Hallo!
Wie spreche ich in einer Psychotherapie Kritik gegenüber dem Therapeuten an? Ich (w, 30) bin, seit Längerem, in einer Traumatherapie und habe das Gefühl das mich mein Therapeut zu sehr in Watte packt, aus Angst ich würde mich suizidieren. Wir brauchten lange um eine therapeutische Beziehung aufzubauen, da ich generell sehr misstrauisch gegenüber Menschen bin. Und anfänglich war es auch gut und hilfreich, dass er so vorsichtig ist. Zwischenzeitlich ging es mir schlechter und ich sprach in einer Sitzung über Suizid, ich hatte das Gefühl er war damit überfordert.
Aktuell bin ich in einer guten und stabilen Phase und würde mir wünschen, dass er mich in den Sitzungen mehr herausfordert und wir einen Schritt weiter gehen (Traumaexpo). Aber eher fühlt es sich so an, als würde er mit angezogener Handbremse therapieren. LG!
Unsere Antwort
Da du eine Traumatherapie machst, ist ja klar, dass du die belastenden Erinnerungen an deine traumatisierenden Erfahrungen bearbeiten möchtest. Dazu gehört zunächst eine Stabilisierungsphase. Als Patientin brauchst du Vertrauen in deinen Therapeuten, damit du dich sicher fühlst. Und du brauchst auch genügend wirksame Strategien für den Umgang mit Krisen. Jetzt fühlst du dich stabil und gewappnet genug, um den nächsten Schritt (Exposition) ins Auge zu fassen. Am besten sprichst du deine Wünsche offen an. Es geht dabei ja nicht um Kritik an ihm, sondern um eine Abstimmung im Arbeitsprozess. Es kann doch sein, dass dein Therapeut noch nicht verstanden hat, dass dein Lebenswille inzwischen stabiler geworden ist. Vielleicht haben ihn deine Suizidgedanken sehr beeindruckt. Vielleicht gehört eine lange Stabilisierungsphase zu seinem Konzept. Da es sich um deine persönliche Therapie handelt, solltest du deinen Prozess mit ihm besprechen. Nur wenn ihr miteinander austauscht, kannst du verstehen, warum er so lange stabilisiert. Er hört sicher gern von dir, dass du dich stabil genug für den nächsten Schritt fühlst.
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