Liebes Lilli-Team
Schon seit meiner ersten Beziehung in der ich sexuell intim war holt mich (w, 26) immer wieder das selbe Problem ein: die Lustlosigkeit. In meiner ersten Beziehung musste ich zuerst lernen wie Sex überhaupt gut für mich ist und hatte so gut wie nie von mir aus Lust auf Sex. Dies schob ich dazumal auf die Pille. Ich hatte mehrmals aus diversen Gründen die Pille gewechselt bis ich dann kurz vor Ende der Beziehung auf die Hormonspirale wechselte.
Während meinen Reisen fand ich eine neue aufregende Beziehung. Dieser Partner konnte mich sehr gut lesen und dadurch auch befriedigen. Während den Zeiten beim Reisen mit ihm, aber auch während unserer Fernbeziehung hatte ich keine Probleme mit der Lust. Dies hängt wohl damit zusammen, dass wir nie einen normalen Alltag zusammen lebten.
Nun viele Jahre später bin ich in einer bereits 3-jährigen Beziehung und bin auf die hormonfreie Verhütung mit der Kupferspirale umgestiegen. Mit meinem Partner hatte ich zu Beginn (ca. erste 6 Monate) noch wenig Probleme mit meiner Lust und ich genoss unseren Sex vollkommen. Doch dann kam die Lustlosigkeit zurück und ich bin erneut nie von natur aus in der Stimmung für Sex. Ich muss mich jeweils mental darauf konzentrieren und mich nicht stressen lassen. Wenn wir dann Sex haben muss ich mich teilweise konzentrieren diesen wirklich auch zu geniessen. Klappt dies, komme ich dann so gut wie immer zum Höhepunkt und kann den Sex durchaus auch geniessen.
Dennoch ist die Lustlosigkeit für mich und für meinen Partner eine grosse Belastung. Obwohl ich den Sex auch geniessen kann, ist es für mich schwierig mich ohne Lust darauf einzulassen. Dies hat zur Folge, dass wir nur selten Sex haben (ca. alle 2 Wochen, mal mehr mal weniger) und ich auf Annähreungen meines Partners nicht eingehen kann.
Ich trage dieses Problem nun schon sehr lange mit mir und dies beschäftigt mich sehr. Was kann ich tun, damit ich auch ohne Aufwand und einfach so einmal Lust auf Sex habe?
Danke vielmals für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Was du beschreibst, erleben viele Menschen, besonders in Langzeitbeziehungen. Zunächst empfehle ich dir sehr unsere Texte Lust auf Sex – wie kann ich sie beeinflussen? und Tipps zum Umgang mit Partner*innen bei Lustlosigkeit.
Ich möchte gern ein paar deiner Ansichten infrage stellen, darüber, wie Lust auf Sex „funktionieren sollte“. Denn es gibt neben der spontanen Lust auf Sex auch die sogenannte responsive Lust. Das heißt, die Lust entwickelt sich erst im Laufe einer sexuellen Begegnung. Man könnte auch sagen: Der Appetit kommt auch mal erst beim Essen. Ein andermal ist er schon vorher da.
Diese responsive Art der Lust kommt insbesondere bei Frauen häufig vor. Es ist also völlig normal, dass du nicht aus heiterem Himmel Lust auf Sex hast. Und du sagst ja selbst: Du kannst euren Sex genießen, wenn er stattfindet. Nun heißt das keinesfalls, dass du etwas gegen deinen Willen tun sollst. Es ist dennoch gut zu wissen, dass es sich lohnen kann, sich auf Annäherungen einzulassen, und zu gucken, ob die Lust dann kommt – oder eben nicht. Du kannst da gegenüber deinem Partner ehrlich sein.
Du könntest rausfinden, welche Umstände es wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher machen, dass du Lust bekommst. Also herausfinden, was deine Lust steigert und was sie bremst. Bremsende Faktoren können Dinge sein wie Stress, Beziehungskonflikte, ein negatives Körpergefühl, aber auch sowas Banales wie die Zimmertemperatur oder die Gemütlichkeit des Bettes. Erregungssteigernde Faktoren sind genauso vielseitig: ein guter Tag bei der Arbeit, ein romantisches Dinner, neue Unterwäsche, sich geborgen fühlen, etwas Abenteuerliches machen, einen Porno schauen, und so weiter. Du kannst diese Dinge durch zwei Methoden erforschen. Zum einen kannst du deinen Solosex beobachten. Was turnt dich da an? Wann hast du darauf Lust? Zum anderen kannst du an vergangene sexuelle Situationen mit Partnern zurückdenken und sie analysieren. Such dir ein paar tolle und ein paar nicht so tolle Beispiele heraus. Und dann schreib auf: Warum war das toll/nicht toll? Was war die Situation? Wer war dein Partner? Wie war die Beziehung? Wie hast du dich gefühlt? Wie ging es dir körperlich und mental? Wo wart ihr? Was genau habt ihr gemacht? Wenn du das für ein paar Beispiele machst, kannst du wahrscheinlich bald Muster erkennen und so einen ersten Einblick in deine bremsenden und steigernden Faktoren gewinnen. Und dann haben du und dein Partner etwas in der Hand, anhand dessen ihr gemeinsam nach Ideen und Lösungen suchen könnt.
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