Hallo Lilli,
Wie schaffe ich (m, 32) es, mein Verhalten zu ändern, bzw. mir Dinge an- oder abzugewöhnen? Die Frage Nr. 34191 von 20.11.2021 ist von mir. Ich finde eure Antwort nach wie vor toll und sie leuchtet mir auch ein, ich habe es bloß nicht geschafft irgendetwas an meinem Leben dauerhaft zu verändern im Vergleich zu damals. (Den Tipp, während eines Gesprächs die Aufmerksamkeit auf die Gefühle in meinem Körper zu richten, habe ich bspw. eigentlich umsetzen wollen. In der Regel lief es aber bloß darauf hinaus, dass ich mir nach einem Gespräch gedacht habe "Mensch, jetzt hast du das schon wieder vergessen!". Inzwischen habe ich das aufgegeben.)
Meine Situation ist also noch weitgehend die gleiche. Ich bin zwar umgezogen, und lebe jetzt wieder näher an Bekannten, Verwandten und Freunden, was schonmal hilft. Außerdem stehe ich endlich auf ein-zwei Wartelisten für eine zweite Therapie. Dafür ist jetzt aber auch mehr als ein Jahr vergangen und gewisse Zukunftssorgen (insbesondere die Unsicherheit, wie es mit mir beruflich weitergehen soll) sind jetzt noch stärker geworden. Auch mein Körpergefühl ist z.T. sogar eher noch schlechter geworden. Mein Körper ekelt mich bisweilen sogar an. Dadurch sind leider auch ab und zu die Selbstmordgedanken wieder da. Immerhin deutlich weniger stark als noch 2013/14.
Kurz: Wie schaffe ich es, mir Dinge nicht nur vorzunehmen, sondern sie auch tatsächlich zu tun?
Vielen lieben Dank nochmal für eure tolle Hilfe! <3
Unsere Antwort
Du schaffst es nicht, deine Aufmerksamkeit dahin zu lenken, wo du es eigentlich möchtest, nämlich auf den Körper. Sie macht, was sie will, und dreht Kreise in deinen Gedanken. Das heisst, du bist im Moment nicht Herr über deine Aufmerksamkeit und lässt ihr freien Lauf. Das ist eine Gewohnheit.
Gewohnheiten sind oft schwer zu durchbrechen. Vielleicht kennst du das: Du fährst normalerweise in einem Land Auto mit linksgesteuertem Auto. Dann bist du im Urlaub in England oder Australien oder sonst wo, wo du rechtsgesteuert fahren musst. Du wirst am Anfang ständig den Scheibenwischer betätigen, wenn du abbiegen willst. Du musst dich also aktiv darauf konzentrieren, was du zu tun hast. Und obwohl du immer wieder Fehler machst, wirst du weiter dran bleiben, bis dein Gehirn es gespeichert hat.
Du sagst nun, du bekommst das alleine nicht hin. Das heisst, du brauchst für den Beginn Hilfe von aussen. Du stehst schon auf der Warteliste für eine Psychotherapie. Das ist gut! Ich würde dir eine körperzentrierte Psychotherapie empfehlen (wenn du dort einen Platz bekommst).
Da bei dir wieder Selbstmordgedanken auftreten, kannst du nicht solange warten, bis mal ein Platz frei wird. Du hast geschrieben, dass du Citalopram nimmst. Wer hat dir das verschrieben? Dein Hausarzt oder ein Psychiater? Wende dich bitte sofort an den Arzt, der dir das verschrieben hat und der dich kennt und berichte ihm von deinen Selbstmordgedanken.
Hier findest du ausserdem verschiedene Anlaufstellen, an die du dich sofort wenden kannst.
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