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Frage Nr. 28666 von 21.01.2020

Hallo,
ich (w,24) bin verunsichert. Wenn ich meine Schamhaare kurz schneide, haber ich im Alltag Schmerzen. Meine Klitoris und Vulva scheinen so empfindlich zu sein, dass sie dann von den Berührungen durch die Kleidung irgendwie überreizt werden (das trifft sowohl auf glattrasierte Haut, also auch auf das Kürzen mit einer kleinen Schere zu).
Ich schäme mich für den "Busch". Ich habe manchmal Sex im Rahmen von Freundschaft plus, und die Männer sind schon ehrlich zu mir, dass es einfach schöner ist, wenn da unten keine Haare sind. Auch meine andere männlichen Freunde habe ich so etwas schon sagen hören.
Es geht mir total schlecht deswegen, dass es wohl eklig ist, wenn ich feucht werde und dann der Ausfluss in den Haaren hängt. Ich wasche mich mehrmals täglich mit Wasser, aber das nützt ja nichts, wenn ich beim Sex feucht werde und dann ekelhaft aussehe. In letzer Zeit habe ich deshalb gar keine Lust mehr, und werde auch nicht mehr feucht. In meinem Kopf ist ja die Verbindung, dass ich dann eklig aussehe. Dem Schwanz mag das ja egal sein, aber den Augen und den Fingern wohl nicht. Sozusagen.
Ich sehe aber auch keine Möglichkeit, meine Haare zu kürzen und mich dann damit wohl zu fühlen, weil es eben immer so gereizt ist. Ich bin ohnehin so eine Empfindliche.
Ich schäme mich so, dass ich gar nicht mehr das Höschen ausziehen will und ich werde daran auch nichts ändern können, dass es den Männern nicht gefällt.
Dabei habe ich mir schon immer so gewünscht, dass jemand meine Scheide schön findet, und mir deshalb früher schon eine Intimschönheitschirurgie gewünscht.
Wie kommt man damit klar, zwar den Feministinnen- Sprech im Kopf wie ein Mantra zu sagen, dass mich die Männer schön finden sollen wie ich bin. Und andererseits zugeben zu müssen, dass ich selbst ja auch manches an Männer schöner und anderes weniger schön finde. Dass es legitim ist, wenn es den Männern eben nicht so gut gefällt, man kann ihnen ja nicht vorschreiben, wovor sie sich zu ekeln haben und wovor nicht. Und es eben doch so ist, dass ich so den Meisten Männern nicht gefalle.

Unsere Antwort

Das ist tatsächlich ein häufiges Dilemma. Wie sehr beuge ich mich gesellschaftlichen Ansprüchen? Und wie stark gewichte ich meine eigenen Vorlieben und Wünsche? Das ist vor allem dann schwierig, wenn diese nicht übereinstimmen. Das ist ein schwieriger Balance-Akt, den wir alle lernen müssen. Vor allem in jungen Jahren, so zwischen 15-25 wiegt der gesellschaftliche Druck hoch. Vor allem weil man selbst noch ein wenig auf der Suche ist und man daran ist, seine eigene Persönlichkeit und sein Selbstbewusstsein auszureifen. Je älter wir werden, desto mehr hat man so seine Position gefunden und kann diese auch besser behaupten. 

Du hast sehr schön beschrieben, welcher Prozess bei dir abgelaufen ist. Du hast zuerst gemerkt, dass dir am wohlsten ist, wenn du deine Schamhaare "natur" trägst und sie weder trimmst noch wegrasierst. Zu Beginn warst du wahrscheinlich noch ganz in Frieden mit dem Aussehen deines äusseren Geschlechts. Erst durch kritische Blicke und Bemerkungen von Männern hast du begonnen, dich mit negativen Augen zu sehen.

Nun bezeichnest du deine Vulva als möglicherweise eklig und schämst dich, dein Höschen auszuziehen. Und leider ergibt das oft eine "Self-fulfilling-prophecy": wenn du deine behaarte Vulva negativ bewertest, spürt das auch ein potentieller Geschlechtspartner und die Wahrscheinlichkeit, dass er die Haare an der Vulva ebenfalls negativ bewertet wird grösser. So ticken wir einfach.

Zum Glück funktionierts aber auch umgekehrt: je schöner du deine Vulva findest, so wie sie ist und je mehr du sie mit Selbstbewusstsein und Freude "präsentieren" kannst, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Partner von dir das ebenfalls gut findet. Und wenn nicht, ist es keine Tragödie.

Es gibt auch viele Frauen, die zum Beispiel Bärte bei Männern gar nicht mögen. Dennoch geschieht es selten, dass ein Mann sich deshalb zu schämen beginnt und sich niemals mehr einen Bart wachsen lassen würde. Lass dich also nicht verunsichern. Frauen wird zu häufig gesellschaftlich vorgeschrieben, wie sie aussehen sollen. Du wirst dich freier und sicherer fühlen, wenn es dir gelingt dir darüber klar zu werden. Du bist die einzige, die zu entscheiden hat, wo du wie viele und wie lange Haare haben möchtest.

Und je selbstverständlicher du mit deinem Körper umgehst, desto lockerer wirst du auch damit umgehen können, wenn ein Partner deine Haare mal nicht so sexy findet. Oft ist es übrigens auch Gewöhnungssache: da die Männer heutzutage meist an eine "haarfreie" Vulva gewöhnt sind, erschrecken sie vielleicht im ersten Moment beim Anblick von Haaren. Wenn du ihm dann aber gute Argumente bringen kannst, weshalb du deine Vulva so gut findest, wird er vielleicht rasch deine Sicht übernehmen und sich bestens daran gewöhnen.

Und ganz wichtig: Deine Vulva und Vagina sieht nicht nur aus, sondern sie fühlt sich auch an. Je mehr du dein Geschlecht mit wohligen Empfindungen verbindest, desto schöner wird es für dich. Dazu empfehle ich dir diese Tipps und diese Tipps.

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