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Frage Nr. 30007 von 03.06.2020

Vergewaltigung oder einvernehmlicher Sex? Ich bin seit 12 Jahren verheiratet. Sex ist für meinem Mann 1.Priorität in der Ehe. Mir ist die Lust vergangen ,nachdem ich merkte ,dass ich nur sexuell benutzt werde. Er liebt seltene Praktiken.Ich nicht . Das habe ich ihm öfters deutlich gesagt ,dass ich die Art von Handlung mich demütigt und ich mich dabei nicht wohl fühle,ich dass dann nur mache um den Familiefrieden . Er redet so lange ein bis ich der Sache zustimme. Oder er übt psychischen Druck aus, in dem er tagelang schmollt oder im Haus einfach nichts macht ,alles auf mich sitzen läßt. Wenn ich dann ein Wutausbruch erlebe ,empfinden es die Kinder natürlich ,dass ich die Schuldige ,Böse bin . Nun war es wieder so ,ich habe drei Tage lang deutlich "nein" gesagt ,er hat wieder versucht mich zu überreden .Nach dem Motto wie sehr er mich doch liebt und nach so viele Jahren mich immernoch will. Wenn ich es mitmache er dann im Gegenzug alles machen würde was ich bräuchte und will (Familienbesuche ,Ausflüge...) Beim Akt ,anal,mußte ich weinen.Er hat einfach weitergemacht und sagt nur "pssss..." Dann ist er still ohne ein Wort weggegangen und den Tag so beendet als wäre nichts passiert. Ist dieser Vorgang nun sexuelle Gewalt oder nicht?

Unsere Antwort

Ich sehe das so: Dein Partner ist auf bestimmte Sexualpraktiken angewiesen. Dich erregen diese Praktiken nicht. Sie scheinen sogar abstossend für dich zu sein. Wenn du gegen deine Lust und dein Begehren trotzdem mitmachst, fühlst du dich benutzt.

Warum machst du mit? Du schreibst, du machst wegen dem Familienfrieden mit. Für deine Sexualität ist das natürlich nicht zufriedenstellend. Wenn du mit deinem Mitmachen dann auch keinen Familienfrieden erreichst, wirst du dich wiederum benutzt und ausgetrickst fühlen.

Du beschreibst, dass dein Partner bittet, drängelt und fordert. Er setzt sich also sehr für seine Bedürfnisse ein, obwohl er weiss, dass seine Sexualpraktiken für dich unangenehm sind. Wenn er nicht bekommt, was er möchte, antwortet er mit strafendem Rückzug. Von einvernehmlichem Sex kann also keine Rede sein. Du gibst einfach irgendwann nach.

Lies bitte meine Antwort bis jetzt nochmal durch und überleg dir, was dein Anteil daran ist, dass du in dieser Situation bist. Ich sehe das so: Du übergehst Bedürfnisse von dir (kein Analsex), um anderen Bedürfnissen gerecht zu werden (Familienfrieden). Du lässt dich dabei von deinem Partner manipulieren (strafender Rückzug).

Ich kann dir nicht sagen, ob eure sexuellen Kontakte vor einem Gericht als Vergewaltigung beurteilt würden. Sicher ist aber, dass dein Partner seine sexuellen Interessen auf so unangenehme Weise durchsetzt, dass du sehr darunter leidest. Und dass ihm das nichts ausmacht. Das ist nicht strafbar. Es könnte aber für dich ein guter Grund sein, deine eigenen Bedürfnisse und Interessen klarer und eindeutiger zu vertreten. Und ein guter Grund, dich vom manipulativen Verhalten deines Partners nicht so beeindrucken zu lassen – so dass du nicht, wenn dir alles zu viel wird, mit einem Wutausbruch antworten musst – unter dem dann die Kinder leiden.

Um all das zu lernen, empfehle ich dir eine Begleitung. Ich rate dir zu einer Psychotherapie oder einer Beratung. Dort übst du, dich für dich selbst zu entscheiden.

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