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Frage Nr. 38366 von 05.06.2024

Hallo zusammen, ich bin weiblich, 50 Jahre alt. Seit fünf Jahren führe ich eine Beziehung (seit 3 Jahren leben wir zusammen), in der es nur in der Kennlernphase (ca. 8 Wochen) zu sexuellen Interaktionen gekommen ist. Seit langer Zeit empfindet mein Partner einfach keine Lust mehr. Da ich selbst Probleme mit meinem Körper habe, kam natürlich die Frage auf, ob es am mir liegt. Was er jedoch stets verneinte. Anfang diesen Jahres habe ich dann jedoch herausgefunden, dass mein Partner online eine Affäre mit einer Person eingegangen ist. Die ganze Sache dauerte zu diesem Zeitpunkt bereits 10 Monate an. Nach eigener Aussage habe es mit der Lust auf diese andere Frau aber auch nur 4-6 Wochen angehalten (ganz ähnlich wie in unserer Beziehung). Durch die ganzen Gegebenheiten (ich habe Lust auf ihn, er hat keine Lust und mein Gedanke, dass er diese aber mit einer anderen erlebt hat und wir nicht versucht haben unsere zu finden) bringen uns in eine wirklich ungünstige Situation aus der wir nicht herausfinden. Wir wissen nicht, wie wir diesbezüglich miteinander umgehen können. Ich muss dazu sagen, dass ich relativ schüchtern bin und meine eigene Sexualität selbst nie gut kennengelernt habe. Über eine Idee, an deren Punkt wir bzw. ich ansetzen kann würde ich mich sehr freuen. Für mich sind die Gefühle, die diese Situation mit sich bringen kaum noch auszuhalten und nehmen soviel Raum ein.
Lieben Gruß

Unsere Antwort

Deine zentrale Frage ist «Warum haben wir nicht versucht unsere gemeinsame Lust zu finden?». Sie dreht sich um das sexuelle Begehren. Du schreibst, dass dein sexuelles Begehren sich auf deinen Partner richtet und du mit ihm eine sexuelle Beziehung haben möchtest. Von deinem Partner weisst du, dass er dich aktuell nicht begehrt. Er hat in einer Aussenbeziehung sein Begehren (wieder) gefunden. Aber auch da ist es nicht lange stabil geblieben, sagt er. Er hat dich mit seinem Verhalten sehr gekränkt.

Jetzt nimmt deine Eifersucht und deine Enttäuschung so viel Raum ein, dass du es fast nicht aushältst. Also wäre es doch gut, wenn du deine Gefühle klärst. Das vergangene Verhalten deines Partners ist nicht rückgängig zu machen. Könntest du das verstehen und Möglichkeiten finden, dich zu beruhigen? Manchmal hilft es, wenn der Partner sein Verhalten erklärt. Seine Einsicht, dass er dich sehr gekränkt hat, könnte auch helfen. Ebenso könnte er sein Mitgefühl für dein Leiden ausdrücken. Er müsste wohl auch glaubhaft machen, wie er zukünftige Kränkungen vermeidet. Oft ist es schwierig, solche Themen allein zu besprechen. In unserem Infotext «Konflikte: Wie bleibe ich fair?» findest du die Gründe dafür. Darum ist in solchen Fällen eine Paarberatung oder -therapie sinnvoll. Hier können die Berater*innen helfen, neue Kränkungen oder Missverständnisse zu vermeiden. Wenn du mit deinen belastenden Gefühlen umgehen kannst und dein Partner Einsicht in sein kränkendes Verhalten zeigen kann, habt ihr eine Basis für weitere Schritte. Dann könnte dein Wunsch ‚unsere gemeinsame Lust suchen‘ ein gemeinsames Projekt werden.

Am besten hilft den meisten Menschen, wenn sie sich auf ihre Eigenständigkeit besinnen können. Wenn du und deine eigenen Interessen für dich wieder wichtig werden, lässt meist Wut, Ärger und auch Traurigkeit nach. Dann kannst deine Beziehungswünsche beurteilen. Du wirst merken ob und wie du bereit bist, die Beziehung weiter zu führen.

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