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Frage Nr. 39135 von 24.11.2024

Ist Monogamie nicht eigentlich ein Widerspruch in sich?

Wenn man die Person, mit der man in einer Beziehung ist, liebt, dann will man, dass sie glücklich ist. Aber man vergönnt es der Person nicht, dass sie mit anderen Menschen sexuellen Spaß hat, obwohl sie das glücklich machen würde.
Wenn man eine Person wirklich liebt und will, dass die Person glücklich ist, dann dürfte man es ihr nicht verbieten, dass sie mit anderen Personen etwas macht, was sie glücklich macht.
Warum gibt es trotz dieses Widerspruchs so viele monogame Paare?

Unsere Antwort

Das ist eine interessante Frage, welche ich dir gerne ausführlich beantworte. Zuerst aber einige Fragen an dich: Findest du es einen Widerspruch in dir? Wie gehst du mit dem widersprüchlichen Gefühl um?

Es gibt die These, dass Monogamie mit der Niederlassung der Menschen vor 10`000 Jahren entstand, als es nötig wurde eine klare Nachfolge der Erbschaft zu haben. (Da man neu Land bessas, was man weitergeben wollte) Früher konnte man ja nicht verhüten und darum spielte es eine Rolle, mit wem man Sex hat, denn daraus könnten Nachfolger entstehen und diese sollten natürlich vom eigenen Blut sein und nicht vom Nachbarn. Ganz klar ist es aber nicht.

Klar ist, dass die monogame Beziehungsform in unserer Gesellschaft als dominante Form auftritt.

Einige Vorteile sind:

  • Klarer Rahmen der Beziehung
  • Unsere gesamte Kultur dreht um diese Zweierbeziehung (Inklusive Förderung der Ehe durch den Staat, Beziehung als Ziel usw.)
  • Lange war die Ehe der Rahmen der Nachwuchs aufziehen soll (Die Rollen sind klar und geben Halt)
  • Monogamie gibt ein (vermeintliches) Gefühl von Sicherheit, da man meint den anderen jetzt fix zu haben (und nicht mehr suchen muss)
  • Verschiedene sexuelle Beziehungen zu pflegen kann anstrengend sein
  • Das Leben ist übersichtlich, da man weiss was Sache ist

Natürlich sind diese Aussagen nur ein Teil der Realität. Bei jedem Vorteil könnte man "ja aber" rufen. Grundsätzlich würde ich sagen, dass Sicherheit und Einfachheit die Antwort ist, gemischt mit unserer Kultur, welche wirklich sehr fest die Zweierbeziehung zelebriert, fördert, fordert und bevorzugt. Wir alle wachsen in diesem System auf und haben das auch internalisiert. Dass dann Affären, offene Beziehungen, Polyamorie usw. als Bedrohung für das eigene Bindungssystem angesehen werden, ist wahrscheinlich ein weiterer Grund, weshalb viele Menschen lieber monogam leben anstatt der Partnerperson viel Spass zu wünschen und sich unsicher fühlen. Denn in alternativen Beziehungsformen werden unsere Bindungsthemen sehr offensichtlich und unsere typischen Strategien (wie verheimlichen, verdrängen usw.) funktionieren nicht mehr so gut. Es sind ja auch mehr Menschen involviert. Das ist sicher ein weiterer Grund, weshalb viele Menschen die Monogamie bevorzugen.

Ein weiterer Grund ist: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Das bedeutet, dass es immer noch sehr wenige Vorbilder gibt, wie alternative Beziehungen gelebt werden können. Deshalb orientiert sich die Gesellschaft immer noch an der Monogamie. Doch die Zeiten ändern sich.

Klar ist, dass wenn man den Pfad der Monogamie verlässt, man auch eine Portion Selbstbewusstsein, Ressourcen (Energie, Kommunikation und Emotionsregulation) und Zeit braucht. Denn man muss alles neu für sich herausfinden, den Lebensstil gegen Aussen vertreten und mit allen Beteiligten kommunizieren und viele Menschen wollen und können das nicht und das ist auch in Ordnung so.

Aber wie du vielleicht auch merkst, ist die Monogamie oder Nicht-Monogamie voller Widersprüche, denn es ist nicht eindeutig, wie es sein soll. Am Besten du findest deinen Weg mit deinen Beziehungen und machst es so, wie es für dich stimmt. Denn es gibt in der Form kein richtig und falsch, solange alle involvierten Parteien einverstanden sind.

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