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Frage Nr. 38866 von 23.09.2024

zur Frage 38819:
Vielen lieben Dank für die Antwort auf meine Frage! Könnte es sein, dass ich mich da etwas herein gesteigert habe?
Ich hatte bis jetzt noch nie Halluzinationen. Ich hatte am Anfang grosse Angst, weshalb ich mein Umfeld immer gefragt habe ob sie es auch sehen/hören. Das hat für den Moment etwas Sicherheit gegeben, jedoch nicht langfristig geholfen. Hättest du allenfalls einen Tipp, wie ich dieser Angst auf den Grund gehen kann (der Angst, die Kontrolle zu verlieren und eine Schizophrenie zu entwickeln)?
Vielen lieben Dank für deine Hilfe!

Unsere Antwort

Ich habe dir ja schon ein paar Tipps gegeben. Hast du Lust die auszuprobieren?

Ich empfehle dir ausserdem die Angst vom Inhalt (Schizophrenie, Kontrolle verlieren) zu trennen. Du kannst davon ausgehen, dass sich die Angst einfach auf dieses Thema gesetzt hat, sie hätte sich genauso gut auf jedes andere x-beliebige Thema setzen können. Um dich mit dem Thema Angst auseinanderzusetzen, gibt es einige Dinge, die sehr hilfreich sind. Man wird das Gefühl der Angst nie los, es gehört zum Leben. Aber du kannst lernen, wie du damit umgehen kannst.

1. Fühle die Angst körperlich: wo sitzt sie genau? Wieviel Platz nimmt sie ein? Ist es dreidimensional oder 2 dimensional? Was fühlst du genau: ein Druck, ein einengendes Gefühl, Vibration , Zittern oder was ist es genau? Dann bleibe bei dem körperlichen Fühlen und versuche es grösser oder kleiner werden zu lassen. Fange an damit zu experimentieren. Die Gedanken sind übrigens bei dem Schritt völlig egal. Wenn du wieder in die Gedanken abrutschst (was am Anfang häufig passieren wird) und es bemerkst, dann gehe wieder zurück zum Empfinden.

2. Stell dir vor deine Angst ist eine gute Freundin oder ein guter Freund, die ein Problem hat. Lass sie sich mal richtig ausheulen, aber begrenze die Zeit. Gib ihr zum Beispiel eine halbe Stunde. Bei einer Freundin würdest du auch denken, ach jetzt erzählt sie wieder das. Ja, sie sieht das halt so, so tickt sie halt. Mit der Angst machst du es genauso, du kannst sie dir auch als etwas ausserhalb von dir vorstellen, ein Tier oder irgendwas anderes. Du musst wissen, der Charakter der Angst ist alles schwarz und negativ zu sehen, das ist normal.

3. Nachdem du der Angst mal richtig zugehört hast, schaust du dir deine eigenen Bilder von der Zukunft an und zwar so wie es dein grösster Traum ist zu leben. Gut möglich, dass die Angst sich versucht wieder einzumischen, aber du kennst jetzt ja genau ihre Bilder und Befürchtungen und deshalb kannst du dich wieder konzentrieren auf was du möchtest. Ich weiss nicht, was das bei dir ist: Vielleicht eine erfüllende Partnerschaft, ein Haus am Meer, wunderbare Freunde, einen coolen Job, der dich mit Freude erfüllt. Schau selber was es ist und male es dir richtig gross aus.

4. Um das Fühlen der Angst noch besser zu trainieren, kannst du dir zum Beispiel auch Horrorfilme anschauen. Du achtest dabei genau auf das, was du körperlich spürst und nur darum geht es dabei. Versuche auch dann das Gefühl auszudehnen oder irgendwie sonst zu bewegen. Das ist sehr hilfreich um langfristig mehr Einfluss auf die Angst zu gewinnen.

Es reicht nicht, wenn du all das einmal machst. Du musst es wieder und wieder machen. Das kann am Anfang anstrengend sein. Diese Angstzirkel, in denen du dich jetzt befindest, sind zwar auch anstrengend, aber du bist an sie gewöhnt. Deshalb ist es oft "einfacher" sich wieder da reinfallen zu lassen, obwohl man es nicht will. Und, es hört sich vielleicht blöd an; aber du kennst diese Kreise, in denen du im Moment drehst sehr gut und so geben sie dir auch eine Art Sicherheit. Deshalb ist es manchmal schwer, alleine da wieder auszusteigen.

Falls du trotzdem nicht weiterkommst, dann wende dich bitte an einen Psychotherapeut*in.

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