Guten Tag
Mein Freund leidet an einer Hypersexualität und besucht daher auch regelmässig eine Sexologin um einen Umgang mit dem Thema zu finden. Die Hypersexualität zeigt sich so das er den Drang verspürt Kontakte mit anderen Frauen zu haben „um zu schauen wie weit er gehen könnte - für den Reiz“.
Zu Körperlichkeiten ist es nie gekommen. Trotzdem verlezt mich dieses Verhalten sehr.
Ich fühle mich mit diesem Thema in der Beziehung sehr alleine. Was könnte mich entlasten? Bzw. Gibt es spezielle Informationen für betroffene Angehörige?
Unsere Antwort
Als Sexualtherapeutin kann ich mit dem Begriff "Hypersexualität" wenig anfangen. Denn der Begriff deutet darauf hin, dass das Problem ist, dass dein Freund zu sexuell ist oder zu viel Sex will. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Im Gegenteil: Es kommt nicht zu Körperlichkeiten.
Dein Freund sucht Kontakte mit anderen Frauen und holt sich da einen Kick draus. Ob das auch ein sexueller Kick ist (mit sexueller Erregung) oder nur ein emotionaler Kick (wo die sexuelle Erregung eine untergeordnete Rolle spielt), weiss ich nicht. Das Emotionale spielt auf jeden Fall eine grosse Rolle. Das ist bei dranghaft erlebter Sexualität immer so. Das Problem ist nicht ein zuviel, sondern ein zuwenig: zu wenig sexueller Genuss, zu wenig sexuelle Befriedigung. Man wird drum nicht "sexsatt".
Mein Tipp: Informiere dich über Sex-"Sucht" in diesem Text. Dort geht es eher um dranghaften Pornokonsum. Das ist egal. Es handelt sich um das gleiche Thema. Es ist wichtig, dass du verstehst, um was es hier wirklich geht. Dein Freund kann lernen, seine Sexualität auf eine Weise zu leben und zu erleben, dass er nicht ständig einen neuen Kick braucht, sondern dass er beim Sex aus sich und seinem Körper und der Begegnung mit dir eine Befriedigung zieht, so dass er wirklich "sexsatt" werden kann. Hier könnte ihm eine Sexualtherapie nach Ansatz des Sexocorporel helfen – oder auch das Buch Klappt's von Michael Sztenc.
Es wäre sinnvoll, wenn du mit deinem Freund besprichst, was du hier gelernt hast. Du könntest ihm empfehlen, das Buch zu kaufen. Oder du könntest ihm empfehlen, uns zu schreiben. Frag ihn auch, was er mit der Sexologin bespricht. Kommt er weiter mit ihr?
Dein Freund ist nicht krank, und du musst ihn nicht schonen. Sag ihm, wie sehr du leidest, und dass du dir für die Beziehung wünschst, dass er sich in seiner Sexualität so weiterentwickelt, dass er sie mit dir befriedigend erleben kann. Wichtig ist aber, dass auch er versteht, dass er nicht einfach ein Schicksal hat, sondern dass er etwas machen kann, um da rauszukommen.
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