Ich bin im sozialen Bereich tätig. Ich arbeite seit Jahren in dem Bereich.
Jetzt werde ich gegangen wie man so sagt. Druck wird auf mich ausgeübt, dass ich mir selbst was neues suche. Andere wurden auch schon gegangen.
Ich arbeite an dieser Stelle seit über zwei Jahren. Alles hat gut angefangen. Bis die Rahmenbedingungen immer schwerer wurden. Die psychische Belastung ist extrem hoch. Ich bin selten krank, aber der Krankenstand ist bei uns immens. Ich muss trotz Teilzeit ständig länger arbeiten. Erholungsurlaub wurde mir teilweise nicht vollständig zugestanden. Ich muss unbezahlte Pausen machen, um länger verfügbar zu sein. Selbst wenn ich mal krank bin werde ich angeschrieben wegen Arbeitsbelangen oder angerufen. Ich muss ständig die Arbeit von den kranken Kollegen zusätzlich auch noch übernehmen. Manche unserer Kliebten zeigen schon Auffälligkeiten die ich definitiv auf die Überlastung zurückführen kann.
Jetzt wird mir eingeredet ich sei emotional instabil und nicht belastbar. Weil ich im privaten ein paar krasse Veränderungen hatte. Ich persönlich finde mich resilient, trotz aller Widrigkeiten. Zum Eklat kam es, als ich wegen Überlastung einen Fehler gemacht habe. Das war an einem dieser Tage wo ich mal wieder länger arbeiten musste. Diesmal dann ohne Pause. Ich habe volle Verantwortung dafür übernommen und mich bei allen entschuldigt und mein Verhalten reflektiert. Mir wurde von meiner Vorgesetzten tatsächlich auch erst Mitgefühl ausgesprochen, weil sie die Gefährdung am Arbeitsplatz durch die Bedingungen auch erst total eingeräumt hat. Und ich naiver Weise geglaubt habe das würde vielleicht zum Anlass genommen uns zu schützen. Weil meine Vorgesetzte bringt uns sehr häufig eher in genau so eine Gefährdung, die ich dann zuerst auch sehr sachlich kritisiert habe.
Sie ist noch jung und unerfahren und ich habe oft nicht das Gefühl, dass sie wirklich gut arbeitet. Sie macht ständig Druck und lästert über Mitarbeiter. Sie hat Kompetenzen aber sie ist mit der Führung einer so großen Einrichtung ganz oft überfordert und das nervt total. Aber wie so oft, wird natürlich eher die mächtigere Person geschützt, als die kleine Mitarbeiterin. Sie macht einfach oft wirkliche Fehler. Das empfinde nicht nur ich so. Sie hat auch wirklich kein Händchen für die Angestellten, ist total überheblich. Und mischt sich sehr häufig auch in private Sachen ein und ich bekomme häufig sehr unangenehme Kommentare zu meiner Kleidung, meiner Figur und Frisur. Obwohl ich mich völlig normal kleide, manchmal figurbetont, aber alles sehr "züchtig". Wenn ich mich schminke dann dezent und keine andere Frau ist dem so krass ausgesetzt wie ich. Ich habe wirklich schon angefangen mich wie graue Maus anzuziehen, damit sie endlich Ruhe gibt, obwohl das eigentlich nicht mein Style ist.
