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Frage Nr. 39112 von 20.11.2024

Ich habe letztens in der Therapie ein komisches Erlebnis gehabt. Ich war mit meinem Therapeuten im Gespräch und er fragte mich, welche Emotion ich spüre. Ich konnte es nicht genau benennen und er sagte Erregung. Ich schämte und schäme mich total. Ich finde es komisch, dass er viel von sich erzählt und sagt, dass er Tendenzen zum Narzissmus hat. Er sagte dann aber auch, dass es nicht um ihn sondern um mich geht. Er geht meistens mit den Patienten kurz nach der Stunde raus und diskutiert mit ihnen noch, wenn er eine Zigarette raucht. Ich finde sein Verhalten etwas komisch aber schäme mich wegen der Erfahrung. Was meint ihr?

Unsere Antwort

Wir meinen, dass das Verhalten deines Psychotherapeuten fragwürdig ist. Er fragt dich, beantwortet seine Frage aber selbst und benennt mit ‚Erregung‘ einen Zustand, in dem du wahrscheinlich gar nicht warst. Er verhält sich damit so, als kenne er dich besser als du selbst. Deine Beschämung ist von daher schon sehr verständlich. Nun könnte Erregung auch sexuell gemeint sein. Dann müsste man sich fragen, ob der Psychotherapeut die Beschämung als Herausforderung beabsichtigte. Herausforderungen, die nicht besprochen und aufgelöst und werden, belasten und machen ratlos. Darum sind sie als psychotherapeutische Intervention falsch. Merkst du, dass es in der Therapie um dich geht? Nimmst du Verbesserungen in deinem Befinden wahr? Findest du Antworten auf die Fragen, die du hast? Oder überwiegt das Unwohlsein? Wenn du nach den Sitzungen vor allem mit Fragen zum Verhalten deines Psychotherapeuten beschäftigt bist, solltest du das mit ihm besprechen. Auch wenn du dich durch sein Verhalten gekränkt fühlst, solltest du das thematisieren. Mit seinen Antworten könnte er dir dann zeigen, dass er dich versteht. Du könntest fühlen, dass er an deiner Entwicklung interessiert ist. Und du könntest dann für die Weiterarbeit Mut fassen. Wenn seine Antworten dich nicht zufriedenstellen und deine Fragen offen bleiben, wäre ein Therapeutenwechsel sinnvoll.

In der Psychotherapie geht es um Zusammenarbeit. Als Patient bist du der Experte für dich selbst. Niemand kennt dich so gut wie du. Der Psychotherapeut hat eine Ausbildung und kann dir neue Perspektiven eröffnen. Aber nur du kannst sein Angebot annehmen und für dich nutzbar machen. Die Zusammenarbeit wird dann schwierig, wenn ihr keine Ebene findet, in der du dich als Hauptperson fühlst und findest, dass du gefördert wirst.

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