Stell deine Frage...

Frage Nr. 36286 von 25.01.2023

hallo
ich habe ein etwas spezielles Anliegen. Und zwar geht es darum, dass ich Angst habe, dass ich das Müllhausen-syndrom haben könnte (also nicht das Stellvertreter, sondern das bei sich selber) Denn ich bin zufällig darauf gestossen und habe darüber gelesen und mich in gewissen Dingen wieder erkannt. Zwar habe ich mir noch nie irgendwie selbst etwas zugefügt oder so, aber einfach gewisse Gedanken und so kenne ich auch von mir (zB sehne ich mich manchmal nach Aufmerksamkeit und Mitgefühl durch das med. Personal) Aber wie gesagt, ich würde niemals mir selbst etwas zufügen um dann etwas vorzutäuschen oder so.

Und irgendwie glaube ich auch, es ist viel eher meine Angst vor diesem Syndrom, statt dass ich das Syndrom wirklich hätte, welche zentral ist. Ich hatte dies nämlich schon bei weiteren Dingen, dass ich zum Beispiel plötzlich Angst hatte, ich könnte dies oder das haben (psychische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Borderline oder sonst was)

Und ich meine, heute weiss ich, dass ich weder Schizophrenie noch Borderline habe, aber damals hatte ich ein paar Wochen lang grosse Angst davor. Und jetzt ist es dasselbe mit diesem Müllhausensyndrom.

Muss ich mir Sorgen machen, dass ich das haben könnte? Oder muss ich mir eher mal drüber Gedanken machen, weshalb ich so eine Art "Hypochondrie" vor psychischen Erkrankungen habe (vor allem vor denjenigen, welche mit Scham besetzt sind..) nun, das muss wohl unendlich komisch klingen, was ich da grad geschrieben habe. Aber ich bin grad echt sehr durcheinander und bräuchte eine äussere Sicht auf meine Situation... Vielen Dank (w,22)

Unsere Antwort

Ich vermute, du meinst das sogenannte Münchhausen-Syndrom. 

Zunächst mal: Sich in gewissen Aspekten von psychischen Diagnosen wiederzuerkennen, ist völlig normal. Denn psychische Erkrankungen sind ja meist nur normale psychische Prozesse, die aber ein solch großes Ausmaß annehmen, dass sie die Person belasten und ihr Leben stören. Deshalb wird erst beim Zusammentreffen von genügend Symptomen in ausreichender Stärke eine Diagnose gestellt. Zum Beispiel: Jemand, der gerade sehr traurig ist, erkennt sich sicher in einigen Symptomen einer Depression wieder, aber er hat deshalb nicht gleich eine Depression. Und genauso ist es auch erstmal ein ganz normales menschliches Bedürfnis, sich nach Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu sehnen.

Ich denke, du bist schon auf der richtigen Spur: Es geht bei dir eigentlich um Angst. Du hast schon mehrmals erlebt, dass du Angst vor einer psychischen Erkrankung entwickelt hast. Und aus irgendeinem Grund sucht sich deine Angst immer neue Diagnosen. Du könntest mal versuchen, zu beobachten, wann diese Ängste auftreten – in welchen Situationen, in welchen Lebensphasen, unter welchen Umständen. Und beobachte auch mal: Was tust du, wenn diese Ängste auftreten? Ich vermute, dass du dann anfängst, dich selbst angstvoll und intensiv zu beobachten, um mögliche Symptome zu entdecken. Du interpretierst dann vermutlich harmlose Dinge als Symptom. Oder du erschaffst durch die Angst sogar weitere Symptome, zum Beispiel einen schnellen Herzschlag oder Atemnot. Das führt dazu, dass die Angst immer größer wird, weil du sie sozusagen fütterst.

Stattdessen könntest du mal versuchen, deiner Angst Raum zu geben. Nicht dem Inhalt, sondern dem Gefühl selbst. Wo spürst du es? Was passiert in deinem Körper? Und dann kannst du tief atmen und dabei vor allem darauf achten, lang auszuatmen. Das beruhigt dich. Auch lockere Bewegung hilft bei Angst, also sowas wie tanzen, spazieren gehen oder ein bisschen auf und ab hüpfen. Lies doch auch mal diesen Text. Vielleicht möchtest du dir auch eine psychologische Beratung oder Psychotherapie suchen. Dort kannst du deinen Ängsten auf den Grund gehen und einen besseren Umgang mit ihnen lernen.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema