 04.11.2024! Es hilft mir das Geschehen besser einzuordnen! Ich habe dazu noch eine ergänzende Frage. Ich erlebe, dass ich z.B. auch, dass eine ehemalige Klassenkamaradin, wenn ich ihr begegne sich wegdreht oder so tut als würde sie mich nicht kennen. Ich habe nicht nur mit der Arbeit eine solche Erfahrung gemacht, sondern auch sonst habe ich erlebt, dass Menschen so tun als würden sie mich nicht kennen. Womit hängt das zusammen?
Unsere Antwort
Du solltest solche Erfahrungen nicht überbewerten. Möglicherweise war deine ehemalige Klassenkameradin gerade mit etwas anderem beschäftigt und hatte keine Lust auf Kontakt. Nicht alle Menschen sind im sozialen Umgang geschickt. Etliche möchten sich in dem, was sie gerade denken, fühlen oder tun, nicht unterbrechen lassen. Manche sagen dann kurz ‚Hallo‘ und gehen weiter ihrem Vorhaben nach. Manche tun so, als bemerkten sie die Bekannten nicht. Manche sind wirklich so vertieft, dass sie tatsächlich Freund*innen und Bekannte nicht bemerken. Es gibt also viele Möglichkeiten. Nicht immer ist das Verhalten anderer absichtlich gegen dich gerichtet. Wir raten dir, dein Selbstwertgefühl sehr gut zu pflegen. Dann kann es dir gelingen, das Verhalten anderer unangenehm zu empfinden, ohne dass du dich schlecht fühlen musst.
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