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Wie löse ich mich aus einer Gewaltbeziehung?

Es kann sehr schwer sein, sich aus einer Gewaltbeziehung zu lösen. Umso wichtiger ist es, dass du dir Unterstützung holst.

Warum ist die Ablösung manchmal schwierig?

Wenn dein*e Partner*in Gewalt ausübt, kann die Trennung schwierig sein. Du hoffst vielleicht lang auf Liebe und Geborgenheit. Vielleicht wohnt ihr zusammen, und du wüsstest nicht, wie du allein durchkommst, weil du finanziell abhängig bist. Vielleicht habt ihr Kinder, und du möchtest ihnen zuliebe keine Trennung. Vielleicht habt ihr gemeinsame Freund*innen, ein gemeinsames soziales Umfeld. Das willst du auch nicht aufgeben. Und du willst vielleicht auch nicht zugeben, dass du zu Hause geschlagen oder gedemütigt wirst.

Wie lang sollen die Kinder das mitkriegen?

Ganz klar ist: Kinder leiden unter Gewalt. Je jünger sie sind, desto unmittelbarer erleben sie es mit. Wenn sie älter werden, sind sie zudem in einer unglaublich stressigen Zerrissenheit zwischen Hoffnung und Resignation, Liebe und Angst und verschiedenen Wahrnheiten, die sie nicht unter einen Hut kriegen. Bitte lies dazu diesen Text, warum Gewalt in der Familie so schlimm ist. Vielleicht hilft dir dieses Wissen, schneller einen schwierigen Entscheid zu fällen. Denk an den Spruch: "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende". Deine Verantwortung liegt darin, die Trennung so zu gestalten, dass dein Kind nicht länger unter toxischem Stress leidt.

Warum brauche ich Hilfe?

Gewalttätige Personen rechtfertigen ihre Gewalttaten oft mit so Sätzen wie: «Du wirst allein gar nicht fertig und bekommst nichts auf die Reihe.» «Ich muss für dich denken und handeln.» «Du würdest ja nichts verstehen, wenn ich nicht hart durchgreifen würde.» «Ohne die Schläge würdest du gar nichts mehr tun.» «Du hast es nicht anders gewollt, sonst hättest du mir gar nicht erst widersprochen.» Wenn du solche Sätze oft hörst, können sie dich vielleicht sehr verunsichern. Vielleicht meinst du dann, dass du mitschuldig bist oder nichts anderes verdient hast. Du brauchst darum jemanden, der einen besseren Überblick über die Lage hat als du.

Was, wenn mein Umfeld mich nicht unterstützt?

Vielleicht reagieren deine Freund*innen, Bekannten oder Familienmitglieder verständnislos, wenn du mit ihnen redest. Vielleicht nehmen sie die andere Person in Schutz. Oder sie machen dir sogar Vorwürfe. Das verunsichert dich dann noch mehr. Gerade Personen, die mit dir eine sehr enge Beziehung haben, sind vielleicht überfordert und reagieren ungeschickt und überfordert. Manchmal sind Lehrer*innen, Chef*innen, Nachbar*innen oder andere etwas entfernt stehende Personen besser geeignet.

Wie finde ich raus, wer vertrauenswürdig ist?

Überleg dir, wer von deinen Freund*innen oder Bekannten für vertrauliche Gespräche in Frage käme. Das Wichtigste ist, dass sich diese Person für dich vertrauenswürdig anfühlt. Gut ist auch, wenn du sie ein wenig prüfst und ihre Haltung zu häuslicher Gewalt und sexueller Gewalt in einem Gespräch abfragst. Du könntest zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • «Würdest du einer Person glauben, wenn sie dir erzählt, dass sie zu Haus geschlagen wird oder sexuelle Gewalt erlebt?»
  • «Würdest du sie unterstützen, wenn du so etwas erfährst?»
  • «Würdest du mit zu einer Beratungsstelle oder zur Polizei gehen?»
  • «Würdest du einer solchen Person helfen, dass sie geschützt untergebracht wird – oder sogar bei dir aufnehmen?»

Warum ist fachliche Hilfe am besten?

Fachpersonen sind als Vertrauenspersonen oft viel besser als persönliche Bekannte. Denn sie kennen sich gut mit Gewalt aus, und sie sind neutral. Du kannst dich an eine Beratungsstelle der Opferhilfe wenden, ohne deinen Namen zu sagen. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und fachlich kompetent. Du kannst dich dort auch per Chat beraten lassen oder eine persönliche Onlineberatung in Anspruch nehmen. Es gibt auch viele Beratungsstellen für Eltern. Im Notfall kannst du dich auch an die Polizei wenden.

Denk dran: Du hast ein Recht auf Hilfe, denn dir steht Hilfe nach dem Opferhilfegesetz zu. Häusliche Gewalt ist verboten und wird bestraft – in der Schweiz sowie in vielen anderen Ländern.