Liebes Lilli-Team,
ich habe die Frage Nr. 34299 gestellt. Vielen Dank für eure Anregungen!
Ihr schreibt: "Nun ist es aber in einer Beziehung ganz häufig so, dass man den anderen erst für die Dinge gewinnen muss, die einem selbst gefallen."
Dazu möchte ich sagen, dass ich das über einen Zeitraum (von ca. 1 Jahr) versucht habe. Ich habe offen kommuniziert was ich mir wünsche - während des Sex und danach/davor. Ich hab das auch nicht nur mit trockenem Reden versucht sondern spielerisch. Meine Strategie war die folgende: Erst habe ich versucht den Vanilla Sex zu genießen (Vorlieben erweitern). Mehrere Monate lang. Das hat nicht geklappt. Dann habe ich euren Rat befolgt und "meinem Partner gesagt was ich beim Sex will". Ich werde später nochmal auf diesen Punkt zurückkommen. Jedenfalls habe ich inzwischen festgestellt: Mein Freund steht einfach nicht auf Kinky Sachen. Er fühlt sich unwohl dabei.
Ihr schreibt auch: "Was wäre schlimm daran, wenn er es mitmacht, weil es dir gefällt?". Ich stelle mir hier vor, es wäre andersrum. Er würde auf eine Sex Praktik stehen, die mir garnicht gefällt. Zum Beispiel wenn er darauf stehen würde angepinkelt zu werden. Nun würde ich das ihm zu liebe machen, aber ich selbst könnte es nicht genießen. Ich wäre nicht authentisch. Neben der Sexpraktik selbst ist das ja die zweite wichtige Komponente. Ich (persönlich) spüre nur Erregung, wenn ich merke dass mein Sexpartner auch Lust bei der Sache empfindet. Wenn mein Partner mich jetzt immer wieder auffordern würde ihn anzupinkeln, obwohl er merkt, dass ich das nur ihm zu Liebe mache, dann wäre das kein sehr liebevolles Verhalten.
Was kann ich nun konkret machen?
Euer Vorschlag: Ich erweitere meine Vorlieben.
Ich weiß, dass Vorlieben nicht in 100% in Stein gemeißelt sind, aber diese Vorliebe von mir fühlt sich sehr hartnäckig an...Ich möchte aber noch nicht aufgeben meine Erregungstechniken zu erweitern. Was kann ich sonst noch tun, außer die Übungstipps aus eurem Artikel "Wie komme ich mit meinen sexuellen Fantasien besser klar?" zu befolgen. Die habe ich schon ausprobiert :) Wäre es sinnvoll zu einem Sexualberater/Sexualpädagogen zu gehen?
Liebe Grüße <3
Unsere Antwort
Danke, dass du noch einmal geschrieben hast. Mir war aus deiner ersten Frage nicht klar, wie lang ihr da schon dran seid.
Was ich immer noch nicht ganz verstehe: Gab es bereits ein offenes Gespräch darüber, dass du ihm nicht glaubst, dass er nur noch mehr Zeit braucht? Bei mir entsteht der Eindruck, dass du dir ein Bild davon gemacht hast, was in seinem Kopf vorgeht und wie er sich fühlt. Dieses Bild deckt sich nicht mit seinen Worten und nicht mit deiner Beschreibung von ihm in deiner ersten Frage. Du schreibst, er ist deinen Vorlieben gegenüber sehr offen und bereit, da mit dir auszuprobieren. Ich sehe in deiner Beschreibung nicht, dass er partout nicht mitmachen möchte bei deinen Vorlieben. Ich habe auch nicht gelesen, dass er sich quält. Da war mein spontaner Gedanke eigentlich: "Glücksgriff. Mit ihm hat sie gute Chancen, ihre Vorlieben umzusetzen mit etwas Geduld." Vielleicht habe ich da ein unvollständiges Bild.
Ich gehe bei deinem Vergleich mit den Sexpraktiken nicht ganz mit. Es ist beim Sex in der Regel so: Es gibt Dinge, die der einen Person besser gefallen, oder die besser für sie funktionieren. Und es gibt Dinge, die der anderen Person besser gefallen und besser für sie funktionieren. Das ist überhaupt kein Problem, wenn das ausgewogen ist, und wenn es sich nicht um Dinge handelt, die eine Person partout nicht mag. Die Schnittmenge der allermeisten Paare wäre ausgesprochen winzig, wenn sie nur die Dinge machen, die beide unabhängig voneinander wirklich geniessen. Natürlich braucht es offene und ehrliche Gespräche darüber, wie beide den Sex empfinden. Es gibt noch einen Bereich zwischen den "No Gos" und den Dingen, die beide (jetzt schon) geniessen.
Ich finde, du bist schon auf einem guten Weg. Du bist schon viele wichtige Schritte gegangen. Du hast dich überwunden, ein sehr wichtiges Gespräch mit deinem Partner zu führen. Und du bist bereit, dich dafür einzusetzen, dass du euren gemeinsamen Sex geniesst. Ich würde da deine sexuellen Vorlieben erstmal einfach als eine Ressource sehen. Du kennst diesen Weg, der führt bei dir sicher zu sexueller Erregung. Zusätzlich ist es sicher hilfreich, wenn du beobachtest, was du körperlich eigentlich machst. Dazu empfehle ich dir unseren Text Welche Techniken genitaler Erregung gibt es?. Ich würde vermuten, dass du dich mit hoher Muskelspannung und viel Druck zum Orgasmus bringst. Ist das so? Da kannst du nach und nach mehr Lockerheit reinbringen. Wenn du lernst, dich mit mehr Körperbewegung sexuell zu erregen, entstehen auch andere Fantasien neben denen, die du schon kennst.
Ich habe dir in der ersten Antwort Ich (w) erreiche keinen Orgasmus und Schmerzen beim GV durch fehlende sexuelle Erregung verlinkt. In den Texten findest du viele hilfreiche Tipps. Da kannst du wunderbar ansetzen, um den Sex mit deinem Freund in deinem Sinne zu verändern. Mir ist noch nicht ganz klar, was du konkret getan hast, um den Vanilla Sex zu geniessen. Kannst du das genauer beschreiben?
Sicher kannst du dich bei deinem Anliegen von einer Sexualberatung begleiten lassen. Sinnvoll ist, wenn du da im Vorhinein für dich klar formulierst, bei was du dir Unterstützung wünschst.
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