Warum stört es mich (w/46) wenn mein Partner 1-2 mal in der Woche ein paar Bier trinkt und dass er weiterhin raucht. Er schafft es nicht von den Kippen wegzukommen- auch wenn es schon sehr viel weniger sind. Früher hat es mich nicht gestört- mittlerweile sehe ich schon fast rot. Warum ist das so? Warum bin ich nicht mehr so relaxt wie in jüngeren Jahren… Danke euch!
Unsere Antwort
Dich beschäftigt, dass du bei deinem Partner Verhaltensweisen siehst, die du eigentlich nicht tolerieren möchtest. Sie stören dich massiv.
Warum es dich stört, kannst du am ehesten selbst beantworten. Was bedeutet es für dich, dass er Bier trinkt und raucht? Welche Eigenschaften schreibst du ihm aufgrund dessen zu? Wie würden andere Menschen darauf blicken? Würden manche es vielleicht sogar positiv bewerten? Über die Jahre hast du dir womöglich die gleiche Geschichte über deinen Partner wieder und wieder erzählt.
Entscheidend finde ich, wie du damit umgehst, was er tut. Denn dort triffst du Entscheidungen. Auch wenn sie dir vielleicht nicht direkt bewusst sind. Irgendwas machst du anders als früher.
Wenn wir uns vorstellen, jemand würde einen Film über euren Beziehungsstart drehen, welche Anweisungen würde der Regisseur der Schauspielerin geben, die dich spielt? Welche Körperhaltung nimmt sie ein, wenn ihr Partner raucht oder trinkt? Was sagt sie? In welchem Tonfall? Mit welchem Blick?
Und dann gibt es einen Zeitsprung im Film: Eure Beziehung heute. Welche Anweisungen würde er ihr heute geben?
Es ist nicht unbedingt einfach, auszuhalten, sich selbst so den Spiegel vorzuhalten. Aber es kann sehr hilfreich sein, genau hinzuschauen, wenn du eine Veränderung möchtest. Bitte schaffe dir wirklich ein Bild von den zwei Szenen, bevor du hier weiterliest. Denn entscheidend ist das, was du bei dir selbst beobachten kannst. Ich liege mit meinen Vermutungen womöglich daneben.
Ich stelle mir vor, dass sich bei dir über die Zeit eine immer grössere Anspannung eingeschlichen hat, wenn es ums Rauchen und Trinken geht. Vielleicht vor allem in den Lippen, rund um die Augen und in den Armen und Händen. Vielleicht fühlst du Wut oder Ekel.
Wir betrachten Gefühle häufig als etwas, was uns einfach passiert. Doch das alles sind Dinge, die du tust. Du spannst dich auf diese Weise an. Du kannst dich fragen, ob es für dich hilfreich ist, das zu tun. Vielleicht liegt es für dich echt nicht drin mit einem Raucher in Beziehung zu sein. Aber vielleicht möchtest du etwas dafür tun, mit diesem Raucher in einer angenehmeren Beziehung zu sein. Mir ist wichtig, dass du deinen Handlungsspielraum erkennst und wählen kannst, wie du dich verhalten möchtest.
Gibt es Dinge, die es dir leichter machen würden? Wo kannst du dich in Toleranz üben? Und wo kann er etwas dazu beitragen, dass es deine Toleranzschwelle nicht übersteigt? Könnt ihr verbindlich etwas miteinander vereinbaren wie: "Ich gönne dir das Rauchen, aber bitte rauche nicht in meiner Anwesenheit"?
Schau doch mal, wie dir diese Gedanken weiterhelfen. Du kannst uns auch wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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