Hallo, könnt ihr mir etwas über Hypnotherapie sagen? Im Zusammenhang mit einer Traumatherapie will meine Therapeutin mit mir Hypnotherapie probieren. Auf meine Frage, ob das dann wie richtige Hypnose abläuft und ich dann Nichts mehr mitbekomme, sagte sie nein. Jetzt habe ich etwas im Netz recherchiert und dort stand überall, das man sich dann doch in einem Trance-Zustand befindet. Was ich aber nicht möchte, also ich will weiterhin die Kontrolle über meine Gedanken haben.
Habt ihre eine Ahnung, wie so eine Hypnotherapie abläuft? LG (Ich bin m & 19)
Unsere Antwort
Zuerst einmal ist es bei einer Hypnotherapie wie auch bei jeder anderen Therapie wichtig, dass du dich mit dem/der Therapeut*in wohlfühlst, das heisst eine Art Vertrauen hast. Wenn das nicht der Fall sein sollte, würde ich dir empfehlen eine*n andere*n Therapeut*in zu suchen.
Es gibt recht viele Mythen über Hypnose und Show Hypnose, ist alles andere als hilfreich, um mit diesen Mythen aufzuräumen. Therapeutische Hypnose ist inzwischen recht gut wissenschaftlich untersucht (auch mit bildgebenden Verfahren, die aufzeigen was im Gehirn passiert) und zeigt eine gute Wirksamkeit. Hypnose ist auch sehr gut für die Traumatherapie geeignet, wenn sich der/die Therapeut*in damit auskennt und eine fundierte Ausbildung darin besitzt.
Hypnosen in denen man nichts mitbekommt oder hinterher gackert wie ein Huhn sind therapeutisch unsinnig. Deine Therapeutin wird die Hypnose im Rahmen der Therapie einsetzen und keinen Zirkus veranstalten. Diese Befürchtung entspricht in etwa dem, als würde man folgendes annehmen: Jemandem soll die Gallenblase entfernt werden, weil er Gallensteine hat. Und dann nimmt man an der Chirurg würde, statt dessen vielleicht einfach ein Stück vom Gehirn oder die Hoden entfernen.
Trance ist ein natürlicher Zustand. Also wenn du zum Beispiel einen Film schaust, der dich sehr interessiert oder ein Computerspiel machst, dann wirst du da wie reingezogen und bekommst weniger von deiner unmittelbaren Umgebung mit. Ich nehme an, so etwas kennst du. Es ist eine fokussierte Aufmerksamkeit, du bist ganz da und doch auch irgendwie nicht. Und so in etwa ist das in der therapeutischen Hypnose auch, es ist eine nach innen gerichtetet fokussierte Aufmerksamkeit. Man taucht wie tiefer ab, ist aber trotzdem da.
Eine Traumatisierung ist ja auch deshalb so schwerwiegend, weil in der Situation sehr starke Gefühle vorhanden waren, die dann daran wie festgekettet wurden oder gar verdrängt werden mussten. Dadurch hat man wie keinen gesteuerten oder willentlichen Zugriff mehr darauf. Wenn man "nur" darüber redet und nachdenkt (und das soll jetzt keinesfalls abwertend klingen, denn schon das ist schwierig genug), kommt man manchmal nicht so gut weiter. Mit der therapeutischen Hypnose gelingt es besser wieder so an diese Gefühle zu kommen, um sie schlussendlich auch verarbeiten zu können. Deine Therapeutin hilft dir und begleitet dich dabei, deine innerern Ressourcen zu finden, die dir bei der Bewältigung der Situation helfen.
Der genaue Ablauf ist abhängig von deiner Therapeutin und dir.
Ich kann dir nur sagen, was ich zuerst machen würde, aber ob sie das auch so machen wird, weiss ich nicht.
Also jetzt ganz praktisch: Du würdest sitzen und könntest die Augen solange offen lassen, wie du möchtest. Dann würde ich dir zuerst entweder eine Geschichte, erzählen oder würde dich anleiten, dass du die Aufmerksamkeit auf deinen Körper richtest. Es ist abhängig davon, was du für Symptome hast oder um was für eine Art von Trauma es sich handelt. Danach würden wir einen "safe place" installieren. Das heisst, dass du dir in deiner Vorstellung einen Ort suchst an dem du dich rundum wohl und sicher fühlst. Das kann ein Ort sein, den du kennst oder auch ganz was anderes. Und das dann mit allen Sinnen erkunden. Das hört sich vielleicht banal an. Aber wenn du schon tiefer in dich eingesunken oder eingetaucht bist, dann kommt einfach auch dieses Gefühl dazu, dass du dich da gut fühlst, also es ist mehr als die Vorstellung. Und vielleicht wäre das dann fürs erste mal schon alles, das kann ich dir jetzt so natürlich nicht sagen. Dieser Platz ist dann auch für alles zukünftige wichtig. In weiteren Schritten, würde es dann schon um das Trauma gehen, aber wie ganz genau...das ist abhängig von dir und deiner Geschichte.
Ich weiss nicht, ob dir das jetzt weiterhilft. Wenn du noch Fragen hast, dann schreibe uns bitte nochmal, unter Angabe dieser Fragennummer
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