Schluss mit Gewalt / Gewalt in Beziehungen und in der Familie: Was tun?:
Häusliche Gewalt ist Gewalt unter Beziehungspartner*innen oder Ex-Beziehungspartner*innen oder in der Familie. Hier erfährst du, wie diese Gewalt aussehen kann.
Was ist häusliche Gewalt?
Von häuslicher Gewalt spricht man, wenn Menschen gegenüber dem Partner*innen oder Expartner*innen oder Menschen in ihrer Familie Gewalt ausüben oder androhen. Die Personen müssen nicht zusammenleben – auch wenn der Begriff «häuslich» danach klingt. Zu häuslicher Gewalt gehören körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt, kontrollierendes Verhalten, Drohen, Nötigen, böswillig Manipulieren, Fertigmachen. Manchmal wird die Gewalt ganz subtil und versteckt eingesetzt. Man kann sie geplant und systematisch anwenden, um dich zu kontrollieren und zu beherrschen. Sie kann aber auch ungeplant, in der Hitze des Augenblicks, aufflammen.
Wer sind die Opfer und Täter*innen?
Jeder Mensch kann häusliche Gewalt ausüben. Und alle können Opfer werden. Man hört öfter davon, dass Männer körperlich gewalttätig werden. Das machen aber auch Frauen. Männer wenden sich weniger oft an Beratungsstellen als Frauen. Und bei den versteckteren Formen von Gewalt gibt es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Man hört öfter, dass Eltern Gewalt gegen ihre Kinder ausüben. Es kann aber auch vorkommen, dass Jugendliche oder Erwachsene auf ihre Eltern losgehen. Gerade alte und pflegebedürftige Menschen sind häufiger Opfer von Gewalt. Über Gewalt von Eltern gegenüber Kindern liest du mehr in diesem Kapitel.
Wie zeigt sich Gewalt in Beziehungen?
Gewalt in Beziehungen hat viele Gesichter: von meckern bis Teller werfen. Die Trennung ist häufig schwierig – aber möglich. Und sie ist sinnvoll: Auch eine Beziehung, in der dir keine körperliche Gewalt angetan wird, kann dir schaden.
Was genau ist körperliche Gewalt?
Bei der körperlichen Gewalt geht es um tätliche Angriffe wie Schlagen, Stossen, Treten, Schütteln, Würgen, Beissen oder mit Gegenständen Werfen. Es gehören auch alle Angriffe oder Bedrohungen mit Waffen dazu, zum Beispiel wenn dich jemand mit einem Baseballschläger oder einem Messer bedroht.
Wie sieht psychische oder emotionale Gewalt aus?
Auch Gefühle können gewalttätig verletzt werden. Vielleicht wirst du beschimpft, bloss gestellt, erniedrigt, schlecht gemacht, bedroht und genötigt. Falls du Kinder hast, werden deine Kinder irgendwie als Druckmittel benützt. Oder dein*e Partner*in erklärt dich für verrückt. Oder ein bestimmtes Verhalten wird erpresst, erzwungen oder untersagt. Auch üble Nachrede, Beschuldigungen durch (Ex-)Partner*innen aus Eifersucht gehören dazu. Wenn dein*e (Ex-)Partner*in dir auflauert, dich verfolgt, beobachtet, belästigt oder mit unerwünschten Briefen, Telefonaten, Messages und E-Mails überhäuft, spricht man von Stalking. Vielleicht wirst du auch gemobbt, also man probiert, dich systematisch fertig zu machen.
Was tun bei sexueller Gewalt?
Gewalttätige Partner*innen üben oft auch sexuelle Gewalt aus. Was genau dazu gehört, liest du in diesem Text. Du wirst von dort auf Texte geleitet mit Tipps dazu, was du tun kannst.
Wie sieht Kontrolle als Gewaltform aus?
Vielleicht übt jemand systematische Kontrolle über dich aus. Alle Bewegungen und Handlungen werden kontrolliert. Die kontrollierende Person beherrscht eure Beziehung durch Verbote und Strafen. Bei einem Verstoss reagiert er*sie mit Erniedrigung, Demütigung, Drohung, Erpressung und körperlicher Gewalt. Es gibt auch Familien, in denen ein Elternteil eines oder mehrere Kinder systematisch und total kontrolliert. Manchmal hält auch der jugendliche und erwachsene Nachwuchs die Eltern unter totaler Kontrolle.
Welche anderen Gewaltformen gibt es?
Vielleicht wird dein soziales Leben total eingeschränkt. Du wirst überwacht, isoliert oder gar eingesperrt. Das nennt man soziale Gewalt. Es gibt auch ökonomische Gewalt: Hier wird mit Geld Druck gemacht. Dir wird Geld entzogen. Oder man nützt deine materielle Abhängigkeit aus. Oder es wird dir verboten zu arbeiten. Oder man zwingt dich zum Arbeiten. Oder man stiehlt von dir oder erpresst dich. Eine besondere Form der häuslichen Gewalt ist Zwangsheirat (Kinderehe). Hier wirst du unter Druck gesetzt, um einer Heirat zuzustimmen, obwohl es dein Recht ist, Beziehungspartner*innen frei zu wählen.