Liebes Lilli-Team, herzlichen Dank für die Beantwortung der Frage 38333. Das hat mir bereits sehr geholfen!
Hoffentlich ist es in Ordnung, wenn ich ein paar Nachfragen stelle. Vielleicht habt ihr hierzu eine Einschätzung. Das würde mir helfen. Wahrscheinlich sind es Fragen eher in Richtung eures ärztlich versierten Teams.
1. Sollte ich erneute ärztliche Abklärungen erwägen? Wie beschrieben, ist das über Jahre hinweg erfolgt. Stets ohne Befunde. Fakt ist leider auch, dass die körperlichen Symptome unverändert vorhanden sind. Es bleibt die Sorge, dass hier etwas unentdeckt geblieben ist oder vllt nur im Akutzustand diagnostiziert werden kann (z.B. konnte nie ein MRT gemacht werden, während ich die Symptome hatte).
2. Werden die geschilderten Symptome eures Erachtens durch Verspannungen hervorgerufen? Also sowohl der Schwindel, die Benommenheit als auch die Kopfschmerzen - auch über die Dauer von 10 Tagen und mehr? Sind das dann "echte" Verspannungen oder im Kontext der Somatisierung quasi "eingebildete" Schmerzen / Schmerzgedächtnis? Am schwersten ist für mich in der ganzen Angelegenheit, dass ich leider noch nie ein Verständnis über die körperliche Wirkungskette erlangt haben - d.h. wo kommen die Schmerzen her, sind es Verspannungen, wenn ja, woher (Beckenboden, Rücken, Nacken, alles zusammen etc.)? Müsste ich dann nicht einfach Dehnübungen / Lockerungsübungen machen können? Oder kommen andere Dinge wie Durchblutungsstörungen, temporärer Bluthochdruck etc. in Frage. Mein Gefühl ist, dass genau dieses Nicht-Verstehen dazu führt, dass immer auch die Sorge bleibt etwas "kaputt zu machen". Und das füttert die Angst.
3. Am Tag der Selbstbefriedigung passiert es mittlerweile häufiger, dass ich abends akut Einschlafschwierigkeiten habe. So kommt es vor, dass aus dem Nichts beim Einschlafen eine starke Zuckung auftritt oder ich kur vor dem Einschlafen eine Art Adrenalin-Schub bekomme, der mich dann ebenfalls wieder hellwach macht. So liege ich teilweise stundenlang wach und habe Angst vor dem Einschlafen. Ein Teufelskreis. Habt ihr hier Tipps, wie ich den Leidensdruck reduzieren kann?
4. Sind euch geeignete Ratgeber aus der Literatur oder Kurse bekannt, die mir helfen könnten? Alle von euch genannten Techniken (Meditation, Prog. Muskelentspannung, Autogenes Training) habe ich mindestens mehrfach ausprobiert. Oft im Akutzustand. Hier dann leider ohne Effekt. Das einzige, was etwas zu helfen scheint, ist joggen. Das sorgt für temporäre Verbesserung. Am nächsten Tag können die Symptome dennoch wieder schlechter sein. Natürlich würde ich hier gerne am Ball bleiben und bestenfalls passende / spezialisierte Ratgeber nutzen.
Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir auf, wie weit sich das Thema verselbstständigt hat, mich temporär enorm belastet und wirklich viel Lebensfreude und Energie kostet. Meine ganzen Gedanken drehen sich dann darum und ich mache mir starke Vorwürfe, warum ich es nicht einfach sein lasse.
Ich bin seit über 10 Jahren dabei, mir Rat einzuholen von Psychologen und Fachärzten und probiere viel aus. Bisher leider ohne Erfolg. Ich sehe nur die Chance, hier entweder komplett auf ein Vermeidungsverhalten umzusteigen (was ich wahrscheinlich später im Leben bereue) oder weiter dran zu bleiben, nicht aufzugeben und das Thema irgendwann zu lösen. Noch will ich letzteres versuchen.
Daher erneut Danke auch für eure Gedanken und Ideen. Das ist enorm wertvoll. Danke!
Unsere Antwort
1. Du schreibst, dass du mit deinen, immer gleichen Symptomen, über die Jahre bei zig Mediziner*innen und Psycholog*innen warst. Es wurden nach deiner Aussage viele Untersuchungen gemacht, aber gar nichts gefunden. Deine Symptome sind nicht permanet vorhanden, sondern sie treten nach einem bestimmten Ereignis auf und dem ordnest du sie zu, später sind sie wieder verschwunden. Was erwartest du dir von noch mehr Untersuchungen? Ein MRT des Kopfes hat bereits 3 mal stattgefunden. Wenn es also einen gravierenden Schaden gäbe, wäre der nach 10 Jahren auf jeden Fall nachweisbar.
2. Du hast ein falsches Verständnis von Schmerzen. Schmerzen sind etwas sehr subjektives und objektiv schwer bis gar nicht zu beurteilen. Es gibt zum Beispiel Leute die Rückenschmerzen haben. Macht man ein Röntgenbild, dann sieht man, sagen wir mal degenerative Veränderungen der Wirbelsäule (also Abnutzungserscheinngen). Dann machst man ein Röntgenbild von jemanden anderem der keine Schmerzen dort hat. Man findet den gleichen Grad der Abnutzung der Wirbelsäule, er hat aber keine Schmerzen. Wer hat nun recht? Beide natürlich. Schmerzen sind nicht eingebildet. Aber sie sind schwer objektivierbar und sie sind auch nicht immer klar zu zu ordnen. In unserem Beispiel würde man, bei dem ersten sagen: ist klar, die Schmerzen kommen durch die Abnutzung an der Wirbelsäule, aber ob das tatsächlich der Grund ist, kann man, wenn man ehrlich ist, nicht eindeutig sagen. Man sucht bei Schmerzen nach einer Ursache, das ist normal und ok. Das wurde bei dir auch gemacht, man hat aber nichts gefunden, das heisst, es gibt keinen strukturellen Defekt. Trotzdem sind deine Schmerzen nicht eingebildet, denn du spürst sie ja. Du hast Schmerzen, die du nicht kontrollieren kannst, das macht dir Angst. Deshalb suchst du weiter nach strukturellen Defekten in deinem Körper, weil du denkst, dass wenn man dann etwas findet, dann könnte man es kontrollieren. Aber auch das ist ein Trugschluss. Es gibt einige Erkrankungen (die nicht auf dich zutreffen), auch wenn man die Diagnose dann weiss, kann man absolut gar nichts ändern und hat nichts unter Kontrolle.
3.+4. Ja, wie du selber richtig bemerkst, hat sich das Thema bei dir verselbständigt. Deshalb und weil es schon soviel Platz in deinem Leben einnimmt, würde ich dir raten, dir noch einmal eine*n Psychotherapeut*in zu suchen. Es wäre sehr hilfreich, dass du innerlich mit den Schmerzen arbeitest und so lernst einen gewissen Einfluss auf sie zu bekommen. Und es wäre wichtig, dass dieses Thema nicht mehr den Hauptplatz in deinem Kopf und in deinem Leben einnimmt. Und offenbar kommst du ja mit Entspannungstechniken alleine nicht weiter. Du könntest dich auch an eine Schmerzklinik oder an ein*en Schmertherapeut*in wenden.
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