Liebes lilli Team, ich habe eine Frage zu meiner Beziehung. Ich glaube mittlerweile wir führen so eine Art toxische Beziehung.
So wie ihr es in Frage 35479 erklärt, so möchte ich das eigentlich auch in meiner Beziehung. Bei uns eskaliert jeder Streit. Ich versuche dann zwar immer mich nicht provozieren zu lassen oder nicht darauf einzugehen. Oft will mein Mann dann nämlich gar nichts klären, sondern ich kriege dann einfach wie so eine Art shitstorm ab.
Ich versuche wirklich, wie ihr es in der oben erwähnten Frage beschreibt zu handhaben aber irgendwie klappt das nicht bei uns. Er lässt mich dann auch nicht in Ruhe, weder will er die Dinge vernünftig klären noch respektiert er irgendwelche Grenzen die ich setze. Er läuft mir in der Wohnung nach, redet oder schimpft auf mich ein, ich fühle mich dann einfach nur terrorisiert von ihm. Selbst wenn ich ihm sage, dass ich jetzt Ruhe haben will, weil das für mich nur verbale Attacken sind und keine Konfliktlösung, dann kommt er mir nach, wenn ich zb einfach den Raum verlasse und ins Schlafzimmer flüchte. Ich komme gedanklich einfach häufig an den Punkt, dass ich verstehe wie er sich fühlt oder womit er unzufrieden ist, aber eben genauso denke ich mir dann, dass er das vielleicht mal selber angehen müsste, dass seine Kritik unberechtigt ist. Ich will dann auch nicht nachgeben, aber das ist dann oft mit so einem Terror verbunden. Ich versuche wirklich ganz viel mir nicht zu Herzen zu nehmen von seinem Verhalten, merke aber wie weh mir das alles auf Dauer tut. Ich weiß gar nicht was ich da machen soll. Manchmal schimpf ich dann zurück und ärgere mich dann, dass ich mich wieder darauf eingelassen habe wieder auf so ein Niveau zu sinken. Er tut nämlich oft erst nett, wenn er will, dass ich irgendwas tue, wenn er merkt, dass ich mich nicht manipulieren lasse, dann fängt er an mich fertig zu machen und alles gegen mich zu benutzen um mich irgendwie zu verletzen, mit Dingen von denen er weiß oder meint, dass sie mich treffen.
Ich will raus aus so einem Teufelskreislauf weiß aber in dem Moment nicht wie. Ich weiß gar nicht was immer dazu führt oder an welcher Stelle ich wie reagieren soll, damit es nicht wieder passiert. Eigentlich würde ich mir wünschen wir würden das besser hinbekommen. Ich will nicht kämpfen ich will ja ein Miteinander. Wo kann ich da ansetzen bei mir? Ich sehe da halt nicht, was ich besser machen kann. Also ich denke wir haben zusammen eine schlimme Dynamik und wüsste gerne wie ich das durchbrechen/ abwenden kann. Wenn er abends von der Arbeit zb kommt ist häufig so ein stressiger Moment. Verstehe ich auch, er macht mir dann Vorwürfe, dass er keine 5 Minuten hat wenn er ankommt. Das stimmt nicht, meist lasse ich ihn aus der Erfahrung heraus sowieso schon in Ruhe. Aber er sagt halt auch nicht was er da so bräuchte und ich habe das Gefühl die Kinder und ich stören ihn allein schon mit unserer Anwesenheit. Er ist dann so ein richtiges Nervenbündel und ich kriege dann einfach häufig seine schlechte Laune ab. Er ist einfach oft schlecht Gelaunt, unzufrieden etc. Lösungen zu finden habe ich schon versucht, klappt auch nicht er will gar keine echten Lösungen. Er ist auch grundsätzlich das Opfer bei allem und seinen Anteil sieht er nicht. Er kann auch schlecht Verantwortung für das übernehmen was er so macht. Irgendwo schreibt ihr ja, daß es in einer Beziehung nur Freiwillige gibt, deswegen würde ich halt gerne wissen was ich noch tun kann. Ich versuche wirklich mich nicht von deiner Negativität runterziehen zu lassen und stark zu bleiben und mich nicht verunsichern zu lassen. Erst neulich hat er mir vorgeworfen, dass ich mein Leben ohne ihn gar nicht auf die Reihe bekommen würde. Auch wenn ich mich mit Freundinnen treffen möchte, findet er immer etwas um es mir schlecht zu reden. Er macht dann entweder meine Freundinnen schlecht oder das was wir unternehmen. Oder, dass er sich dann immer irgendwie von mir unfair behandelt fühlt. Es ist wirklich zermürbend geworden.
