Liebe Lilli,
Ihr habt in einer Frage zum Squirten gesagt, die Flüssigkeit käme aus der Blase - ich frage mich aber wirklich wie das sein kann, da ich immer unmittelbar vor der Masturbation zur Toilette gehe und die Blase leer ist und dann so unglaublich viel Flüssigkeit trotzdem rauskommt. Es vergeht auch nicht viel Zeit oder so, das sich wieder Urin ansammeln könnte.
Was ist das dann für eine Flüssigkeit? Wie kann es sein, dass es so viel Flüssigkeit in mir gibt, die ich ja sonst nicht spüre? Falls das wichtig ist, dass squirten ist noch recht neu für mich, passiert bei klitoraler Stimulation (vor allem mit dem Womanizer) und scheint beliebig oft wiederholbar zu sein. Nur einen Orgasmus kriege ich dabei (noch) nicht, würde das aber gerne noch lernen.
Liebe Grüße, vielen Dank für eure tolle Arbeit!
Unsere Antwort
Du schreibst von „unglaublich viel Flüssigkeit“. Deshalb gehe ich davon aus, dass du Mengen meinst wie ungefähr ein Wasserglas voll. Wenn es nur wenige Milliliter sind, spricht man von weiblicher Ejakulation.
Ja, die Flüssigkeit beim Squirten kommt aus der Blase. Das macht auch Sinn. Überleg mal, sonst müsste es ein anderes (bisher unentdecktes) Organ im Bauch geben, das in der Lage ist, so viel Flüssigkeit zu produzieren und über die Harnröhre abzugeben. Das ist ausgesprochen unwahrscheinlich.
Es gab ausserdem eine einfallsreiche kleine Studie, bei der squirtende Frauen verschiedenen Alters untersucht wurden. Die Flüssigkeit in ihrer Blase wurde mit einem Katheter geleert und ein blauer Farbstoff in die Blase gegeben. Anschließend wurden sie gebeten, sich sexuell zu stimulieren und zu squirten. Die Forscher*innen beobachteten, ob die ausgetretene Flüssigkeit blau war. Das war in allen Fällen so. Die Flüssigkeit kam also sicher aus der Blase. Wenn dich das noch mehr interessiert, und du Englisch kannst, lies bitte die Studie von Inoue und Kolleg*innen (2022).
Deine Frage ist berechtigt, weshalb viel Flüssigkeit rauskommt, obwohl du vorher auf Toilette warst. Auch das wurde erforscht. Die Teilnehmerinnen wurden mit Ultraschall untersucht, um festzustellen, wie voll ihre Blase war. Einmal nachdem sie frisch auf Toilette waren: die Blase war leer. Dann während sexueller Stimulation bevor sie Squirten: die Blase hatte sich deutlich gefüllt. Dann während sexueller Stimulation kurz nach dem Squirten: die Blase war wieder leer. Wenn dich das noch mehr interessiert, und du Englisch kannst, lies bitte die Studie von Salama und Kolleg*innen (2015).
Man weiß, dass während der sexuellen Erregung dein Becken stärker durchblutet wird. Und die Organe darin, zum Beispiel die Blase, auch. Dadurch füllt sich die Blase auch schneller wieder mit Flüssigkeit.
Die Flüssigkeit, die beim Squirten austritt, kann sich ein wenig von Urin unterscheiden. Dazu gibt es aber unterschiedliche Ergebnisse. Manche Wissenschaftler*innen stellten keinen Unterschied zu Urin fest. Andere beobachteten verdünnten Urin. Es war weniger Harnsäure, Harnstoff und Kreatinin darin. Es können sich auch verschiedene Flüssigkeiten mischen: Feuchtigkeit und Ausfluss aus deiner Vagina, Flüssigkeit aus den Skene-Drüsen und Flüssigkeit aus der Blase. Falls sich der verdünnte Urin mit Flüssigkeit aus den Skene-Drüsen mischt, können Forscher*innen einen bestimmten Stoff nachweisen (PSA = Prostate specific Antigen). Das ist bei der Mehrheit der squirtenden Frauen so, aber nicht bei allen.
Squirten kann unabhängig vom Orgasmus passieren. Das ist normal. Es ist nicht besser oder schlechter, wenn es beim Orgasmus passiert.
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