Hallo liebes Team,
Ich bin [...] 26, divers (afab) und mit Vulva. Ich habe seit einer sehr starken Candida albicans Scheideninfektion im Juni, die nun langfristig durch wöchentliches Fluconazol 200mg behandelt wird, immer noch Probleme mit meiner Vulva und wiederkehrenden HWI . Der Pilz ist zuverlässig und mehrfach getestet weg, aber ich hatte dann im Juli Klebsiella aerogenes und aerococcus urinae (Antibiotika bekommen, war ein Monat gut), dann noch ein Rezidiv im August (weiß nicht welches Bakterium) und jetzt nochmal Klebsiella. Hatte nun nochmal pivmelam 400mg für 3 Tage, aber merke, dass sie jetzt nach einer Woche wiederkommt. Es beginnt eben immer damit, dass sich meine Schleimhaut an Vulva/Vestibulum Richtung Klitoris entzündet, und es dann zur Harnröhre in die Blase geht. Das passiert jetzt gerade wieder. Ich habe nach jeder Behandlung Aufbaukur mit Milchsäurebakterien gemacht und Milchsäure. Ich mache das gerade wieder und frage mich, ob ich die Aufbaukur trotz Vulva- und Blasenentzündung jetzt einfach mal ganz lange durchziehen sollte, und der Körper den Rest dann von selbst schafft? Ich habe eine Immunschwäche im Intimbereich, aber mein sonstiges Immunsystem ist eigentlich ganz gut.
Sonstige Infos:
- nehme auch orale Milchsäurebakterien
- Testogel und Gynokadin je 1 Hub
- nehme derzeit auch 3x4 angocin und Mannose sowie Vitamin C u.a.; meine Blutbilder zeigen keine Vitamin- oder Mineralstoffmangel
- Diabetes ebenfalls ausgeschlossen
- andere STD's ebenfalls ausgeschlossen
- letzter abstrich der Gyn zeigte "reichlich Enterococcus faecalis", aber habe in der Zwischenzeit schon Octenisept vaginaltherapeutikum genommen (teilweise zeitgleich zum letzten Pivmelam) und bin ja gerade im Aufbau.
Ich frage mich also zusätzlich:
- kann sich was immer da gerade passiert durch angocin, Vagisan Probioflora/Döderlein-Kapseln und Pflegecremes, viel Tee und Wärme von selbst regeln?
- können die regelmäßig gegebenen "Guten Bakterien" die schlechten verdrängen/wieder auf ihr normales Maß herunter schrauben?
- oder braucht es bei "pathogenen Keimen" immer ein Antibiotikum? Die HWIs selbst sind immer recht leicht, aber Vulva/Brennen am Harnröhrenausgang ist mitunter sehr schmerzhaft und hindert teilweise am Gehen (von sex seit Monaten ganz zu schweigen).
Unsere Antwort
Es scheint mir, dass nach den verschiedenen Antibiotika-Behandlungen deine Darm- und Vaginalflora ziemlich gelitten haben, und dass du auch deshalb anfälliger bist für die Infektionen mit den verschiedenen Keimen. Ich würde deshalb eine Aufbaukur für die Darm- und Vaginalflora machen. Zum Beispiel mit L-Glutamin und Probiotika über 4 bis 6 Wochen. Zusätzlich solltest du Präbiotika zu dir nehmen, das sind Faser- und Ballaststoffe, die die guten Darm- und Vaginalbakterien "füttern". Das kannst du einerseits mit der Ernährung machen. Du kannst im Internet nach Präbiotischen Nahrungsmitteln suchen und von denjenigen, die du gerne magst, täglich mehr essen. Du kannst zusätzlich Inulin oder Akazienfasern nehmen, das sind auch Präbiotika. Am besten lässt du dich von einer ganzheitlich arbeitenden Ärzt:in oder einem Heilpraktiker begleiten.
Spezifisch zu deinen Fragen:
Je nach Bakterium braucht es ein Antibiotikum oder nicht. Die fakultativ pathogenen Keime wie Klebsiellen brauchen nicht unbedingt ein Antibiotikum, sondern du kannst sie durch Verbesserung deiner Darm- und Vaginalflora "behandeln". Vagisan, Probiotika/Döderlein Kapseln, viel Trinken können dabei hilfreich sein.
Die Probiotika, also die "guten Bakterien" in Kapselform verdrängen die schlechten Bakterien, wirken also wie ein Platzhalter. Sie siedeln sich aber nicht langfristig dort an. Dafür braucht es eben die Präbiotika, also die Nahrungsmittel oder präbiotischen Präparate, die die guten Darmbakterien "füttern", wie oben beschrieben.
Auch Blasenentzündungen müssen nicht unbedingt mit Antibiotika behandelt werden, sondern heilen in der Regel von selbst aus. Präparate wie Angocin, D-Mannose, Canephron oder Bärentraubenblätter können dabei helfen.
Ich empfehle dir zusätzlich, deine Vulva mit einem Öl zu pflegen, damit die Haut and der Vulva und um den Harnröhreneingang gut gepflegt und dadurch belastbarer wird. Auch das schützt vor dem Eindringen von Bakterien in die Schleimhaut.
Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema