Ich habe leider vor gut einem Jahr eine belastende Erfahrung gemacht. Ich hatte damals eine Depression und das Gefühl, dass alte Belastungen reaktiviert wurden. Ich war damals weit weg von zuhause und meinem gewohnten Umfeld. Ich habe davor bereits vier Monate alleine gelebt und keine Probleme gehabt. Mit der neuen Stelle habe ich dann diese Probleme entwickelt. Es fing damit an, dass ich das Gefühl hatte, ich könne nicht mehr aufstehen.
Ich bin dann zum Arzt, welcher mich krank schrieb. Nach einer Woche ging es mir immer noch nicht besser. Meine Eltern sagten jedoch, ich müsste diese Stelle durchziehen, da ich sonst immer alles abrechen werde. Ich nahm mit der Psychiatrie Kontakt auf. Diese meinte, ich müsste stationär behandelt werden. Ich kam in einen innneren Konflikt. Sie bat mir nach langem hin und her einen Termin am nächsten Tag an. Die Psychotherapeutin diagnostizeirte eine Belastungsreaktion. Sie empfahl mir das Praktikum abzubrechen. Ich kam erneut in einen Konflikt. Ich schaffte es irgendwie dieses Stelle durchzustehen.
Meine Eltern betonen immer wieder, wie sie mich unterstützt haben und wie wichtig es ist, dass ich diese Stelle behalten habe. Es ist glaube ich eine der schlimmsten Erlebnisse die ich je hatte, da mir meine Eltern noch sagten ich übertreibe.
Wie kann ich lernen, mich von dieser Erfahrung zu lösen und mir mein eigenes Leben aufzubauen?
Unsere Antwort
Du hast schon den richtigen Plan. Es geht darum, dass du dich auf eigene Beine stellst und deine Entscheidungen selbständig triffst. Du hast schon rausgefunden, dass du noch dazulernen musst, damit dir das gelingt. Du beschreibst eindrücklich, wie bei dir Konflikte entstehen. Du hast eine neue Stelle. Dein Körper steht als Reaktion darauf nicht mehr auf. Das ist ein starkes Zeichen, dass dieser Ort oder die Situation für dich nicht taugt. Du liest das Zeichen richtig und suchst nach Unterstützung bei der Medizin. Auch der Arzt erkennt, dass du nicht leistungsfähig bist und schreibt dich krank. Die Psychiatrie bietet dir zudem zur Entlastung einen Klinikplatz an. Eine Psychologin spricht es aus: „Brich das Praktikum ab. Du leidest an einer Belastungsreaktion.“ Du hast also eine innere Stimme und Reaktionen im Körper, die dich deutlich führen. Jetzt wäre es an der Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken, wie du leben willst und was du leisten kannst. Dafür würdest du deine ganze Vorstellungskraft und Arbeitsfähigkeit brauchen.
Da gibt es aber noch andere Kräfte und Motive in dir, die durch die Meinung deiner Eltern verstärkt werden. Deine Eltern scheinen der Meinung zu sein, dass du «immer» «alles» abbrichst und dass du ohne ihre Unterstützung versagen würdest. Sie wünschen wohl auch, dass du dafür dankbarer bist. Du nimmst den Elternauftrag an, sammelst alle deine Kräfte. Du zwingst dich zum Durchhalten. Es wird dir egal wie es dir geht. Und erst, wenn deine Kräfte aufgebraucht sind, merkst du, dass du «schlimmste Erlebnisse» durchgestanden hast.
Der Konflikt zwischen Elternplänen und deiner Selbstwahrnehmung hat dich erschöpft. Für eigene Entscheidungen müsstest du also lernen, eigene Pläne zu formulieren und auf deine Eltern als Ratgeber zu verzichten. Du brauchst also mehr Eigenständigkeit. Das heisst aber nicht, dass du alles allein machen musst. Sinnvoll wäre, du würdest Beratung in Anspruch nehmen. Für Ausbildung und Beruf gibt es Berufsberatung. Es geht auch nicht darum, dass du dein ganzes Leben änderst. Es kann sogar sein, dass deine Pläne, denen deiner Eltern ähneln. Aber so lange du gegen deine eigene Wahrnehmung arbeitest, setzt du deine Kraft nicht genug für deine Entwicklung ein. Für deine psychischen Belastungen wäre sicher eine Psychotherapie günstig. Auch dort ist ein guter Platz, um Selbstverantwortung zu lernen.
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