Hallo,
mein Freund und ich haben geplant dieses Jahr eine größere Wohnung zu suchen. Wir stellen immer wieder fest das uns einfach ein Raum zum zurückziehen fehlt (haben derzeit 1,5 Zimmer KB) insbesondere weil mein Freund oft am PC sitzt. Auch ein Balkon währe toll da mein Freund raucht und mich das wirklich stört. Ich schaue immerwieder in die Anzeigen und finde dort auch schöne Wohnungen aber mein Freund sieht noch keine Notwendigkeit sich diese anzusehen. Er wolle nicht unter Druck suchen. Ich beende im April meinen Master und habe ihm gesagt das ich bis September in einer grösseren Wohnung sein möchte da wir eigentlich auch planen Kinder zu bekommen. Ich bin echt ratlos. Ich spreche das Thema mit dem Unzug nur noch selten an weil mein Freund gereizt reagiert und mir keine richtigen Antworten gibt. Was soll ich am Besten machen?
Unsere Antwort
Ich verstehe, dass du ein wenig ratlos bist. Auf den ersten Blick erscheint das Verhalten deines Freundes widersprüchlich. Und auch die Aussage deines Freundes, dass er nicht unter Druck suchen möchte, wirkt zunächst wenig logisch. Denn im Moment habt ihr ja noch keinen Druck; bis September ist noch viel Zeit. Menschen folgen aber immer einer Logik – sie ist nur manchmal anderen oder sogar ihnen selbst nicht klar. Daher frage ich mich, woher dieses Gefühl von Druck bei ihm kommt.
Ich kenne deinen Freund nicht und weiß auch nicht genug über eure Beziehung, daher kann ich nur spekulieren. Vielleicht ist der Umzug in seinem Kopf mit vielen Veränderungen verknüpft. Vielleicht hat er ein wenig Angst vor diesem Schritt oder davor, was er bedeuten könnte.
Versuch mal, ein wirklich offenes Gespräch mit ihm zu führen. Finde dafür einen Zeitpunkt, zu dem ihr beide relativ entspannt seid und genügend Zeit habt, vielleicht eignet sich auch ein Spaziergang dafür. Denn Laufen hilft im Umgang mit Stress- und Angstgefühlen. Versuch ihm klarzumachen, dass dies eine andere Art von Gespräch ist als bisher. Und dass du ihn nicht kritisieren oder umstimmen willst. Das solltest du auch ernst meinen: Du solltest nicht das Ziel haben, seine Einstellung zu ändern, sondern ihn wirklich zu verstehen. Frag ihn, wie er sich beim Gedanken an den Umzug fühlt. Was macht ihm dabei Angst oder Druck? Möchte er überhaupt umziehen? Was ist seine ganz persönliche Motivation für den Umzug? Was spricht dagegen?
Am besten strukturierst du das Gespräch etwa so: Hör dir zuerst mal an, was er zu sagen hat. Sei neugierig und frag nach, aber beurteile nichts und gib keine Meinung ab. Zeig ihm, dass du ihn verstehst, indem du das, was er sagt, in deinen eigenen Worten wiederholst oder zusammenfasst. Verstehen heißt übrigens nicht Zustimmen. Es geht nur darum, nachzuvollziehen, was bei ihm passiert. Eventuell hilft das Gespräch auch deinem Freund dabei, überhaupt zu verstehen, was in seinem Kopf los ist.
Erst im zweiten Schritt des Gesprächs erzählst du dann, was bei dir so vorgeht. Versuch dabei ohne Beschuldigungen auszukommen. Benutze stattdessen sogenannte Ich-Botschaften: „Ich bin verwirrt.../Ich fühle mich traurig...“. Erst im letzten Schritt – wenn ihr das Gefühl habt, euch gegenseitig verstanden zu haben – geht ihr auf die Suche nach Lösungen. Eventuell kommt dieser Schritt sogar erst in einem zweiten Gespräch. Schau vielleicht auch mal in unsere Kapitel zu Beziehungsproblemen und Beziehungstipps.
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