Hallo,
erstmal ein großes Dankeschön, dass es Euch gibt und Ihr all diese Fragen beantwortet!
Mich beschäftigt eine Frage schon eine ganze Weile: woran erkennt man einen guten Psychotherapeut*innen??
Ich mache seit einer Weile eine Traumatherapie und zweifle ab und an, ob meine Therapeutin die Richtige ist.
Es gibt Therapiestunden die laufen richtig gut und ich fühle mich wohl. Aber dann gibt es Stunden, da kommen wir nicht richtig ins Gespräch und ich habe das Gefühl das meine Therapeutin eher unmotiviert ist. Dann entsteht ein langes Schweigen zwischen uns, was ich ziemlich unangenehm finde. Auch fehlt mir zwischen den Therapiestunden der rote Faden, wir springen in den Themen viel hin und her. Da ich lange auf einen Platz für eine ambulante Psychotherapie gewartet habe und ja irgendwie auf den Platz angewiesen bin, traue ich mich nicht ihr gegenüber Kritik zu äußern. Meine Therapeutin erwähnte auch, daß sie selbst mal in Psychotherapie war oder ist. Ist das eher gut oder schlecht, wenn die eigene Therapeutin selbst eine Psychotherapie in Anspruch nimmt? LG
Unsere Antwort
Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, dass es individuell unterschiedlich ist, was „gut“ ist. Denn unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedliche Herangehensweisen. Zum Beispiel brauchen manche viel Struktur, andere viel Freiraum.
Grundsätzlich solltest du dich bei deiner Therapeutin sicher und verstanden fühlen. Das heißt nicht, dass es nicht auch mal unangenehm sein kann, denn das ist fast immer Teil der Therapie. Lange Gesprächspausen können zum Beispiel so eine Sache sein, die unangenehm, aber sinnvoll ist, wenn sie dich dazu bringt, tiefer zu fühlen oder zu denken. Wenn du allerdings den Eindruck hast, dass das nicht der Fall ist, solltest du das unbedingt ansprechen.
Eine gute Therapeutin wird offen für deine Kritik und dein Feedback sein. Idealerweise sollte sie dich proaktiv auch immer mal danach fragen, wie du die Therapie findest. Therapeut*innen können nicht hellsehen. Auch sie sind also darauf angewiesen, dass die Klient*innen ehrlich rückmelden, ob ihnen etwas hilft oder nicht. Ich möchte dich daher sehr dazu ermutigen, deine Bedenken mit ihr zu besprechen. Nur so könnt ihr gemeinsam herausfinden, was ein guter Weg für eure Arbeit ist.
Zu deiner letzten Frage: Dass Therapeut*innen selbst in Therapie sind oder waren, ist überhaupt nicht ungewöhnlich und an sich eine gute Sache. Es gehört auch zur Ausbildung dazu, selbst Therapiestunden zu machen. (Das wird dann manchmal „Selbsterfahrung“ genannt statt Therapie.) Es ist echt wichtig, dass Psychotherapeut*innen wissen, wie es sich anfühlt, auf der anderen Seite zu sitzen. Selbst Therapieerfahrung zu haben, kann helfen, empathisch zu sein. Außerdem ist es gerade für Psychotherapeut*innen extrem wichtig, sich selbst gut zu kennen und sich bei Bedarf Unterstützung zu holen.
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