Hallo Liebes Lilly Team,
erstmal möchte ich einmal Danke sagen. Ihr leistet wirklich wunderbare Arbeit. Man kann sich immer an euch wenden wenn irgendwas ist und das ist so schön. Keine Frage ist zu blöd oder peinlich und auch eure Antworten sind emphatievoll und weiterführend.
Ich weiß nicht ob ihr in solchen Anliegen wie bei mir beratet... aber ich bin an einem Punkt wo ich einfach psychisch nicht mehr weiter weiß und mich nimmt das emotional einfach so mit.
Meine Situation: Ich weiblich 22, er männlich 36. Wir haben uns gedatet (vom herbst bis Ende Dezember). Kennenlernphase war schön, aber ich wollte einfach mit ihm keine Beziehung. Auch wenn das unverständlich wirkt, schätze ihn sehr als Menschen und er ist mir in dieser Zeit unglaublich ans Herz gewachsen. Ich möchte mit ihm den Kontakt nicht abbrechen. Wir haben tolle und tiefe Gespräche, aber für eine Partnerschaft reicht es mir einfach nicht mit ihm.
Als ich im klaren war über meine Gefühle, habe ich die Kennenlernphase beendet und gesagt wie ich fühle. Also, dass ich keine Gefühle für ihn habe und auch keine mehr bekommen werde. Ich habe zu ihm gesagt es tut mir leid & dass ich ihm höchstens Freundschaft anbieten kann. Ich hatte den Eindruck, dass er mich verstanden hat. Entsprechend habe ich aufgehört mich mit ihm zu treffen (vorerst), weil ich einfach das ganze Sacken lassen wollte für ihn aber auch für mich.
Und nach gewisser Zeit hat er wieder angefangen mir Liebesbekundungen zu schreiben (nach 1 1/2 Monaten). In unserer Kennenlernzeit habe ich ihm nicht einmal etwas geschrieben was ich nicht gefühlt habe und dass er mir dann diese Liebesbekundungen geschrieben hat, obwohl ich ihm schon gesagt habe wo wir stehen, hat mich unglaublich überfordert. Ich wusste einfach nicht wie mich damit umgehen soll. Dann habe ich ihm das auch irgendwann gesagt "hey, ich ich weiß nicht was ich darauf antworten soll, wenn du mir sowas schreibst. Es überfordert mich & ich möchte nichts schreiben was ich nicht fühle." Große Diskussion folgte. Er meinte dann " vielleicht ist es besser wenn wir kein Kontakt haben". Ich hab auch zu ihm gesagt ich möchte, dass er andere Frauen kennenlernt. Wir hatten dann ne Gewisse Zeit kein Kontakt es waren ungefähr 2 Wochen bis er sich dann wieder bei mir selber gemeldet hat
Ich bin davon ausgegangen, dass mit sich klargekommen ist weil er mir auch damals geschrieben hat, dass er sich bisschen sammeln muss & es mal verstehen muss was überhaupt mit ihm los ist. Er wirkte normal, nicht unangenehm und wir haben uns dann auch getroffen. Ich hab dann zu neutralen Treffen zugesagt ( zum Tee trinken)das ein oder andere mal genau er hat mich einmal zum Kino eingeladen aber ich habe nur zugesagt weil er gesagt hat dass sein Kumpel halt dabei ist. Wie sich dann am Ende rausgestellt hat, war dann der Kumpel einfach nicht da. Der hatte in der letzten Minute abgesagt . Aber sei mal dahingestellt, ob ich ob ich den ganzen Glauben schenke oder das nicht doch geplant war.
Jetzt haben wir Ende Mai. Wir haben uns wahrscheinlich nur 2 oder 3 mal getroffen seitdem ich die Kennenlernphase beendet habe. Vor Kurzem war ich im Club und hatte es mal im Gespräch mit ihm beiläufig erwähnt. Er wollte dann wissen wie ich Heim komme, für den Fall, dass er mich anholen kommen könnte. Ich habe es nicht darauf angelegt, dass er kommt, weil ein Taxi auch gut ist. Außerdem ist es mir unangenehm, dass er wach bleibt, um mich abzuholen. Ich bin nicht seine Freundin. Und wenn auch immer sagt, dass er mir bedingungslos hilft, glaube ich das nicht.
Er war unterwegs bis er mir irgendwann geschrieben hat, dass er vorm Club stehe, weil er mich sehen wollte. Für mich war das unangenehm, weil mir das romantische Stimmungen gibt. Ich habe ihn weder eingeladen, noch habe ich selbst den Drang bekundet ihn zu sehen. Ich wollte auch nicht zu ihm rauskommen, wusste aber nicht wie ich mir helfen soll. Also sagte ich, dass es meiner Freundin schlecht gehe und ich mich um sie kümmere.... in der Hoffnung, dass er geht. Aber er kam rein und sie musste mitspielen. Ich war froh, dass ich nicht alleine raus musste und sie dabei war.
