Stell deine Frage...

Frage Nr. 37877 von 22.02.2024

Hallo liebes Lilli-Team,
Ich bin der Fragesteller aus Frage Nummer 37822 und meine Frage schließt sich auch (teilweise) an diese Frage an. Vielen Dank dafür, dass ihr meine erste Frage beantwortet habt.

Ich glaube inzwischen, dass mein Grundproblem folgendes ist: Ich bin depressiv, weswegen ich wenig Hoffnung habe, dass ich bestimmte Ziele erreichen kann, bzw. dass sie sich tatsächlich lohnen. Deswegen gehe ich kaum Dinge an und bleibe an den meisten Tagen einfach im Bett liegen. Dadurch baue ich aber natürlich auch keine Ressourcen auf bzw. mache kaum positive Erfahrungen, wodurch ich wiederum keine Motivation aufbaue, Dinge zu tun und auszuprobieren. Quasi ein Teufelskreis von mangelnder Hoffnung und mangelnder Initiative.

Ich bin bereits in Therapie (meine zweite, seit ca. einem Jahr) und nehme Citalopram (seit 2015, habe die Dosis letzten Herbst auf 40mg erhöht). Leider habe ich den Eindruck, dass beides wenig bringt. Meine Therapeutin ermahnt mich zwar jedes Mal, ich solle pünktlich ins Bett, pünktlich aufstehen, mich um meine Aufgaben kümmern (Jobsuche bspw.), aber ganz im Ernst: Das das sinnvoll wäre wusste ich auch vor der Therapie. Und das Medikament hat die Wirkung, die es Anfang 2015 hatte inzwischen auch weitgehend eingebüßt.

Was kann ich jetzt noch tun? Meine Therapeutin hat angesprochen, dass mir evtl. ein stationärer Aufenthalt helfen könnte, weil es dort eine äußere Struktur gibt, die mir Halt geben könnte, allerdings würde ich das nach Möglichkeit gerne vermeiden.

Vielen Dank für eure Antwort im Voraus.

P.S.: Hier noch ein paar Antworten auf eure Fragen die ihr in eurer Antwort gestellt habt:

1. "Warum möchtest du das eigentlich? Wenn du keine Lust hast zu malen oder zu zeichnen, warum möchtest du es dann können?"

Ich denke mir, dass es Spaß machen könnte, wenn man es gut kann. Wenn die Ergebnisse aber nicht zufriedenstellend sind, dann kann ich mir vorstellen, dass ich eher frustriert sein werde, da das Bild auf dem Blatt nicht meiner Vorstellung im Kopf entspricht. Ich habe mal Bass gespielt, da war das ähnlich. Im Allgemeinen geht es mir darum, Dinge zu können, um mich cool und selbstbewusst fühlen zu können. Ihr habt geschrieben, ich hätte hohe Erwartungen an mich selbst; das stimmt wahrscheinlich. Wie kann ich diese senken?


2. " Was machst du gerne? Was tut dir gut? Und dann mach das."

Ich habe den Eindruck, dass die Dinge, die ich gerne tue und die Dinge, die mir gut tun, verschieden voneinander sind. Ich liege gerne daheim in meinem Bett, spiele Videospiele oder surfe durch's Internet. Das läuft aber immer auf (passives) Konsumieren hinaus. Etwas Produktives kommt dabei nicht herum, also auch keine "Ressourcen". Und meine Wohnung muss ich dafür auch nicht verlassen, sodass ich auch keinen Kontakt mit anderen Leuten habe, wenn ich das tue.


3. "In dem Text [...] geht es ja vor allem um die Dinge, die dir Spass machen und die dich interessieren. Was sind diese Dinge für dich? Und gibt es vielleicht etwas, was du gerne einmal ausprobieren möchtest, einfach weil es dir Spass machen könnte? Und bei dem es ganz egal wäre, ob du es irgendwann mal so richtig gut kannst oder nicht?"

Siehe 2. Dazu: Mir fällt es sehr schwierig, Dinge einfach nur so zum Spaß zu machen. Wenn ich Andere sehe, die das Gleiche tun, dann vergliche ich mich schnell mal mit diesen Leuten. Meist fällt so ein Vergleich nicht gut aus. Kurz: Mir fällt da wirklich kaum was ein.


4. "Was magst du jetzt schon an dir? Was hast du in deinem Leben schon geschafft, worauf du so richtig stolz bist? "

Wenig. Ich habe mal auf den Rat einer Freundin hin so eine Liste angefertigt und sie an meine Zimmertür gehängt. Ich schaue sie mir allerdings selten an. Und viele Punkte darauf lassen sich leicht entwerten. Kurz: Die "Ressourcenwirkung" hier ist leider klein.


5. "[...] Vielleicht findest du es langweilig ins Fitness-Studio zu gehen, aber es gibt eine andere Sportart, die dir Spass macht?"

Gutes Beispiel: Klettern ist ganz nett. Allerdings habe ich aktuell weder das Geld, regelmäßig Klettern zu gehen, noch die Disziplin, das auch regelmäßig zu tun. Ich war letztes Jahr genau ein einziges Mal Klettern. Das war mit zwei Bekannten zusammen. Das war auch schön und wir haben uns gesagt, dass wir gerne bald mal wieder Klettern gehen würden, aber das ist jetzt mehrere Monate her. Soooo viel Spaß macht's dann anscheinend auch nicht.

(Tut mir leid für die lange Nachricht und den negativen Ton. Mir geht's in letzter Zeit halt psychisch leider nicht so gut.)

Unsere Antwort

Bei Depression wissen wir, dass Aktivität hilft. Aktivität und ein klarer Plan, was du am Tag zu tun hast. Insofern hat deine Therapeutin recht, wenn sie findet, ein stationärer Therapieaufenthalt könnte sinnvoll sein. Noch besser wäre, wenn du etwas hättest, in dem du einen Sinn sehen würdest. Eine Aufgabe, eine Arbeit, die dir einen Sinn und das Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt.

Wenn du den ganzen Tag im Bett bist – wer finanziert das? Lebst du bei deinen Eltern? Vielleicht möchtest du uns deine Lebenssituation etwas genauer schildern. Was mich auch interessieren würde: Gabs mal eine Zeit bei dir, wo du schon richtig im Leben gestanden bist? Wenn ja, was hat dich da rausgeworfen?

Jede Depression hat ihren Sinn. Frag dich was der Sinn deiner Depression wäre, wenn es einen gäbe. Wovon würde sie dich abhalten? Wovor würde sie dich schützen? 

Du schreibst, du hast hohe Erwartungen an dich. Hohe Erwartungen sind ein gutes Rezept für Frust. Wenn du sie aus dem Weg räumen willst, frag dich zuerst, woher kommen sie? Seit wann hast du sie? Wer hat sie dir vermittelt?

Du wertest dich ab. Du kannst das freilich auf die Depression schieben. Die Frage ist aber, wo das Huhn ist und wo das Ei? Gab es mal eine Phase in deinem Leben, wo du dich in dir selbst gut gefühlt hast? Wenn nicht: Wann fing das mit der Selbstabwertung an?

Möglicherweise musst du bis in die Kindheit schauen. Dann interessiert dich vielleicht dieser Text.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema