Ich war in einer Psychiatrie. (...) Da mir von Tag zu Tag eingeredet wurde, ich hätte bestimmt eine Psychose, fing ich es an zu glauben. Sie sagten sowas wie: eigentlich sollten Sie Halluzinationen haben, obwohl ich da war wegen einer Zwangsstörung. (...)
Ich fing an dem Zeitpunkt an meine Wahrnehmung zu hinterfragen. Sie sagten mir, sie hätten Verdacht auf Stimmen hören. Wenn ich etwas gehört hatte bin ich seitdem jedem Geräusch nachgegangen und habe mir starke Angst gemacht und habe andere hunderte Male gefragt, ob sie das auch gehört haben. Ich bekam immer die Bestätigung dass die Personen echt gesprochen hatten oder der Ton aus einem Patientenzimmer kam.
(...)
Ich habe dann sehr starke Angst bekommen, nicht mehr mir selbst vertrauen zu können, unheilbar krank zu sein und dadurch kein richtiges Leben mehr zu haben. Extremste Angst tatsächlich das alles zu haben. Ich hatte so extreme Angstzustände, dass ich das Gefühl hatte zu fallen und sich nicht festhalten zu können. Diese Angst wurde von verunsicherung zu Verunsicherung schlimmer. Habe mich gegen ärztlichen Rat entlassen. Diese Angstzustände waren im Sitzen extrem schlimm und verbesserten sich, je mehr Bewegung ich hatte. Tanzen hat geholfen. Die andere Klinik widerlegte dann eine Psychose. Meine aktuelle Psychologin sagt, ich hätte keine Psychose gehabt. Das sagten auch sonst mehrere Ärzte und Therapeuten unabhängig voneinander bei denen ich war. Eine Psychose wurde ausgeschlossen.
Ich möchte gerne wissen
1. Was ich tun kann weil ich immernoch darunter leide.
Ich habe das Vertrauen in manche Ärzte verloren
2. Ich hinterfrage immernoch ob das real ist was ich höre und sehe und bekomme immer die Bestätigung, dass die anderen das auch gesehen haben oder das Phänomen kennen, im dunklen einen Stuhl mit Klamotten zu sehen und dann kurz zu denken, dass da jemand säße, weil der Klamottenstuhl im Dunkeln so aussah.
3. Wie kann ich meinem jetzigen Therapeut vertrauen?
4. Wieso hatte ich die Angstzustände? War mein vegetative NS überlastet durch den Stress? Ich hatte mich auch während der Zeit zunehmend immer öfter übergeben müssen.
Auf Angst reagiert mein Körper grundsätzlich mit Spucken.
5. Wieso kamen die Angstzustände?
Und warum wurden die so schlimm?
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Was war das was ich da erlebt hab?
Unsere Antwort
Ich habe deine Frage gekürzt, um deine Anonymität zu gewährleisten. Zunächst mal: Du hast ja einiges durchgemacht. Hut ab für alles, was du geleistet hast. Ich werde mich bei meiner Antwort kurzfassen, denn ich weiß einfach zu wenig über dich. Ich sage dir einfach mal, so aus der Ferne, meine Meinung. Dazu noch eine Unklarheit: Du sprichst von deiner aktuellen Psychologin und deinem aktuellen Therapeuten. Ich weiß nicht, wer genau welche Rolle hat. Ich beziehe mich auf die Person, bei der du in Psychotherapie bist.
1) Es ist wichtig, dass du das Erlebnis in der Klinik mit deiner aktuellen Psychologin/dem Therapeuten bearbeitest und verarbeitest. Das war wirklich hart, was du da erlebt hast. Das verstehe ich sehr, dass du das nicht einfach so wegsteckst. Außerdem: Ich finde nicht, dass du Ärzt*innen blind vertrauen solltest. Sie können auch Fehler machen und eine Situation falsch einschätzen. Daher ist es sinnvoll, sich im Zweifelsfall eine Zweitmeinung einzuholen.
2) Das klingt für mich nicht nach Psychose. Menschen mit Psychosen hinterfragen das eher nicht, sondern sie lassen sich oftmals nicht davon überzeugen, dass etwas Einbildung, Wahn, Halluzination ist. Deine Befürchtungen spiegeln hingegen deine Angst- und Zwangsthematik. Und die solltest du unbedingt auch mit deiner Psychologin/dem Therapeuten behandeln.
3) Zwinge dich nicht, den Fachpersonen einfach so zu vertrauen. Du hast deine Gründe, warum du ihnen nicht vertraust. Deine Angst und deine schlechten Erfahrungen passen nicht zu Vertrauen. Du hast keine Pflicht, Fachpersonen zu vertrauen, einfach nur, weil sie Fachpersonen sind. Prüfe die Fachpersonen. Beobachte sie und schau, ob das für dich Sinn macht, was sie machen und sagen. Du hast ein sensibles Gespür für Menschen. Ich empfehle dir auch, dass du sagst, wenn du etwas nicht glaubst oder ihnen nicht traust. Mit dieser Ehrlichkeit wird eher ein offenes, ehrliches Gespräch möglich, und das ist die Grundvoraussetzung für mehr Vertrauen.
4) und 5) Ja: Dein vegetatives Nervensystem war und ist immer ein Teil deines Erlebens und diktiert deine emotionalen Zustände. Und ja: Im großen Stress können die Emotionen völlig überhandnehmen. Das war bei dir so in der Klinik. Das war ausgesprochen belastend, und ich kann mir vorstellen, dass du das mitunter wie ein Trauma erlebt hast. Ich weiß nicht, ob du auch noch irgendwelche Medikamente genommen hast, an die sich der Körper erst gewöhnen musste. Das kann in den ersten paar Wochen der Einnahme je nachdem zu psychisch labilen Zuständen führen. Nochmal: Es ist völlig normal, dass du das, was du erlebt hast, nicht einfach wegsteckst. Gib dir Zeit und geh das sorgfältig an.
Noch was zum vegetativen Nervensystem. Arbeitet deine Psychologin/dein Therapeut auch mit dem Körper? Ich fände das sinnvoll. Du merkst ja, dass Tanzen hilft. Du aktivierst damit den ventralen Vagus, während du im Sitzen eher in eine Anspannung mit übermäßiger Aktivierung des Sympathikus kommst. Wenn du was Körpertherapeutisches machen möchtest, fände ich so etwas wie Somatic Experiencing sinnvoll, eine Atemtherapie, eine Craniosakraltherapie und/oder jemanden, der sich mit der Polyvagaltheorie auskennt. Vielleicht interessiert dich dazu dieser Film.
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