Ist die Gesellschaft das Problem oder meine Einstellung? Ich bin w 26. Schon als Kind konnte ich nicht viel mit anderen Mädchen anfangen, Vater Mutter Kind spielen im Kindergarten fand ich langweilig. Hatte in der Grundschulzeit zwei Jungs als beste Freunde. In der Pupertät konnte ich mit den Mädels noch weniger anfangen. Die haben sich nur für Shopping und Jungs interessiert was ich total öde fand. Ich habe lieber mit playmobil gespielt und Fantasy Geschichten geschrieben. Hab in der Pupertät gemerkt das ich mich zu gleichaltrigen Mädels und jüngeren ca 12 hingezogen fühlte obwohl ich schon 16 Jahre war. Hatte deshalb mich selbst gehasst weil ich dachte ich wäre Pädophile was ich nicht war. Stehe heute auf erwachsene Frauen. Habe Freundschaft mit einem Mann gesucht als ich 18 war, weil ich Männer nicht attraktiv finde. Die nach mehreren Jahren zerbrochen ist weil er mehr für mich empfand und ich die Vorstellung was mit ihm zu haben eklig fand. Ich fand es schön Aufmerksamkeit von Männern zu bekommen bis ich gemerkt habe das es einen sexuellen Hintergrund hat. Jetzt bin ich genervt wenn Männer mich anlächeln. Ich weiß die meisten Männer finden Frauen attraktiv aber ich finde es schade das oft keine platonische Freundschaft möglich ist als Erwachsene. Ich glaube aber eher das ich ein Frauenproblem und kein Männerproblem habe. Weil ich die meisten Frauenthemen, kinder kriegen, Männer und Shopping langweilig finde. Vielleicht bin ich das Problem.
Unsere Antwort
Grundsätzlich: Ich denke nicht, dass du als Person ein Problem bist. Und ja, es stimmt, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der es immer noch ziemlich stereotype Geschlechterrollen gibt. Und ja, auch der Mythos, dass Männer und Frauen nicht befreundet sein können, geistert noch bei einigen Leuten im Kopf rum.
Ich möchte dich aber einladen, darüber nachzudenken, ob du deine eigene Herangehensweise ändern kannst. Denn mir fällt auf, dass auch du recht starr in Männer versus Frauen, und in „Männerthemen“ versus „Frauenthemen“ unterteilst. Das zeigt, dass auch du noch gewisse stereotype Vorstellungen im Kopf hast – was ja auch nicht verwunderlich ist, denn so wachsen die meisten von uns nach wie vor auf.
Die Frage ist ja aber: Hilft dir diese Denkweise dabei, gute soziale Kontakte aufzubauen? Denn Fakt ist: Jeder Mensch ist einzigartig. Es gibt also mit Sicherheit Frauen, die sich für die gleichen Dinge interessieren wie du. Und es gibt sicher Männer, die gern eine platonische Freundschaft mit dir hätten. Nur weil das leider bei deinem einen männlichen Freund damals nicht geklappt hat, heißt das noch lange nicht, dass das immer so ist. Statt des Geschlechtes könntest du also andere Aspekte in den Fokus nehmen, wenn es zum Beispiel darum geht, wo du neue Leute kennenlernen kannst, die zu dir passen. Zum Beispiel über Hobbys, Sport, Aktivitäten oder Ehrenämter in Bereichen, die dich interessieren.
Hast du denn Kontakt zu anderen homo- und bisexuellen Menschen, oder zu trans und genderqueeren Personen? Denn gerade in der LGBTQ+ Community könntest du viele Menschen finden, die den klassischen Geschlechterrollen nicht entsprechen und sich auch ganz bewusst davon lösen wollen. Vielleicht hilft dir ja unser Text Wie lerne ich andere Schwule und Lesben kennen?
Ein letzter Vorschlag: Versuch doch mal, ganz gezielt mit den Menschen in deinem Umfeld über Sachen zu sprechen, die über die stereotypen Themen hinausgehen. Vielleicht entdeckst du dadurch erst, dass jemand anderes auch so denkt wie du. Oft trauen wir uns nämlich gar nicht, Gedanken auszusprechen, die uns „anders“ oder unkonventionell vorkommen. Aber wenn sich alle immer nur in den vermeintlich sicheren, stereotypen Bahnen bewegen, dann verändert sich natürlich auch nichts in der Gesellschaft.
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