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Frage Nr. 38729 von 03.09.2024

Hallo liebes Lilli Team,

ich bin mir nicht sicher, ob ihr mir mit dieser Frage weiterhelfen könnt. Jetzt probiere ich es einfach Mal:

Ich bin weiblich, 22 Jahre alt und wohne bei meinen Eltern Zuhause. Das tue ich sehr gerne, weil ich meine Familie sehr liebe.
Jedoch ist es so, dass wenn ich mich mit Freunden treffen möchte, ich immer ein schlechtes Gewissen habe.
Ich habe jetzt schon Angst davor, wenn meine Eltern einmal nicht mehr da sind, daher möchte ich so viel Zeit wie möglich mit meinen Eltern verbringen.

Gleichzeitig würde ich jedoch gerne jemand kennenlernen, fürchte mich jedoch jetzt schon davor, weil dieser dann vielleicht meine Eltern meidet und ich dann im Zwiespalt, zwischen meinen Eltern und meinem z.B. Freund stehe (Diese Situation hatte ich bereits einmal. Ich war 17 und total verknallt. Meine Eltern waren jedoch dagegen).
Naja- bevor es überhaupt zu so etwas kommt, müsste ich erst einmal das Haus verlassen um jemanden kennenzulernen. Ich mochte es nie, auf Parties zu gehen, aber durch dieses Gefühl, meine Eltern im Stich zu lassen, gehe ich nicht Mal gerne Essen mit Freundinnen.

Nun meine Fragen:
- Ist es schlimm, dass ich gerne mit meinen Eltern zusammen lebe? Kann ich vielleicht etwas tun, damit das Gefühl verschwindet, dass ich sie im Stich lasse?
- Meinen Sie ich kann irgendwann doch einen Freund finden?

Vielleicht haben Sie ein paar Tipps, die Sie mir mit auf den Weg geben können.

Unsere Antwort

Zu deiner Frage: es ist überhaupt nicht schlimm, dass du deine Eltern sehr lieb hast und gern mit ihnen zusammen bist. Sie sind schliesslich deine wichtigsten Beziehungspersonen. Mir scheint eher, dass du die Erwartungen deiner Eltern sehr verinnerlicht hast. Du weisst genau, was sie sich von dir wünschen und was du besser gar nicht erst ansprichst. Das geht sehr vielen Kindern so. Durch deine Eltern hast du ein Wertesystem und Moral gelernt. Jetzt gehört es zum Erwachsenwerden, dass du die Werte zwar kennst, für dein eigenes Leben aber auch eigene Wünsche und Werte entwickelst. Das nennt man Eigenständigkeit. Manche Eltern sind froh und stolz, wenn ihre Kinder selbständig werden. Sie freuen sich über die neuen und anderen Lebensformen der «Jugend» und unterstützen die Eigenständigkeit wo sie können. Andere Eltern sind konservativer. Sie wünschen sich, dass die Kinder ähnlich denken und fühlen wie sie selbst. Sie sollen auch ihr Leben ähnlich gestalten. Dazu gehört eine Partnerwahl, die auch den Wünschen der Eltern entspricht.

Mir scheint, du steckst gerade genau in diesem Konflikt fest. Deine eigene Wahl könnte zu einem Konflikt mit deinen Eltern führen. Jetzt ist die Frage, wie löst ihr in eurer Familie Konflikte? Verhandelt ihr miteinander? Sucht ihr Kompromisse? Werden abweichende Meinungen toleriert? Oder bestraft ihr euch gegenseitig, z.B. mit Trennungsdrohungen oder Liebesentzug? Wenn Kinder eigenständig werden, sind Verhandlungen, Kompromisse und Toleranz notwendig, damit die Beziehungen zwischen den Kindern und den Eltern liebevoll weiter geführt werden können. Du hast uns ganz deutlich geschrieben, dass dir die Beziehung zu deinen Eltern sehr wichtig ist. Damit hast du eine gute Grundlage. Sag deinen Eltern, wie wichtig sie dir sind. Sag ihnen aber auch, dass die Wahl eines Partners nur deine eigene Sache ist. Du willst mit ihm dein Leben teilen. Deine Eltern haben das ganz genauso gemacht. Sie haben dich nicht gefragt.

Für Beziehungsverhandlungen haben wir das Kapitel «Wie löse ich Beziehungsprobleme?». Ich hoffe, du findest dort einige Tipps für deine Verhandlungen.

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