Was will ich eigentlich von einer Beziehung? Wie finde ich die Beziehung, die zu mir passt? Wie löse ich mich von Vorstellungen, die nicht meine sind?
Wie komme ich zu eigenen Vorstellungen von Beziehungen?
Zu eigenen Vorstellungen kommst du, wenn du dir deine eigenen Gedanken über Beziehungen machst. Von dem, was du bis zum heutigen Tag gelernt hast über Beziehungen – was stimmt für dich? Und was stimmt nicht? Eigene Vorstellungen bilden sich auch, wenn du selbst Erfahrungen sammelst mit Beziehungen. Auch Freundschaften sind Beziehungen. Du wirst dich am Anfang so verhalten, wie du es von Zuhause kennst. Nach und nach entwickelst du deine eigene Art Beziehungen zu führen.
Wieso macht es Sinn, es mal auszuprobieren?
Probieren geht über Studieren. Niemand wird als Beziehungsprofi geboren. Alles, was du heute kannst, musstest du lernen – Sitzen, Laufen, Reden, allein Essen – wieso sollte ausgerechnet eine gute Beziehung führen, auf Anhieb funktionieren? Auf dem Weg zum Profi musst du Erfahrungen machen, Lösungen suchen und ausprobieren. Es spielt auch eine grosse Rolle, ob du dich damit auseinandersetzt, welche Vorstellungen und Erwartungen dein Verhalten in einer Beziehung bestimmen.
Wie bin ich zu meiner Vorstellung einer Beziehung gekommen?
Dir begegnen ständig Beziehungen – schon seit Beginn deines Lebens. All deine Erfahrungen mit Beziehungen zusammen genommen ergeben ein Bild von Beziehungen in deinem Kopf. Du hast also im Laufe deines Lebens gelernt, was eine Beziehung ist, und wie du dich in einer Beziehung verhalten sollst.
Was mache ich, wenn ich schlecht über Beziehungen denke?
Es kann sein, dass du irgendwann merkst, dass du nicht mit dem Bild einverstanden bist, das du von Beziehungen hast. Vielleicht hast du zum Beispiel gelernt: Einen Streit sitzt man einfach aus und wartet bis sich der andere von allein wieder beruhigt. Doch das bringt immer wieder Probleme. Dann empfehlen wir dir, mal zu schauen, woher deine Vorstellungen kommen und wie du lieber Beziehungen leben würdest. Zum besser Streiten haben wir ausserdem diese Tipps für dich.
Was für eine Beziehung haben mir meine Eltern vorgelebt?
Deine Eltern haben dir eine Form der Beziehung vorgelebt – selbst wenn sie getrennt leben. Wie gehen deine Eltern miteinander um? Wie treffen sie Absprachen? Wie streiten sie? Wie drücken sie ihre Liebe oder andere Gefühle füreinander aus? Gab es Momente in Freundschaften oder Liebesbeziehungen, wo du dich ähnlich verhalten hast? Versuche dich genau daran zu erinnern. Wenn du merkst, dass das intensive Gefühle bei dir auslöst oder du mit der Erinnerung allein nicht gut klarkommst, wende dich an eine Beratungsstelle.
Wie lebe ich nicht die Beziehung meiner Eltern nach?
Du kannst dich von den Beziehungsvorstellungen deiner Eltern lösen. Das erfordert allerdings etwas Disziplin. Du musst entschlossen sein, es auf deine Weise zu machen und auch wenn das erstmal schwierig oder unangenehm ist, braucht es Wiederholungen mit deiner neuen Art. Denn dein Gehirn braucht Wiederholungen, um eine neue Verhaltensweise als neue automatische Reaktion anzuerkennen. Die kann die alte Verhaltensweise ablösen, die du schon oft wiederholt hast und die deinem Gehirn sehr vertraut ist.
Wie kenne ich Beziehungen aus Filmen und Büchern?
