Gefallen dir deine Brüste nicht? Denkst du, dass sie „hässlich“ oder „komisch“ aussehen oder nicht zu dir gehören? Haben sich deine Brüste sehr verändert? Musstest du aufgrund einer Krebserkrankung operative Eingriffe an deinen Brüsten vornehmen lassen? Hier erfährst du, wieso es schwerfallen kann, die eigenen Brüste schön zu finden.
Wie sehen normale Brüste aus?
Normal ist: Jede Brust sieht anders aus! Vielleicht denkst du, dass deine Brüste „komisch“ aussehen. Das tun sie nicht. Brüste können sehr viele unterschiedliche Formen und Grössen haben. Leider sieht man in Filmen und auf Fotos meist nur eine Art von Brüsten, nämlich rund, prall und symmetrisch. Das heisst, es gibt ein Schönheitsideal für Brüste. Diesem Ideal entsprechen aber wenige Menschen, denn es beinhaltet nur einen winzigen Teil der natürlichen Vielfalt von Brüsten.
Solche Fotos und Videos von Brüsten wurden meistens bearbeitet und die Personen sehen oft gar nicht wirklich so aus. Zudem sieht man, vor allem in Pornos, auch oft Brüste, die künstlich – das heisst durch Operationen – vergrössert oder verändert wurden. Normale Brüste sind sehr vielfältig. Bitte lies unseren Text Brustform und -grösse, Aussehen der Nippel: Was ist normal?
Was wir kennen, finden wir schön
Dass diese Vielfalt selten gezeigt wird, ist ein echtes Problem. Denn dadurch denken sehr viele Menschen, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Und es ist aus einem weiteren Grund ein Problem: Was wir häufig sehen, fühlt sich normal an. Und was sich normal anfühlt, gefällt uns besser. Die Forschung hat herausgefunden, dass Menschen Dinge mehr mögen, die ihnen vertrauter sind. Also auch Dinge, die sie häufiger sehen.
Deine Wahrnehmung ändert sich durch Erfahrungen
Die Bilder von Brüsten, die wir sehen, beeinflussen unsere Wahrnehmung. Vielleicht hast du das schon gemerkt: Selbst wenn wir eigentlich wissen, dass es viele verschiedene Brustformen gibt, scheint uns immer noch die am besten zu gefallen, die uns überall gezeigt wird. Das liegt daran, dass wir unsere Wahrnehmung nicht allein durch Gedanken und Wissen verändern können. Wir brauchen Erfahrungen.
Darin liegt aber auch eine Chance. Denn du hast Einfluss darauf, was du siehst. Du kannst damit beginnen, dir mehr Fotos und Abbildungen von echten Brüsten anzusehen. Es gibt zum Beispiel diese englischsprachige Website, die Fotos von vielen verschiedenen Brüsten gesammelt hat. Das zeigt, wie gross die Vielfalt ist. Vielleicht spürst du erst einmal Abneigung oder Ekel bei einigen Bildern oder findest die Brüste darauf „hässlich“. Das ist okay, denn diese Bilder sind neu für dich. Sie sind nicht vertraut, und denk daran: Was uns vertraut ist, finden wir schöner. Deshalb wirst du je mehr und je öfter du dir Bilder von Brüsten ansiehst, immer mehr das Schöne an ihnen entdecken.
Wie kann ich mit Veränderungen an meinen Brüsten umgehen?
Körper verändern sich. Das ist einfach so. Kein Körper bleibt ein Leben lang gleich. Und das bedeutet natürlich auch, dass sich deine Brüste verändern. Es gibt Ereignisse, die deine Brüste sehr schnell und stark verändern können. Zum einen ist das Schwangerschaft und Stillen. In dieser Zeit muss sich die Brust verändern. Sonst könnte sie ein Baby nicht ernähren. Es ist also eigentlich genial, dass der Körper so etwas kann. Trotzdem kann es schwer sein, sich mit der neuen Brustform anzufreunden.
Auch in der Pubertät kann die Entwicklung der Brüste ziemlich schnell gehen. Das kann erstmal verunsichern. Denn auf einmal ist dein Körper ganz anders. Vielleicht merkst du auch, dass deine Umwelt nun anders auf dich reagiert. Vielleicht findest du das toll. Vielleicht ist es dir aber auch unangenehm.
Ein weiterer häufiger Auslöser für Veränderungen an der Brust ist eine Gewichtszunahme oder -abnahme.
Und was, wenn eine Krankheit meine Brüste verändert?
Leider gibt es auch Veränderungen, die durch sehr unangenehme Erfahrungen entstehen. Zum Beispiel durch eine Krebserkrankung. Bei der Behandlung von Brustkrebs kann es nötig sein, eine oder beide Brüste zu entfernen. Das ist eine radikale Veränderung. Es ist wichtig, die Gefühle über die Veränderung wie Wut und Trauer zuzulassen. Falls du in dieser Situation bist, solltest du deine Klinik fragen, ob es ein psychoonkologisches Angebot für dich gibt. Psychoonkolog*innen sind Psycholog*innen, die sich gut auskennen mit der psychischen Verarbeitung von Krebserkrankungen. Die meisten Kliniken haben mittlerweile solche Angebote.
Welche Rolle spielt Scham?
Scham ist eines der unangenehmsten Gefühle, die es gibt. Schamgefühle wirken wie ein starkes Vergrösserungsglas. Der Fokus richtet sich immer mehr auf den vermeintlichen Makel, wie zum Beispiel das Aussehen deiner Brüste. Scham führt oft dazu, dass die betroffene Person ihren Körper nur noch mit diesen kritischen Augen anschaut. Sie denkt dann, dass dieser „Fehler“ auch jeder anderen Person sofort auffallen muss, zum Beispiel den Sexualpartner*innen. Sie zweifelt daran, wie attraktiv und liebenswert sie ist.
Wenn Menschen sich so schämen und selbst abwerten, dann ziehen sie sich häufig immer mehr zurück. Das führt oft zu einem Teufelskreis. Denn wer sich anderen nicht zeigt, kann auch keine Zuwendung oder Wertschätzung erfahren. Und selbst wenn Partner*innen sagen, dass alles in Ordnung ist, können sie ihnen vielleicht nicht glauben. Weil es sich für sie eben ganz anders anfühlt. Mitgefühl und Bestätigung durch Partner*innen sind wichtig. Aber am Ende kann sich nur die betroffene Person selbst aus diesem Teufelskreis wieder herausführen.
Was, wenn ich keine Brüste haben will?
Bitte lies dazu diesen Text.
Was kann ich tun?
Was du machen kannst, um ein besseres Verhältnis zu deinen Brüsten aufzubauen, liest du in unserem Text Wie freunde ich mich mit meinen Brüsten an?