Hallo!
Ich würde gerne wissen wie ich besser mit negativen Gedanken umgehen kann. Ich mache mir sehr viele Sorgen seit einiger Zeit. Besonders habe ich Angst- dass mein Partner erkranken könnte- und sich dadurch unser Leben ändern könnte. Ich habe einige enge Personen meiner Familie durch Krankheiten verloren - die ich auch mitgepflegt habe und da sehr viele Gefühle reingesteckt. Irgendwie habe ich jetzt das empfinden - dass ich sowas nicht nochmal durchstehen kann oder möchte. Dementsprechend habe ich richtig Probleme, dass mein Partner es immer noch nciht geschafft hat komplett mit dem Rauchen aufzuhören- und wenn Check ups anstehen habe ich im Vorfeld schon die schlimmsten Befürchtungen: wie lerne ich gelassener damit umzugehen? Ich habe mich auch schon um eine Therapie bemüht- allerdings sind die Wartelisten lang. Wie lerne ich wieder positiver an alles ranzugehen? Danke euch!
Unsere Antwort
Es ist schön, dass du dich mit deiner Angst beschäftigen möchtest.
Das weisst du ja bestimmt auch selber, aber manchmal ist es gut nochmal darüber nachzudenken: egal ob du Angst hast (dir Sorgen machst) oder nicht, hat das überhaupt keinen Einfluss auf die Zukunft. Ich will damit folgendes sagen: 1. du hast Angst: dein Partner kann krank werden oder er bleibt gesund. 2. du hast keine Angst: dein Partner kann krank werden oder er bleibt gesund. Es gibt keinerlei Zusammenhang.
Du versuchst deine Angst zu minimieren, indem du versuchst Kontrolle auszuüben. In deinem Beispiel über das Rauchen deines Partners und die CheckUps. Es gelingt dir aber trotzdem nicht, denn Angst lässt sich nicht kontrollieren.
Bis du einen Therapieplatz hast, würde ich dir empfehlen folgendermassen vorzugehen:
Versuche deine Angst und deine Gedanken zu trennen, beziehungsweise einzeln zu identifizieren. Angst ist ein Gefühl, das du körperlich spüren kannst. Wo spürst du sie? Wie genau ist ihre Ausdehnung? Wie ist ihre Qualität: ein Stechen, ein Zittern, ein Abschnüren, ein Druck oder was ist es bei dir. Dann bleibe bei dem was du im Körper fühlst und gib dem Platz, vielleicht kannst du es in andere Körperregionen ausdehnen, vielleicht kann es zirkulieren im Körper. Probiere es aus und mache es mehrmals täglich oder immer dann wenn die Angst auftaucht. Die Gedanken sind oft blitzschnell, aber sie kommen an zweiter Stelle. Deine Gedanken sind vermutlich in etwa immer die selben und drehen sich im Kreis und/oder sie werden mit der Zeit noch ausgeklügelter und geben mehr Details dazu. Versuche sie mal wie von aussen zu betrachten, vielleicht so als würdest du aus einem sich drehenden Rad aussteigen und die wirbeln da weiter. Diese Gedanken hätten kein Gewicht, wenn sie sich nicht mit der Emotion Angst verkettet hätten. Oder du kannst auch versuchen sie vorbeiziehen zu lassen, wie andere Gedanken auch. Zum Beispiel wenn du denkst: ich brauche noch Tomaten. Dann wird das kurz aufblitzen, aber dieser Gedanke wird sich wahrscheinlich nicht permanent wiederholen. Du hängst nicht an ihm fest und lässt ihn weiterziehen. Wenn du denkst: wenn mein Partner krank wird, werden wir nur noch ein kurzes, sehr anstrengendes, gemeinsames Leben haben (oder was immer du in der Richtung oft denkst). Dann wirst du in dem Moment auch körperlich was fühlen. Dann achte auf deine körperlichen Empfindungen, wo spürst du etwas und wie genau. Fokkussiere dich darauf. Lass es grösser und stärker werden. Die Gedanken sind erstmal Nebensache. Der Fokus bleibt auf dem körperlichem Empfinden und wenn er wieder wegrutscht in Richtung Gedanken, dann holst du ihn wieder zurück. Das ist zunächst sehr anstrengend, weil es ungewohnt ist und es kann auch erstmal etwas frustrierend sein, da die Aufmerksamkeit oft verrutschen wird. Das ist normal. Je mehr du dir erlaubst körperlich zu spüren und das nicht einfach "weghaben" willst, desto besser wird es auch mit den Gedanken.
Was du zusätzlich machen kannst: gib den Gedanken, die die Angst begleiten, mal eine Stunde am Stück Zeit. Das heisst, du setzt dich hin und lässt die Gedanken mal eine Stunde über ihre schlimmsten Befürchtungen plaudern. Du hörst einfach nur zu und versuchst "ihnen" nichts auszureden. Du schaust sozusagen mit der Angst zusammen ihr Fotoalbum an und zwar das der Vergangenheit und der Zukunft. Diese Gedanken werden alles schwarz sehen und malen, das liegt in ihrem "Charakter". Danach schaust du dir mal dein inneres Fotoalbum an: schöne Momente der Vergangenheit und schöne Wünsche an die Zukunft.
Was auch sehr hilfreich sein kann, um die Angst wirklich zuzulassen, damit sie wieder "beweglicher" wird und du damit innerlich auch: etwas zu machen was dich interessiert, aber wovor du grosse Angst hast oder Horrorfilme zu schauen. Und bei beidem geht es dann darum den Fokus auf dem körperlichen Empfinden zu halten.
Wenn du nicht genau verstehst was ich meine oder wie du vorgehen sollst oder weitere Fragen hast, dann melde dich gerne wieder unter Angabe der Fragenummer.
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