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Frage Nr. 39044 von 07.11.2024

Hallo ihr, ich weiß dass mein Problem wahrscheinlich etwas seltsam klingt, ich weiß allerdings auch nicht wo das herkommt und ob ich bei euch richtig bin. Ich bin weiblich, 23, und lesbisch. Kann es sein, dass meine Freundin mich von ihr abhängig gemacht hat? Sie tut alles für mich, egal was, sie bezahlt alles, kümmert sich um alles, schreibt mir viel. Also vor allem aber materielle Dinge, wie Urlaub, Elektronik, sowas. Sie schleppt mich auch überall hin, wenn ich Zeit habe und ich lasse mich mitschleppen. Mittweile hat sich bei mir etwas komisches entwickelt… und zwar suche ich sehr oft die körperliche und auch sexuelle Nähe und lasse mich von ihr als, ja, so eine Art Sexobjekt behandeln, weshalb ich denke, dass ich dahingehend eine Sucht entwickelt habe und für mich die einzige Möglichkeit annähernd Intimität zu fühlen, sodass ich mich auch sexuell von ihr abhängig gemacht habe. Wenn wir uns 1 Woche nicht sehen ist das erste was wir machen sexuell intim werden für Stunden und dabei geht es vorrangig darum, dass ich ihr gefalle und alles mitmache, was ihr eben gefällt. Als hätte ich keine eigenen Interessen mehr und mich komplett darin verliere.

Wenn mich etwas an ihrem Verhalten stört, schaffe ich es nicht dies ihr mitzuteilen und generell bin ich, wenn wir draußen unterwegs sind, immer untergestellt. Ich schaffe es also nicht eine gemeinsame Ebene herzustellen. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass sie mir eben alles immer bezahlt, sich um alles kümmert und ich bekomme sehr viel liebe von ihr, weshalb mir irgendwie schwer fällt mich überhaupt auch für meine Interessen stark zu machen, weil es einige Dinge gibt, die sie macht, die mich verletzen.

Das große Problem ist, dass ich erfahren habe, dass sie eine heimliche Affäre mit einer anderen Frau hat. Ich habe es in ihrem Laptop gesehen, in dem Moment ist alles in mir zusammengebrochen. Herzrasen. Panikattacken. Schlimme Vorstellung im Kopf was sie mir alles gemacht hat. Ich wusste nicht wohin mit mir. Als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie angefangen zu weinen und mir gleichzeitig gedroht wenn ich mich trenne, dass sie mich stalken wird und mir ein schlechtes Gewissen gemacht dass es nicht fair sei zu verlassen.

So ging es dann weiter, als wäre nichts passiert. Sie hat öfter als sonst die körperliche sexuelle Nähe gesucht und ich lass mich immer wieder darauf ein. Wir unternehmen auch viel, z.B. gehen ins Kino. Sie kümmert sich extrem viel um mich. Sie kann aber einfach nicht treu bleiben und ich komme von ihr nicht los. Ich habe es versucht und endet jedes Mal in Panikattacken, Herzrasen, Atemnot, Essstörung. Ich will es schaffen, ich will von ihr loskommen, ich weiß nur nicht wie. Wenn ich in ihrer Nähe bin, kann ich essen, habe keine Panikattacken, fühle mich sogar sicher in ihrer Nähe, ich denke nicht, dass das normal ist, weil sie mir halt permanent fremd geht mit sämtlichen Frauen. Also liegt es sicher daran dass ich mich abhängig gemacht habe. Als ich weinend in ihrer Wohnung saß und ihr gesagt habe, dass ich so nicht mehr leben will, dass sie mich immer wieder aufs Neue verletzt und sie mich gehen lassen soll, hat sie einen ziemlich respektlosen Satz gebracht den ich hier nicht wiedergeben kann, sich quasi dafür entschuldigt dass sie auch nichts dafür könne immer wieder mit mir intim zu werden (was meistens von ihr ausgeht nicht von mir! Ich lasse mich nur immer wieder darauf ein) und dass sie mit anderen Frauen nicht zusammen sein will.

Ich muss da irgendwie raus, wir sind auch absolut nicht auf Augenhöhe. Jedes Mal endet es damit, dass ich bei ihr bleibe, sie macht wieder alles und kümmert sich und sehne mich dann auch nach ihrer Nähe, weshalb ich es nicht schaffe auch mal nein zu sagen obwohl ich langsam anfange mich zu ekeln.

