Dein Körpergefühl hängt davon ab, wie gut du dich spüren kannst. Wenn du dich schlecht spürst, werden Spiegel und Waage wichtiger. Das muss nicht sein.
Der Spiegel-Stress
Manche Frauen machen sich richtig verrückt damit, dass sie sich ständig kritisch im Spiegel betrachten und dabei besonders auf die Partien achten, die ihnen nicht so gut an sich gefallen. So gefällt ihr Körper ihnen immer weniger. Oft fühlen sie sich dann auch zu dick. Viele haben Diäterfahrung, bei manchen entwickelt sich daraus eine Essstörung.
Der Körper wird im Spiegel zum Fremdkörper
Im Spiegel (oder auch auf Fotos) beobachtest du deinen Körper sozusagen von Aussen und achtest dabei weniger darauf, wie er sich von innen anfühlt. Wenn du deinen Körper weniger spürst, bewohnst ihn weniger, und möglicherweise wird er dir richtig fremd. Er wird sozusagen zum Fremdkörper. Das verunsichert dich und gibt dir das Gefühl, keine Kontrolle über deinen Körper zu haben, denn du hast sozusagen keinen inneren Massstab mehr. Der innere Masstab sagt dir, was sich gut anfühlt und was sich weniger gut anfühlt, er leitet dich dahin, eher Sachen zu tun, die sich gut anfühlen und dir und deinem Körper guttun.
Wo nicht gespürt wird, müssen äussere Massstäbe her
Wenn dieser innere Masstab fehlt, musst du dich stärker an äussere Massstäbe halten, um ein Gefühl der Kontrolle über deinen Körper zu behalten. Äussere Masstäbe sind zum Beispiel:
- die Fotos von Models in Modemagazinen
- das Aussehen deiner Freundinnen
- die Kilos, die deine Waage anzeigt
- die Kalorien, die ein Nahrungsmittel hat
- Weiblichkeitsideale
- die Meinungen deiner Freundinnen
- was du in den Medien siehst, hörst und liest
Äusseren Massstäben kannst du nicht genügen…
All diese äusseren Massstäbe haben mit dir nicht so viel zu tun. Du und dein Körper, ihr seid einzigartig, du wirst nie das Wesen, das Aussehen und den Körper einer anderen Frau haben, so sehr du das auch möchtest.
Schon gar nicht, wenn du eine Behinderung hast und dein Körper dadurch gar nicht den äusseren Massstäben entsprechen kann, die wir vorgegaukelt bekommen. Es ist nicht nötig, dich mit anderen zu vergleichen. Dein Körper ist auch mit einer Behinderung schön und einzigartig. Diese Einzigartigkeit führt auch dazu, dass du für andere Menschen interessanter bist und dich von der „Masse“ abhebst. Eine Behinderung ist nicht automatisch hässlich und unattraktiv. Sie ist auch keine Ansammlung von Dingen, die du nicht-kannst. Sie ist vielmehr eine andere Form dich zu bewegen oder auszusehen. Und anders ist nicht schlimm, oder? Nimm dir Zeit und betrachte deinen Körper möglichst neutral. Schaue, was dir an deinem Körper besonders gefällt. Und schaue auch, ob das, was du nicht schön findest, bei längerer Betrachtung gar nicht so schlimm ist.
Wie werde ich mir und meinen Bedürfnissen gerecht?
Dein Körper hat seine eigene Idealform und sein eigenes Idealgewicht. Er braucht die Bewegung, die Berührungen und die Nahrungsmittel, die für ihn ganz persönlich stimmen. Wenn du dich daher stets nur an äusseren Massstäben orientierst, wirst du nie mit dir und deinem Körper zufrieden sein, denn du wirst so einen Massstab selten erreichen. Einen Körper wie ein Model im Modemagazin kann eine richtige Frau gar nicht haben, denn die Fotos sind alle retuschiert: Die Beine werden verlängert, Hautunreinheiten werden mit dem Weichzeichner weggemacht, die Taille wird dünner gemacht, Fältchen und Speckpölsterchen werden wegretuschiert und so weiter.
Und falls du einen Massstab erreichen solltest – zum Beispiel ein bestimmtes Gewicht –, wird dir möglicherweise trotzdem etwas fehlen, denn der Massstab wird dem, was du und dein Körper wirklich brauchen, nicht gerecht: Weniger Kilos auf der Waage geben dir nicht automatisch ein besseres Körpergefühl. Du kannst aber mit anderen Methoden daran arbeiten, dass es besser wird.
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