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Frage Nr. 38626 von 19.08.2024

Ich beziehe mich auf die Frage/Antwort Nr. 38605 von 16.08.202. Ich habe das Gefühl gehabt, etwas falsch gemacht zu haben, da sich die ganze Schule nachher gegen sich gewendet hat, nicht nur einzelne Personen. Die Klasse hat mich ignoriert und von den anderen Schülern wurde ich persönlich oder über Facebook beleidigt. Ich wurde als dumm, dick und hässlich beschimpft und habe das Gefühl ich hätte das alles aufhalten können, wenn ich mich nicht komisch gekleidet hätte oder kommisch gewesen wäre. Ich habe mich dann auch versucht anzupassen. In der Klasse wurde es besser aber von der Schule wurde ich noch immer belächelt. Ich habe seit diesem Erlebnis Schuldgefühle und das Gefühl, dass es meine Schuld war. Es tauchen auch immer wieder Erinnerungen auf. Wie kann ich damit umgehen?

Unsere Antwort

Du kannst die Schuldgefühle nicht einfach abstellen. Schuldgefühle entstehen nämlich nicht nur, wenn du etwas Falsches tust oder andere verletzt. Leider können sie besonders lästig werden, wenn du zu Unrecht beschuldigt wirst. Dann fängst du an nachzudenken. Du fragst dich, warum dich die Anderen so behandeln. Du studierst, was du für Kleidung trägst, wie du dich verhältst, wie du auf andere wirken könntest. Und schon bis du in der Schuldgefühl-Falle gelandet. Einerseits entstehen dadurch Ideen, dass z.B. Anpassung eine Lösung sein könnte. Andererseits kannst du aber auch grundsätzlich ins Zweifeln geraten. Und wenn die mobbende Gruppe nicht aufhört, wirst du auch Angst bekommen. Schon macht sich das Schuldgefühl wieder auf die Suche nach Lösungen. Dabei ist die eine Frage: «Was kann ich tun, damit das aufhört?», immer wieder aber wird aber auch die Frage: «Habe ich vielleicht doch etwas falsch gemacht und mit meinem Verhalten das Mobbing verursacht?» auftauchen. 

Die Schuldgefühle ignorieren geht nicht, weil sie da sind und dich quälen. Du hast richtig beobachtet, dass eine mobbende Gruppe Anpassung fordert. In deiner Klasse hat deine Anpassung geklappt, weil die Schulkolleg*innen dich persönlich kennen. Sie haben offensichtlich genügend Mitgefühl, dass sie dich jetzt in Ruhe lassen. Mit der ganzen Schule bist du nicht so persönlich bekannt werden. Es steht dir eine Gruppe gegenüber, die dich nicht kennt und darum auch wenig oder kein Mitleid fühlt. Es scheint unter den Schüler*innen ein Gruppendruck entstanden zu sein. Viele machen beim Mobben mit, um dazuzugehören, weil es viele tun und weil sie selbst nicht nachdenken oder mitfühlen. Sie trauen sich auch mehr, weil sie sich in der grossen Schulgruppe verstecken können und wahrscheinlich niemals zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist leider oft so. Unserer Meinung nach ist es Aufgabe der Schule eine Anti-Mobbing-Kultur zu pflegen. Dazu gehört, dass jede*r Schüler*in wissen sollte wie sich Mobbing-Opfer fühlen. Dazu gehört auch eine Nulltoleranz gegenüber Bleidigungen, Body-Shaming und Beschimpfungen.

Dein Schuldgefühl kann vielleicht einsehen, dass eine Gruppe unter Gruppendruck Dinge tut und sagt, die falsch, verletzend und vielleicht kriminell sind. Die Schuld trägt daran jeder Einzelne der Gruppe, auch wenn niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Möglicherweise erleichtert dich diese Einsicht.

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