Guten Tag
Ich bin alleinerziehende Mutter eines Sohnes(17) und ich mache mir etwas Sorgen bezüglich seiner sexuellen und sozialen Entwicklung. Er war schon immer eher verschlossen, ein Einzelgänger, hat nur wenige Freunde. Ich denke auch, dass er nicht unbedingt ein gutes verhältnis zu seinem körper hat, er findet sich selber "zu dünn", sprich "zu wenig Muskeln", und zeigt sich nicht gerne nackt vor anderen. Ein problem scheint für ihn auch zu sein, dass er als Kind wegen einer Vorhautverengung beschnitten werden musste. Ich habe schon mehrmals vorwürfe gehört, ich hätte damals mit der OP noch ein paar Jahre zuwarten sollen, ob sie auch wirklich nötig gewesen sei usw. Aber der Kinderarzt hat damals empfohlen, es noch vor Beginn der Pubertät machen zu lassen, damit es später keine probleme gibt. Seit der pubertät geniert sich mein Sohn beispielsweise auch ein wenig für seine Achselhaare und geht im Sommer nicht mehr mit mir schwimmen im Freibad. Er hat jetzt leider auch sein Fussball-Training aufgegeben. Er meinte, diese sportart gefalle ihm nicht mehr so und ausserdem müsste er dort jetzt neu mit den anderen jungs zusammen nackt duschen, was er nicht wolle. Er beklagt sich auch, dass seine Kollegen alle schon eine Freundin hätten, und er noch nicht. Ich hab ihm gesagt, das sei doch okay und sobald er auch eine Freundin hat, könne sie gerne zu uns kommen und auch übernachten etc. Dann ist er aber jeweils sofort beleidigt und meint, ich hätte keine Ahnung. Ich glaube, es fällt ihm einfach sehr schwer, über dieses Thema zu reden und es ist ihm wohl auch recht peinlich.
Vermutlich hat er momentan einfach sehr grosse sexuelle Lust und sucht nach Wegen, um erst mal "Dampf abzulassen". Beim Wäsche-waschen fällt mir nämlich immer wieder auf, dass in seinen benutzten Unterhosen grosse Sperma-Flecken sind. Ich vermute, dass er häufig Selbstbefriedigung macht und sich dazu Pornos anschaut. Und das ist ja völlig normal in diesem Alter, wenn er so starke Lust verspürt. Aber als Mutter würde ich ihm natürlich wünschen, dass er eine Freundin hat, mit der er in seinem Zimmer auch regelmässig richtigen Sex haben kann, sodass er solche pornos gar nicht mehr braucht. Ich denke, eine Freundin wäre sicher gut für ihn. Das würde ihm auch helfen, seine ängste mit dem Nacktsein vor anderen zu überwinden. Vlt. mag er ja dann auch wieder in einen Sportverein gehen, wenn er mehr Selbstvertrauen hat.
Ich weiss einfach nicht recht, wie ich meinen Sohn als Mutter bei diesem Prozess am besten unterstützen kann. Ich habe ihn vor einigen Jahren aufgeklärt und zu seinem 16. Geburtstag hab ich ihm auch eine muster-packung mit Kondomen geschenkt, worüber er sich gefreut hat. Ich kann aber leider keine passende Freundin für ihn herbeizaubern. Ich weiss auch gar nicht, wo und mit wem er sich in seiner Freizeit herumtreibt. Mir ist auch nicht klar, was die Kollegen von meinem Sohn so alles erzählen bezüglich Freundinnen und Sex. Wahrscheinlich wird da - nach ein paar Bier - auch stark übertrieben und mein Sohn fühlt sich dann unter Druck gesetzt. Ich möchte auch nicht zu tief in seine Privatsphäre eindringen. Alles, was mit seiner Selbstbefriedrigung zu tun hat, ist tabu für mich. Trotzdem möchte ich natürlich für ihn da sein, auch beim Entdecken seiner Sexualität.
Unsere Antwort
Die körperlichen Veränderungen führen bei vielen Männern zu Verwirrungen. Vor allem auch im eigenen Körperbild. Es gibt viele Jugendliche, die sich sehr ungern nackt zeigen. Da ist dein Sohn keine Ausnahme.
Ich finde es sogar positiv, denn es zeigt, dass sich dein Sohn schützen kann und Grenzen setzt. Seine Sexualität zu entdecken und zu entwickeln braucht oft lange Zeit. Es gibt Männer, da geht dieser Prozess bis ins junge Erwachsenenalter.
Offensichtlich hat dein Sohn sehr wohl Interesse an der Sexualität. Denn du schreibst, dass immer wieder Spermaspuren in der Unterhose sind.
Für deinen Sohn ist es eine große Hilfe, wenn er eine Mutter hat, die ihn in seiner Entwicklung unterstützen möchte. Die Kondome als Geschenk zum Geburtstag sind ein schönes Zeichen und werden deinem Sohn zu verstehen geben, dass Du ihn in seinem Prozess auf deine Art und mit deinen Möglichkeiten unterstützen möchtest.
Seine Sexualität muss jedoch dein Sohn für sich alleine entdecken.
Aus deiner Frage lese ich einen gewissen Leidensdruck und Sorgen um die Entwicklung deines Sohnes. Und das ist ja auch normal als Mutter und zeigt deine Fürsorge. Wenn dein Sohn dies jedoch auch so wahrnimmt, dann wird sich seine Erwartung an sich selbst und somit der Stress erhöhen. Das ist vielleicht der Grund, warum er beleidigt reagiert. Er hat sich ja schon beklagt, dass seine Kollegen alle schon Freundinnen haben. Sehr wahrscheinlich ist es auch sein Wunsch. Vielleicht weiß er noch nicht, wie er das Ganze anstellen soll oder hat die ein oder andere negative Erfahrung gemacht. Auch solche Beziehungserfahrungen gehören zu seiner sexuellen Entwicklung. Vielleicht könntest du ihm an der Stelle noch mehr signalisieren, dass du dich in ihn hineinversetzen kannst, sodass er sich gesehen fühlt mit dem, was ihn umtreibt?
Dein Sohn wird langsam erwachsen und du kannst ihn darin bestärken, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Er ist okay, so wie er ist und wenn er das auch von dir spürt, wirst du ihn stärken können für das, was auf ihn zukommt. Von dir erfordert das in gewisser Weise ein Loslassen, was sich schwierig anfühlen kann.
Ich möchte dich ermutigen, Geduld mit deinem Sohn zu haben. Denn deine positive Haltung zur sexuellen Entwicklung deines Sohnes zeigst du ja schon. Ich bin mir sicher, dass er das spürt und sich unterstützt fühlt. Sei bereit, wenn er mit einem Anliegen oder einer Frage zu dir kommen möchte. Aber schlussendlich muss er in seinem Tempo weitergehen und Erfahrungen sammeln.
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