Ich habe den Eindruck, dass er mein noch so oft erwähntes Nein im Hinblick auf Beziehung nicht hört. Als hätte ich es nie erwähnt. Als Mensch ist er mir wichtig und er hat mir nichts negativees getan, weshalb ich gerne Kontakt zu ihm hätte. Er setzt mich nicht aktiv unter Druck, ist auch fürsorglich. Aber ich bin belastet und versuche für mich einen Mittwelg in meiner Einstellung gegenüber dem Thema zu finden. Es muss sich etwas in seinem Kopf ändern, aber wann? Psychisch setzt mir das zu und ich bin ratlos. Ich möchte mit ihm einfach keine Beziehung und ich finde diese ganze Situation, so nervenaufreibend. Bin ich Schuld weil ich ihm durch mein Abgebot befreundet zu sein Hoffnungen gegeben habe und er denkt er müsse sich nur mehr anstrengen, damit ich was von ihm will?
Er interpretiert die Dinge für sich und versucht der ganzen Zeit mich für sich zu gewinnen.
Ich hab an sich alles deutlich gemacht und doch wirkt es so, als hätte ich einfach nichts gesagt. Er scheint mein Nein nicht akzeptieren zu wollen. Ich will nicht sein Problem zu meinem machen. Was kann ich tun?
Ich weiß es ist lang geworden. Aus diesem Grund bedanke ich mich schon mal für Eure Zeit und Ratschlag.
Danke
Unsere Antwort
Schön, dass dir unsere Arbeit gefällt.
Ich finde es nicht unverständlich, dass er dir ans Herz gewachsen ist, und dass du gleichzeitig keine Partnerschaft willst. Wir können sehr gute Freund*innen und enge Vertrauenspersonen haben, ohne dass wir Lust auf sexuelle Nähe und/oder Ausschliesslichkeit haben.
Du hast das diesem Mann gesagt. Er hat das sicher verstanden – er ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Aber er hat es nicht akzeptiert. Und so hat er es nochmal probiert. Du schreibst, dass dich das überfordert hat, obwohl du ihm gesagt hast, "wo wir stehen". Das sehe ich anders: Du hast ihm gesagt, wo du stehst. Er stand und steht ganz woanders.
Du bist dann anschliessend davon ausgegangen, dass er mit sich klargekommen ist. Den Wunsch kann ich verstehen, aber du siehst, dass er mit der Realität nichts zu tun hat. Du erlebst mehr und mehr Realität mit diesem Mann. Und die Realität lässt dich misstrauisch werden. Du glaubst ihm nicht so recht. Vertrau auf das Gefühl.
Was die Szene vor dem Club angeht, interessiert mich, wie klar du mit ihm kommuniziert hast. Hast du ihm klar gesagt, dass du nicht möchtest, dass er dich abholen kommt? Wenn ja, dann hat er diesen Wunsch nicht respektiert.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass du nicht klar kommuniziert hast. Du hast ihm ja auch nicht klar gesagt, dass du nicht rausgehen wolltest. Überleg dir mal, was dich davon abgehalten hat. Freilich verletzt du ihn mit klaren Worten. Aber wenn du nicht deutlich bist, macht er sich Hoffnungen – und da verletzt du ihn auf die Dauer mehr. Ich würde dir also dringend raten, dass du übst, mit ihm klare Worte zu sprechen: "Ich möchte nicht, dass du mich abholst". "Ich möchte dich heute abend nicht sehen".
Er respektiert dein Nein bezüglich Beziehung sicherlich nicht. Ist das, weil er dir gegenüber respektlos ist? Wenn ja, würde ich bezüglich dem Satz "Er hat mir nichts negatives getan" über die Bücher gehen.
Oder hält er sich an einer Hoffnung fest, weil du nicht klar und konsequent kommuniziert? Das erlaubt ihm, alles was du sagst und tust, so zu interpretieren, dass die Hoffnung bestehen bleibt. Er sieht immer irgendwo noch eine kleine Öffnung.
Grundsätzlich sehe ich aber auch hier einen Mangel an Respekt – vor dir und vor sich selbst. Denn ich vermute fest, dass er sieht, dass du unter der Situation leidest. Und macht trotzdem weiter. Kommt dazu, dass er, so wie du ihn beschreibst, nicht ehrlich ist. Überleg dir, warum du so an einem Mann hängst, der sich dir gegenüber so benimmt.
Du schreibst: "Es muss sich etwas in seinem Kopf ändern". Nein, muss es nicht. Du hättest gern eine Freundschaft nach deinen Spielregeln. Tja, und er hält sich an seine eigenen Spielregeln. Das verbietet ihm niemand. Überleg dir, wie lang du das noch mitmachen willst.
Übrigens: Niemand ist Schuld. Beide sind verantwortlich. Du bist verantwortlich für dein Verhalten, und er ist verantwortlich für seins. Und du bist verantwortlich für dein Glück, und er für seins.
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