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Frage Nr. 38874 von 25.09.2024

Hallo:)
Ich frage mich oft, ob Genderdysphorie/Nonbinarität und Transidentitäten existieren würden, wenn Geschlecht/Gender nicht so eine zentrale Rolle einnehmen würden in der Gesellschaft und insbesondere, wenn keine so einschränkenden Gender-Normen und vermeintliche Eigenschaften (wie Fürsorglichkeit, Empathie, Stärke..) an ein Geschlecht geknüpft wären.
Also entsteht die Dysphorie grösstenteils, weil sich Menschen nicht mit den von der Gesellschaft aufgedrückten Rollen identifizieren können und dies durch die neue Identität gezeigt und ausgelebt werden kann, oder muss das gar nicht gross mit der sozialen Rolle verbunden sein, sondern eine Person kann sich schlicht nicht mit ihren Körperteilen (Brüsten, Penis…) identifizieren?

Also gäbe es in einer Welt, in der sich alle Personen, egal welches biologische Geschlecht sie haben, so verhalten, kleiden usw. können, auch Genderdysphorie und Geschlechtsangleichende OP’s/Hormonbehandlungen oder ist dies das Produkt von gesellschaftlichen Normen, die an ein biologisches Geschlecht geknüpft sind?

Unsere Antwort

Du stellst spannende Fragen, auf die es keine klare und keine einfache Antwort gibt. Viele Fachpersonen versuchen diese Zusammenhänge zu verstehen.

Wie bei vielen Dingen, die menschliches Verhalten und die menschliche Psyche betreffen, gilt: es ist multifaktoriell. Das bedeutet, dass es nicht eine Ursache für eine Wirkung gibt. Sondern es gibt viele Ursachen, die zusammenspielen und zu einer bestimmten Wirkung führen. Die soziale Rolle und der Bezug zu den geschlechtlich zugeordneten Körperteilen spielen beim Finden der eigenen Geschlechtsidentität zusammen.

Viele Fachpersonen sind sich einig, dass Gefühle von Geschlechtsdysphorie durch diskriminierende Erfahrungen verstärkt werden. Der Leidensdruck könnte sich also erheblich verringern, wenn der Umgang mit Geschlecht in der Gesellschaft ein anderer wäre – ähnlich wie du es beschreibst. Wenn alle Menschen darin bestärkt würden, ihre eigene Geschlechtsidentität zu entdecken und zu leben und für ihr experimentieren nicht ausgegrenzt würden, gäbe es deutlich weniger sogenannten "Minoritätenstress".

Ob es dadurch weniger geschlechtsangleichende OP's und Hormonbehandlungen geben würde, weiss ich nicht. Mir sind dazu keine wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt. Jedoch ist es schon heute so, dass nur ein Bruchteil derer, die Dysphorie erleben, sich für eine Operation entscheiden.

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