Hallo nochmal,
ich bin's, die Frau von Frage 34841.
Danke zunächst für euer tolles Engagement und eure guten und ausführlichen Antworten. Ich glaube, dass ihr vielen Menschen - so wie auch mir - großartige Unterstützung gebt.
Ich bin auch nicht sicher, ob meine weitere Frage noch euer 'Ressort' ist, aber ich stelle sie jetzt trotzdem, weil ich eine neutrale Aussage brauche, wie ich die Situation bewerten soll. Nach eurer Antwort auf meine letzte Frage habe ich angefangen zu üben, wie es auf eurer Seite beschrieben ist. Leider bin ich nicht sehr oft allein, so dass ich nicht wirklich regelmäßig 'üben' kann. Auch muss ich es heimlich machen, denn ich weiß, dass mein Freund alle meine Bemühungen um ein besseres Empfinden lächerlich findet.
Ich habe auch das Buch über Konfliktlösung gelesen und versuche es anzuwenden - wenig erfolgreich.
Gestern haben wir uns ganz furchtbar gestritten.
Wir sind ziemlich schnell auf das Thema Sexualität gekommen und die Frage, weshalb ich keinen Höhepunkt habe. Er hat mir darauf vorgeworfen, ich wäre unentspannt und solle erstmal lernen mit meinem Körper zurechtzukommen. Er habe keine Lust mehr irgendwas zu machen (streicheln, küssen, lecken, was auch immer), weil es sowieso nichts bringen würde. Er würde das nicht für sich tun, sondern für mich. Als ob ich nicht merken würde, dass er gelangweilt ist. Und dann bin ich noch angespannter.
Als ich ihn daraufhin gefragt habe, wie ich mich entspannen soll, wenn er mich jedes Mal zurückweist, wenn ich seine Nähe suche, hat er gemeint, die Art wie ich auf ihn zugehe würde ihn eben nicht anmachen. Meine Frage, was er sich denn wünscht, hat beantwortet mit 'das musst du schon selbst herausfinden'. Ich muss dazu sagen, dass er insgesamt wenig Körperkontakt will: kein küssen, nicht umarmen, usw..
Dann (das führt ein bisschen weg vom Thema Sex) hat er mir noch vorgeworfen, dass mich andere Leute, die mich nicht kennen, beim ersten Treffen für komisch halten, weil ich dann oftmals recht zurückhaltend bis unsicher bin und ich soll endlich selbstbewusst sein und nicht die Gefühle anderer mit meinem Verhalten verletzen. - Meine Frage, ob er sich meiner schämt, ließ er unbeantwortet. Wahr ist, dass ich mich in kleinen Kreisen und mit vertrauten Menschen im Umfeld wohler fühle als in großen Gruppen mit lauter Fremden und das noch mehr, wenn ich dort mir selbst überlassen bin und keinen Anknüpfungspunkt habe, so wie das mit ihm oft der Fall ist, weil er es nicht mag, sich mit mir zu unterhalten, wenn andere dabei sind.
Was soll ich tun? Ich bin ganz verzweifelt, denn ich denke, dass er irgendetwas an mir mag (weil er manche Dinge für mich tut, die man nur macht, wenn man jemand mag), aber ich weiß nicht, ob wir eine Chance haben.
Danke für's Lesen und im Vorhinein für die Antwort, die Ihr (vllt) gebt.
Unsere Antwort
Vielen Dank für dein Lob. Es freut uns sehr, dass wir dich unterstützen konnten.
Mir fällt eine Sache auf, wenn ich deine Beschreibung lese: Du schreibst viel darüber, was er will. Ich habe kein klares Bild davon, was du willst. Er nimmt da sehr viel Raum ein.
Er hat seine Meinung. Und du hast deine Meinung. Er hat nicht automatisch Recht. Lass dich nicht so schnell von seiner Meinung aus dem Konzept bringen. Schau darauf, was du findest. Wenn er dir einen Vorwurf macht – hat er dann Recht? Eigentlich geht es weiterhin um das, was wir bereits in unserer Antwort auf deine Frage 34841 geschrieben haben. Es geht um Selbstverantwortung. Die braucht Zeit. Du lernst das Schritt für Schritt, wenn du für dich einstehst, statt kleinbei zu geben. Und Schritt für Schritt lernst du, dich dafür zu interessiseren, was du möchtest und dich ernst zu nehmen. Selbstverantwortung lohnt sich, denn diese Qualität brauchen wir in unglaublich vielen Situationen im Leben.
Wenn du Verantwortung für dich selbst übernimmst, kann das auch bedeuten, dass du die Beziehung beenden musst. Wie wir bereits geschrieben haben: "Falls du dich da wirklich ins Zeug legst und investierst, und du stösst bei deinem Freund trotzdem auf Granit, ist eine Trennung eine eigenständige, eigenverantwortliche Folge. Du hast dann aber garantiert hilfreiche Werkzeuge für eine nächste Beziehung entwickelt." So wie du schreibst, klingt das schon sehr so, als investierst du und stösst damit auf Granit. Lies dazu bitte auch unseren Text Wie entscheide ich mich zum Schlussmachen?
Ich könnte mir vorstellen, dass die Auseinandersetzung mit eurem Umgang miteinander und deinem Umgang mit dir selbst dich gerade ganz schön herausfordern. Es wäre kein Luxus, wenn du dir dafür Begleitung und Unterstützung suchst. Ich würde dir zu professioneller Unterstützung durch eine Beratung oder Psychotherapie raten. Denn es ist wirklich gar nicht schön, was du dir in dieser Beziehung bieten lässt. Er geht wirklich schrecklich mit dir um. Auf die Dauer schadet diese Beziehung deinem Selbstwert. Schau doch mal, welche Angebote es in deiner Nähe gibt und lass es dir durch den Kopf gehen. Du kannst uns auch wieder schreiben.
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