Hallo Lilli,
Ich bin 19, weiblich.
Hilft Meditation wirklich zu dir selbst zu finden? Die Person zu sein die du bist? Mehr im Moment zu leben, im Sinne von, nicht mit den Gedanken bei sich zu sein („wie wirke ich gerade, was sage ich gleich“) und stattdessen in der Situation um sich herum zu sein?
Ich habe Probleme damit. Ich kann nicht ich selbst sein, ich weiß nicht wie das geht. Ich weiß nicht mal wer ich sein soll.
Ich weiß bereits, dass es keine gute Idee ist zu versuchen wer anderes zu sein. Ich habe das jahrelang versucht, ich habe mich an Skripte und Regeln in meinem Kopf gehalten und hab mich so verloren und das in einer Zeit, in der man sich eigentlich kennenlernen sollte, statt sich von sich zu entfernen und andere zu sein versuchen. Habe ich damit etwas kaputt gemacht? Kann ich irgendwann ein authentischer, ehrlicher und respektabler Mensch sein? Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass meine unfreiwillig unsichere Art, die ich ums verrecken nicht abstellen kann, immer dazu führt, dass jeder sich über mich lustig macht, jeder der mich privat kennt, alle meine Freunde. Ich bin auch noch sehr verpeilt, was die Sache schlimmer macht und immer Angriffsfläche bietet, ich kann damit nicht umgehen. Ich wirke oft sozial leicht inkompetent und kann mich nicht gut wehren, wenn ich mich schlecht behandelt fühle.
Was kann ich tun um zu mir selbst zu finden und dort zu bleiben. Ich will endlich eine gefestigte Persönlichkeit haben, mit der ich mich wohl fühle. Ich will einfach, dass Menschen meine Meinung ernst nehmen und mich als ehrlichen, authentischen, selbstsicheren Menschen beschreiben würden.
Danke, dass ihr euch das durchlest:)
Unsere Antwort
Wir sind nicht der Meinung, dass Meditation ein sicherer Weg zur Selbstfindung ist.
Wir finden auch nicht, dass du der authentische, ehrliche und respektable Mensch in dir ein Zukunftsprojekt ist. Schau mal, ob du die Person, die du jetzt bist, soweit respektieren kannst, dass du dich mit ihr zusammen auf einen Entwicklungsweg begibst. Du wirst dich nämlich dein ganzes Leben lang weiter entwickeln und immer wieder eine Andere sein. Du wünschst dir persönliche Festigkeit und Wohlgefühl. Hast du eine Vorstellung, was eine gefestigte Persönlichkeit fühlt, denkt, wünscht und wie sie reagiert? Wenn du dir eine solche Person ausmalst, such nach mindestens drei Eigenschaften und/oder Fähigkeiten. Bleib dir gegenüber respektvoll und gestehe dir heute schon einige (mindestens drei) der Eigenschaften einer gefestigten Persönlichkeit zu. Was du noch nicht kannst, wirst du dazu lernen. Das sind deine Lernfelder. Dafür braucht es ‚Lehrpläne‘, die du selbst machen kannst. Du kannst aber auch Freund*innen, Lehrer*innen, Eltern, Verwandte und/oder Professionelle Berater*innen hinzuziehen. Wichtig ist, dass du akzeptierst, dass du dich entwickeln willst und verstehst, dass dazu das Lernen gehört.
Dann mach dich auf die Suche nach Wohlgefühl. Nur du weisst, wann und wie du dich wohl fühlst Niemand anderes darf darüber bestimmen. Es sollte also nicht so schwierig sein, Sachen zu finden, die dir Wohlgefühl bereiten. Möglicherweise stehen dir noch alte Skripte und Regeln im Weg, so dass du dir nicht erlauben kannst, deine Wohlfühl-Sachen zu machen. Erlaubnis geben wäre dann hier dein Lernfeld.
Auch deinen Wunsch, dass andere dich ernst nehmen, kannst du dir erfüllen. Das gelingt am besten, wenn du dich ganz ernsthaft darum kümmerst, dich selbst ernst zu nehmen. Dazu gehört auch, mit der ‚Verpeilten’ und den Angriffsflächen zu verhandeln . Wie kannst du diesen deinen besonderen Seiten zu Wohlgefühl verhelfen? Wenn du mit dir klar kommst, tut das Auslachen nicht mehr so weh. Du nimmst dich ernst und hast darum genug Mut für dich einzutreten. Du wirst dann merken, dass Andere das Auslachen auch nicht mehr so lustig finden.
Wenn du dir die Respekt-Arbeit mit dir selbst nicht vorstellen kannst, raten wir dir zu einer Psychotherapie, in der du deine eigene Entwicklung in den Mittelpunkt stellst.
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