Ich bin Single. Wenn ich mich mit einem Single Mann bei mir auf Arbeit unterhalte, dann bekomme ich dafür auch direkt bissige Kommentare, auch wenn das Gespräch über ein hey, wie geht es dir, nicht hinausgehenden ist. Besonders bei einem Kollegen, zufällig sind wir uns tatsächlich sympathisch, haben aber wirklich nur kollegial Austausch oder Smalltalk. Wir haben noch nicht einmal privat Kontakt. Ehrlich gesagt steht er überhaupt nicht auf mich. Aber sie unterstellt jeder Frau sofort eine Affäre mit ihm. Er ist einfach ein guter Gesprächspartner, soll schlimmere Kollegen geben. Kompetent finde ich ihn auch. Generell habe ich das Gefühl dass das Wir Gefühl nicht gestärkt sondern eher gestört wird, damit sich keine Leute so richtig finden können. Dabei unternehme ich mit den Frauen auf Arbeit ab und zu etwas in der Freizeit, why not. Ich wurde gezielt von dieser Person angeworben. Aber sie ist extrem manipulativ und spielt ihre Machtspielchen und unsere Geschäftsführer sagt auch noch, dass sei alles ganz normales Führungsverhalten. Ich finde wir werden null geschützt. Zumal unsere Vorgesetzte gerne vor allen anderen Feierabend macht und mir schon ganz oft Arbeiten übertragen hat, die eigentlich eher Führungsaufgabe sind um mir dann vorzuwerfen ich hätte Kompetenzen überschritten.
Ansonsten kann man mir nicht viel vorwerfen. Fachlich bin ich top, außerdem engagiert und motiviert und lerne gerne dazu und bin außerordentlich belastbar und kritikfähig und reflektiert. Kann schwierige Gespräche führen und bleibe sehr lange gelassen.
Ich persönlich möchte überhaupt nicht in eine Führungsaufgabe, nicht jetzt und in den nächsten Jahren nicht, was sie eigentlich weiß, weil mein Privatleben das nicht zulässt. Aber wenn das so weitergeht, werde ich mir definitiv eine neue Aufgabe suchen, vielleicht mit mehr Verantwortung um einfach mich dahingehend abzusichern. Weil meine eigene Sicherheit und sei es nur die mentale Gesundheit möchte ich nie wieder in die Hände anderer Leute legen, die sich völlig ohne erkennbaren Grund völlig widermenschlich verhalten. Mein Geschäftsführer macht ihr noch nicht einmal besonders Druck, was das ganze erklären könnte, sie ist einfach charakterlich total daneben.
Ich habe nur total Angst, dass ich der Sache nicht gewachsen bin und dem nicht gerecht werde. Auch wenn ich schon andere Vorgesetzte mit ähnlicher Privatsituation hatte und weiß, dass das kein Hinderungsgrund sein muss. Immerhin etwas Hoffnung.
Auf lange Sicht wäre das für meine finanzielle Situation auch besser. Und ich würde das was ich jetzt schon bereit war zu leisten wenigstens auch bezahlt bekommen. Sie sagt selbst ich hätte so viele Kompetenzen und soll mir was eigenes suchen und mich krank schreiben lassen. Ich mache noch nicht einmal Stimmung gegen sie im Team. Aber sie versucht die Kollegen gegen mich aufzuhetzen und Gruppendruck zu erzeugen. Was ihr nicht gelingt, weil das voll daneben gegangen ist und die Mitarbeiter sie dann kritisiert haben und nicht mich. Ich habe zu allen Abteilungen ein gutes Verhältnis und eigentlich bin ich recht neutral bis beliebt, bei den meisten Kollegen und der anderen Vorgesetzten. Selbst mein Geschäftsführer will mich weiterhin behalten und schriftlich habe ich nichts, was mich belastet. Weil ich wie gesagt die Verantwortung für Fehler eingeräumt habe. Ich sichere mich teilweise schon ab und bitte Kollegen als Zeugen mit in die Gespräche, dass auch ein Protokoll geführt wird, nicht, dass mir Worte im Mund verdreht werden. Ich mache den Job schon sehr lange und weiß wie ekelhaft da teilweise miteinander umgegangen wird, leider. Ausserdem ist mir dieses rumgezicke echt zu blöd. Diese Stutenbissigkeit kann ich überhaupt nicht leiden. Obwohl wir inhaltlich noch nicht einmal wirklich Differenzen haben. Eher wie die Ziele erreicht werden sollen. Eher, das ständig Missstände verschleiert