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Frage Nr. 38643 von 22.08.2024

Ich habe oft Rachefantasien. Auch bei Kleinigkeiten. Wenn mich ein Mann anspricht, so schöne Frau bla bla.. bleibe ich höfflich und sage das ich kein Interesse habe. Aber innerlich koche ich vor Wut und stelle mir vor ich wäre selbst ein Mann der noch größer ist und dann stelle ich mir vor wie ich die Person anschreie mit einer tiefen Stimme. Bei so Typen die mir hinter her pfeifen stelle ich mir vor das ich denen eine rein haue. Leider kann ich das im echten Leben nicht machen weil ich eine kleine Frau von 1, 60 bin, also ich will keine Leute verprügeln, aber ich wäre gerne größer das sie Angst bekommen und abhauen. Ich will nicht von Männern angesprochen werden, auch nicht freundlich. Oft werde ich auch angesprochen wenn ich in bequemer Kleidung unterwegs bin und nur aufs Handy schau. Ich hasse das. Was kann ich tun um nicht mehr angesprochen zu werden. Und was kann ich mit den Rachegedanken machen, weil ich werde ja nicht größer. Irgendwann schreie ich doch noch einen Typen zusammen.
(w18)

Unsere Antwort

Ich verstehe dein Anliegen so, dass du Hilfe suchst, beim Verstehen und dem Umgang mit Rachefantasien und dem Umgang damit, angesprochen zu werden.

Deine Rachefantasien sind okay. Sie helfen dir, dich nicht so ohnmächtig zu fühlen. Sie tragen also dazu bei, dass du dich besser fühlst.

Gleichzeitig sind sie ein Zeichen, dass etwas Veränderung braucht. In dem Fall braucht es vermutlich mehr Selbstbehauptung.

Schauen wir uns die Situation einmal mit der Lupe an: Deine Haltung zum Angesprochenwerden ist klar. Du kannst das überhaupt nicht ausstehen. Gleichzeitig verhältst du dich höflich. Möglicherweise unterdrückst du die Wut, um höflich zu reagieren.

Wir zoomen noch weiter rein: Ich stelle mir vor, dass dadurch eine innere Spannung entsteht. Diese innere Spannung kann die Rachefantasien befeuern. Die Rachefantasien sind ein logischer und sinnvoller Umgang mit deinem Erleben. Du kannst stolz sein, auf so eine starke Vorstellungskraft. Du hast schon richtig erkannt, dass in den Rachefantasien Dinge möglich sind, die du im echten Leben nicht tun kannst.

Gleichzeitig gibt es sehr viel, was du tun kannst. Mit genau deiner Körpergrösse und genau deiner Stimme.

Ich möchte dich darin bestärken, im Ausdruck deiner Stimme und deiner Körperhaltung Wut und dadurch Kraft zuzulassen. Denn es gibt noch einen riesigen Spielraum zwischen einer höflichen Reaktion und Zusammenschreien. Ich möchte dich dazu anregen, diesen Spielraum zu erkunden. Das geht auch allein zuhause. Nimm dir einen ungestörten Moment Zeit, um dich in die Situation des Angesprochenwerdens hineinzuversetzen. Und dann spüre, was in deinem Körper passiert. Was geschieht in deiner Brust, in deinen Schultern, deinen Armen? Wohin geht dein Blick? Und was wäre, wenn du zulässt, was sich da in dir ausdrücken will? Welche Bewegungen kommen da? Boxen, Treten, die Fäuste ballen..? Welche Worte wollen eigentlich raus? Lass das zu. Nicht um die Wut loszuwerden, sondern um mit ihr in Kontakt zu treten.

Zuhause kannst du dich mal wirklich mit der Kraft deiner Wut verbinden. Es ist ein geschützter Raum nur für dich.

Wenn du das auf diese Weise zugelassen hast, überleg dir, wie du die Wut nutzen kannst, um deine Grenzen klar und deutlich mit Nachdruck zu kommunizieren. Wie viel Höflichkeit ist angemessen? Was fühlt sich für dich richtig an?

Meine Vermutung ist, dass das Verbinden mit deiner Kraft, dir hilft, die Rachefantasien nicht mehr zur Spannungsregulation zu brauchen. Du könntest auch eine Freundin anrufen nach so einem Ereignis und ihr davon erzählen, wie du es erlebt hast. Auch das kann dir helfen, die Spannung abzubauen.

Nun zu deiner anderen Frage: "Was kann ich tun, um nicht mehr angesprochen zu werden?". Die Antwort ist: das kommt darauf an, was du bereit bist, dafür aufzugeben. Natürlich könntest du zum Beispiel versuchen, niemandem zu begegnen und dich nur bei dir Zuhause aufhalten. Aber grundsätzlich hast du auf das Verhalten anderer enorm wenig Einfluss. Wenn sie dich ansprechen wollen, werden sie das tun. Deine Aufgabe ist es, einen Umgang damit zu finden, der sich für dich stimmig anfühlt.

Vielleicht hast du auch Lust, einen Selbstbehauptungskurs zu besuchen, um dich mehr in deiner Kraft und Stärke zu erleben.

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