Und so geht das die ganze Zeit. Ab und zu vertragen wir uns dann wieder, er gelobt dann Besserung, aber eigentlich sind wir immer schneller wieder an dem Tiefpunkt. Habt ihr Tipps?
Unsere Antwort
Du erlebst deine Beziehung als toxisch. Sie tut dir nicht gut. Du beschreibst, wie genau du dich selbst beobachtest und kontrollierst. Um Eskalationen zu vermeiden, versuchst du alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Du denkst, planst und fühlst eigentlich für zwei. Das ist sehr anstrengend. Du schreibst über die eskalierenden Streite: „Oft will mein Mann … nämlich gar nichts klären, sondern ich kriege … einfach wie so eine Art Shitstorm ab.“ Du gehst davon aus, dass dein Mann keine Klärungswünsche hat, sondern einen Stressabladeplatz braucht. Habt ihr je miteinander über die Verhaltenskultur in eurer Partnerschaft gesprochen? Grundsätzlich könnte man ja erlauben, dass ab und zu Stress beim Partner/bei der Partnerin abgeladen werden. Wenn beide das wissen, kommt es dann auch nicht zur Eskalation. Falls dein Partner aber doch einen Klärungswunsch hat, wird er sich mit deiner Shitstorm-Ablade-Interpretation überhaupt nicht verstanden fühlen. Sich-Unverstanden-Fühlen und Eskalation liegen nah beieinander.
Dein Partner scheint hingegen der Auffassung zu sein, er müsse alles beobachten, kontrollieren und entscheiden. Er sagt dir, dass du dein Leben ohne ihn gar nicht auf die Reihe bekommen würdest. Also scheint er den anstrengenden Part in eurer Beziehung für sich zu beanspruchen.
Ich rate dir Folgendes zu bedenken: Du und dein Partner haben beide einen gleich grossen Anteil an der Beziehungsführung. Im Moment scheint sich aber jede Seite selbst für beziehungsfähiger als die*der Andere zu halten. Lies doch nochmals die Antwort aus Frage 35479. In der Antwort hast du ja etwas gefunden, was dich anspricht. Überleg mal, wie du deinen Partner in eure Beziehungs-Entwicklung einbeziehen kannst. Er möchte ja sicher von dir verstanden werden. Du könntest ihm versichern, dass du ihn verstehen möchtest. Am besten klappt so etwas, wenn man sich zuhört und wiederholt, was man verstanden hat. Dazu müsstet ihr euch Zeit nehmen und einander aussprechen lassen. Der*die Zuhörende hat den Job ruhig zuzuhören und nicht in Gedanken schon „immer das Gleiche“ oder „das hat er*sie mir schon tausendmal erzählt“ zu denken. Wichtig ist, das Gehörte ernst zu nehmen. Die*der Redende sagt das, was die*der Andere verstehen soll und hält keine Dauerreden. Am besten begrenzt ihr die Redezeit auf 4-5 Minuten.
Wenn du Interesse hast, deine Beziehung zu „entgiften“, ist es am besten, du beziehst deinen Partner gleichwertig in eure Beziehungskultur mit ein.
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