Liebes Lilli-Team,
vielen Dank schon mal für eure tolle Seite! Sie war schon oft sehr hilfreich für mich.
Ich (w/31) habe seit ca. zwei Jahren immer wieder starken Juckreiz zwischen den kleinen und großen Schamlippen. Ich war in der Vergangenheit schon mehrmals deswegen beim Frauenarzt. Aber nie konnte etwas festgestellt werden. Bei der normalen Kontrolluntersuchung wurden auch Abstriche gemacht. Aber auch diese gaben keinen Aufschluss darüber.
Ich habe in den letzten Monaten angefangen den Juckreiz zu beobachten und habe festgestellt, dass er nie während der Periode auftritt. Dafür ist er um den Eisprung herum am schlimmsten. Nach dem Duschen oder dem Rasieren wird es immer für ein paar Stunden besser. Ich hatte das Gefühl, dass es etwas mit dem Ausfluss aus der Scheide zu tun hat. Dieser ist tatsächlich um den Eisprung viel stärker. Außerdem würde man ihn durch Duschen oder Rasieren für eine Zeitlang von der Haut entfernen.
Meine Frage ist nun, ob dies überhaupt möglich ist: Kann der Ausfluss alleine einen Juckreiz auslösen bzw. kann die Haut allergisch gegenüber dem Ausfluss reagieren?
Vielen Dank im Voraus für die Rückmeldung!
Unsere Antwort
Das ist unwahrscheinlich, dass es eine allergische Reaktion beziehungsweise einen Juckreiz auf den normalen Scheidenausfluss gibt.
Normal ist, dass der Scheidenfluss um den EIsprung herum etwas stärker, flüssiger, durchsichtiger und fädenziehender wird (ähnlich dem Eiweiss in einem frischen Ei). Dieser veränderte Ausfluss ist ein Anzeichen der fruchtbaren Phase und hilft grundsätzlich den Spermien, dass sie besser durch den Gebärmutterhals schwimmen können.
In diesem Ausfluss sind normalerweise keine Allergene enthalten, also ein Stoff, auf welchen der Körper allergisch reagieren würde.
Ich könnte mir allenfalls vorstellen, dass die Haut an deinen Geschlechtslippen etwas belastet ist. Dass sie also aus dem Gleichgewicht kippt, wenn sie zu lange im "Nassen" liegen und zu jucken beginnen. Das heisst nicht, dass es ab jetzt nie mehr feucht sein dürfte und du immer alles wegwischen solltest. Zuviel Wegwischen und Reiben kann die Geschlechtslippen eher nur noch mehr reizen. Sondern eher, dass du für eine robuste Gesundheit der Vulva-Schleimhaut sorgen könntest sowie für ein gutes Gleichgewicht in der Scheidenflora.
Die Haut kannst du robuster machen, wenn du sie regelmässig pflegst. Ich empfehle dafür ein gutes Öl, das du einmal täglich auf die Vulva aufträgst. Zum Beispiel Granatapfelöl oder Lavendelöl von Weleda. Die Scheidenflora braucht für ihr Gleichgewicht vor allem viele der "guten" Bakterien, zum Beispiel Milchsäurebakterien. Am besten unterstützt du deine guten Bakterien in Darm und Vagina mit einer Ernährung, die viel Frischkost inklusive grünem Blattgemüse und anderen Ballaststoffe enthält. Damit fütterst du die guten Bakterien. Auch fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut, Kimchi, Tempeh, Kefir, ungesüssten Joghurt oder Kombucha können deine Flora gut unterstützen. Vorübergehend könntest du zusätzlich Probiotika einnehmen, die insbesondere auch Lactobacillen (Milchsäurebakterien) enthalten.
Ich habe in meiner Praxis bei Frauen mit chronischem Juckreiz der Vulva schon einige Male erlebt, dass ein Weglassen von glutenhaltigen Nahrungsmitteln (Brot, Pasta etc.) die entscheidende Wende war, um den lästigen Juckreiz wegzukriegen. Denn bei einigen Menschen wirkt Gluten stark reizend auf die Darmschleimhaut, was zu einer Immunantwort und zu Symptomen in verschiedenen Körperregionen führen kann. Ein 3-wöchiger Versuch ohne Gluten (und eventuell auch ohne Milchprodukte) könnte sich lohnen.
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