Unsere Antwort

Das klingt nicht seltsam. Dein Anliegen ist richtig bei uns als erste Anlaufstelle. Danke für dein Vertrauen.

Ich glaube, du hast eins schon erkannt: Du brauchst eine klarere Abgrenzung – auch wenn es dir schwer fällt.

So wie du es beschreibst, wird klar: deine Partnerin übernimmt keine Verantwortung für ihr Verhalten. Und sie behandelt dich nicht gut. Obwohl sie weiss, welche Auswirkungen ihr Verhalten auf dich hat, nimmt sie das in Kauf. Es ist wichtig, dass du das klar siehst. Du hast selbst schon gemerkt: Auch eine Beziehung, in der dir keine körperliche Gewalt angetan wird, kann dir schaden. Deshalb ist es so wichtig, dass du Verantwortung für dich übernimmst. Du gestaltest eure Beziehung mit. Wenn du aufhörst bei der Abhängigkeit mitzumachen, hat sie keine Chance. Deshalb empfehle ich dir die Formulierung: "Sie versucht mich abhängig zu machen".

Häufig winden sich Menschen, die schlecht mit anderen umgehen, aus jeglicher Verantwortung. Sie schaffen es, dich glauben zu lassen, dass du schuld daran wärst. Um dich das glauben zu lassen, müssen sie fähig sein, sich in dich hineinzuversetzen.

Du schaffst die Abgrenzung und Ablösung am ehesten, wenn du bereit bist, das Verhalten dieses Menschen mit offenen Augen anzusehen. Auch all das wofür du lieber blind warst. Wenn du deine Partnerin klarsiehst, wirst du wahrscheinlich keine Lust mehr haben, mit so jemandem zusammen zu sein. Schreib doch mal auf, worunter du leidest, und dann erinnere dich daran, dass sie weiss, dass du darunter leidest. Vielleicht wird das in dir Wut und Traurigkeit wecken, aber es hilft dir, Abschied zu nehmen und dich abzulösen.

Du erlebst bei euch beiden Abhängigkeitsgefühle, die ihr mit eurem sich wiederholenden Verhalten jedes Mal bestärkt. Mindestens eine Person von euch sollte es schaffen, aus diesem zum Muster gewordenen Verhalten auszusteigen. Dein Körper zeigt dir mit dem Ekel mittlerweile klare Zeichen, dass es Zeit wird, dich abzugrenzen.

Für die meisten Menschen ist es schwierig, ein Musterverhalten zu ändern. Manchmal wird die Gewohnheit zum Drang oder sogar Zwang, lässt dich entgegen deiner Vernunft handeln. Diese Entwicklung nimmst du nun als schädlich für dich wahr. Es macht Sinn zu schauen, wie du dich aus der Abhängigkeit lösen kannst. Dafür kann ein Blick in deine Vergangenheit helfen.

Viele Menschen haben in ihrer Herkunftsfamilie mitgekriegt, wie Menschen unfair und respektlos miteinander umgehen. Manche von ihnen übernehmen diese Verhaltensweisen dann ganz automatisch. Andere leiden besonders unter ganz bestimmten Verhaltensweisen, weil das bei ihnen alte, schmerzliche Gefühlserinnerungen wachruft.

Es hilft, wenn du dich damit auseinandersetzt, was früher gelaufen ist. Du kannst dann üben, was du besser machen kannst, um alte Muster zu durchbrechen. So kannst du dich von deiner Vergangenheit lösen. Gerade junge Menschen sind da oft noch ganz am Anfang einer langen Lern- und Übungsphase. Das Leben ist nicht umsonst so lang wie es ist.

Wenn es dir nicht gelingt, dich von deiner Freundin abzugrenzen oder dich ganz von ihr zu lösen, empfehle ich dir eine psychotherapeutische Unterstützung. Dort kannst du herausfinden wie du mögliche Themen (z.B. Bindungsmuster, Verlustängste) bearbeiten kannst, um mit weiteren stimmigen Schritten deinen Lösungsweg entwickeln.

Deine Partnerin hat dir mit Stalking gedroht, wenn du dich trennst. Nimm das ernst. Solche Drohungen zeigen, dass die Person, die sich so verhält, die Verantwortung aufgibt und bereit ist Schäden anzurichten. Davor solltest du dich schützen. Hol dir Hilfe. Schau dazu bitte in unsere Linksammlung. Es ist auch eine gute Idee, wenn du Freund*innen informierst und einen sicheren Ort hast, wo du hingehen kannst, wenn du dich zur Trennung entscheidest.

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