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Frage Nr. 39664 von 06.04.2025

Liebes Team,

ich frage zum Bereich „jemanden für sich gewinnen“.

Ich habe auf einer privaten Feier eine tolle Frau kennengelernt, attraktiv, sehr intelligent, eloquent, nett und wir teilen ähnliche Werte. Wir haben Nummern getauscht und zwei Wochen später uns das erste Mal spontan zu zweit getroffen, für zwei Stunden. Danach folgte ein längeres Treffen, zwei Wochen später. Bis zum nächsten Treffen hat es eine Weile gedauert, aber das war dann auch noch länger und da stand auch nicht die Aktivität im Vordergrund, sondern das gemeinsame Reden. Da habe ich sie auch ein paar mal beim Rumwitzeln angestupst, also kurze Berührungen am Arm initiiert. Wir standen auch einmal kurz, fast angelehnt einander, sie ist nicht gewichen, aber als ich mich vorsichtig zur Seite bin, ist sie auch nicht zurückgekommen.
Das vierte Treffen war nicht ganz so exklusiv, sie hat eine Aufführung von mir besucht, aber es gab im Anschluss auch Momente wo wir für uns waren. Das fünfte Treffen war ähnlich wie das zweite. Ein guter Austausch, durchaus auch persönlich, mit Facetten aus unserer Lebensgeschichte. Aber es geht nicht drüber hinaus. Sie initiiert keine kurzen Berührungen, manchmal gibt es vllt. etwas längeren Augenkontakt. Doch habe ich, nachdem fünften Treffen das Gefühl, wir treten auf der Stelle. Es geht nicht weiter, keine Steigerung, kein Moment, wo ich mal das Gefühl habe, jetzt könnte ich sie nach einem Kuss fragen. Es gab durchaus Schritte von ihr im Initiieren oder Konkretisieren von Treffen, und auch das sie eine Aufführung von mir besucht, zeigt ja Interesse an mir. Aber es ist sehr unklar, ob es für sie denn eigentlich Dates sind. Wir schreiben auch recht regelmäßig, manchmal antwortet sie aber auch einen Tag lang nicht. Das ist nicht dramatisch, aber Anzeichen, dass sie es vllt. so romantisch sieht wie ich, also wir vllt. unterschiedliche Absichten verfolgen.
Sie hat sich neulich über ihre Identifikation mit einer Filmfigur gesprochen, sie wusste aber nicht, dass ich den Film kenne. Die Figur kann sich in der Geschichte des Films in Liebesfragen nicht entscheiden oder hat vielmehr Angst sich zu entscheiden. Das war für mich ein bisschen eine unbewusste Selbstoffenbarung. Ich vermute, dass sie meine Signale schon registriert, aber sich vmtl. unschlüssig ist und es darum nicht weiter geht. Die Soziologin Eva Illouz hat ja auch mal festgehalten, dass das Phänomen der Nicht-Wahl in Liebesfragen recht verbreitet ist. Große Auswahl und auch der Wunsch nach Autonomie stehen da einer Festlegung im Weg.

Ich stehe jetzt trotzdem vor der Frage, wie weiter? Bald ist da bei mir mehr als nur Anziehung, sondern Verliebtheit und dann wäre eine Enttäuschung noch schmerzhafter. Und ich will nicht ewig in einer Warteschleife bleiben. Ich möchte aber nicht direkt ein klärendes Gespräch, weil ich das Gefühl habe, genauso etwas könnte sie unter Druck setzten und eine Entscheidung abverlangen, und dann ist sie wohl eher beim Nein. Ich würde eher schauen, ob was von ihr noch kommt, vllt, ein Treffen noch vorschlagen, dass Nähe entstehen lassen könnte, wie ein Spaziergang und wenn da nichts von ihr kommt bzw. erwidert wird, das über den reinen Austausch hinaus geht, die Zügel loslassen. Denn wie gesagt, meine subtilen Signale (Berührungen, Fragen nach Treffen, Erwähnungen wie schön ich den Abend fand, kleinere Flirts im Chat) hat sie sicher verstanden.

Ich schreibe Euch, weil ich erst eine Beziehung erlebt, also weniger als andere in meinem Alter vmtl. und ich mir darum bei der Annäherung nicht immer so sich bin, auch wenn ich vllt. reflektiert klinge.

Unsere Antwort

Ich kann die Situation natürlich nur begrenzt einschätzen. Ich vermute, es ist sinnvoll, wenn du nochmal ein Treffen initiierst, bei dem es potenziell die Gelegenheit gibt, sich entspannt näher zu kommen. Nur darauf zu warten, ob sie dann etwas eindeutiges tut, ist allerdings ein bisschen risikoreich. Denn es kann auch gut sein, dass sie genauso unsicher ist, wie du. Vielleicht ist auch ihr nicht klar, was du möchtest. Du schreibst: "meine subtilen Signale (...) hat sie sicher verstanden". Ich kann gut nachvollziehen, dass sich das für dich alles sehr offensichtlich anfühlt, aber du kannst tatsächlich nicht wissen, ob sie das verstanden hat. Viele Menschen sind sehr vorsichtig oder unsicher, wenn es um diese Situationen geht. Du weißt nicht, welche Vorerfahrungen sie hat und was in ihrem Kopf vorgeht. Du weißt nicht, ob sie deine Signale so deutet, wie du denkst. Es kann also auch sein, dass sie sich einfach nicht traut, aktive Schritte zu gehen.
 

Daher könntest du überlegen, ob du diese Aufgabe übernehmen möchtest. Du könntest beim Treffen fragen, ob du ihre Hand nehmen darfst oder sie küssen darfst. Das kann zu einer Enttäuschung führen, aber es führt auf jeden Fall zu Klarheit und vermeidet, dass du dich später vielleicht fragst, ob es doch was hätte werden können. Letztendlich ist es aber natürlich deine Entscheidung, ob du diese Rolle übernehmen möchtest. 

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