Hallo liebes Lilli-Team,
Ich bin M25 und ich habe das Problem , dass ich mich beim Sex viel zu sehr selber unter Druck setze . Dies führt dann natürlich dazu das mein Sexual-Leben stark negativ beeinflusst wird. Dem liegt zugrunde, dass mein allererste Freundin sehr viel erfahrener war als ich , denn ich war zu der Zeit Jungfrau. Dadurch hat sich natürlich ein extremer Druck aufgebaut zu performen.
Der Hauptpunkt wieso ich so mit Stress zu kämpfen habe, ist meine konstante Sorge, dass mein Penis nicht hart genug ist. Mir ist zwar bewusst , dass sich der Penis auch immer weiter Richtung Orgasmus nochmal zunehmend versteift , aber in meinem Kopf habe ich dieses Bild , dass der Penis schon beim Eindringen in die Vagina "hart wie ein Stahlrohr" sein muss und sich 0% verbiegen lassen darf. Da das Eindringen ansonsten nicht funktionieren würde, da die Vagina ansonsten nicht genug nachgibt zum Eindringen. Dies führt dann natürlich dazu, dass ich konstant darüber nachdenke, dass mein Penis härter sein muss . So gerate ich natürlich in einen Kreislauf von Stress/Angst und Lustverlust.
Mir ist bewusst, dass sobald der Penis "steht", dies für die "Penetration" ausreicht. Und auch, dass es es genug Videos wie auch Spielzeug gibt, die es realistischer darstellen. Nämlich, dass auch ein Penis/Dildo, der nicht "Hart wie ein Rohr " ist ausreicht, um penetrativen Sex zu haben. Aber leider rückt dieses Bewusstsein "im Eifer des Gefechts" in den Hintergrund, weil dann wieder die Aufregung und Stress hervorkommt. Habt ihr einen Tipp für mich um entspannter zu werden, beziehungsweise ruhiger zu werden?
Liebe Grüße und danke für eure Arbeit :)
Unsere Antwort
Erst mal ist es ja gut, dass du über alles genau Bescheid weisst. Also, dass dir im Grunde genommen klar ist, dass deine Gedanken unberechtigt und deine Sorge unbegründet ist.
Ich würde dir als Erstes empfehlen, dich von der Geschichte zu verabschieden und im Jetzt zu bleiben. Es ist nicht besonders hilfreich, etwas an eine Geschichte in der Vergangenheit zu knüpfen, das gibt dem ganzen einen Hauch von Unverrückbarkeit. Ausserdem ist es nur eine Geschichte, denn wenn deine damalige Freundin keine sexuellen Erfahrungen gehabt hätte, hätte dir genau das Gleiche passieren können, einfach mit anderer Begründung.
Das andere ist, dass du dich offenbar sehr in einen Gedanken verliebt hast. Der Gedanke ist: Mein Penis muss beim Sex „hart wie ein Stahlrohr“ sein. Der Satz liebt dich aber nicht zurück. Eine unglückliche Liebe sozusagen. Nun, was machst du bei einer unglücklichen Liebe? Du kannst ihr noch jahrelang hinterherlaufen und dich dem Leiden hingeben und dich somit von deinem realen Leben distanzieren, oder du kannst dich etwas anderem zuwenden. Am Anfang muss man das willentlich machen, das ist nicht so einfach. Du musst bewusst von deiner unglücklichen Liebe wegschauen und nicht darauf warten, dass sie dir nicht mehr über den Weg läuft. Sobald also dieser Gedanke auftaucht und es dir auffällt, denke bewusst etwas anderes. Du kannst zum Beispiel denken, meine Erektion ist gut oder ich bin ein guter Liebhaber oder sonst etwas Positives. Suche dir den Satz vorher aus. Und dann denkst du den Satz bewusst. Du musst das nicht glauben, einfach nur denken. Wahrscheinlich wird danach wieder der „hart wie ein Stahlrohr“ Satz auftauchen. Du nimmst das einfach zur Kenntnis und entscheidest dich wieder dafür, deinen positiven Satz zu denken. Lass dich nicht auf eine innere Diskussion ein. Du willst den Satz nicht mehr, das reicht. Eben wie bei der Situation der unglücklichen Verliebtheit. Du siehst sie und schaust weg, drehst dich in eine andere Richtung. Oder würdest du in dem Falle lieber weiter hinschauen und zuschauen wollen, mit wem sie sich trifft? Ich hoffe nicht! Es könnte sein, dass sie sich mit „die Vagina gibt nicht nach“ trifft. Die „Vagina gibt nicht nach“ möchtest du sicher auch nicht kennenlernen. Zu erbärmlich diese „Vagina gibt nicht nach“, das ist ja offenbar eine Person, die noch nicht mal Sex haben möchte, denn sonst wäre sie einladend offen.
Ich hoffe, du verstehst, was ich dir sagen möchte. Bei dir läuft die Geschichte nur in Gedanken ab, also spiele mit deinen Gedanken. Es ist nichts fix. Du musst es einfach nur bemerken und dem etwas entgegensetzen. Du bist deinen Gedanken nicht ausgeliefert. Aber du musst mit deiner Aufmerksamkeit steuern, wohin du schaust.
Eine zusätzliche Möglichkeit ist, dich mehr auf dein Erleben im Körper zu konzentrieren. Das gelingt besonders gut, wenn du beim Sex in Bewegung bleibst, so wie wir es in unseren Infotexten beschreiben. Das heisst du schaust gerade den Film „hart wie ein Stahlrohr“ und es zieht dich da rein, weil es seit Jahren dein Lieblingsfilm ist und du jede Szene fehlerfrei nachsprechen kannst. Du kannst deine Aufmerksamkeit weg vom Film, zu deinem Körper und seinen Empfindungen lenken. Aber auch das braucht etwas Zeit und Übung, bis du das Erleben faszinierender finden wirst als den Film. Der Film hält dich im Moment davon ab, mehr zu erleben. Ähnlich wie, wenn man während man einen faszinierenden Film schaut, nebenbei was isst, ohne gross mitzubekommen, was man da eigentlich isst, wie es genau schmeckt, wie viel man isst. Wenn man mit der Aufmerksamkeit zum Essen geht, wirst du mehr den Geschmack, Geruch, Konsistenz usw. wahrnehmen.
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