Wie beginnt dort eine Beziehung? Wird gezeigt, wie sie weitergeht? Findest du, dass etwas fehlt? Was wird nicht gezeigt? Kannst du dir vorstellen, dass deine Beziehungen so sein werden? Bei welchen Dingen sagst du «Ja, das wird so sein», bei welchen sagst du «Nein, das wird anders sein»? Achte mal beim nächsten Film oder beim nächsten Buch darauf. Wenn es davon etwas gibt, was du richtig klasse findest, kannst du es mal ausprobieren und schauen, wie es in der Realität ankommt. So findest du nach und nach deinen Stil, Beziehungen zu führen.
Wie sind Beziehungen in meiner Kultur?
Vielleicht bist du religiös und deine Glaubensgemeinschaft hat bestimmte Vorstellungen zu Beziehungen. Vielleicht glaubst du aber auch nicht an Gott. Ganz frei von Wertvorstellungen ist dein Umfeld aber nie. Möglicherweise akzeptiert es bestimmte Beziehungsformen, andere hingegen nicht. Welche Beziehungsform ist für dich normal? Mann und Frau, die irgendwann eine Familie gründen? Welche anderen Beziehungsformen kennst du? Was ist deine Meinung zu diesen Beziehungsformen? Mit wem kannst du dich darüber austauschen?
Was passiert, wenn ich mein Umfeld über meine Beziehungsform urteilen lasse?
Wertvorstellungen können eine Orientierung bieten, aber sie können auch einengend wirken. Wenn du den Wertvorstellungen deines Umfelds entsprichst, musst du mit wenig Widerstand rechnen. Der Widerstand wird grösser, wenn du etwas tust, was sie nicht gutheissen. In einem solchen Moment musst du zu dem stehen, was du möchtest und dich davon abgrenzen, was dein Umfeld von dir erwartet. So entwickelst du ein Rückgrat und stehst für dich ein.
Welche Beziehungen kenne ich von Freunden und Verwandten?
Schau mal, wer in deinem Umfeld Beziehungen führt. Was kannst du da alles entdecken? Wie kommt eine Beziehung zustande? Wie dauerhaft ist sie? Welche Regeln gelten? Wie gehen die Menschen miteinander um? Was ist wichtig in der Beziehung? Was denkst du dazu? Was stimmt für dich und was nicht? Gibt es jemanden, mit dem du dich darüber austauschen kannst?
Inwieweit hilft es mir Beziehungen zu hinterfragen?
Bei solchen Gesprächen mit Freunden kannst du dich darauf vorbereiten, deine Vorstellung einer Beziehung in Worte zu fassen, sodass du dich auch mit einem Partner oder einer Partnerin darüber austauschen kannst und neugierig bist auf deren Vorstellungen. Du merkst auch, wenn bestimmte Vorstellungen bei dir ein «Oh je, bloss nicht» auslösen. Du kannst mit diesem Wissen über dich selbst besser dafür sorgen, dass du diese Art von Beziehung nicht führen wirst.
Wieso gehört Scheitern bei Beziehungen dazu?
Möglicherweise hast du die Vorstellung, dass Beziehungen nicht zu Ende gehen dürfen. Das könnte dazu führen, dass du in einer Beziehung verharrst, die dich eigentlich unglücklich macht, weil du glaubst, dass du nie drüber hinwegkommen würdest, wenn ihr Schluss macht. Zum Beziehung führen gehört auch, mal zu scheitern, und dann eine neue Lösung zu finden.
Wieso kann mich Scheitern weiterbringen?
Das ist wie beim Fussball. Ein Fussballprofi schiesst unglaublich oft aufs Tor und muss ganz oft feststellen, dass er nicht trifft. Aber er probiert es weiter und wird immer besser. Er weiss, dass er auf dem Weg ist und immer dazulernt. Wenn du den Weg nicht gehen willst, kommst du nie ans Ziel. Und doch ist der Weg nicht nur Mittel zum Zweck. Er macht das Ziel erst so richtig wertvoll. Trau dir den Weg ruhig zu. Es ist immer nur ein kleiner Schritt, der jetzt dran ist. Alles andere kommt zu seiner Zeit.