Hallo,
Ich m hatte vor ca. 11 Wochen einen vermeintlichen, einmaligen Risikokontakt (OV) mit einer Frau, die ich nicht näher kenne.
17 Tage danach habe ich einen HIV PCR gemacht, negativ
45 Tage danach habe ich einen Kombi AG/AK Test gemacht, negativ
Laut RKI und Beratung hatte ich nie ein Risiko und könnte auch jetzt die Geschichte abhaken, da die Testes sicher seien und innerhalb des diagnostischen Fensters stattgefunden haben. Würde ich auch gern, aber...
... in Woche 10 (nach den Testungen) bekam ich einen starken, grippalen Effekt, von dem ich mich wieder vollständig erholte. Nach einem Tag der völligen Symptomfreiheit habe ich nun ein Ziehen einseitig am Nacken, wie Brennen, seit einer Woche anhaltend. Hier wird gerade auf Gürtelrose getestet (da kein Ausschlag sichtbar).. und seither bin ich wieder hellhörig, weil Gürtelrose, mit Mitte 30, nach einem RK.... da fährt man Gedankenkarussel...
Meine Fragen hierzu;
1) Sind Sie auch der Meinung, das die Testungen eine HIV Infektion ausschließen?
2) Ich bin grundsätzlich ein ängstlicher Typ. Einerseits denke ich immer, die Testungen waren vielleicht zu früh durchgeführt worden (die diagnostischen Fenster wurden ja eingehalten, aber was ist wenn doch noch keine AK gebildet wurden und ich die Ausnahme der Ausnahme bin..??); andererseits denke ich die Gürtelrose ist bereits ein spätes HIV Symptom (einen weiteren RK in der Vergangenheit kann ich aber sicher ausschließen). Ist es nicht so, dass - falls die Gürtelrose darauf zurückführbar WÄRE - diese nicht erst viel später, und nicht in Woche 11 auftreten würde? Grds ist mir klar, dass alle Symptome unspezifisch sind.
3) Da ich einfach Angst habe, mache ich nach 12 Wochen noch einen Schnelltest für Zuhause. Halten SIe dies aus risikogesichtspunkten für notwendig?
Bis zu dem Ziehen im Hals habe ich den Tests geglaubt, jetzt bin ich wieder sehr nervös. HErzliche Dank für eine Antwort!
Unsere Antwort
Du hast dich ja über alle medizinischen Dinge bestens informiert und alles richtig gemacht. Also gibt es zu diesem Aspekt nichts mehr zu sagen.
Eigentlich geht es jetzt bei dir ausschliesslich um das Thema Angst. Deine Angst hat sich jetzt einfach auf das Thema Sexualität und Krankheit geklebt. Es hätte auch ganz ein anderes Thema sein können. Ich würde dir dringend empfehlen, dich mit dem Thema Angst auseinanderzusetzen.
Erst einmal musst du dir bewusst machen, dass Angst zur menschlichen Grundausstattung gehört, wie zum Beispiel auch das Herz. Das heisst, Angst wird dich Zeit deines Lebens immer begleiten. Angst kann extrem hilfreich sein. Sie kann einem helfen, Dinge zu tun, die man sonst nicht tun würde: Zum Beispiel für eine Prüfung zu lernen, weil man Angst hat, sonst durchzufallen. Du kannst sie nicht loswerden, das ist unmöglich. Du versuchst sie aber gerade loszuwerden, indem du versuchst, Argumente zu finden, warum du keine Angst mehr haben musst. Wie du selber merkst, funktioniert das nicht, denn kurze Zeit später ploppt sie wieder auf.
Es wäre besser, wenn du die Angst als eine Kraft betrachten würdest, die unabhängig vom Inhalt ist. Das heisst, du kannst der Angst auch einen anderen "Knochen" geben, an dem sie sich festbeissen und austoben kann. Manchmal ist es sehr hilfreich, dafür Horrorfilme zu schauen und da die Angst ein bisschen zu üben. Dabei kannst du sie ganz bewusst auch körperlich spüren und mal darauf achten, ob du sie tatsächlich im ganzen Körper spüren kannst. Was du genau spürst, also wirklich spüren, nicht was du darüber denkst. Dann ist es, als ob du ein wenig Training machen würdest mit der Angst und so besseren Einfluss auf sie bekommst. Du kannst sie danach von bestimmten Themen leichter abbekommen und auf etwas anderes setzen.
Wenn du dich nicht überwinden kannst, Horrorfilme zu schauen, kannst du dir auch überlegen, was du immer schon mal machen wolltest und dich nicht richtig traust, zum Beispiel eine extremere Sportart. Ziel ist, dass du lernst, einen bewussteren Zugriff auf die Angst zu bekommen. Dafür musst du dich mit ihr beschäftigen und sie als Teil von dir sehen. Experimentiere ein wenig damit. Das wird dir in allen Bereichen deines Lebens helfen.
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