statt proaktiv angegangen werden. Die Öffnungszeiten werden nie angepasst, da gäbe es aus meiner Sicht schon noch Möglichkeiten wie wir besser geschützt werden können. Von anderen Arbeitsstellen kenne ich ähnliches, nur konnte man da offen über Gefährdungsanzeige reden ohne als psychisch labil zu gelten. Um nicht dafür zu haften, habe ich das meinem Arbeitgeber auch öfter mitgeteilt, gesagt, so ich mache das jetzt nur, wenn ich nicht dafür haften muss und das war ok. Ganz ehrlich, das hat mich total entspannt zu wissen, ich bin nicht verantwortlich wenn doch wider erwarten jetzt doch was passiert. Aber solche Transparenz wünschte ich mir jetzt auch. Sie stellt auch nur unerfahrene Leute ein, keine Ahnung ob wirklich keine besseren zur Verfügung stünden. Ich bin ehrlich gesagt ausgebrannt. Eigentlich schade, weil die Arbeit genau meinen Präferenzen und Fähigkeiten entsprochen hat. Nur, dass wir Mitarbeiter nicht geschützt werden und mir das langsam zu gefährlich wird. Und ich weiß, dass es anderen genauso geht und jeder darunter leidet seinen Job dort gar nicht vernünftig ausführen zu können. Und das deshalb Fehler gemacht werden. Ich weiß sehr wohl welcher Druck auf ihr lastet, aber psychisch kommen unsere Klienten schon zu schaden. Das kann man doch nicht so hinnehmen und auch noch für gut befinden. Ich will mich beruflich auch nicht wirklich so karrieremäßig weiterentwickeln in Richtung Organisation und Verwaltung. Weil mich das nicht erfüllt, ist einfach so. Ich hätte nur gerne einen Arbeitsplatz, der mich nicht krank macht, ist doch irgendwie logisch. Ich bin nämlich ganz zufrieden mit dem was ich tue, auch wenn das jetzt nicht Prestige trächtig ist. Und ich traue mir mehr Verantwortung auch nicht zu uns bin nicht gerade eine geborene Führungskraft. Ich sehe mich da eigentlich nicht drin. Und wenn ich es tun würde, dann würde ich den Schutz der Mitarbeiter und den der Klienten zur Priorität machen. Aber wir werden häufig mit Problemen und belastenden Situationen alleine gelassen. Und ich will auch nicht immer den Kopf hinhalten. Da habe ich mir zur Berufung gemacht anderen zu helfen und umgekehrt wird uns nicht zugehört wenn wir uns überlastet fühlen. Ist doch logisch, dass sich dann erst recht Grüppchen finden aus Solidarität. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei Kollegen die dann irgendwann gegangen sind anders war. Ein Kollege ist jetzt tatsächlich arbeitslos, weil ihn das total fertig gemacht hat und er sich den Beruf jetzt überhaupt nicht mehr vorstellen kann und der jetzt keine Perspektive mehr für sich findet. Da hängen auch Existenzen dran und ich weiß nicht so recht warum da keiner reagiert obwohl es so offensichtlich ist. Andere Kollegen berichten von Schlafstörungen und von kreisenden Gedanken und einem ständigen Gefühl der Arbeit nicht mehr gerecht werden zu können, dass Gefühl den Anforderungen nicht zu genügen und versagt zu haben. Wieder wird die psychische Belastung der einzelnen Personen rangezogen. Tut mir leid , aber wir waren ja vorher nicht alle so psychisch labil. Menschen die alleinerziehende sind, so wie ich, oder einen Angehörigen pflegen werden noch viel mehr unter Druck gesetzt und uns wird ständig gesagt, dass wir gar nicht attraktiv sind als Arbeitnehmer. Weil wir so in Verantwortung stehen privat. Manche Sachen hat man sich nicht ausgesucht im Leben, ist halt so. Weil wir nicht unsere ganze Identität aus dem Job ziehen und uns abgrenzen.
Eine Kollegin war schon im Burnout nachdem unsere Vorgesetzte sie unter Druck gesetzt hat. Der Job ist auch so schon anstrengend genug und komplex, da müssen wir nicht zusätzlich noch schlecht behandelt werden. Ich ziehe mich sozial immer mehr zurück, weil mir privat dann Kraft für Freunde und Freizeit fehlt. Ich kann nur nichts anderes beruflich machen, weil ich meinen Job eigentlich sehr gerne mache.
Würdet ihr mir dazu raten doch eine Führungskraft zu werden? Oder soll ich mich völlig neu orientieren?
Die Belastung ist bestimmt noch viel höher, aber vielleicht hat man das Gefühl mehr für Untergebene erreicht zu haben und das macht bestimmt zufriedener. Weil dann kann man wenigstens versuchen die Macht sinnvoll und verantwortungsbewusst zu nutzen. So bin ich abhängig und meine Wirkung ist begrenzt. Bisschen berufliche Herausforderung mag ich schon. Aber eher als Verantwortung denn aus Gründen der Selbstdarstellung. Ich will dort arbeiten wo ich am meisten gutes bewirken kann. Und wenn ich weiterhin immer in zweiter Reihe stehe, dann werde ich auch zynisch, glaube ich.
Woher weiß man wann Zeit für den nächsten Schritt ist? Es ist nicht so, dass ich Beratung im Umgang mit diesem Konflikt mit der Person brauche, sondern wie ich das für mich lösen kann. Weil als Mensch schätze ich sie sehr, nur beruflich ist das kein Match für mich.
Unsere Antwort
Ich kann sehr gut nachempfinden, in was für einer kniffligen beruflichen Situation du dich befindest. Insbesondere weil du, wie du schreibst, die Ursachen gut erkennen kannst und gleichzeitig wenig Einfluss nehmen kannst. Ausserdem bist du als Alleinerziehende vermutlich stark auf dein Einkommen angewiesen.
Deine Frage wäre wohl in einer Laufbahnberatung am besten aufgehoben. Schau doch mal, was es da in deiner Nähe gibt.
Aus dem, was du schreibst, höre ich heraus, dass du ein gutes Auge dafür hast, auf welche Qualitäten es bei einer Führungskraft in Bezug auf Mitarbeiterführung und Arbeitsschutz ankommt. Natürlich hat eine Führungskraft daneben einige andere Aufgaben, aber es ist sicher eine Qualität die Mitarbeiterführung, und deren Gesunderhaltung nicht aus dem Blick zu verlieren.
Ich kann aus deinen Beschreibungen noch nicht erkennen, ob schonmal ein ernsthaftes Gespräch von der Mitarbeiterschaft mit der Leitung versucht wurde. Letztlich sind auch Menschen in Führungspositionen Menschen mit ihren Schwächen und Fehlern. Es gibt aber auch unter Führungskräften welche, die Lernbereitschaft zeigen und auf die Einschätzung vertrauter Mitarbeiter*innen viel Wert legen. Gibt es denn Menschen, die einen guten Draht zur aktuellen Leitung haben und darauf aufmerksam machen könnten, dass es andere Lösungsansätze braucht, sodass mehr gemeinschaftliches Agieren in eurem Betrieb etabliert werden könnte. Vielleicht könntest du darin auch eine Rolle übernehmen.
Offensichtlich spielst du mit dem Gedanken, Führungsverantwortung zu übernehmen. Es gibt einiges was dafür spricht und einiges, was dagegen spricht. Nun könnte ein erster Schritt sein, dich mehr damit zu befassen, was das dann konkret bedeuten würde. Womöglich hast du auch Lust, mal Weiterbildungen dazu zu recherchieren. Vielleicht gibt es auch Treffen von Frauen in Führungspositionen in deiner Stadt, bei denen du deine Fragen einbringen kannst. Oder hast du in deinem näheren Umfeld Menschen, in Führungspositionen, die dir etwas mehr vom Berufsalltag erzählen können? Welche Stellen würden dich interessieren? Wo werden Führungskräfte gesucht?
Schau doch nochmal, was dir noch wichtig ist, um dich entscheiden zu können. Und dann schau, wie du die Informationen zusammentragen kannst, die du für eine gute Entscheidung brauchst.
Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema